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SYMP 29: Schulisches Wohlbefinden im Fokus: Perspektiven auf Schulteams, Lehrpersonen und angehende Lehrpersonen
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Schulisches Wohlbefinden im Fokus: Perspektiven auf Schulteams, Lehrpersonen und angehende Lehrpersonen HINTERGRUND: Das Wohlbefinden von Schulteams und Lehrpersonen steht zunehmend im Fokus wissenschaftlicher und bildungspolitischer Diskussionen. Obwohl der Lehrberuf als äusserst bereichernd wahrgenommen werden kann, sind Lehrpersonen auch mit hohen Anforderungen konfrontiert wie beispielsweise intensiver Arbeitsbelastung, Störungen im Klassenzimmer oder Konflikten mit Erziehungsberechtigten. Das Wohlbefinden von Lehrpersonen spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität im Beruf und die Qualität des Unterrichts. Lehrpersonen mit höherem Wohlbefinden haben weniger Fehlzeiten ein geringeres Burnout-Risiko und zeigen eine geringere Neigung, den Beruf aufzugeben. Umgekehrt hängt niedriges Wohlbefinden der Lehrpersonen negativ mit der Unterrichtsqualität sowie dem Wohlbefinden und der Schulleistungsentwicklung der Schüler:innen zusammen. Darüber hinaus trägt ein hohes Wohlbefinden der Lehrpersonen auch dazu bei, die Funktionsfähigkeit der Schulteams zu stabilisieren und die Motivation sowie das Engagement der Schulteams zu fördern. Entsprechend dem Job Demands-Resources (JD-R) Modell (Bakker & Demerouti, 2014) entsteht Wohlbefinden, wenn berufliche Ressourcen – wie Unterstützung oder Autonomie – ausreichend vorhanden sind, um die Anforderungen der Arbeit, wie Zeitdruck oder Vielfalt und unterschiedliche Bedürfnisse innerhalb der Schulklasse, zu bewältigen. Ressourcen fördern Motivation und wirken stressmindernd, was zu höherem Wohlbefinden führt.
BEITRÄGE: Die drei vorgeschlagenen Beiträge des Symposiums verwenden das JD-R Modell als gemeinsames analytisches Framework und analysieren das schulische Wohlbefinden aus individuellen, teambezogenen und organisationalen Perspektiven. Sie zeigen nicht nur die zentrale Bedeutung des Wohlbefindens für Lehrpersonen und Schulteams auf, sondern liefern auch praxisorientierte Ansätze, wie dieses im schulischen Kontext gezielt gefördert werden kann. Der erste Beitrag führt das JD-R Modell ein und erweitert es um die Berücksichtigung schulischer Kontexte, wie das Schulklima oder das Wohlbefinden des Schulteams. Im Fokus steht dabei die Operationalisierung von Anforderungen und Ressourcen im Kontext schulischer Integration. Ziel ist es, diese Faktoren objektiv zu messen, um deren subjektive Wahrnehmung und Einfluss auf das Wohlbefinden und den Stress von Lehrpersonen zu analysieren. Der zweite Beitrag zeigt auf, wie sich das Konzept des Schulischen Wohlbefindens (Hascher 2004, 2023) im JD-R-Modell verorten lässt. Mit einem personenzentrierten Ansatz wird die Bedeutung von kontextuellen (z. B. Praktikumsqualität) und persönlichen Ressourcen (z. B. Selbstwirksamkeit) für das Wohlbefinden von angehenden Lehrpersonen untersucht. Zudem wird analysiert, inwiefern das Wohlbefinden mit Abbruchsintentionen bezüglich Lehramtsstudium und Lehrberuf zusammenhängt. Der dritte Beitrag untersucht, wie eine organisationale Gesundheitsintervention Massnahmen zur Reduktion arbeitsbedingter Belastungen und zur Förderung von Ressourcen einsetzt, um sowohl individuelle Erfahrungen als auch kollektive Prozesse innerhalb des Schulklimas positiv zu beeinflussen. Zur strukturierten