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Sitzungsübersicht
Sitzung
DISK 03: Alles eine Frage der Haltung? – verschiedene Perspektiven auf inklusive Schule im Projekt GebiS
Zeit:
Mittwoch, 02.07.2025:
16:45 - 18:15

Chair der Sitzung: Brigitte Portmann
Ort: Seminarraum 2.B30


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Präsentationen

Alles eine Frage der Haltung? – verschiedene Perspektiven auf inklusive Schule im Projekt GebiS

Chair(s): Philippe Dietiker (VSA Zürich), Brigitte Portmann (HfH Zürich, Schweiz)

Vortragende: Stefan Langenegger (Schulamt Fürstentum Lichtenstein), Susanne Bressan (Schule Niederglatt), Connie Baur (Schule Niederglatt), Ralf Richard (Schule Spreitenbach), Heike Beuschlein (PH Zürich), Brigitte Portmann (HfH Zürich)

Die Schaffung inklusiver Schulen gehört zu den aktuell herausforderndsten bildungspolitischen Zielen. Im Projekt «Gemeinsam bildungsgerechte und inklusionsorientierte Schulen gestalten (GebiS)» arbeiten Hochschulen, Volksschulämter und Schulen mit dem Ziel zusammen, Wege aufzuzeigen, wie Inklusion im Schulalltag umgesetzt werden kann. Das Projekt ist als multiprofessionelle Lerngemeinschaft von Partnerorganisationen aus Schulen, Bildungsbehörden und Hochschulen konzipiert. Durch die systematische Aufarbeitung eigener Erfahrungen sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie ein multiprofessionelles Team, bestehend aus verschiedenen Partnerorganisationen des Bildungssystems, Schulen bei ihrer inklusiven Arbeit unterstützen kann.

Die Umsetzung inklusiver Bildung erfordert ein differenziertes Zusammenspiel im Mehrebenensystem Schule: Auf der Makroebene müssen bildungspolitische und administrative Rahmenbedingungen gestaltet werden. Die Mesoebene der Einzelschule gilt als "Motor der Schulentwicklung", während auf der Mikroebene die konkrete Umsetzung im Unterricht und in weiteren schulischen Angeboten stattfindet.

Im Rahmen des Projektes GebsS waren die Teilnehmenden des Projekts im Rahmen einer Studienreise in British Columbia, Kanada. Sie waren an verschiedenen Schulen zu Besuch, haben sich mit Vertretungen der Distrikte getroffen und sich mit Dozierenden der University of British Columbia (UBC) ausgetauscht. Während im Symposium das Projekt GebiS und erste Erkenntnisse der Begleitforschung präsentiert werden, geht es im Diskussionsforum um die Erkenntnisse, welche die Teilnehmenden der Studienreise bezogen auf ihre persönlichen Fragestellungen (inquiries) mitnehmen und wie sie diese weiterbearbeitet. Im Fokus der Diskussion steht das eigene Lernen bezogen auf inklusionsorientierte Schulentwicklung und der Austausch darüber, wie das Gelernte auf welchen Ebenen des Schulsystems wirksam wird.

Eine Aussage haben die Teilnehmenden der Studienreise oft gehört und selbst gemacht haben: “Es ist eine Frage der Haltung”. Der Begriff "Haltung" wird als komplexes Konstrukt verstanden, das nicht eindeutig bestimmbar ist, verschiedene Dimensionen umfasst und eng mit Emotionen verknüpft ist. Dennoch bilden Haltungen einen Rahmen, “der den im Schulfeld handelnden Akteur:innen sowohl individuell als auch kollektiv Orientierung und Verhaltenssicherheit” (Brückel, Guerra, Kuster, Larcher, Spirig, Beuschlein 2024, 111) gibt. Bezugnehmend auf unterschiedliche Autorinnen und Autoren lassen sich vier zentrale Dimensionen von Haltung unterscheiden: Die persönliche Haltung basiert auf biografisch geprägten subjektiven Theorien und Überzeugungen, die eine individuelle Selbst- und Weltsicht hervorbringen. Die professionsbezogene Haltung entwickelt sich durch berufliche Sozialisation und kollektiv geteilte berufsbezogene Überzeugungen. Die Team-Haltung spiegelt nach Fend (2008) die kollektive Mentalität des Kollegiums wider und zeigt sich in der Ausprägung gemeinsamer pädagogischer Grundhaltungen. Der gesellschaftliche Kontext als vierte Dimension rahmt diese Haltungen durch kulturelle und institutionelle Bedingungen (vgl. ebd., 106 ff).

Diese Haltungsdimensionen sind eng mit Emotionen verknüpft, die als "prägende Kraft für das Soziale" (Scherke 2009, zit. in Brückel, Guerra, Kuster, Larcher, Spirig, Beuschlein 2024, 112) wesentlich beeinflussen, wie Veränderungsprozesse wahrgenommen und umgesetzt werden. Positive Emotionen erweitern dabei das Handlungsrepertoire und erhöhen die Bereitschaft für Veränderungen, während negative Emotionen wie Angst oder Ärger zu Widerstand oder Rückzug führen können (vgl. Ebd.).

Zentrale Fragen sind: Was verstehen wir unter einer inklusiven Haltung? Wie werden Haltungen durch das Zusammenspiel von persönlichen, professionellen und institutionellen Faktoren geprägt? Wie können positive Emotionen als Treiber für Veränderung genutzt und negative Emotionen konstruktiv aufgegriffen werden? Wie können Haltungen einzelner Personen, eines Schulteams oder eines ganzen Systems nachhaltig in Richtung Inklusion entwickelt werden?

Diese Fragen werden im Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Kantone und Systemebenen diskutiert. Dabei wird berücksichtigt, dass die verschiedenen Akteure im Bildungssystem unterschiedlichen Handlungslogiken folgen - von der politischen Machbarkeit über administrative Rationalität bis zur pädagogischen Sinnhaftigkeit. Das Diskussionsforum bietet Raum, die Erfahrungen aus Kanada mit den Schweizer Kontextbedingungen zu verknüpfen und daraus Impulse für die Weiterentwicklung inklusiver Bildung abzuleiten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Frage, wie das Zusammenspiel von Haltungen, Emotionen und strukturellen Bedingungen gestaltet werden kann, um Inklusion im Schulalltag nachhaltig zu verankern.



 
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