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Sitzungsübersicht
Sitzung
Neue Perspektiven zur Entwicklung akademischer Selbstkonzepte
Zeit:
Mittwoch, 20.09.2023:
9:30 - 11:00

Chair der Sitzung: Fabian Wolff
Ort: LS01 - Raum 105


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Präsentationen

Neue Perspektiven zur Entwicklung akademischer Selbstkonzepte

Chair(s): F. Wolff (Universität Koblenz)

Diskutant*in(nen): J. Sparfeldt (Universität des Saarlandes)

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass akademische Selbstkonzepte signifikante Einflüsse auf ein breites Spektrum akademischer Ergebnisse haben (z.B. Schulerfolg oder Berufsentscheidungen). Vor diesem Hintergrund ist es kaum überraschend, dass die Frage nach der Entwicklung akademischer Selbstkonzepte für die Pädagogische Psychologie von großem Interesse ist und dort intensiv beforscht wird.

In diesem Symposium werden vier Studien vorgestellt, die sich ebenfalls mit der Entwicklung akademischer Selbstkonzepte befassen. Dabei zeichnen sich die Studien insbesondere dadurch aus, dass sie akademische Selbstkonzepte nicht nur im Sinne von per Likert-Skala erfasster Traits betrachten, sondern auch auf neue, innovative Formen von Selbstkonzepten fokussieren oder die Entwicklung „klassischer“ Trait-Selbstkonzepte der Entwicklung anderer motivationaler Konstrukte gegenüberstellen.

Im Mittelpunkt der ersten beiden Beiträgen steht die Untersuchung sogenannter „State-Selbstkonzepte“, die im Rahmen einer dreiwöchigen Tagebuchstudie mittels Experience Sampling erfasst wurden, indem Schüler:innen ihre Deutsch- und Mathematik-Selbstkonzepte nach jeder Deutsch- bzw. Mathematik-Stunde berichteten. Im ersten Beitrag untersucht Christoph Niepel, inwiefern State-Selbstkonzepte in Deutsch und Mathematik durch Effekte sozialer Vergleiche (Vergleiche eigener Leistungen mit den Leistungen anderer) und dimensionaler Vergleiche (Vergleiche eigener Leistungen in unterschiedlichen Fächern) beeinflusst werden. Im Einklang mit Befunden zum Einfluss dimensionaler Vergleiche auf Trait-Selbstkonzepte findet er dabei signifikante Effekte sozialer und dimensionaler Vergleiche auf die State-Selbstkonzepte in beiden Fächern. Aufbauend darauf untersucht Julian Lohmann im zweiten Beitrag den reziproken Zusammenhang zwischen State-Selbstkonzepten und wahrgenommenem Lernerfolg im Fach Deutsch. Dabei findet er signifikante reziproke Effekte, die ihr Maximum nach 1–2 Stunden erreichen.

Wie der erste Beitrag beschäftigen sich auch beiden letzten Beiträge mit der Rolle von Vergleichsprozessen bei der Selbstkonzeptentwicklung. Im dritten Beitrag präsentiert Rebecca Schneider eine Studie, in der Effekte sozialer und dimensionaler Vergleiche auf (Trait-)Selbstkonzepte und Interesse in Deutsch und Mathematik bei Grundschüler:innen mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf untersucht wurden. Hierbei zeigen sich stärkere Effekte der Leistungen auf die Selbstkonzepte, die sich zwischen den verschiedenen Schüler:innengruppen meist nicht unterschieden. Im vierten Beitrag stellt Jennifer Schumacher schließlich eine Studie zur Untersuchung von Vergleichseffekten auf die Ausbildung implizit (per Go/No-Go-Assoziationstest) und explizit (per Likert-Skala) erfasster Deutsch- und Mathematik-Selbstkonzepte vor, wobei neben sozialen und dimensionalen außerdem temporale Vergleichseffekte (Vergleiche mit eigenen früheren Leistungen) untersucht werden. Dabei zeigen sich signifikante Vergleichseffekte lediglich auf die expliziten Selbstkonzepte.

