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Sitzungsübersicht
Sitzung
Vergleiche im Prozess der Ausbildung akademischer Selbstkonzepte
Zeit:
Dienstag, 19.09.2023:
13:15 - 14:45

Chair der Sitzung: Fabian Wolff
Ort: LS01 - Klaus-Murmann-Hörsaal

LS1 - Klaus-Murmann-Hörsaal (340),

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Präsentationen

Vergleiche im Prozess der Ausbildung akademischer Selbstkonzepte

Chair(s): F. Wolff (Universität Koblenz)

Diskutant*in(nen): C. Niepel (Universität Luxemburg)

Akademische Selbstkonzepte gehören zu den wichtigsten Konstrukten der Pädagogischen Psychologie, da sie zentrale Prädiktoren für eine Reihe bildungsbezogener Outcomes wie Motivation, Leistung oder Prüfungsangst darstellen. Als besonders relevant für die Ausbildung akademischer Selbstkonzepte haben sich drei Vergleichsarten herausgestellt: soziale Vergleiche (Vergleiche eigener Leistungen mit den Leistungen anderer), temporale Vergleiche (Vergleiche eigener Leistungen mit eigenen früheren Leistungen) und dimensionale Vergleiche (Vergleiche eigener Leistungen in verschiedenen Fächern). Dabei gilt für alle drei Vergleichsarten, dass Abwärtsvergleiche/Aufwärtsvergleiche (mit schlechteren/besseren Leistungen von anderen, von früher oder in anderen Fächern) gewöhnlich mit Selbstkonzeptsteigerungen/Selbstkonzeptabnahmen einhergehen.

In den letzten Jahrzehnten wurden diese Vergleichseffekte in zahlreichen Studien untersucht. Demgegenüber ist über die psychologischen Prozesse, die mit der Durchführung von Vergleichen einhergehen, bisher relativ wenig bekannt. Die Beiträge dieses Symposiums haben daher das Ziel, neben Befunden zu Vergleichseffekten insbesondere neue Erkenntnisse bezüglich der psychologischen Mechanismen zu präsentieren, die mit der Durchführung von Vergleichen einhergehen. Dabei haben alle Beiträge gemeinsam, dass sie soziale, temporale und dimensionale Vergleiche integrativ untersuchen.

Im ersten Beitrag präsentiert Alexandra Petrak Befunde einer Tagebuchstudie, in der Studierende eine Woche lang das Auftreten von Vergleichen in ihrem Alltag dokumentierten. Neben Einflüssen der Vergleiche auf Selbstkonzeptänderungen stellt ihre Studie die Bedeutung von sozialen Interaktionen und Bedürfnissen nach Selbstevaluation als Antezedenzien von Vergleichen heraus.

Im zweiten Beitrag stellt Marlene Wunberg Befunde einer Feldstudie vor, in der Schüler:innen sowie deren Eltern und Lehrkräfte die Selbstkonzepte und Fähigkeiten der Schüler:innen in Deutsch und Mathematik einschätzten. Dabei zeigten sich dimensionale Vergleichseffekte nur auf Selbstkonzepte und Fähigkeitseinschätzungen der Schüler:innen und Eltern; temporale Vergleichseffekte lediglich auf Schüler:innen-Selbstkonzepte.

Im dritten Beitrag berichtet Fabian Wolff von Befunden einer experimentellen Längsschnittstudie, in der Studierende zwei Fähigkeitstests im Abstand von zwei Wochen bearbeiteten. Im Gegensatz zu den sozialen und dimensionalen Vergleichseffekten waren die temporalen Vergleichseffekte meist nicht signifikant.

Schließlich stellt Hella Hörsch im vierten Beitrag eine Intervention vor, die auf eine Förderung akademischer Selbstkonzepte abzielt, indem Schüler:innen über verschiedene Überzeugungen, die mit unerwünschten Vergleichseffekten einhergehen, aufgeklärt werden. Die ersten Ergebnisse einer Evaluation sprechen für die Wirksamkeit der Intervention.

Zusammenfassend geben die verschiedenen Beiträge vielfältige Einblicke in die komplexen Prozesse, die mit der Ausbildung akademischer Selbstkonzepte einhergehen. Neben praktischen Implikationen, etwa hinsichtlich der Förderung akademischer Selbstkonzepte durch Lehrkräfte, Eltern oder Interventionen, liefern sie somit wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung einer umfassenden Vergleichstheorie der Ausbildung akademischer Selbstkonzepte, die soziale, dimensionale und temporale Vergleiche integriert.

