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Sitzungsübersicht
Sitzung
SYMP 28: Schulergänzende Tagesstrukturen als komplexes organisationales Umfeld: Wie können wir Orientierung schaffen?
Zeit:
Freitag, 04.07.2025:
10:00 - 11:45

Chair der Sitzung: Michelle Jutzi
Ort: Seminarraum 2.B28


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Präsentationen

Schulergänzende Tagesstrukturen als komplexes organisationales Umfeld: Wie können wir Orientierung schaffen?

Chair(s): Michelle Jutzi (PHBern), Helen Gebert (PHBern)

Schulergänzende Tagesstrukturen (SET) sind in der Schweiz weit verbreitet. Rund 36% aller schulpflichtigen Kinder besuchen ein solches Angebot (Bundesamt für Statistik (BFS) 2023). Jedoch werden diese Angebote hinsichtlich der Organisation, des Umfangs, der Räumlichkeiten und Erfahrungsmöglichkeiten sehr unterschiedlich ausgestaltet - nicht nur zwischen den Kantonen, sondern auch innerhalb der Kantone. Ebenso zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen dem städtischen und ländlichen Angebot (Städteinitiative Bildung 2021). Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass keine verbindlichen nationalen Vorgaben zur Qualität oder Qualifikation in SET bestehen. Andererseits sind die SET stark an der Nachfrage der Eltern ausgerichtet und unterliegen damit, im Gegensatz zum Unterricht, einer stärkeren marktwirtschaftlichen Logik. Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen haben sich die SET heterogen und in Ergänzung zur obligatorischen Unterrichtszeit entwickelt. Sie grenzen sich teilweise als eigenständige Organisation deutlich von der Schule ab oder sind in die Schule integriert (Jutzi et al. 2022). Das bedeutet, dass die SET ein komplexes neues organisationales Feld darstellen (Zapp und Powell 2016). Insgesamt fehlt in diesem organisationalen Umfeld die Orientierung, sowohl begrifflich, konzeptionell aber auch hinsichtlich der Umsetzung und der Erwartung an die Qualität der Angebote. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass auf nationaler Ebene lediglich Empfehlungen für die Entwicklung der SET gegeben werden (Lüssi 2024). International haben Betreuungsangebote ausserhalb des Unterrichts oft eine längere Tradition als in der Schweiz, wie zum Beispiel in Schweden. Diese Angebote sind in landesspezifische Rahmenbedingungen eingebettet und haben sich historisch unterschiedlich entwickelt.

In diesem Symposium versuchen wir anhand von drei Beiträgen die Komplexität in diesem Umfeld anhand von national- und international-vergleichenden Studien zu beschreiben, zu reduzieren und damit eine Orientierung zu schaffen (Adick 2008). Dabei steht einerseits im Vordergrund, was wir durch den Vergleich unterschiedlicher Kontexte lernen können. Andererseits diskutieren wir die Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis und die Möglichkeit der gegenseitigen Inspiration ohne eine Rationalisierung der Praxis durch die Forschung zu erwarten. Die drei Projekte profitieren auf unterschiedliche Weise von intensivem Austausch und Reflexion, sei dies mit den Befragten, internationalen und nationalen Expert*innen oder den Mitarbeitenden und Schüler*innen im praktischen Alltag.

Im ersten Beitrag werden international unterschiedliche Herangehensweisen an die Thematik der Qualität in SET anhand einer international vergleichenden Studie operationalisiert und reflektiert.

Im zweiten Beitrag wird auf den Aspekt der Führung in SET eingegangen, wobei qualitative Daten aus Schweden und der Schweiz systematisch miteinander verglichen werden.

Und im dritten Beitrag werden die Grundlagen zur Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden in Schweizer SET untersucht, um eine nationale Diskussionsgrundlage zu schaffen.

Somit leistet dieses Symposium einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Steuerung und Entwicklung der SET auf internationaler und nationaler Ebene. Ebenso wird das Thema Qualität und Qualitätsentwicklung in jedem Beitrag als erwünschtes Resultat unterschiedlicher Entwicklungen und allgemeine Zielorientierung der Forschung im Bereich SET beschrieben. Anschliessend ist eine differenzierte Diskussion der Chancen und Grenzen der SET in der Schweiz möglich.

