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Sitzungsübersicht
Sitzung
Die Rolle negativer Emotionen in der intrapsychischen Dynamik von akademischer Prokrastination
Zeit:
Montag, 18.09.2023:
15:45 - 17:15

Chair der Sitzung: Carola Grunschel
Chair der Sitzung: Katrin B. Klingsieck
Ort: LS01 - Raum 208


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Präsentationen

Die Rolle negativer Emotionen in der intrapsychischen Dynamik von akademischer Prokrastination

Chair(s): C. Grunschel (Westfälische Wilhelms-Universität Münster), K. B. Klingsieck (Universität Paderborn, Deutschland)

Diskutant*in(nen): J. Sparfeldt (Universität des Saarlandes)

Akademische Prokrastination als das Aufschieben von intendierten Lernhandlungen trotz der Antizipation negativer Konsequenzen aufgrund dieses Aufschubs ist bei Studierenden weit verbreitet (Grunschel & Fries, 2018). In diesem Symposium werden theoretische Überlegungen und aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert, die zu einem differenzierten Verständnis der Rolle von negativen Emotionen bei der Entstehung und dem Auftreten von Prokrastination beitragen. Dem Erleben und der Regulation von negativen Emotionen kommt dabei eine bedeutsame Rolle zu. Die Antizipation negativer Konsequenzen des Aufschubs und die sie begleitenden negativen Emotionen haben eine wichtige definitorische Bedeutung. Außerdem charakterisiert die Mood-Repair Hypothese (Pychyl & Sirois, 2016) Prokrastination als (dysfunktionale) Strategie der Vermeidung negativer Emotionen,

Der erste Beitrag (Bäulke, Nagengast & Trautwein) stellt mit dem „Integrativen Prokrastinationsmodell“ (IPM) einen übergreifenden theoretischen Rahmen vor, der parallel verlaufende Forschungslinien integriert, um die Komplexität von Prokrastination zu berücksichtigen. Das IPM sieht eine (a) allgemeine Trait-Ebene, (b) eine domänenspezifische Ebene sowie (c) eine situationsspezifische Ebene vor. Auf der situationsspezifischen Ebene setzen die drei weiteren Beiträge an.

Der zweite Beitrag (Bruns, Eggert, Esper, Hausmann, Wieland & Wolgast) fokussiert die antizipierten negativen Konsequenzen eines Aufschubs und setzt sie mit dem affektiven Erleben und Prokrastination in Beziehung. Ergebnisse einer Tagebuchstudie über den Zeitraum von 14 Tagen zeigen, dass die zeitabhängigen antizipierten negativen Konsequenzen das Erleben negativer Affekte und Prokrastination vorhersagen.

Der dritte Beitrag (Bobe & Klingsieck) untersucht, ob sich der Zusammenhang zwischen der Komponente des Aufschubs und des subjektiven Unwohlseins bei Prokrastination abhängig von der Ausprägung auf den Komponenten differenzieren lässt. Ergebnisse latenter Profilanalysen zeigen drei Profile, welche sich in ihrer Intensität des Aufschubs und des subjektiven Unwohlseins sowie in der Höhe der Selbstwirksamkeit, Studienzufriedenheit und akademischen Emotionen unterscheiden.

Der vierte Beitrag (Gadosey, Schnettler, Scheunemann, Bäulke, Thies, Dresel, Fries, Leutner & Grunschel) untersucht das Zusammenspiel lernbezogener negativer Emotionen in Form von Emotionsprofilen und überprüft Unterschiede zwischen den Profilen im Hinblick auf die Prokrastinationstendenz sowie die Komponenten des Aufschubs und des subjektiven Unwohlseins. Ergebnisse latenter Profilanalyen zeigen vier Profile, welche sich deutlich in der Intensität der Emotionen und der Ausprägung von Prokrastination unterscheiden.

Die Ergebnisse der Studien weisen auf einen die Intensität von Prokrastination verstärkenden Effekt des Erlebens von negativen Emotionen hin. Dieser sollte in Zukunft in der Prävention und Intervention zielgerichteter beachtet werden sowie mit Variablen auf den anderen beiden Ebenen des IPM verknüpfend untersucht werden. Die Implikationen der vier Beiträge für Forschung und Praxis werden von Jörn Sparfeldt (Saarbrücken) diskutiert.