Zusammenfassend geben die verschiedenen Beiträge vielfältige neue Einblicke in die Genese akademischer Selbstkonzepte. Dabei unterstreichen sie insbesondere den Einfluss dimensionaler Vergleiche im Prozess der Selbstkonzeptentstehung. Außerdem verdeutlichen sie den Mehrwert, Selbstkonzepte nicht ausschließlich im Sinne explizit erfasster Traits ohne Berücksichtigung weiterer motivationaler Variablen zu untersuchen.

 

Beiträge des Symposiums

 

Dimensionale Vergleiche und fachbezogene State-Selbstkonzepte

C. Niepel1, J. Möller2
1Universität Luxemburg, 2Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Theoretischer Hintergrund

Das Internal/External Frame of Reference Model (I/E-Modell; Marsh, 1986) beschreibt Effekte auf fachbezogene schulische Selbstkonzepte (meist in Mathematik und einem sprachlichen Fach) und fokussiert auf negative Kontrasteffekte dimensionaler Vergleichsprozesse (Möller & Marsh, 2013). Während nach den Vorhersagen des I/E-Modells bessere Leistungen in Mathematik (bzw. Deutsch) zu einem höheren Mathematikselbstkonzept (bzw. Deutschselbstkonzept) führen, führen bessere Leistungen in einem Fach (z.B. Mathematik) zu Einbußen im Selbstkonzept im jeweils anderen Fach (Deutsch). Das I/E-Modell und dimensionale Vergleichseffekte wurden in einer Vielzahl an Studien repliziert (z.B. Möller et al., 2020). Zur Überprüfung des I/E-Modells wurden allerdings bislang nie situationsspezifische schulische Selbstkonzepte (State-Selbstkonzepte) berücksichtigt – also Selbstkonzepte, die in Echtzeit und im Schulalltag der Schüler:innen mittels der Experience Sampling Methode gewonnen worden sind. Kürzlich veröffentlichte Studien zeigen, dass Schüler:innen kurzfristige Schwankungen in ihrem fachbezogenen Selbstkonzept erleben (Niepel et al., 2022). Offen bleibt, ob auch State-Selbstkonzepte in Mathematik und Deutsch mit erhaltenen Noten im jeweils anderen Fach negativ zusammenhängen – wie es das I/E-Modell für Trait-basierte Selbstkonzepte vorhersagt.

Fragestellung

Die vorliegende Studie erweitert erstmals das I/E-Modell auf fachbezogene State-Selbstkonzepte in den Fächern Mathematik und Deutsch und untersucht, ob es Hinweise auf negative Kontrasteffekte im Sinne dimensionaler Vergleichseffekte gibt.

Methode

Wir nutzen Daten eines größeren Projektes, welches mittels digitaler Tagebücher (Experience Sampling Methode via Smartphones) N = 372 Neunt- und Zehntklässler:innen (18 Klassen) aus 6 verschiedenen Gymnasien in 4 Bundesländern untersucht hat. Die fachbezogenen State-Selbstkonzepte in Mathematik und Deutsch wurden über einen Zeitraum von 3 Wochen nach jeder Mathematik- und Deutschstunde erhoben. Beide State-Selbstkonzepte wurden mit jeweils 3 Items erfragt (z.B. „Jetzt gerade denke ich, dass ich im Fach Mathe gut bin“). Für die Datenanalyse wurde mehrebenenanalytische Strukturgleichungsmodelle (L1: Situation/Messzeitpunkt, L2: Schüler:in) in Mplus 8.8 berechnet.

Ergebnisse

Die gefundenen Ergebnisse entsprechen vorherigen Befunden der Trait-basierten Forschung zum I/E-Modell. Wir fanden positive und statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen Note und State-Selbstkonzept innerhalb desselben Faches (β = .59 bzw. β = .49 für Mathematik bzw. Deutsch). Wir fanden statistisch signifikante negative Zusammenhänge zwischen Note und State-Selbstkonzept über Fächer hinweg (Mathematiknote -> Deutschselbstkonzept: β = –.21; Deutschnote -> Mathematikselbstkonzept: β= –.13).