Analyse der Wirkprozesse dieser Interventionen wird das Framework for Evaluating Organizational-level Interventions (Nielsen und Randall, 2013) herangezogen. DISKUSSION: Die gemeinsame Diskussion integriert die drei Beiträge und beleuchtet das JD-R-Modell aus einer erweiterten Perspektive, indem es als rekursives Feedbacksystem verstanden wird. Anstatt Wohlbefinden ausschliesslich als Ergebnis der Wechselwirkungen zwischen Anforderungen und Ressourcen zu betrachten, wird hervorgehoben, dass Wohlbefinden selbst aktiv die Wahrnehmung und Wirkung dieser Anforderungen und Ressourcen beeinflusst und als aktive Ressource zu den Arbeitsbedingungen und zum Schulklima beiträgt. Die unterschiedlichen Ansätze – von der Messung spezifischer Anforderungen und Ressourcen, über individuelle Wohlbefindensfaktoren bis zur systemischen Analyse – schaffen ein umfassendes Bild davon, wie schulisches Wohlbefinden gestärkt und strukturell verankert werden kann. Beiträge des Symposiums Stress und Wohlbefinden von Lehrpersonen: Die Rolle objektiver Anforderungen und Ressourcen THEORETISCHER HINTERGRUND: Die zunehmende schulische Integration hat neue Herausforderungen für Lehrpersonen und Schulteams mit sich gebracht. Insbesondere die wachsende Heterogenität der Schüler:innen, der Bedarf an Individualisierung und multiprofessioneller Zusammenarbeit werden als zentrale Belastungsfaktoren beschrieben (Gräsel & Trempler, 2016; Kiel et al., 2020; Peperkorn et al., 2021). Medienberichte thematisieren Integration zunehmend als Ursache für Stress, Burnout und den Mangel an Lehrpersonen (Melzer et al., 2022). Gleichzeitig befinden sich viele Schulen im Spannungsfeld zwischen gesetzlichen Integrationsverpflichtungen (z. B. UN-BRK, 2006; BehiG, 2002) und den praktischen Herausforderungen durch die steigende Diversität der Schüler:innenschaft (Gräsel & Templer, 2016). Dabei ist bislang unklar, wie die konkreten Anforderungen und Ressourcen, die von Schule zu Schule variieren, mit negativen Folgen für Lehrpersonen und sonderpädagogische Fachpersonen (LP/FP) zusammenhängen. Diese Forschungslücke ist zentral, um zu verstehen, welche Rahmenbedingungen Lehrpersonen besonders belasten oder unterstützen. Als theoretischen Rahmen für unsere Untersuchung verwenden wir das Job-Demands-Resources-(JD-R)-Modell (Bakker & Demerouti, 2014), eines der am besten untersuchten Modelle im Bereich der Arbeitsgesundheit (Bakker et al., 2023). Das Modell beschreibt, wie das Zusammenspiel von Anforderungen und Ressourcen über einen belastungsbezogenen sowie einen motivationalen Prozess zu Stress, Burnout oder Wohlbefinden führt. Bisherige Studien zur Beforschung von Lehrpersonenstress und -Wohlbefinden entlang dem JDR-Modell unterscheiden nicht zwischen effektiven Anforderungen/Ressourcen und deren subjektiven Wahrnehmung (Cramer et al., 2018; Wettstein et al., 2021), so dass der Erkenntnisgewinn trotz der Vielzahl an Studien nach wie vor gering ist (Rothland, 2013). Aus dieser Forschungslücke ergibt sich das Desiderat, integrationsbezogene objektive Anforderungen und Ressourcen systematisch zu erfassen und deren Zusammenhang mit deren subjektiven Wahrnehmungen sowie deren Auswirkungen auf Stress und Wohlbefinden der Lehrpersonen zu untersuchen. FRAGESTELLUNGEN: Im Fokus der Präsentation stehen drei Fragestellungen: 1) Wie können objektive, integrationsspezifische Anforderungen (z. B. die Anzahl integrierter Schüler:innen mit besonderem Förderbedarf) und Ressourcen (z. B. verfügbare Schulinfrastruktur) systematisch erfasst und in einem Index auf Klassenebene abgebildet werden? 