 

Beiträge des Symposiums

 

Auslöser und Auswirkungen akademischer Vergleiche im Alltag

A. Petrak1, J. Möller2, F. Helm2, F. Wolff3
1Christian-Albrechts-Universität zu Kiel & Universität Koblenz, 2Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 3Universität Koblenz

Theoretischer Hintergrund

Tagebuchstudien konnten bereits zeigen, dass soziale und dimensionale Vergleiche im Alltag mit Änderungen von Stimmungszuständen und motivationalen Variablen einhergehen (Baumann, 2020; Möller & Husemann, 2006; Olson & Evans, 1999; Wheeler & Miyake, 1992). Allerdings gibt es bisher weder Tagebuchstudien über mehrere Vergleichsarten, noch über temporale Vergleiche oder zu Effekten konkreter Vergleiche auf akademische Selbstkonzepte.

Fragestellung

Die vorliegende Studie untersucht deshalb erstmals gleichzeitig mehrere Vergleichsarten und -richtungen, ihre Auslöser und Folgen. Konkret werden die situativen und motivationalen Auslöser des Auftretens sozialer, temporaler und dimensionaler Auf- und Abwärtsvergleiche im akademischen Kontext sowie deren Auswirkungen auf das Selbstkonzept untersucht. Analog zu experimentellen Ergebnissen (Möller & Köller, 2001; Wolff et al., 2018) nahmen wir an, dass soziale, temporale und dimensionale Abwärtsvergleiche zu einer Verbesserung, Aufwärtsvergleiche zu einer Verschlechterung des Selbstkonzepts führen.

Methode

Insgesamt 131 Studierende wurden gebeten, ihre alltäglichen akademischen Vergleiche innerhalb einer Woche in einem Online-Tagebuch festzuhalten und dabei Inhalt, Richtung und Auswirkung eines jeden Vergleichs auf das Selbstkonzept zu beschreiben. Auslöser wurden anhand der inhaltlichen Beschreibung dahingehend klassifiziert, ob situative Auslöser (Leistungsrückmeldung; soziale Interaktion) und/oder eines der vier Motive Selbstevaluation, Selbstverbesserung, Selbstverstärkung oder Selbstdifferenzierung (Möller & Marsh, 2013) erkennbar waren. Häufigkeiten wurden mithilfe von Chi-Quadrat-Tests auf Verteilungsgleichheit analysiert. Zur Messung der Veränderung des Selbstkonzepts wurden die Teilnehmenden gebeten, ihre Fähigkeit, ihr Talent und ihre Leistung im jeweiligen Bereich im Gegensatz zu vor dem Vergleich einzuschätzen (7-Punkte-Likert-Skala: –3 = viel schlechter, 0 = ähnlich, 3 = viel besser, α = .86). Mithilfe von Regressionsanalysen wurde unter Berücksichtigung der genesteten Datenstruktur überprüft, ob die mittlere wahrgenommene Selbstkonzeptveränderung signifikant von 0 (≙ keine Selbstkonzeptveränderung) abwich.

Ergebnisse

Auslöser: Soziale Interaktionen wurden signifikant häufiger als Auslöser für Vergleiche beschrieben als Leistungsrückmeldungen. Selbstevaluation diente als häufigste Motivation für Vergleiche (20.1%) im Gegensatz zu Selbstverstärkung (6.1%), Selbstverbesserung (3.9%) oder Selbstdifferenzierung (1.7%). Wahrgenommene Selbstkonzeptveränderung: Das Selbstkonzept nahm nach sozialen (d = 1.21), temporalen (d = 1.55) und dimensionalen (d = 1.01) Abwärtsvergleichen signifikant zu, nach sozialen (d = 0.61) und dimensionalen (d = 0.31) Aufwärtsvergleichen signifikant ab. Bei temporalen Aufwärtsvergleichen ergaben sich keine signifikanten Veränderungen.

Diskussion und Implikation

Unsere Studie ist die erste, die mehrere Vergleichsprozesse im Alltag innerhalb einer einzigen Tagebuchstudie untersucht. Die Ergebnisse beleuchten die Auftretensbedingungen sozialer, temporaler und dimensionaler Vergleiche im Alltag Studierender und ihre Auswirkungen auf das Selbstkonzept. Die Ergebnisse erweitern das Verständnis der Selbstkonzeptentwicklung und tragen zur Entwicklung einer allgemeinen Theorie akademischer Vergleichsprozesse bei.