Diskussion und Implikation

Die vorliegende Studie liefert erste empirische Evidenz für dimensionale Vergleichseffekte auf der Ebene situativer Wahrnehmungen. Schulische Selbstkonzepte sollten zudem nicht nur als stabile Traits begriffen werden und State-Selbstkonzepte in zukünftiger Forschung stärker berücksichtigt werden. Diese State-Perspektive bietet vielversprechende Ansätze für zukünftige Selbstkonzeptinterventionen.

 

Wie lange dauern reziproke Effekte zwischen State-Selbstkonzept und wahrgenommener Lernleistung an? Eine Continuous-time Analyse von Experience-Sampling Daten im Fach Deutsch

J. Lohmann1, J. Möller1, C. Niepel2
1Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2Universität Luxemburg

Theoretischer Hintergrund

Viele längsschnittliche Studien deuten darauf hin, dass es sowohl positive Effekte von Leistungen auf Selbstkonzepte (Skill-Developement-Effekt) als auch von Selbstkonzepten auf Leistungen (Self-Enhancement-Effekt) gibt (z.B. Möller et al., 2020; Wu et al., 2021). In den letzten Jahren hat sich die Aufmerksamkeit der psychologischen Forscher:innen auf Prozesse ausgedehnt, die auf der Within-Person-Ebene zwischen kurzen Messintervallen stattfinden, um State-Schwankungen und somit Prozesse zu untersuchen, wie sie sich im tagtäglichen Leben von Personen vollziehen. Allerdings sind solche Untersuchungen für Selbstkonzepte noch rar. Eine erste Untersuchung solcher Zusammenhänge zwischen Selbstkonzept und wahrgenommener Lernleistung mit einem State- und Within-Person-Fokus fand Hinweise auf eine reziproke Wechselwirkung für Mathematik (Niepel et al., 2022). Ähnliche Untersuchungen für Deutsch fehlen genauso wie genauere Untersuchungen der zeitlichen Ausdehnung solcher Effekte.

Fragestellung

(1) Gibt es einen positiven reziproken Zusammenhang zwischen State-Selbstkonzept und wahrgenommener Leistung in der verbalen Domäne auf der Basis von Dynamiken, die sich von Unterrichtsstunde zu Unterrichtsstunde beobachten lassen?

(2) Wie lange dauern die gefundenen Effekte auf der Basis der State-Messungen an?

Methode

Es wurden Daten der DynASCEL-Studie (Niepel et al., 2022) verwendet. Die N = 372 Schüler:innen deutscher Gymnasien wurden über drei Wochen hinweg mehrmals täglich jeweils nach einer Unterrichtsstunde unter anderem hinsichtlich ihres akuten Selbstkonzeptes im jeweiligen Unterrichtsfach sowie der wahrgenommenen Lernleistung befragt. Die Analysen der vorliegenden Studie fokussieren auf die Experience-Sampling-Daten zum verbalen State-Selbstkonzept, die nach jeder Deutschstunde erhoben wurden. Eine besondere methodische Herausforderung stellen bei Experience-Sampling Daten ungleiche Messabstände innerhalb sowie zwischen Personen dar. In der vorliegenden Studie adressierten wir dies, indem Continuous-time Modelle zur Analyse der Daten heranzogen wurden (Driver & Voelkle, 2018). Dieser Ansatz erlaubt zudem, die zeitliche Ausdehnung der modellierten Dynamiken zu untersuchen (Hecht & Zitzmann, 2021).

Ergebnisse

In Einklang mit ersten Befunden zum State-Mathematikselbstkonzept und bisherigen Forschungsergebnissen zu Traits, zeigte sich sowohl ein statistisch bedeutsamer Cross-Effekt von wahrgenommener Lernleistung im Fach Deutsch auf späteres State-Deutschselbstkonzept (β = .11), sowie vice versa, von State-Selbstkonzept auf Lernleistung (β = .13). Beide Cross-Effekte erreichten ihr Maximum bereits nach 1-2 Stunden, nach 5-6 weiteren Stunden waren keine bedeutsamen Cross-Effekte mehr nachzuweisen.