2) In welchem Zusammenhang steht der Index der Anforderungen respektive der Index der Ressourcen mit deren subjektiver Wahrnehmung durch die LP/FP? 3) Inwiefern hängen die Indizes objektiver respektive subjektiver Anforderungen und Ressourcen mit Stress, Burnout und Wohlbefinden der LP/FP zusammen? DESIGN UND METHODE: Die Indikatoren für objektive, integrationsspezifische Anforderungen und Ressourcen werden durch eine Literaturrecherche identifiziert. Die Indikatoren werden in kognitiven Pretests mit LP/FP auf ihre Verständlichkeit und Relevanz geprüft und in einer Pilotstudie weiter reduziert und validiert. Die Hauptanalysen basieren auf einer repräsentativen, randomisierten Stichprobe von 200 Primarschulen in der Deutschschweiz. Alle LP/FP an den ausgewählten Schulen werden zur Teilnahme an der Onlinebefragung eingeladen (erwartete Stichprobengröße: n ≈ 2000). Die Datenerhebung findet im Frühjahr 2025 statt. Nebst Fragen zu objektiven Anforderungen und Ressourcen, wird auch deren subjektive Wahrnehmung erhoben. Ergänzend werden Stress (Siegrist et al., 2014), Burnout (Schaufeli et al., 2019) und Wohlbefinden (WHO, 1998) mit standardisierten Instrumenten erhoben. Um die erste Fragestellung zu beantworten, werden formative Indices entwickelt mit Strukturgleichungsmodellen (SEM) als latente Variablen geschätzt. Die methodische Grundlage bildet die Anwendung formativer Messmodelle, die eine adäquate Gewichtung der einzelnen Indikatoren gewährleisten (Diamantopoulos et al., 2008; Riebel & Lichtenberg, 2023). Die zweite und dritte Fragestellung werden ebenfalls mithilfe von SEM untersucht. RESULTATE: Derzeit liegen noch keine Ergebnisse vor, da die Datenerhebung im Frühjahr 2025 stattfindet. Für die Veranstaltung werden jedoch erste vorläufige Ergebnisse erwartet, die untersuchen, ob objektive integrationsbezogenen Anforderungen und Ressourcen direkt mit selbstberichteten Stress-, Burnout- und Wohlbefindens-Werten der LP/FP zusammenhängen oder ob deren subjektive Wahrnehmung entscheidend ist. Zudem sollen die Ergebnisse Aufschluss darüber geben, welche Faktoren dazu beitragen, dass Ressourcen als besonders hilfreich oder Anforderungen als besonders belastend wahrgenommen werden. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf ihre Implikationen für Bildungspolitik, Schulsteuerung sowie die Aus- und Weiterbildung von LP/FP diskutiert. Bibliografie
Bakker, A. B., & Demerouti, E. (2014). Job demands-resources theory. In P. Y. Chen & C. L. Cooper (Eds.), Work and Wellbeing: Wellbeing: A Complete Reference Guide (pp. 1-28). John Wiley & Sons, New York. Bakker, A. B., Demerouti, E., & Sanz-Vergel, A. (2023). Job Demands–Resources Theory: Ten Years Later. Annual Review of Organizational Psychology and Organizational Behavior, 10(1), 25–53. Bundesgesetz über die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen (BehiG). 