 

Beiträge des Symposiums

 

Wie entsteht Prokrastination? Das Integrative Prokrastinationsmodell (IPM)

L. Bäulke, B. Nagengast, U. Trautwein
Universität Tübingen

Prokrastination – der freiwillige Aufschub einer geplanten Tätigkeit trotz Antizipation daraus resultierender negativer Konsequenzen – ist ein weit verbreitetes Phänomen und kann als Ergebnis einer misslingenden Selbstregulation angesehen werden (Steel, 2007). Es existieren bereits verschiedene theoretische Ansätze, die das Konstrukt aus einem bestimmten Blickwinkel betrachten. Beispielsweise wurde in bisherigen Modellen auf Prokrastination im Hochschulkontext (Schraw et al., 2007) oder im Arbeitskontext (van Eerde, 2000) fokussiert und das Verhalten auf motivational/volitionale (z.B. Steel & König, 2006), auf emotional/affektive (Sirois & Pychyl, 2013) oder auf kontextuelle (z.B. Svartdal et al., 2020) Aspekte zurückgeführt, wodurch parallel verlaufende Forschungslinien entstanden sind. Um jedoch Prokrastination im Gesamten verstehen zu können, wird ein umfassendes Modell benötigt, welches die Komplexität des Konstrukts berücksichtigt.

In dem vorliegenden Beitrag soll das neu entwickelte „Integrative Prokrastinationsmodell“ (IPM) vorgestellt werden. Ziel dieses Modells ist es, bisherige theoretische Ansätze zu Prokrastination zu integrieren und zu erweitern, um einen übergreifenden theoretischen Rahmen für das Konstrukt darzubieten.

Grundannahme des neu entwickelten Modells ist, dass bei der Entstehung von Prokrastinationsverhalten verschiedene Ebenen in Betracht gezogen werden müssen. Eine Besonderheit des Modells ist daher die Berücksichtigung einer (a) allgemeinen Trait-Ebene, (b) einer domänenspezifischen Ebene sowie (c) einer situationsspezifischen Ebene bei der Entstehung von Prokrastinationsverhalten. Postuliert wird, dass sich die Ebenen gegenseitig beeinflussen und sowohl innerhalb als auch zwischen den Ebenen Rückkoppelungsprozesse bestehen. Auf der allgemeinen Trait-Ebene können beispielsweise Persönlichkeitsaspekte (wie Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus), motivationale Dispositionen und Intelligenz eingeordnet werden. Zu der domänenspezifischen Ebene zählen Aspekte wie Motivation in einem bestimmten Fach, irrationale Überzeugungen oder ein konditionales Wissen über Selbstregulationsstrategien. Auf der situationsspezifischen Ebene werden Wechselwirkungen zwischen aktueller Motivation und aktuell erlebten Emotionen dargestellt, die im Falle eines Regulationsbedarfs und anschließender dysfunktionalen Regulation zu Prokrastinationsverhalten führen können. Darüber hinaus wird der Einfluss von Kontextfaktoren (Aufgabenmerkmale wie z.B. Interessantheit und Schwierigkeit, soziale Merkmale wie z.B. der Einfluss von Peerverhalten und Gruppenarbeiten sowie umweltbezogene Merkmale wie z.B. die Taktung von Abgaben und Medienzugang) dargestellt.

Die Berücksichtigung dieser Ebenen ermöglicht eine Integration bisheriger Theorien. Zudem verweist das IPM auf komplexe Wechselwirkungen zwischen den Ebenen. Somit liefert das Modell Erklärungen, wie sich bestimmte prokrastinierende Verhaltensweisen (State Prokrastination) verstärken und zu allgemeinen Prokrastinationstendenzen (Trait Prokrastination) entwickeln oder aber auch diese abschwächen können. Das IPM ermöglicht eine Einordnung von bisherigen Erkenntnissen zu Prokrastination und kann als Orientierungshilfe für aktuelle Forschungsprojekte dienen, indem Forschungslücken besser erkannt werden können. Darüber hinaus bietet das Modell einen theoretischen Rahmen, anhand dessen Interventionen gezielt abgeleitet werden können.