Diskussion und Implikation

Der Umstand, dass reziproke Effekte zwischen Selbstkonzept und Lernleistung auch auf State-Ebene im Schulalltag der Schüler:innen auftreten, validiert die entsprechenden theoretischen Annahmen und liefert Hinweise für mögliche Interventionen. Die Anwendung von Continuous-time Modellen eröffnet neue Forschungsfragen zur zeitlichen Struktur und Ausdehnung dynamischer Effekte. Offen bleibt, wie sich State-Dynamiken mit längerfristigen Veränderungen auf Traitebene in Verbindung bringen lassen.

 

Überprüfung des generalisierten Internal/External Frame of Reference-Modells und Big-Fish-Little-Pond-Modells bei Viertklässlern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf an Regel- und Förderschulen

A. Lohbeck, A. Kocaj, R. Schneider, M. Jansen
Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB)

Theoretischer Hintergrund

Soziale und dimensionale Vergleichsprozesse haben einen großen Einfluss auf die Zusammenhänge zwischen Leistungen und Selbstkonzepten oder anderen wünschenswerten Outcomes wie das Interesse. Dies verdeutlichen nicht zuletzt die zahlreichen Studien zum (generalisierten) Internal/External Frame of Reference-Modell (GI/E-Modell) und Big-Fish-Little-Pond-Modell (BFLP-Modell; Möller et al., 2020). Studien, die diese Modelle bereits bei Grundschulkindern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf (SPF) an Regel- und Förderschulen testen, fehlen jedoch weitgehend.

Fragestellung

Ziel dieser Studie war es, die Zusammenhänge zwischen Leistungen, Selbstkonzepten und Interessen in den Fächern Mathematik und Deutsch zwischen Grundschulkindern mit und ohne SPF an Regel- und Förderschulen im GI/E-Modell und BFLP-Modell miteinander zu vergleichen.

Methode

Datengrundlage bildeten die Daten des IQB-Bildungstrends 2021 (Stanat et al. 2022), aus dem drei Gruppen mit N = 21.216 Grundschulkindern (davon 10.556 Mädchen) der vierten Jahrgangsstufe (M = 10.5, SD = 0.53) an 1354 Regelschulen und 110 Förderschulen untersucht wurden: 1) n = 19069 Kinder ohne SPF an Regelschulen, 2) n = 933 SPF-Kinder an Regelschulen und 3) n = 1214 SPF-Kinder an Förderschulen. Neben standardisierten Kompetenztests füllten die Kinder einen Fragebogen zu ihren Selbstkonzepten und Interessen in den Fächern Mathematik und Deutsch aus, die mit jeweils vier Items auf einer vierstufigen Antwortskala von 1 (stimmt nicht) bis 4 (stimmt genau) eingeschätzt werden konnten.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der latenten Multigruppen-Strukturgleichungsmodelle (SEM) konnten sowohl die Annahmen des GI/E-Modells als auch des BFLP-Modells hinreichend stützen. Die Pfade von den Leistungen auf die Selbstkonzepte fielen grundsätzlich höher aus als von den Leistungen auf die Interessen. Nur die Pfade von den Leistungen auf die Interessen im Fach Deutsch waren bei SPF-Kindern an Regel- und Förderschulen nicht signifikant im GI/E-Modell und nicht signifikant bei SPF-Kindern an Förderschulen im BFLP-Modell. Signifikante Unterschiede in den Pfaden zeigten sich lediglich im GI/E-Modell zwischen Kindern ohne und mit SPF: Die Pfade von der Mathematikleistung auf die Selbstkonzepte und Interessen im Fach Mathematik fielen bei Kindern ohne SPF höher aus, während die Pfade von der Mathematikleistung auf das Selbstkonzept im Fach Deutsch bei Kindern ohne SPF deutlich schwächer ausgeprägt waren.

Diskussion und Implikation:

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass soziale und dimensionale Vergleichsprozesse sehr ähnlich bei Grundschulkindern mit und ohne SPF an Regel- und Förderschulen ausgeprägt sind, jedoch eine geringere Rolle für die Interessen im Fach Deutsch bei SPF-Kindern an Förderschulen spielen. Zukünftig müssen längsschnittliche Studien diese Ergebnisse untermauern und zeigen, welche Bedingungen oder Faktoren die sozialen und dimensionalen Vergleichsprozesse an Regel- und Förderschulen moderieren.