2002. https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20002658/index.html Cramer, C., Friedrich, A., & Merk, S. (2018). Belastung und Beanspruchung im Lehrerinnen- und Lehrerberuf: Übersicht zu Theorien, Variablen und Ergebnissen in einem integrativen Rahmenmodell. Zeitschrift Bildungsforschung 1, 1-23. Diamantopoulos, A., Riefler, P., & Roth, K.P. (2008). Advancing formative measurement models. Journal of Business Research, 61(12), 1203–1218. Gräsel, C., & Trempler, K. (2016). Entwicklung von Professionalität pädagogischen Personals: Interdisziplinäre Betrachtungen, Befunde und Perspektiven (1. Aufl. 2017 Edition). Springer VS. Kiel, E., Braun, A., Muckenthaler, M., Heimlich, U., & Weiss, S. (2020). Self-efficacy of teachers in inclusive classes. How do teachers with different self-efficacy beliefs differ in implementing inclusion? European Journal of Special Needs Education, 35(3), 333–349. Melzer, C., Scheer, D., Baumann, M., & Gebhardt, M. (2022). Inklusion an Schulen: Kinder mit Behinderung sind beim Lernen kein Bremsklotz! Der Spiegel. https://www.spiegel.de/panorama/bildung/inklusion-an-schulen-kinder-mit-behinderung-sind-beim-lernen-kein-bremsklotz-a-9187483f-d1b6-45a2-a886-cc8bb059c320 Peperkorn, M., Müller, K., & Paulus, P. (2021). Inklusionsbezogene Anforderungen in Zusammenhang mit personalen und beruflichen Ressourcen. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 24(6), 1335–1354. Riebel, J., & Lichtenberg, H. (2023). Formative Modelling in Psychology and Educational Science. Springer Wiesbaden. Rothland, M. (2013). Belastung und Beanspruchung im Lehrerberuf und die Modellierung professioneller Kompetenz von Lehrerinnen und Lehrern. In M. Rothland (Hrsg.), Belastung und Beanspruchung im Lehrerberuf (S. 7–20). Springer Fachmedien Wiesbaden. Schaufeli, W. B., Shimazu, A., Hakanen, J., Salanova, M., & De Witte, H. (2019). An Ultra-Short Measure for Work Engagement: The UWES-3 Validation Across Five Countries. European Journal of Psychological Assessment, 35(4), 577–591. Siegrist, J., Li, J., & Montano, D. (2014). Psychometric properties of the effort-reward imbalance questionnaire. Germany: Duesseldorf University. UN-BRK. (2006). Übereinkommen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20122488/index.html Wettstein, A., Schneider, S., grosse Holtforth, M., & La Marca, R. (2021). Teacher Stress: A Psychobiological Approach to Stressful Interactions in the Classroom. Frontiers in Education, 6, 681258. WHO. (1998). Fragebogen zum Wohlbefinden. Psychiatric Research Unit WHO Collaborating Center in Mental Health. https://www.psykiatri-regionh.dk/who-5/documents/who5_german.pdf Wohlbefindensprofile angehender Lehrpersonen: Die Bedeutung kontextueller und persönlicher Ressourcen Theoretischer Hintergrund und Fragestellungen Ein hoher Lehrpersonenbedarf prägt die heutige Bildungslandschaft (OECD, 2024). In den vergangenen Jahren wurde intensiv zum Wohlbefinden von Lehrpersonen geforscht und dessen Bedeutung für die Unterrichtsqualität sowie den Verbleib von Lehrpersonen im Lehrberuf hervorgehoben (Hascher & Waber, 2021; Zhou et al., 2024). Bisher kaum Beachtung fand hingegen das Wohlbefinden von angehenden Lehrpersonen. Die Förderung des Wohlbefindens von Lehramtsstudierenden scheint aber insbesondere durch dessen Verknüpfung mit erfolgreichen Lernprozessen relevant (Hascher, 2023; Kaya & Erdem, 2021). Ebenfalls könnte das Lehramtsstudium angehenden Lehrpersonen Gelegenheit bieten – noch vor dem Berufseinstieg – einen nachhaltigen Umgang mit ihrem Wohlbefinden zu erlernen (Dreer, 2021; Price & McCallum, 2015). Ziel des Beitrags ist deshalb, zu einem vertiefteren Verständnis des Wohlbefindens von Lehramtsstudierenden beizutragen und Hinweise für eine wirkungsvolle und evidenzbasierte Gestaltung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung zu geben. In Anlehnung an das Modell des schulischen Wohlbefindens von Hascher (2004, 2023), wird das Wohlbefinden von