 

Antizipierte negative Konsequenzen und Prokrastinationsverhalten bei Lernenden

K. Bruns1, P. Eggert1, A. Esper1, M. Hausmann1, L. Wieland2, A. Wolgast1
1Fachhochschule des Mittelstands, 2DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

Ein Merkmal von Prokrastination ist das Aufschieben von Aufgaben, obwohl daraus resultierende mögliche Nachteile zum Zeitpunkt des unnötigen Aufschiebens kognitiv antizipiert werden (Klingsieck, 2013; Lay, 1986; Sirois & Pychyl, 2013; Steel, 2007). Trotz der zentralen Bedeutung der Antizipation negativer Konsequenzen für die Definition von Prokrastination bilden etablierte Prokrastinationsskalen dieses Kernmerkmal von Prokrastination nicht ab (cf. Svartdal & Nemtcan, 2022; für eine Ausnahme s. Bobe et al., 2022). Ferner sind diese antizipierten negativen Konsequenzen relativ wenig erforscht. Insbesondere zu deren Effekt auf individuellen Affekt und Prokrastinationsverhalten im Zeitverlauf liegen noch keine Ergebnisse vor.

Genau an diesem Punkt setzt die Studie an: Sie untersucht das Zusammenspiel von den kognitiv antizipierten negativen Konsequenzen mit dem momentanen Affekt und dem Prokrastinationsverhalten von Lernenden im Zeitverlauf. Dafür kam die Experience-Sampling-Methode in einer elektronischen Tagebuchstudie zum Einsatz, an der N = 56 Studierende (Alter: M = 22.34, SD = 3.51) über 14 Tage lang zweimal täglich teilnahmen (N = 1188 Dateneinträge). Ein bayesianisches hierarchisches Kreuzpfad-Strukturgleichungsmodell (Driver & Voelkle, 2018; Hecht et al., 2019) diente der Überprüfung, inwiefern die zeitabhängige Prädiktorvariable‚ das selbsteingeschätzte Risiko negativer Konsequenzen, nachfolgende Änderungen im latenten Affekt und Prokrastinationsverhalten vorhersagt. Bei dieser Prädiktorvariable wurde das Risiko aufgabenspezifisch in Prozenten berichtet. In das Modell eingeschlossen waren zeitunabhängige Kovariaten (z. B. Trait-Prokrastination, Alter, Geschlecht).

Signifikante autoregressive Effekte existierten für Affekt (A = -4.25, [-5.07; -3.46]) und Prokrastinationsverhalten (posterior Punktschätzung [95 % CI]; A = -7.91, [-10.76; -5.24]). Prokrastinationsverhalten zeigte einen signifikant negativen Effekt auf den nachfolgenden Affekt (A = -1.15, [-1.53; -0.76]) über die Zeit. Darüber hinaus existierten signifikante Effekte vom selbsteingeschätzten Risiko negativer Konsequenzen auf den nachfolgenden Affekt (negativ, (A = -.08, [-0.11; -0.06]) und das Prokrastinationsverhalten (positiv, (A = 1.49, [1.26; 1.72]).

Demnach scheint die Antizipation negativer Konsequenzen durch unnötig aufgeschobene Aufgaben das spätere Prokrastinationsrisiko zu erhöhen, anstelle zu einer direkten Aufgabenbearbeitung anzuspornen. Die Ergebnisse sprechen für die Berücksichtigung von individuellen kognitiven Repräsentationen, wie die Antizipation negativer Konsequenzen des Aufschubs, im Zusammenhang mit Prokrastinationsverhalten. Zukünftige Forschung soll klären, inwiefern aufgabenbezogene Emotionen und maladaptive Emotionsregulationsstrategien für die vorgestellten Effekte relevant sind.

