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Sitzungsübersicht
Sitzung
Sonder_SozKontro: Sonderveranstaltung - Soziologie kontrovers
Zeit:
Mittwoch, 25.08.2021:
11:30 - 13:30

Chair der Sitzung: Paula-Irene Villa Braslavsky, LMU München
Chair der Sitzung: André Armbruster, Universität Duisburg-Essen
Chair der Sitzung: Robert Seyfert, CAU Kiel
Ort: digital

Den Link zur digitalen Sitzung finden Sie nach Anmeldung zum Kongress bei Eventbrite.

Zusammenfassung der Sitzung

Soziologie kontrovers – Der Streit Eine Kooperation zwischen DGS Vorstand und dem Podcast ‚Der Streit‘
Prof. Dr. Robert Seyfert, Andre Armbruster, M.A. & Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky (für den DGS Vorstand)
Die postkoloniale Kritik trifft insbesondere die ‚europäisch-westliche‘ Soziologie ins Mark: Diese Soziologie habe ihre Wurzeln im Imperialismus und daher auch im Kolonialismus, insofern sei die Soziologie Bestandteil und Kind imperialer bzw. kolonialer Herrschaft. Mehr noch: Indem Soziologie und Kolonialismus mit den gleichen Kategorien und Unterscheidungen operier(t)en, man denke nur an „primitive Gesellschaften“, mache sich die Soziologie zur Komplizin von kolonialer Ausbeutung und Unterwerfung. So wie naturwissenschaftliches kann auch soziologisches Wissen niemals neutral sein, da Wissen immer mit Macht – hier imperialer Macht – verbunden sei, daher leiste die Soziologie einen Beitrag zur Aufrechterhaltung (nach-)kolonialer Abhängigkeit und Dominanz. Insofern diagnostiziert die postkoloniale Kritik, dass die Soziologie als Ganze vom Kolonialismus imprägniert sei. Dies betreffe nicht nur Grundkategorien wie ‚Moderne‘, ‚Rationalisierung‘ oder ‚Arbeit‘, sondern auch empirische Begriffe und Methoden – ganz im Sinne eines „methodologischen Nationalismus“ (Beck). Moniert wird zudem, dass das (vermeintlich) Allgemeine der Soziologie – Gesellschaft, Handlung, Struktur, Geschlecht oder Diagnosen wie Prekarisierung – faktisch eine herrschaftsförmige ideologische Universa-lisierung tatsächlich partikularer sozialer Positionen darstelle. Gefordert wird demgegenüber eine „Provinzialisierung der (deutschsprachigen) Soziologie“ (Reuter & Villa 2010), die ihre Partikularität und Standortgebundenheit reflexiv als Relationalität (Go 2012) einholt.
Gegen diese harsche Kritik des Postkolonialismus‘ wird die Soziologie als Teil des (unvollendeten) „Projekts der Moderne“ (Habermas) verstanden, womit postuliert wird, eine universale Wissenschaft vom Sozialen zu sein: Sie sei zwar Teil der modernen Gesellschaft, zugleich aber auch ihr kritisches Gegenüber. Zugestanden wird zwar, dass die Moderne eng mit kolonialer Herrschaft verbunden sei, die Kritik am soziologischen Denken jedoch einen Kategorienfehler begehe, wenn sie von der Sozialdimension umstandslos in die Sachebene springe. Insofern habe die postkoloniale Kritik eine gewisse Berechtigung, die Soziologie sei aber gleichwohl bereits jetzt in der Lage, koloniale Herrschaft und imperiale Verhältnisse angemessen zu analysieren (verwiesen wird z. B. auf von Trotha (1994), Steinmetz (2007, 2014) oder Mann (2013)). Befürchtet wird zudem, dass die Soziologie in einem problematischen Polit- oder Regionen-Relativismus ende, der wiederum die Reichweite soziologischer Gesellschafts- und die empirische Analysen unzulässig beschränke.
Beim gemeinsamen Kongress der DGS und der ÖGS in Wien steht in der Veranstaltung „Soziologie kontrovers – Der Streit“ zur Debatte, ob und inwiefern es zu einer „symbolischen Revolution“ (Bour-dieu) der Soziologie durch die postkoloniale Kritik kommen muss. Bedarf es einer „Provinzialisierung“ und „Dekolonisierung“ der Soziologie? Oder ist die Soziologie eine universale Wissenschaft, die die partikulare Sichtweise des Postkolonialismus inkorporieren kann? Gibt es schwache und starke und insofern: vermittelnde Formen von ‚Universalismus‘ und ‚Partikularismus‘; gibt es dialektische oder auf Ambivalenz zielende Perspektiven, die sich dem Entweder-oder dieser Fragen produktiv entziehen?
Im Podcast „Der Streit“ diskutieren Robert Seyfert und Andre Armbruster regelmässig neueste soziologogische Literatur. Antagonistische Rollen – der eine hasst, der eine liebt – sorgen für Kontroverse, Spannung und frischen Wind in der soziologischen Literaturbesprechung. Alle Folgen und Kontakt: http://linktr.ee/der_streit


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Präsentationen

DiskussionsteilnehmerInnen

Manuela Boatca1, Armin Nassehi2, Nikita Dhawan3, Axel Paul4

1Universität Freiburg; 2LMU München; 3Universität Frankfurt / Main; 4Universität Basel

Diese TeilnehmerInnen nehmen an der Diskussion teil



 
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