Sitzung | ||
SESSION 47: Schulisches Lernen im Kontext von Migration und kultureller Diversität
| ||
Präsentationen | ||
Immigrant Children in India and Switzerland – a presentation of the ICHIS-study 1Pädagogische Hochschule Luzern, Schweiz; 2Banaras Hindu University, Varanasi, India The terms on which the integration of new generations of immigrants into Indian and Swiss society happens will have a decisive influence in the future of both countries. However, promoting inclusive and diversity-sensitive acculturation conditions which foster immigrant children’s psychological adaptation and school adjustment remains a significant challenge for educational policy. According to Zick (2010), acculturation begins "when people leave places, visit a new cultural environment, encounter it and deal with this new world on the basis of their origins and the challenges of the new environment" (p. 19). Despite a long-standing tradition of acculturation research within cross-cultural psychology (Bano, Mishra & Tripathi, 2018; Berry, Lepshokova, MIRIPS Collaboration & Grigoryev, 2021; Haenni Hoti, Wolfgramm, Müller, Heinzmann & Buholzer, 2019), there is a lack of internationally comparative studies that focus not on individual attitudes towards acculturation, but on the context of acculturation, which allow us to differentiate between transnational and country-specific contextual influencing factors and focus on the perspective of schoolchildren. Our research project is based on these premises. It investigates the influence of the school context on the acculturation of elementary school children, immigrants and native-born, with the aim of identifying factors that have a positive impact on their psychological adaptation (self-esteem, life satisfaction), physical and mental health and their satisfaction with school. Concerning the school context, school-structural factors such as school facilities, psycho-social and therapeutic programs, number of children in the class, leisure activities offered by the school as well as process-related factors such as quality of the teacher-student relationship and quality of the student-student relationship are of interest. To explain the target variables, the student questionnaire also includes various demographic variables such as gender, age, migration background, nationality, religious affiliation, religiosity, number of books and household equipment at home, which cover key aspects of diversity within a school class (Georgi, 2020; Mantel, Aepli, Büzberger, Dober, Hubli, Krummenacher, Müller & Puškaric, 2019). This serves to explore the intersectional interplay of demographic factors, whereby children's religiosity is also included in the analysis alongside gender, migration history and educational resources (Huber, Ackert & Scheiblich, 2020; Moore, Gomez-Garibello, Bosacki & Talwar, 2016). Previous studies in the Swiss context point to the need to conceptualize the dimension of 'religious affiliation/religiosity' as an interdependent category (Gasser, 2023) within intersectionally oriented school and acculturation research in addition to the 'big three', as it is interwoven with various dimensions of diversity and discrimination. The study is called ICHIS (Immigrant Children in India and Switzerland) and is funded by the Swiss National Science Foundation as part of the research cooperation between the two countries (Indo-Swiss Joint Research Programme). In a first step, the conceptual foundations were jointly developed by the research partners in India and Switzerland. The integrative risk and resilience model to explain acculturation by Suárez-Orozco, Motti-Stefanidi, Marks and Katsiaficas (2018) was adapted and further developed to generate the theoretical framework for the research project. In winter/spring 2024/25, the data is collected using a questionnaire for students and a questionnaire for their class teachers. The sample of the main study comprises children of n=130 primary school classes of the fifth and sixth grade from north/northeastern India and central Switzerland as well as their class teachers. During the presentation, the project will be introduced, and the theoretical foundations and selected research instruments will be presented and discussed with the participants. Schüler:innen-Lehrpersonen-Beziehungen: Eine Vergleichsstudie aus den USA und der Schweiz University of California San Diego, USA Theoretischer Hintergrund und Fragestellung Hochwertige Beziehungen zwischen Lehrpersonen und Schüler:innen sind mit besseren schulischen Leistungen, Ansehen bei Gleichaltrigen, Zugehörigkeitsgefühl, sowie weniger störendem Verhalten verbunden (Autorin, 2023;Chiu et al., 2012; Poling et al., 2022). Insbesondere Schüler:innen mit Migrationshintergrund sowie fremdsprachige Schüler:innen profitieren von positiven Beziehungen zu Lehrpersonen (Archambault et al., 2024). Daher konzentriert sich diese länderübergreifende Fallstudie auf die Perspektiven von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den USA und der Schweiz, um zu verstehen, wie diese Schüler:innen ihre Beziehungen zu Lehrpersonen wahrnehmen und welche Faktoren diese beeinflussen. Dadurch bietet diese Studie wertvolle Einblicke für das diesjährige Konferenzthema «Bildung in einer diversen und komplexen Welt.» Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie beschreiben Schüler:innen mit Migrationshintergrund ihre Beziehungen zu Lehrpersonen? Design und Methode Für diese Studie interviewte ich 22 Jugendliche mit Migrationshintergrund drei- bis viermal (insgesamt 41 Stunden). Die Schüler:innen waren zwischen elf und 15 Jahre alt, 14 besuchten zwei “middle schools” in den USA, und acht besuchten eine Oberstufe in der Schweiz. In den Interviews wurden unter anderem ihre sozialen Netzwerke thematisiert, die Qualität der Beziehungen zu Lehrkpersonen und die Gründe, warum sie Unterstützung durch Lehrpersonen suchten. Zur Triangulation habe ich 15 Lehrpersonen und Schulleitungen interviewt (insgesamt 12 Stunden). Die Interviews wurden qualitativ kodiert, unterschiedliche Perspektiven trianguliert (z.B. von Schüler:innen, Lehrpersonen und Schulleitungen), und “member checks” mit allen Teilnehmenden durchgeführt (Merriam & Tisdell, 2016). Für die fall- und länderübergreifenden Analysen erstellte ich zuerst detaillierte Fallbeschreibungen für alle drei Schulen, bevor ich die Ergebnisse der beiden US-Schulen verglich, kombinierte und schliesslich länder-vergleichende Analysen der US- und Schweizer Daten durchführte (Phillips & Schweisfurth, 2014). Resultate Die Teilnehmer beschrieben, warum sie Unterstützung von ihren Lehrpersonen suchten. Diese Gründe konnten als (a) unterstützende und (b) hemmende Faktoren für positive Schüler:innen-Lehrpersonen-Beziehungen kategorisiert werden. Unterstützende Faktoren: In beiden Kontexten nannten die Schüler:innen ähnliche Merkmale, die sie an Lehrpersonen schätzten, mit denen sie qualitativ hochwertige Beziehungen pflegten: (a) guter Unterricht, (b) zuverlässige Unterstützung und Fürsorge, (c) institutionelles Vertrauen (z. B. Klarheit der Rollen, explizite Vertraulichkeit) und (d) Akzeptanz und Respekt für die Jugendlichen. Dennoch zeigten sich Unterschiede, die auf die verschiedenen institutionellen und gesellschaftlichen Kontexte zurückzuführen waren. So wurde zwar in beiden Kontexten die Bedeutung von Fürsorge hervorgehoben, die Art und Weise, wie diese jedoch zum Ausdruck kam, unterschied sich zwischen der Schweiz und den USA. Strukturen auf nationaler bis institutioneller Ebene (z. B. Schulklima, Bildungssystem) beeinflussten die Rollen der Lehrpersonen und die Bedürfnisse der Schüler:innen. Diese Strukturen prägten, wie Lehrpersonen Unterstützung und Fürsorge bieten konnten. Interviews mit Lehrpersonen und Schulleitungen bestätigten diese Unterschiede. Zum Beispiel konnten Schüler:innen in den USA ihre Lehrpersonen ausserhalb der Arbeitszeiten nicht kontaktieren, während Schüler:innen in der Schweiz diese Möglichkeit hatten, und Schulen in den USA dienten teilweise der Ernährungssicherung, was in der Schweiz nicht notwendig war. Hemmende Faktoren: Einige Schüler:innen fühlten sich von bestimmten Lehrpersonen aufgrund ihres Migrationshintergrunds, ihrer Sprachkenntnisse oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit nicht akzeptiert. Diskriminierungserfahrungen oder die Beobachtung von diskriminierendem Verhalten seitens Lehrpersonen führten dazu, dass die Schüler:innen die Beziehungen zu diesen Lehrpersonen als negativ wahrnahmen und deshalb auch deren Unterstützung nicht in Anspruch nahmen oder einforderten. Dieses Thema trat ausschliesslich im schweizerischen Kontext auf. Bedeutung für die Forschung Diese Studie betont die Bedeutung von multikultureller Kompetenzen und antirassistischer Einstellungen für die Förderung positiver Schüler:innen-Lehrpersonen-Beziehungen mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund (Ialuna et al., 2024). Magno und Kolleginnen (2024) zeigten auf, dass Schweizer Lehrpersonen auf Fragen der Vielfalt und Gerechtigkeit unzureichend vorbereitet sind. Dieser Beitrag baut auf dieser Studie auf und liefert empirische Belege aus der Sicht von Schüler:innen. Akkulturationsbedingungen in der Schule und ihr Einfluss auf die Schulzufriedenheit von Primarschulkindern mit Migrationshintergrund 1Pädagogische Hochschule Luzern, Schweiz; 2Banaras Hindu University Varanasi, India Schulen sind insbesondere in urbanen Gebieten geprägt von sprachlicher und kultureller Vielfalt. Der Lehrplan 21 trägt diesem Sachverhalt Rechnung und sieht unter den überfachlichen Kompetenzen vor, dass Schüler:innen in der Schule den Umgang mit Diversität erlernen, Vielfalt als Bereicherung erfahren und Gleichberechtigung mittragen sollen. Folglich stellt die Schule eine wichtige Sozialisationsinstanz dar, um Kinder und Jugendliche durch den Aufbau (trans-)kultureller Kompetenzen und diskriminierungskritischer Haltungen auf eine Zukunft in einer diversen Gesellschaft vorzubereiten. |