 

Aufschieben, weil man sich schlecht fühlt, oder sich schlecht fühlen, weil man aufschiebt? – Gruppenspezifische Unterschiede im Verhalten und Erleben von Prokrastination

J. Bobe, K. B. Klingsieck
Universität Paderborn

Akademische Prokrastination, das unter Studierenden weit verbreitete Aufschieben studienbezogener Aufgaben (Steel & Klingsieck, 2016), geht kurzfristig mit einer Stimmungsverbesserung einher (Sirois & Pychyl, 2013), wird jedoch unmittelbar von einem subjektiven Unwohlsein begleitet (Krause & Freund, 2014) und hat langfristig überwiegend negative Konsequenzen (Klingsieck, 2013).

Zusammenhänge zwischen der Verhaltens- (Aufschub) und Erlebenskomponente (subjektives Unwohlsein) fallen lediglich gering aus (Bobe et al., 2022). Theoretische Überlegungen legen jedoch nahe, dass sich dieser Zusammenhang abhängig von der Ausprägung auf den Komponenten differenzieren lassen könnte. Subjektives Unwohlsein könnte mit geringer Prokrastination einhergehen, eine erhöhte Aufgabenaversivität könnte es begünstigen (Wäschle et al., 2014) oder Aufschub und subjektives Unwohlsein könnten unabhängig voneinander auftreten (Milgram, 1992). Der Frage nach diesen Gruppenunterschieden wurde in einer Onlinebefragung (N = 891 Studierende; 76.9% weiblich; M = 24,17) mittels latenter Profilanalyse nachgegangen. Neben den beiden Komponenten akademischer Prokrastination (Behavioural-and-Emotional-Academic-Procrastination-Scale; BEPS; Bobe et al., 2022; Subskala Aufschub: 3 Items, Ω = .89; Subskala subjektives Unwohlsein: 3 Items, Ω = .86 ) wurden Selbstwirksamkeit (Respondek et al., 2017; 6 Items, Ω = .84), Studienzufriedenheit (Schiefele & Jacob-Ebbinghaus, 2006; 10 Items, Ω = .87) und akademische Emotionen (Pekrun et al., 2011; 8 Items, Ω = .77) erhoben. Unter Berücksichtigung statistischer und inhaltlicher Kriterien (Spurk et al., 2020) finden sich drei Profile, die unterschiedliche Ausprägungen auf den Komponenten berichten: Profil 1 (n = 106, 11.9%) berichtet hohes subjektives Unwohlsein und hohen Aufschub, Profil 2 (n = 665, 74.7%) hohes subjektives Unwohlsein und moderaten Aufschub und Profil 3 (n = 119, 13.4%) niedriges subjektives Unwohlsein und niedrigen Aufschub. Es zeigen sich signifikante Mittelwertsunterschiede zwischen den Profilen für Selbstwirksamkeit (F = 14.38, p < .01), Studienzufriedenheit (F = 16.76, p < .01), sowie positive (F = 19.18, p < .01) und negative akademische Emotionen (F = 42.21, p < .01). Profil 1 berichtet über eine signifikant geringere Selbstwirksamkeit und Studienzufriedenheit sowie mehr negative Emotionen.

Die Ergebnisse stützen die Annahme gruppenspezifischer Dynamiken zwischen der Verhaltens- und Erlebenskomponente. Während es für Profil 2 funktional scheint, hohes subjektives Unwohlsein zu erleben, weil sie gleichzeitig seltener unnötig aufschieben (Sirois, 2014), könnten sich bei Profil 1 durch häufigere Prokrastination Teufelskreise entwickeln (Wäschle et al., 2014), und das subjektive Unwohlsein dysfunktional wirken. Diese Erkenntnisse tragen zu einem fundierteren Verständnis komplexer Emotionslagen bei Prokrastination bei (Benagh & Ferrari, 2022) und könnten emotionsfokussierte Interventionen inspirieren. Zur Tagung liegen längsschnittliche Daten vor, mittels denen die Auftretenswahrscheinlichkeit von Prokrastination durch die Höhe des subjektiven Unwohlseins vorhergesagt werden soll.

 

Mehr erlebte negative Emotionen, mehr Prokrastination? Latente lernbezogene Emotionsprofile Studierender und ihre Zusammenhänge mit akademischer Prokrastination.

