Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
ad_KrisUndDieRenai: Ad-hoc-Gruppe - Krise(n) und die Renaissance des Wohnumfelds?!
Zeit:
Montag, 23.08.2021:
14:30 - 16:30

Chair der Sitzung: Richard Bärnthaler, Wirtschaftsuniversität Wien
Chair der Sitzung: Michael Friesenecker, Universität Wien
Chair der Sitzung: Annegret Haase, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Ort: digital

Den Link zur digitalen Sitzung finden Sie nach Anmeldung zum Kongress bei Eventbrite.

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Präsentationen

Die Bedeutung von Plätzen und Parks für migrantische Jugendliche am Beispiel Zentrum Favoriten

Sigrid Kroismayr

WU Wien, Österreich

Das Zentrum Favoriten, d. h. der Bereich zwischen dem Beginn der Fußgängerzone der Favoritenstraße im 10. Bezirk bis zu ihrem Ende am Reumannplatz, ist ein äußerst dicht besiedeltes Gebiet mit einem hohen Anteil an migrantischer Bevölkerung sowie an Kindern und Jugendlichen. Das verfügbare Einkommen liegt unter dem Wiener Durchschnitt, die Arbeitslosigkeit darüber. Dies sind alles Bedingungen, die den öffentlichen Raum im Wohnumfeld als eine besonders wichtige Ressource für Heranwachsende ausweisen.

Durch die Covid-19-Pandemie wurde der Zugang zu öffentlichen (Grün-)Räumen eingeschränkt, sei es durch Ausgangsbeschränkungen, Sicherheitsabständen und den Bestimmungen über die Zahl der Haushalte, die zusammentreffen dürfen. Seit dem Ausbruch der Pandemie ist es mehrmals zu Krawallen im Untersuchungsgebiet gekommen, die trotz unterschiedlicher Ausgangslagen gemeinsam hatten, dass vor allem männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund zu den Hauptakteuren zählten.

Im Vortrag soll aufgezeigt werden, welche Rahmenbedingungen für (migrantische) Jugendliche im öffentlichen Raum im Zentrum Favoriten gegeben sind, welche Konflikte sich identifizieren lassen und wie die Covid-19-Pandemie diese Situation nochmals verändert hat.

Die vorgestellten Ergebnisse beruhen auf statistische Sekundärauswertungen sowie auf 6-10 ExpertInneninterviews mit AkteurInnen vor Ort, die in der Jugendarbeit tätig sind.



Selbstorganisiertes Wohnen als Ressource für die Nachhaltigkeitstransformation? Wie Baugruppen im Wiener Stadtentwicklungsprojekt Wildgarten gemanagt werden

Felix Butzlaff, Leonie Bleiker, Michael Deflorian, Mirijam Mock, Luise Stoisser

Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich

In den Bereichen der Stadtplanung und der Umweltgovernance gilt die Idee, dass Bürger:innen an Entscheidungsprozessen teilhaben, als Allgemeinplatz. Ein prominentes Beispiel dafür sind gemeinschaftliche Formen des Wohnens (Czische et al. 2020, Lang et al. 2020), wie etwa Baugruppen, die zunehmend in Stadtentwicklungsprojekte einbezogen werden. Soziolog:innen interpretieren die stadtplanerische Integration von Bemühungen, das Wohnumfeld selbstbestimmt zu gestalten, bisher allerdings auf unterschiedliche Weise.

In der Literatur zu Stadtentwicklung und -planung wird der Aufstieg von Baugruppen häufig als ein Wandel von Partizipationsansprüchen von Bürger:innen verstanden. Während frühere Wohnexperimente das Ziel hatten, eine utopische Vision der Gesellschaft zu präfigurieren, haben zeitgenössische Baugruppen den Ruf, auf pragmatische Weise die sozialen, ökonomischen und ökologischen Krisen von Heute zu adressieren (Tummers 2016; Scheller & Thörn 2018). Als solche könnte die zivilgesellschaftliche Selbstorganisation des Wohnumfelds vielversprechende Innovationen für die Stadtentwicklung bereithalten.

Die kritische Umweltgovernance-Forschung interpretiert die zunehmende Integration von kollaborativen Wohnformen in Stadtentwicklungsprozessen indes als einen Wandel von Regierungsformen. Partizipative Formen von städtischer Governance reflektieren demnach eine Transformation des Wohlfahrtsstaats: weg von einem keynesianischen hin zu einem neoliberalen Modell, das Bürger:innen (und damit auch Baugruppen) aktiviert und responsibilisiert (Mayer 2013; Keil 2009). Die Selbstorganisation des Wohnumfelds würde also anzeigen, dass städtische Daseinsfürsorge an zivilgesellschaftliche Akteure ausgelagert wird.

Das Ziel dieses Beitrags ist, die Plausibilität dieser beiden Linsen anhand eines empirischen Fallbeispiels, des Wiener Stadtentwicklungsprojekts Wildgarten, zu überprüfen. Die theoriegeleitete Analyse von qualitativen Interviews mit Stadtplaner:innen und Baugruppenmitgliedern zeigt, dass die selbstbestimmte Gestaltung des Wohnumfelds sowohl von veränderten Partizipationserwartungen als auch von politischer Kooptierung geprägt ist.



Platz Für Wien. Praxiserfahrung zwischen Partizipation und Emanzipation.

Rainer Stummer, Barbara Laa

Platz Für Wien, Österreich

Nach mehrmonatiger Vorbereitung wurde die Bürger*innen- Initiative “Platz Für Wien” am 23.November 2019 gegründet und ab 7.April 2020 öffentlich gemacht. In dem Zeitraum zwischen Go-Public und dem vorläufigen Zielpunkt - dem Tag der Wiener Landtagswahl am 11.Oktober 2020 - wurde durch vielseitigen Aktivismus, intensiver Medienarbeit und konfrontativem Politikkontakt eine in Wien bisher beispiellose Mobilisierung der Zivilgesellschaft erreicht, die sich durch über 57.000 Unterstützer*innen aus Bevölkerung, Politik und Medien ausdrückt.

Ziel von Platz Für Wien ist es, entgegen der in Wien vorherrschenden automobil-zentrierten Verkehrspolitik, die Vision einer klimagerechten, flächengerechten und kindgerechten Stadt durchzusetzen. Als Vorbild dienten dabei die deutschen “Radentscheide” - allen voran jener in Berlin. Platz Für Wien öffnete die Strategie dieser Protestbewegungen, um sie um Allianzen aus der weiter gefassten klima-aktivistischen, verkehrswissenschaftlichen und allgemein zivilgesellschaftlichen Sphäre zu erweitern. Es gelang die Gründung einer sowohl demokratisch legitimierten, als auch wissenschaftlich anerkannten Bürger*innen- Bewegung.

Dieser Vortrag soll erstmals einen detaillierten Einblick in die Prozesse der Organisierung der Aktivist*innen, einige der Schlüsselmomente der Konstitution der Initiative und die politischen Einsichten nach einem Jahr Klima- und Verkehrsaktivismus in Wien geben.