Lehramtsstudierenden mit drei positiven Dimensionen (1) Positive Einstellungen zum Studium, (2) Freude im Studium, (3) Akademischer Selbstwert, sowie zwei negativen Dimensionen (4) Sorgen wegen des Studiums, (5) und Physische Probleme wegen des Studiums konzeptualisiert (Haldimann et al., 2024). Mit einem personenzentrierten Ansatz wird in einem ersten Schritt der Frage nachgegangen, welche Wohlbefindensprofile sich bei Lehramtsstudierenden identifizieren lassen. Neben der Identifikation von Wohlbefindensprofilen sollen im Beitrag auch mögliche Ressourcen für das Wohlbefinden von Lehramtsstudierenden im Zusammenhang mit Praktika beleuchtet werden. Neben Lehrveranstaltungen an Hochschulen, stellen Praktika wichtige Lerngelegenheiten für Lehramtsstudierende dar (Darling-Hammond, 2014; Zeichner, 2012). Insbesondere die Job-Demands-Resources-Theorie (JD-R; Bakker & Demerouti, 2017) und dessen Anwendung auf die Hochschulbildung (Bakker & Mostert, 2024) legen die Bedeutung von kontextuellen und persönlichen Ressourcen für das Wohlbefinden nahe. In einem zweiten Schritt wird deshalb der Frage nachgegangen, wie die Profilzugehörigkeit mit kontextuellen Ressourcen (Praktikumsqualität, Kohärenz zwischen Praktikum und Hochschule) und persönlichen Ressourcen (Lehrer:innenselbstwirksamkeit) zusammenhängt. Ebenfalls gerahmt durch die JD-R-Theorie wird zusätzlich untersucht, inwiefern sich die Wohlbefindensprofile in Bezug auf Abbruchsintentionen bezüglich Lehramtsstudium und Lehrberuf unterscheiden. Methode Der Beitrag basiert auf Daten von 2867 österreichischen Lehramtsstudierenden, welche im Frühjahr 2021 freiwillig an einer Onlinebefragung teilgenommen und zum Befragungszeitpunkt mindestens ein Praktikum absolviert haben. Wohlbefindensdimensionen, Ressourcen sowie die Abbruchsintention bezüglich Lehramtsstudium wurden je mit einer Skala erfasst und wiesen zufriedenstellende Reliabilitäten auf (ω = .76-.94). Die Abbruchsintention bezüglich des Lehrberufs wurde mit einem Einzelitem erfasst («Ich habe nicht vor, als Lehrperson zu arbeiten»). Datenanalyse. In Mplus (Version 8.11) wurde eine latente Profilanalyse durchgeführt. Es wurde der robuste Maximum-Likelihood-Schätzer verwendet und fehlende Werte (<3%) mit dem Full-Information-Maximum-Likelihood-Algorithmus geschätzt. Für die Auswahl der Profillösung waren eine sinnvolle inhaltliche Interpretation und statistische Kennwerte ausschlaggebend (Nylund-Gibson & Choi, 2018). Mit dem manuellen BCH Three-Step-Approach (Vermunt, 2010) wurden Zusammenhänge mit den Ressourcen untersucht sowie Profilunterschiede im Hinblick auf die Abbruchsintentionen analysiert. Ergebnisse und deren Signifikanz Insgesamt wurden sechs Wohlbefindensprofile identifiziert: Zwei adaptive (15.4%), zwei gemischte (46.2%) sowie zwei maladaptive Wohlbefindensprofile (38.4%). Lehramtsstudierende, welche von einer höheren Praktikumsqualität sowie einer höheren Kohärenz zwischen den Praktika und den Lehrveranstaltungen an der Hochschule berichteten, hatten in der Tendenz höhere relative Chancen, zu adaptiveren Wohlbefindensprofilen zu gehören (OR: 1.16-4.74). Ein ähnlicher Zusammenhang zeigte sich für die Lehrer:innenselbstwirksamkeit (OR: 1.53-6.72). Lehramtsstudierende in adaptiveren Wohlbefindensprofilen berichteten zudem über signifikant geringere Intentionen, das Lehramtsstudium abzubrechen sowie nach dem Studium nicht als Lehrperson tätig zu sein. Die Ergebnisse zeigen die Bedeutung von kontextuellen und persönlichen Ressourcen für das Wohlbefinden von Lehramtsstudierenden auf. Die Befunde unterstreichen zudem die Wichtigkeit des Wohlbefindens für den Verbleib im Lehrberuf. Zukünftig werden Längsschnittstudien zum Wohlbefinden von (angehenden) Lehrpersonen benötigt, welche neben dem Lehramtsstudium auch den Übergang in den Lehrberuf untersuchen. Bibliografie