C. K. Gadosey1, T. Schnettler2, A. Scheunemann1, L. Bäulke3, D. O. Thies4, M. Dresel5, S. Fries6, D. Leutner7, C. Grunschel1
1Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 2Universität Mannheim, 3Universität Tübingen, 4Ruhr-Universität Bochum, 5Universität Augsburg, 6Universität Bielefeld, 7Universität Duisburg-Essen

Der Mood-Repair-Hypothese zufolge kann akademische Prokrastination als Strategie zur Regulation negativer lernbezogener Emotionen verstanden werden (Pychyl & Sirois, 2016). Frühere variablenzentrierte Studien zeigten, dass negative Emotionen (z.B. Angst, Langeweile) mit Prokrastination zusammenhingen (Behnagh & Ferrari, 2022). Selten wurde das Zusammenspiel unterschiedlicher negativer Emotionen im Zusammenhang mit Prokrastination analysiert (Gadosey et al., 2021). Die Untersuchung verschiedener Konstellationen von häufig erlebten lernbezogenen negativen Emotionen wie Angst, Langeweile und Ärger (Pekrun et al., 2011) in Form von Emotionsprofilen könnte differenzierte Erkenntnisse zur Entstehung von akademischer Prokrastination ermöglichen. Darauf aufbauend könnten zielgerichtete emotionsorientierte Präventions- und Interventionsmaßnahmen zur Verringerung von Prokrastination für Studierende entwickelt werden. In der vorliegenden Studie wurde mit einem personenzentrierten Ansatz untersucht, ob sich verschiedene Studierendengruppen mit bestimmten lernbezogenen Emotionsprofilen identifizieren lassen und ob sich Studierende mit verschiedenen Emotionsprofilen hinsichtlich ihrer Tendenz zur akademischen Prokrastination unterscheiden.

Zur Überprüfung der Fragestellungen wurden Querschnittsdaten von N = 522 Studierenden verschiedener Studienfächer verwendet. Sie beantworteten Fragebogenaussagen zu lernbezogener Angst, Langeweile und Ärger (Pekrun et al., 2011). Für differenzierte Einblicke in das Prokrastinationsverhalten der Studierenden wurden Tendenzen zu akademischer Prokrastination mit der deutschen Version der Tuckman Procrastination Scale (TPS-d; Stöber & Joormann, 2001) und der Behavioral and Emotional Academic Procrastination Scale (BEPS; mit den Subskalen Aufschub und subjektives Unbehagen; Bobe et al., 2022) erfasst. Latente Profilanalysen wurden zur Identifikation der Profile und zum Vergleich der Prokrastinationswerte der Studierenden in bestimmten Emotionsprofilen durchgeführt (Ferguson et al., 2020).

Es wurden vier unterschiedliche Emotionsprofile ermittelt, die sich im Niveau der drei Emotionen unterschieden: „sehr gering negativ“ (n = 47; 9%), „gering negativ“ (n = 212; 41%), „moderat negativ“ (n = 217; 41%) und „hoch negativ“ (n = 46; 9%). Studierende mit dem Profil „sehr gering negativ“ gaben signifikant niedrigere Werte für alle drei Prokrastinationsmaße an als die anderen drei Profile. Im Gegensatz dazu gaben Studierende mit dem Profil „hoch negativ“ signifikant höhere Werte bei allen Prokrastinationsmaßen an als die anderen drei Profile. Interessanterweise berichteten Studierende mit dem Profil „moderat negativ“ signifikant höhere Werte auf der TPS-d und der Subskala Aufschub der BEPS als Studierende mit dem Profil „gering negativ“, jedoch gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen diesen Profilen hinsichtlich der Subskala subjektives Unbehagen.

Die Befunde weisen auf einen Verstärkungseffekt negativer lernbezogener Emotionen hin. Studierende berichteten stärkere Prokrastinationstendenzen, wenn sie ein mittleres bis hohes Maß der drei negativen Emotionen erlebten (vgl. Behnagh & Ferrari, 2022). Präventionsmaßnahmen für akademische Prokrastination sollten auf die Regulation mehrerer negativer Emotionen gleichermaßen abzielen.



 
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