 

Unbewusste Vergleichsprozesse? Eine Untersuchung des 2I/E-Modells mit expliziten und impliziten akademischen Selbstkonzepten

J. Schumacher1, H. Hörsch1, J. Möller2, F. Junge2, F. Wolff1
1Universität Koblenz, 2Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Theoretischer Hintergrund

Das 2I/E-Modell (Wolff et al., 2019) ist eine Weiterentwicklung des klassischen Internal/External Frame of Reference (I/E) Models von Marsh (1986), das neben sozialen und dimensionalen Vergleichen auch temporale Vergleiche in dem Prozess der Ausbildung von Mathematik- und Deutsch-Selbstkonzepten berücksichtigt. Das 2I/E-Modell prognostiziert unter Verwendung explizit (per Likert-Skala) erfasster Selbstkonzepte stark positive soziale Vergleichseffekte (von den Leistungsniveaus im einem Fach auf das Selbstkonzept im selben Fach), moderat negative dimensionale Vergleichseffekte (von den Leistungsniveaus im einem Fach auf das Selbstkonzept im anderen Fach) und schwach positive temporale Vergleichseffekte (von den Leistungsveränderungen im einen Fach auf das Selbstkonzept im selben Fach); diese Annahmen ließen sich empirisch in mehreren Studien stützen (Wolff & Möller, 2022). Eine Untersuchung von Vergleichseffekten auf implizite Selbstkonzepte erfolgte bislang lediglich im Rahmen des I/E-Modell (Wolff et al., 2020). Hierbei zeigten sich signifikante soziale und dimensionale Vergleichseffekte, wobei die dimensionalen Vergleichseffekte verhältnismäßig stark ausfielen. Dieser Befund deutet darauf hin, dass gerade dimensionale Vergleiche zu einem substanziellen Teil unbewusst durchgeführt werden.

Fragestellung

Aufbauend auf den Befunden von Wolff et al. (2020) soll in dieser Studie untersucht werden, inwiefern auch temporale Vergleiche bei der Ausbildung akademischer Selbstkonzepte unbewusst ablaufen. Zudem soll untersucht werden, ob sich die Befunde von Wolff et al. (2020) in einer unabhängigen Studie replizieren lassen.

Methode

Derzeit umfasst die Stichprobe N = 312 Gymnasiast:innen der Klassen 9 und 10. Zur Erfassung der impliziten Mathematik- und Deutsch-Selbstkonzepte bearbeiteten die Schüler:innen zwei Go/No-Go Assoziationstests (Nosek & Banaji, 2001), die in Anlehnung an Wolff et al. (2022) entwickelt wurden. Die Erfassung der expliziten Mathematik- und Deutsch-Selbstkonzepte geschah über etablierte Selbstkonzeptskalen. Entsprechend des Ansatzes des 2I/E-Modells wurden die latent modellierten Selbstkonzepte durch die Leistungsniveaus und Leistungsveränderungen vorhergesagt, wobei als Leistungsvariablen die Mathematik- und Deutsch-Noten aus den beiden letzten Zeugnissen berücksichtigt wurden.

Ergebnisse

Die Analyse ergab stark positive soziale Vergleichseffekte, moderat negative dimensionale Vergleichseffekte und schwach positive temporale Vergleichseffekte auf die expliziten Selbstkonzepte. Die Vergleichseffekte auf die impliziten Selbstkonzepte waren allesamt nicht signifikant.

Diskussion und Implikation

Im Gegensatz zu Wolff et al. (2022) lassen sich aus der Studie keine Hinweise auf unbewusst ablaufende Vergleichsprozesse ziehen. Neben den temporalen Vergleichen gilt dies auch für soziale und dimensionale Vergleiche. Die Annahmen des 2I/E-Modells mit expliziten Selbstkonzepten konnten bestätigt werden. Die Datenerhebung ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Bis zur PAEPS sollen Daten von weiteren 500 Schüler:innen gesammelt worden sein.