Bakker, A. B., & Demerouti, E. (2017). Job demands–resources theory: Taking stock and looking forward. Journal of Occupational Health Psychology, 22(3), 273–285. https://doi.org/10.1037/ocp0000056 Bakker, A. B., & Mostert, K. (2024). Study demands–resources theory: Understanding student well-being in higher education. Educational Psychology Review, 36(3). https://doi.org/10.1007/s10648-024-09940-8 Darling-Hammond, L. (2014). Strengthening clinical preparation: The holy grail of teacher education. Peabody Journal of Education, 89(4), 547–561. https://doi.org/10.1080/0161956X.2014.939009 Dreer, B. (2021). Fostering well-being over the radio? An empirical study investigating the effects of an audio podcast-based intervention program on student teachers' well-being. International Journal of Community Well-Being, 4(4), 603–623. https://doi.org/10.1007/s42413-020-00105-3 Haldimann, M., Hascher, T., & Flick-Holtsch, D. (2024). Well-being of pre-service teachers: A construct validation study across three countries. International Journal of Educational Research Open, 7, Article 100346.https://doi.org/10.1016/j.ijedro.2024.100346 Hascher, T. (2004). Wohlbefinden in der Schule. Waxmann. Hascher, T. (2023). Well-being and learning. In R. J. Tierney, F. Rizvi, & K. Ercikan (Eds.), International Encyclopedia of Education (4th ed., pp. 721–729). Elsevier. https://doi.org/10.1016/B978-0-12-818630-5.14082-5 Hascher, T., & Waber, J. (2021). Teacher well-being: A systematic review of the research literature from the year 2000–2019. Educational Research Review, 34, Article 100411. https://doi.org/10.1016/j.edurev.2021.100411 Kaya, M., & Erdem, C. (2021). Students’ well-being and academic achievement: A meta-analysis study. Child Indicators Research, 14(5), 1743–1767. https://doi.org/10.1007/s12187-021-09821-4 Nylund-Gibson, K., & Choi, A. Y. (2018). Ten frequently asked questions about latent class analysis. Translational Issues in Psychological Science, 4(4), 440–461. https://doi.org/10.1037/tps0000176 Organization for Economic Cooperation and Development (OECD). (2024). Education at a glance 2024: OECD indicators. OECD Publishing. https://doi.org/10.1787/c00cad36-en Price, D., & McCallum, F. (2015). Ecological influences on teachers’ well-being and “fitness”. Asia-Pacific Journal of Teacher Education, 43(3), 195–209. https://doi.org/10.1080/1359866X.2014.932329
Vermunt, J. K. (2010). Latent class modeling with covariates: Two improved three-step approaches. Political Analysis,18(4), 450–469. https://doi.org/10.1093/pan/mpq025
Zeichner, K. (2012). The turn once again toward practice-based teacher education. Journal of Teacher Education, 63(5), 376–382. https://doi.org/10.1177/0022487112445789
Zhou, S., Slemp, G. R., & Vella-Brodrick, D. A. (2024). Factors associated with teacher wellbeing: A meta-analysis. Educational Psychology Review, 36, Article 63. https://doi.org/10.1007/s10648-024-09886-x