 

Soziale, dimensionale und temporale Vergleiche bei Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften: Eine Studie zur Generalisierbarkeit des 2I/E-Modells

M. Wunberg1, A. Petrak2, J. Möller1, J. Lohmann1, F. Wolff3
1Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2Christian-Albrechts-Universität zu Kiel & Universität Koblenz, 3Universität Koblenz

Theoretischer Hintergrund

Determinanten der Selbstkonzeptgenese bilden ein wichtiges Feld der Selbstkonzeptforschung. Eine Erweiterung des klassischen Internal/External-Frame-of-Reference-Modells (I/E-Modell; Marsh, 1986), das 2I/E-Modell (Wolff et al., 2019), betont hierbei den Einfluss dreier Vergleichsprozesse. Demnach vergleichen Schüler:innen ihre Leistungen sozial mit Leistungen ihrer Mitschüler:innen, dimensional mit ihren Leistungen in anderen Schulfächern und temporal mit ihren Leistungen im Zeitverlauf. Unzureichend geklärt ist, ob die postulierten Vergleichseffekte auch auftreten, wenn Eltern und Lehrkräfte die Fähigkeiten und Selbstkonzepte der Schüler:innen einschätzen. Vorangegangene Untersuchungen fanden in diesem Zusammenhang soziale, aber nur teilweise dimensionale und temporale Vergleichseffekte (van Zanden et al., 2017; Wolff et al., 2020). Diese Studie untersucht erstmals simultan die Effekte der drei Vergleichsprozesse auf Schüler:innen-Selbstkonzepte und die von Lehrkräften und Eltern eingeschätzten Fähigkeiten und Selbstkonzepte der Schüler:innen.

Fragestellung

Treffen die Vorhersagen des 2I/E Modells zu, wenn Eltern und Lehrkräfte die Fähigkeiten und Selbstkonzepte der Schüler:innen in Deutsch und Mathematik einschätzen?

Methode

Die Stichprobe bestand aus 563 Neuntklässler:innen aus Gymnasien (54.5% weiblich), 207 Eltern, 18 Deutschlehrkräften und 17 Mathematiklehrkräften. Mit jeweils drei Items wurden Schüler:innen-Selbstkonzepte (z.B. „Deutsch/Mathematik liegt mir nicht besonders“), fremdeingeschätzte Fähigkeiten (z.B. „Deutsch/Mathematik liegt meinem Kind (Schüler:in xy) nicht besonders“) und fremdeingeschätzte Selbstkonzepte (z.B. „Mein Kind (Schüler:in xy) glaubt: ‚Deutsch/Mathematik liegt mir nicht besonders‘“) erfasst. Als Leistungsmaß dienten die Deutsch- und Mathematiknoten der letzten beiden Zeugnisse. Die Berechnungen erfolgten mittels Strukturgleichungsmodellen in Mplus. Schüler:innen-Selbstkonzepte, fremdeingeschätzte Fähigkeiten und fremdeingeschätzte Selbstkonzepte wurden durch das Leistungsniveau (sozialer Vergleich) und die Leistungsveränderung (temporaler Vergleich) im selben Fach sowie die Differenz zwischen Deutsch- und Mathematikleistung (dimensionaler Vergleich) vorhergesagt (Wolff, 2021).

Ergebnisse

In Einklang mit dem 2I/E-Modell zeigten sich signifikante soziale, dimensionale und temporale Vergleichseffekte auf die Schüler:innen-Selbstkonzepte in Deutsch und Mathematik (0.15 ≤ β ≤ 0.48). Bei Eltern und Lehrkräften zeigten sich signifikante soziale Vergleichseffekte auf die Fähigkeits- und Selbstkonzepteinschätzungen in beiden Fächern (0.36 ≤ β ≤ 0.71). Zusätzlich traten bei den Eltern signifikante dimensionale Vergleichseffekte auf die Selbstkonzepteinschätzungen in beiden Fächern und die Fähigkeitseinschätzungen in Mathematik auf (0.10 ≤ β ≤ 0.31).