 

Beiträge des Symposiums

 

Gute Praxis in Tagesstrukturen

Andrea Scholian1, Patricia Schuler2, Regula Spirig2
1ZHAW, soziale Arbeit, 2Pädagogische Hochschule Zürich, Schweiz

Es existieren bisher nur wenige (wissenschaftliche) Erkenntnisse zur Qualität von SET. Hingegen bestehen einige Arbeitsinstrumente zu Qualität in SET, wie beispielsweise das Grundlagenbuch «Qualität in Tagesschulen/Tagesstrukturen» (QuinTaS) zu den Qualitätsbereichen Orientierungsqualität, Leitung, Kooperation, Partizipation, Rhythmisierung/Zeitstrukturierung sowie Räume und Ausgestaltung (Brückel, Kuster, Annen, & Larcher, 2017). Einen Orientierungsraster zu Qualität in Tagesschulen haben das Erziehungsdepartement Basel Stadt und die Fachhochschule Nordwestschweiz (2015) zu Qualität an Tagesstrukturen herausgegeben. Er ist unterteilt in acht Qualitätsdimensionen zu denen je ein Leitsatz als normativer Orientierungspunkt formuliert ist. Weiter gibt es Reflexionskarten zu Qualität im Lebensraum Schule. Sie beschreiben zu unterschiedlichen Themen beispielhafte Situationen in der ausserunterrichtlichen Betreuung und formulieren Reflexionsfragen zu den Themen (Scholian, Muri, & Merwar, 2022).

Um die Qualität in SET zu ergründen, sowie Professionalisierungsprozesse zu lancieren rückt das Projekt EKCO die Praxis und das damit verbundene implizite Wissen des pädagogischen Personals ins Zentrum. Dafür werden in SET teilnehmende Beobachtungen durchgeführt, protokolliert und analysiert (Przyborski & Wohlrab-Sahr, 2014). Zudem werden Beispielsituationen («good practices») dokumentiert von bewährten Praktiken unter Berücksichtigung von sozialpädagogischen Grundsätzen.

Dieses partizipatorische Schulentwicklungsprojekt ist eine internationale europäische Zusammenarbeit mit Norwegen (Universität Stavanger), Schweden (Linköping Universität), Dänemark (College of Education, Viborg) und Österreich (Johannes Kepler Universität, Linz), finanziert durch das Erasmus plus Programm der EU bei dem Forschende und Praktiker:innen aus SET-ähnlichen Angeboten die Qualität von SET in den Fokus rücken, um zu untersuchen, welche Schlüsselkompetenzen in SET bei Kindern gefördert werden. Die Teilnahme der schweizerischen Partner, (ZHAW Soziale Arbeit und PH Zürich zusammen mit einer Tagesschule aus dem Schulkreis Limmattal) wird durch Movetia finanziell unterstützt.

Bisher wurde ein Beobachtungsbogen entwickelt, um die Auseinandersetzung zu Qualität anzuregen. Zudem werden in den nationalen Projektteams die SET-Mitarbeitenden, «good practices» dokumentieren und evaluieren. Im Rahmen des Beitrages wird die Projektkonzeption, das Instrument zur Praxisbeobachtung, die analysierten Beobachtungssituationen und die erarbeiteten «good practices» vorgestellt und diskutiert. Vor dem Hintergrund der präsentierten Beispielsituationen werden auch Unterschiede und Stärken von SET in den verschiedenen Ländern deutlich.

Bibliografie

Brückel, F., Kuster, R., Annen, L., & Larcher, S. (Hrsg.). (2017). Qualität in Tagesschulen/ Tagesstrukturen (QuinTaS). hep verlag.

Erziehungsdepartement Basel-Stadt Volksschulen, & Fachhochschule Nordwestschweiz Pädagogische Hochschule. (2015). Tagesstrukturen, Orientierungsraster für die Schulentwicklung und Schulevaluation an den Volksschulen des Kantons Basel-Stadt. Abgerufen von https://search.app.goo.gl/GjztrVw

Przyborski, A., & Wohlrab-Sahr, M. (2014). Qualitative Sozialforschung: Ein Arbeitsbuch (4., erweiterte Auflage). München: Oldenbourg Verlag.