Organisationale Gesundheitsförderung: Kontext und Prozess im Fokus Theoretischer Hintergrund und Fragestellungen Der Bedarf an effektiven Interventionen zur Förderung der Gesundheit des Schulpersonals hat angesichts der Studienlage zur Gesundheit von Lehrkräften deutlich zugenommen. Bislang wurde vor allem in Trainings und Weiterbildungen für Lehrkräfte investiert. Massnahmen, die die organisationalen Rahmenbedingungen adressieren, sind jedoch selten, da ihre Umsetzung und Evaluation komplex sind (Dadaczynski 2019). Im Fokus dieses Beitrags steht eine Intervention, in welcher ausgehend von einer Mitarbeitendenbefragung partizipativ Massnahmen entwickelt werden mit dem Ziel, in der Schule Arbeitsanforderungen zu optimieren, Arbeitsressourcen zu stärken und dadurch die berufliche Gesundheit zu fördern. Die Evaluation von Schulentwicklung ist aus verschiedenen Gründen herausfordernd und benötigt spezifische Methoden, um die Komplexität zu erfassen. Ansätze aus anderen Disziplinen können hier hilfreich sein (Feldhoff & Radisch, 2021), z.B. Ansätze der Implementationsforschung. Die vorliegende Studie basiert auf dem Framework for Evaluating Organizational-level Interventions (Nielsen und Randall 2013), welches das Zusammenspiel zwischen Kontext und Prozess der Entwicklung modelliert, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, unter welchen Bedingungen und für welche Zielgruppen die Intervention die gewünschten Effekte erzielt. Bestehende Forschung zeigt, dass die Wirksamkeit solcher Interventionen von verschiedenen Faktoren abhängt, u.a. von der Kompetenz der Führungskräfte, dem Vertrauen zwischen Führung und Mitarbeitenden (Schelvis et al. 2016), der Zusammenarbeit im Team sowie dem Stressniveau zu Beginn der Intervention (Kliche et al. 2010; Semmer 2006). Weitere Erfolgsfaktoren sind die Integration der Intervention in bestehende Strategien (Daniels et al. 2017) sowie ein gemeinsames Verständnis der Intervention und ihrer Ziele zwischen allen Beteiligten (Nytrø et al. 2000). Der vorgestellte Beitrag hat das Ziel, basierend auf vier Schulen den Zusammenhang zwischen Kontext, Prozess und den Ergebnissen der Intervention zu analysieren, um hinderliche und förderliche Faktoren organisationaler Interventionen zu identifizieren. Folgende Fragen leiten die Analysen: Wie verläuft die Umsetzung der Intervention in den verschiedenen Schulen (Prozess)? Wie beeinflusst die Ausgangslage (Kontext) den Prozess? Welche intendierten und nicht intendierten Veränderungen (u.a. auf die Ressourcen-Belastungssituation am Arbeitsplatz und die Gesundheit der Mitarbeitenden) lassen sich beobachten (Wirkungen) und mit welchen Faktoren des Kontextes und des Prozesses hängen sie zusammen? Methode Die für den Beitrag analysierten Fälle umfassen ein Gymnasium (N= 124), ein Heilpädagogische Zentrum (N= 123), eine Gesamtschule (N= 65) und eine Sekundarschule (N= 61) Die analysierten Fälle umfassen ein Gymnasium (N = 124), ein Heilpädagogisches Zentrum (N = 123), eine Gesamtschule (N = 65) und eine Sekundarschule (N = 61). Die Studie verwendet einen fallbasierten Ansatz zur Cross-Case-Synthese (Yin, 2018), basierend auf Daten aus den vier ganzheitlichen Fällen. Diese umfassen semi-strukturierte Interviews mit der Schulleitung während der Initiierungsphase, Gruppeninterviews mit Lehrkräften während der Umsetzungsphase, organisatorische Dokumente (z. B. Schulprogramme, Strategien, Leitbilder) sowie Ergebnisberichte der Online-Befragung mit dem standardisierten Befragungsinstrument „Friendly Work Space Job-Stress-Analyse“ zu zwei Messzeitpunkten (Januar 2023 und 2024). Die analytische Strategie folgt einer logic model