Diskussion und Implikation

Die Untersuchung liefert wichtige Erkenntnisse zur Generalisierbarkeit des 2I/E-Modells und zu potenziellen Determinanten fremdeingeschätzter Fähigkeiten und Selbstkonzepte. Die Befunde stützen das 2I/E-Modell aus Schüler:innenperspektive und für soziale Vergleiche auch für Eltern und Lehrkräfte. Während sich dimensionale Vergleiche in den Elterneinschätzungen zeigten, traten temporale Vergleichseffekte weder bei Eltern noch bei Lehrkräften auf. Die Befunde liefern außerdem Implikationen bezüglich der diagnostischen Kompetenzen von Eltern und Lehrkräften.

 

Ein längsschnittliches Experiment zur Untersuchung von Vergleichseffekten

F. Wolff
Universität Koblenz

Theoretischer Hintergrund

Bis heute haben zahlreiche Studien gezeigt, dass soziale, dimensionale und temporale Abwärtsvergleiche/Aufwärtsvergleiche gewöhnlich mit erhöhten/verringerten Selbstkonzepten einhergehen (z.B. Wolff & Möller, 2022). Allerdings handelt es sich bei den meisten dieser Studien um nicht-experimentelle Studien. Bisher haben erst drei Experimente die Effekte sozialer, dimensionaler und temporaler Vergleiche auf bereichsspezifische Selbstkonzepte simultan untersucht (Wolff et al., 2018, Studie 1; Zell & Strickhouser, 2020, Studie 1 und 2). Interessanterweise zeigte sich dabei nur in einer Studie ein signifikanter temporaler Vergleichseffekt. Dieser Befund könnte allerdings darauf zurückzuführen sein, dass sich die temporalen Vergleiche in den Experimenten auf Zeiträume von wenigen Minuten bezogen.

Fragestellung

In dieser Studie wurde daher untersucht, ob sich die simultanen Effekte sozialer, dimensionaler und temporaler Vergleiche in einer experimentellen Längsschnittstudie replizieren lassen. Außerdem wurde untersucht, inwiefern soziale, dimensionale und temporale Vergleiche die Einschätzungen der Fähigkeiten anderer Personen beeinflussen.

Methode

In einem längsschnittlichen Experiment bearbeiteten 411 Studierende an zwei Erhebungszeitpunkten (Abstand: zwei Wochen) jeweils einen verbalen und einen figuralen Fähigkeitstest. Am Ende des zweiten Erhebungszeitpunkts erhielten sie manipulierte Rückmeldungen in Bezug auf ihre eigene Leistung und die Leistung eines/einer anderen Studierenden, der/die angeblich ebenfalls am Test teilgenommen hatte. Diese Rückmeldungen (je ein Prozentrang pro Test und Erhebungszeitpunkt) triggerten entweder einen Aufwärtsvergleich oder einen Abwärtsvergleich in Bezug auf eine Vergleichsart, während im Hinblick auf die beiden anderen Vergleichsarten Lateralvergleiche getriggert wurden. Auf Basis der Rückmeldungen schätzten die Versuchspersonen ihre eigenen Fähigkeiten bzw. die Fähigkeiten des/der anderen Studierenden zur Lösung von Aufgaben in beiden Fähigkeitstests ein. Die Einschätzungen der Fähigkeiten des/der anderen Studierenden wurden sowohl aus der eigenen Perspektive („eigene Fähigkeitseinschätzungen“) als auch aus der Perspektive des/der anderen Studierenden („inferrierte Selbstkonzepte“) vorgenommen. Zur Untersuchung der Vergleichseffekte wurden die mittleren Fähigkeitseinschätzungen zwischen der Aufwärts- und Abwärtsbedingung der jeweiligen Vergleichsart in Regressionsanalysen miteinander verglichen.

Ergebnisse

Für alle drei Arten von Fähigkeitseinschätzungen zeigten sich in beiden Domänen signifikante soziale (.40 ≤ β ≤ .76) und dimensionale Vergleichseffekte (.10 ≤ β ≤ .29). Die temporalen Vergleichseffekte waren jedoch meist nicht statistisch signifikant. Ein Vergleich der inferrierten Selbstkonzepte und eigenen Einschätzungen der Fähigkeiten des/der anderen Studierenden ergab insbesondere stärkere soziale Vergleichseffekte auf die eigenen Fähigkeitseinschätzungen (.07 ≤ ∆β ≤ .13).