Scholian, A., Muri, G., & Merwar, S. (2022). Qualität im Lebensraum Schule. Abgerufen von https://www.zhaw.ch/storage/shared/sozialearbeit/Institute/IKJF/Karten_Qualit%C3%A4t_im_Lebensraum_Schule_GzD.pdf

 

Die Herausforderungen von Schulleitungen in schwedischen und schweizerischen Tagesschulen

Particia Schuler1, Christa Kappler2, Renate Stohler3, Andrea Scholian3
1PHZürich, Schweiz, 2Pädagogische Hochschule Zürich, Schweiz, 3ZHAW, soziale Arbeit

Erfolgreiche Schulen haben eine gute Führung (und umgekehrt) (Gurr, 2017; Rolff, 2016). Fokussierte Führung, Unterstützung von Innovation und Partizipation sowie Organisationstalent sind relevante Faktoren für erfolgreiche Führung (Fend, 2008). Leithwood et al. (2019) zeigten, dass erfolgreiche Führung bedeutet, eine Vision zu entwickeln und die zukünftige Entwicklung der Schule zu definieren, Menschen zu verstehen und zu unterstützen, eine Organisation zu verändern und sich auf das Lehren und Lernen zu konzentrieren. Erfolgreiche Schulen zeigen, dass Schulleitende und Lehrpersonen im Laufe der Zeit die gleichen Regeln, Normen und Überzeugungen teilen, was zu einer gegenseitigen Zusammenarbeit führt (Lomos et al., 2011; Scheerens et al., 2007; Seashore & Murphy, 2017). Schulleitende beeinflussen das Lernen der Schüler:innen durch ihre Interaktion mit den Lehrern und die organisatorische Koordination positiv (Leithwood et al., 2010). Sie wirken damit hauptsächlich auf das System und nicht direkt auf das Lernen der Schüler:innen.

Die Forschung über die Arbeit von Schulleitenden in SET sind generell jedoch spärlich (siehe Glaés-Coutts, 2021; Jonsson 2021; Boström & Haglund, 2023). In schwedischen Studien nimmt das Personal wahr, dass es den Schulleitenden an Wissen über SET mangelt, was sich auf ihre Führung auswirkt (Ludvigsson & Falkner, 2019). Die Schulleitenden selbst betonen, wie wichtig es ist, die spezifischen Bedingungen von SET zu verstehen, und dass sie als Führungskräfte die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden verbessern müssen. Darüber hinaus müssen sie mit strukturellen Bedingungen wie den unterschiedlichen Spannungen zwischen Schule und SET arbeiten (Haglund & Glaés-Coutts, 2022).

In diesem Beitrag werden vergleichend die Daten der Schulleitenden (N=35) aus dem internationalen Projekt „To Make the Invisible Visible“ (TIV) vorgestellt.

Da die Rolle der Schulleitung bei der Schulentwicklung von entscheidender Bedeutung ist, um den Bildungsreformen voranzutreiben (Meyer et al., 2023), sollte die Frage beantwortet werden, wie die Schulleitung ihre Führungsleistung im Zusammenhang mit SET wahrnehmen. Die Auswirkungen auf kulturelle und strukturelle Aspekte der gesamten Schule wurden von Schulleitenden in Schweden und der Schweiz (N= 35) der Vergleichbarkeit und Standardisierbarkeit willens anhand eines problemorientierten halbstrukturierten Fragebogens beantwortet und deduktiven qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Es wurde deutlich, dass die Schulleitungen in beiden Ländern trotz unterschiedlichen Strukturen mit ähnlichen Führungsschwierigkeiten im Zusammenhang mit SET zu kämpfen hatten. Die vage Definition der Funktion von SET unterstützte sie nicht bei der Entwicklung einer Vision für die gesamte Schule. Sie berichteten über Schwierigkeiten bei der praktischen Übersetzung von Steuerungsdokumenten und damit der Anleitung des Personals. Die Vielfalt des Personals und die konstant steigende Zahl der Kinder, für die sie verantwortlich sind, wurden als hemmende Faktoren angesehen, während SET als tonangebend und damit als Chance für eine Veränderung des Schulklimas angesehen wurde.

Bibliografie

Boström, L., & Haglund, B. (2020). Att leda fritidshemmets verksamheter [To lead the School-Age Educare Center's operations]. In: G. Berg, F. Sundh & C. Wede (Eds.), Lärare som ledare (pp. 309–324). Studentlitteratur

Fend, H. (2008). Schule gestalten. [Creating Schools] Systemsteuerung, Schulentwicklung und Unterrichtsqualität. VS Verlag.