orientierten Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022), basierend auf dem Framework for Evaluating Organizational Health Interventions (Nielsen & Randall, 2013), durchgeführt mit MaxQDA. Ergebnisse und ihre Bedeutung Die Analyse der ersten beiden Fälle bestätigt bisherige Forschungsbefunde und ergänzt sie um neue Aspekte. Kontextuelle Faktoren wie Führungsstil sowie bestehende Partizipations- und Kooperationsstrukturen fördern eine stärkere Einbindung der Mitarbeitenden in den Prozess. Die Planung der Intervention als Teil eines langfristigen Entwicklungsprozesses sowie die Überzeugung, dass Gesundheit von organisationalen Faktoren abhängt, unterstützen die Bereitschaft, komplexe Themen wie soziale Konflikte nachhaltig anzugehen. Ein höherer Partizipationsgrad führt zu bedarfsgerechteren Massnahmen und zu einer geteilten Wahrnehmung von Handlungsspielräumen zwischen Schulleitung und Personal. Dies begünstigt positive Ergebnisse hinsichtlich der Gesundheit des Personals und der Zufriedenheit mit der Intervention. Diese Ergebnisse werden durch die Analyse der weiteren Fälle ergänzt und kontrastiert, um förderliche und hinderliche Faktoren effektiver organisationaler (Gesundheits-)Interventionen zu identifizieren und einen Beitrag zum Verständnis komplexer Entwicklungsprozesse in Schulen zu leisten. Bibliografie
Feldhoff, T., & Radisch, F. (2021). Why must everything be so complicated? Demands and challenges on methods for analyzing school improvement processes. In Concept and Design Developments in School Improvement Research: Longitudinal, Multilevel and Mixed Methods and Their Relevance for Educational Accountability (S. 9–25). Springer International Publishing Cham. Dadaczynski, K. (2019). Prävention und Gesundheitsförderung in Settings und Lebenswelten. In R. Haring (Hrsg.), Gesundheitswissenschaften (S. 403–412). Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58314-2_37 Daniels, K., Gedikli, C., Watson, D., Semkina, A., & Vaughn, O. (2017). Job design, employment practices and well-being: a systematic review of intervention studies. Ergonomics, 60(9), 1177–1196. https://doi.org/10.1080/00140139.2017.1303085 Kliche, T., Hart, D., Kiehl, U., Wehmhöner, M., & Koch, U. (2010). (Wie) wirkt gesundheitsfördernde Schule?: Effekte des Kooperationsprojekts „gesund leben lernen“. Prävention und Gesundheitsförderung, 5(4), 377–388. https://doi.org/10.1007/s11553-010-0243-4 Nielsen, K., & Randall, R. (2013). Opening the black box: Presenting a model for evaluating organizational-level interventions. European Journal of Work and Organizational Psychology, 22(5), 601–617. Nytrø, K., Saksvik, P. Ø., Mikkelsen, A., Bohle, P., & Quinlan, M. (2000). An appraisal of key factors in the implementation of occupational stress interventions. Work & Stress, 14(3), 213–225. Schelvis, R. M. C., Wiezer, N. M., Blatter, B. M., van Genabeek, J. A. G. M., Oude Hengel, K. M., Bohlmeijer, E. T., & van der Beek, A. J. (2016). Evaluating the implementation process of a participatory organizational level occupational health intervention in schools. BMC public health, 16(1), 1212. https://doi.org/10.1186/s12889-016-3869-0 Semmer, N. K. (2006). Job stress interventions and the organization of work. Scandinavian journal of work, environment & health, 32(6), 515–527. Yin, R. K. (2018). Case study research and applications: Design and methods. Sixth edition. Los Angeles: SAGE Publications. |
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