Diskussion und Implikation

Die Studie stellt den kausalen Einfluss temporaler Vergleiche bei der Ausbildung von Fähigkeitseinschätzungen infrage. Möglicherweise resultieren die fehlenden temporalen Vergleichseffekte jedoch aus einem fehlenden Training zwischen den beiden Messzeitpunkten. Soziale Vergleiche scheinen stärkere Effekte zu haben, wenn Fähigkeiten anderer, anstatt eigene Fähigkeiten bewertet werden.

 

Förderung akademischer Selbstkonzepte durch Vergleichsprozesse: Erste Ergebnisse einer Interventionsstudie

H. Hörsch1, J. Schumacher1, J. Möller2, J.-C. Wandhoff2, F. Wolff1
1Universität Koblenz, 2Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Theoretischer Hintergrund

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass bestimmte Kognitionen mit der Stärke von Vergleichseffekten auf das akademische Selbstkonzept zusammenhängen (z.B. Wolff & Möller, 2021). So zeigen etwa Studien zum Basking-in-Reflected-Glory-Effekt, dass sich der negative Effekt der mittleren Klassenleistung auf das Selbstkonzept (d.h. der Big-Fish-Little-Pond-Effekt) abschwächt, wenn sich Schüler:innen ihre Zugehörigkeit zu einer besonders leistungsstarken Gruppe bewusst machen (z.B. Marsh et al., 2000; Wolff et al., 2021). Allerdings handelt es sich hierbei vor allem um korrelative Studien, die keine kausalen Schlussfolgerungen zulassen.

Fragestellung

In der vorliegenden Studie soll der Einfluss bestimmter Kognitionen auf Vergleiche und bereichsspezifische Selbstkonzepte daher experimentell untersucht werden. Dazu wurde eine Intervention entwickelt, in der Schüler:innen über verschiedene Kognitionen, die mit Vergleichseffekten auf akademische Selbstkonzepte einhergehen, aufgeklärt werden.

Methode

Die Intervention besteht aus drei Modulen, die jeweils auf einen Vergleichsprozess fokussieren (sozial, dimensional, temporal) und entweder zur Förderung des Mathe- oder Deutsch-Selbstkonzepts bei Gymnasiast:innen der Jahrgangsstufen 9 und 10 konzipiert wurden. Die Module beinhalten die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Durchführung spezifischer Übungen. Beispielsweise wird im Modul „Soziale Vergleiche“ der Basking-in-Reflected-Glory-Effekt thematisiert, indem sich die Schüler:innen erst in einem kleinen, dann in einem großen Glas voller Fische, die die anderen Schüler:innen ihrer Klasse (kleines Glas) bzw. ihrer gesamten Altersgruppe (großes Glas) repräsentieren, entsprechend ihres Leistungsniveaus einordnen sollen. In unserer Studie wird pro Klasse randomisiert entweder eines der Module der Vergleichsintervention (die Schüler:innen nehmen entsprechend ihrer Noten an der Deutsch- oder Mathe-Intervention teil) oder zu Vergleichszwecken eine Achtsamkeitsintervention durchgeführt (Dauer: jeweils 90 Minuten). Zur Evaluation wird vor und nach den Interventionen ein Onlinefragebogen bearbeitet, mithilfe dessen jeweils die Kognitionen, auf die die Intervention abzielt, Leistungseinschätzungen im sozialen, dimensionalen und temporalen Vergleich sowie die Selbstkonzepte in Mathe und Deutsch abgefragt werden.

Ergebnisse

Bis Juni sollen Daten von 800 Schüler:innen gesammelt und ausgewertet werden. Erste Ergebnisse der bisher erhobenen Daten weisen bereits jetzt auf das hohe Potenzial der Intervention hin. So zeigte sich infolge einer ersten Durchführung des Moduls „Temporale Vergleiche“ ein signifikanter Anstieg des Mathe-Selbstkonzepts (d = 0.71), der sich durch Veränderungen entsprechender Kognitionen und Vergleichsprozesse erklären lässt. Außerdem bewerteten die Schüler:innen die Intervention als informativ und motivierend.

Diskussion und Implikation

Aus theoretischer Sicht liefert die Evaluation wichtige Einblicke in die psychologischen Prozesse, die sozialen, dimensionalen und temporalen Vergleichseffekten zugrunde liegen. Durch das Potenzial zur Förderung akademischer Selbstkonzepte ist die Intervention zudem von hoher praktischer Relevanz.



 
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