Glaés-Coutts, L. (2021). The Principal as the Instructional Leader in School-Age Educare. Leadership and Policy in Schools, 22(4), 873–889. https://doi.org/10.1080/15700763.2021.2019792

Gurr, D. (2017). A Model of Successful School Leadership from the International Successful School Principalship Project. In: K. Leithwood, J. Sun, K. Pollock, K. (Eds.), How School Leaders Contribute to Student Success. Studies in Educational Leadership, vol. 23. Springer.

https://doi.org/10.1007/978-3-319-50980-8_2

Haglund, B., & Glaés-Coutts, L. (2022). Leading and supporting: principals reflect on their task as pedagogical leaders of Swedish school-age educare. School Leadership & Management. 43(1), 8–27. https://doi.org/10.1080/13632434.2022.2137725

Jonsson, K. (2021). Principals’ vision of social learning in school-age educare, Early Years, 43(4-5), 683–696. https://doi.org/10.1080/09575146.2021.199793

Leithwood, K., Louis, K.S., Wahlstrom, K., Anderson, S., Mascall, B., Gordon, M. (2010). How Successful Leadership Influences Student Learning: The Second Installment of a Longer Story. In: A. Hargreaves, A. Lieberman, M. Fullan, D. Hopkins (Eds.), Second International Handbook of Educational Change. International Handbooks of Education, vol 23. (pp. 611–630). Springer. https://doi.org/10.1007/978-90-481-2660-6_35

Leithwood, K., Harris, A., & Hopkins, D. (2019). Seven strong claims about successful school leadership revisited. School Leadership & Management, 40(1), 5–22. https://doi.org/10.1080/13632434.2019.1596077

Lomos, C., Hofman R., & Bosker, R. (2011). Professional communities and student achievement – A meta-analysis. School Effectiveness and School Improvement, 22(2), p.121–148. https://doi.org/10.1080/09243453.2010.550467

Ludvigsson, A., & Falkner, C. (2019). Fritidshem – ett gränsland i utbildningslandskapet. Lärare i fritidshem institutionella identitet. [SAEC- a borderland I the educational landscape. Teachers in SAECS institutional identity]. Nordisk tidskrift for pedagogikk og kritikk, 5, 13–26. https://doi.org/ 10.23865/ntpk.v5.1181

Meyer, A., Hartung-Beck, V., Gronostaj, A., Krueger, S., & Richter D. (2023). How can principal leadership practices promote teacher collaboration and organizational change? A longitudinal multiple case study of three school improvement initiatives. Journal of Educational Change, 24, 425–455. https://doi.org/10.1007/s10833-022-09451-9

Rolff, H.- G. (2016). Schulentwicklung kompakt. [School development compact] Modelle Instrumente, Perspektiven. Beltz.

Scheerens, J., Luyten, H., Steen, R., & Luyten-de Thouars, Y. (2007). View and meta-analyses of school and teaching effectiveness. Enschede: Department of Educational Organisation and Management, University of Twente.

Seashore L., K. & Murphy, J. (2017). Trust, caring and organizational learning: The leader’s role. Journal of Educational Administration, 55, 103–126. https://doi.org/10.1108/JEA-07-2016-0077

 

Überblick und Entwicklungsfelder hinsichtlich der Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden in SET

Regula Windlinger1, Noémie Gfeller1, Michelle Jutzi1, Jasmin Näpfli2
1PHBern, 2PH FHNW

Es wird erwartet, dass SET in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird (Baader, 2016). Da das schweizerische Bildungssystem föderalistisch geregelt ist, gibt es über die Verpflichtung zu einem „bedarfsgerechten“ Angebot hinaus keine nationalen Regelungen für die SET (EDK, 2007). Folglich gibt es auch keine nationalen Vorschriften über die Qualität oder die Qualifikationen des Personals, was dazu führt, dass in den SET Personal mit unterschiedlichem Hintergrund arbeitet. In einer Studie in drei Kantonen hatte nur etwa die Hälfte des Personals in SET einen pädagogischen Hintergrund, wie z.B. Fachperson Betreuung, Sozialpädagogin oder Lehrperson (Windlinger & Züger, 2021). Diese Vielfalt ergibt sich aus der historischen Entwicklung dieser Angebote, die oft aus Elterninitiativen als Reaktion auf Veränderungen in der Gesellschaft und der Arbeitswelt entstanden sind.

Die Herausforderungen im Bereich der beruflichen Qualifikationen und der Weiterbildung von Mitarbeitenden in SET sind international ähnlich: Fehlende Curricula und Regelwerke, unterschiedlich qualifiziertes Personal mit verschiedenen beruflichen Hintergründen und das Fehlen einer klaren Definition der für die professionelle Arbeit in diesem Bereich erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten. Dies führt zu einer uneinheitlichen Qualität der SET. Es entstehen Herausforderungen bei der Sicherstellung, dass das Personal über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügt, um die Entwicklung der Kinder wirksam zu unterstützen (Vandell & Lao, 2016). Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass die Qualifikation, Aus- und Weiterbildung des Personals in SET „the most important structural factor determining quality“ sind (Schuepbach, 2016, S. 5).

Im Rahmen eines kooperativen Forschungsprojekts von drei verschiedenen pädagogischen Hochschulen wird die berufliche Qualifikation und Weiterbildung von Betreuungspersonen in SET aus nationaler Perspektive untersucht. Dazu werden in einem ersten Schritt die rechtlichen Grundlagen und Richtlinien hinsichtlich der Vorgaben im Bereich Personal sowie die öffentlich zugänglichen Aus- und Weiterbildungsangebote für die Mitarbeitenden in SET, deren Inhalte und Abschlüsse inhaltsanalytisch (Kuckartz, 2018) ausgewertet.

In einem zweiten Schritt findet ein Austausch mit unterschiedlichen Anspruchsgruppen statt, in dem sich die Teilnehmenden mit der Herausforderung der Komplexität der Vorgaben, Inhalte und Ziele der Aus- und Weiterbildung auseinandersetzen. Eingeladen werden alle kantonalen und nationalen Akteur*innen, die sich an der Aus- und Weiterbildung des Personals von SET beteiligen. Dies können sowohl Pädagogische Hochschulen, wie auch Höhere Fachschulen und Berufsschulen sein, sowie auch private Anbieter*innen, die ein solches Angebot zur Verfügung stellen. Ergebnisse aus diesem Workshop werden dazu verwendet, aufzuzeigen, inwiefern hinsichtlich bestimmter Ziele und Ausrichtungen ein Konsens zwischen Anbieter*innen von Aus- und Weiterbildung besteht. Der Austausch zwischen den Forschenden und der Praxis fördert die kritische Reflexion der Forschungsergebnisse und die Rückkopplung an die Praxis. Ziel dieser Studie ist, einen Konsens über eine Definition der Kenntnisse und Fähigkeiten zu erreichen, die für eine professionelle Arbeit im Bereich SET erforderlich sind.

Die Ergebnisse der Studie ermöglichen somit die Zusammenführung von verschiedenen Perspektiven und Zugängen zu dieser Thematik und können somit der Komplexität des Feldes Rechnung tragen.

Bibliografie

Baader, Meike. (2016). Tracing and contextualising childhood agency and generational order from historical and systematic perspectives. In Florian Esser, Meike Baader, Tanja Betz, & Beatrice Hungerland (Hrsg.), Reconceptualising Agency and Childhood (S. S.135-150.). Routledge.

BFS. (2024). Anteil der familienergänzend betreuten Kinder im Alter von 0-12 Jahren—2020-2022 | Tabelle. Anteil der familienergänzend betreuten Kinder im Alter von 0-12 Jahren - 2020-2022 | Tabelle. https://www.bfs.admin.ch/asset/de/31786778

EDK. (2007). Interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule (HarmoS-Konkordat).

Kuckartz, Udo. (2018). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 4. Auflage. Beltz Juventa.

Schuepbach, Marianne. (2016). Extended Education: Professionalization and Professionalism of Staff. International Journal for Research on Extended Education, 4, 5–8. https://doi.org/10.3224/ijree.v4i1.24772

Vandell, Deborah Lowe; Lao, Jenel (2016): Building and retaining high quality professional staff for extended education programs. In: IJREE – International Journal for Research on Extended Education 4 (1), S. 52–64.

Willems, A. S. & Becker, D. (2015). Ganztagsschulen - Qualitätsmodelle, Potenziale und Herausforderungen für die Schulpraxis und die empirische Schul- und Unterrichtsforschung. In H. Wendt & W. Bos (Hrsg.), Auf dem Weg zum Ganztagsgymnasium: Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung zum Projekt Ganz In (S. 32–66). Waxmann.

Windlinger, R., & Züger, L. (2021). Job Demands, Job Resources and Well-Being of Staff in Extended Education Services in Switzerland: A Longitudinal Study. International Journal for Research on Extended Education, 9(2), 250–267. https://doi.org/10.3224/ijree.v9i2.02