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Sitzungsübersicht
Sitzung
Geschlechtsspezifische Effekte in Kognition, Motivation und Emotion
Zeit:
Montag, 18.09.2023:
15:45 - 17:15

Chair der Sitzung: Stefan Markus
Ort: LS01 - Raum 209a


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Präsentationen

Geschlechts- und schulartspezifische Zusammenhänge von schülerperzipierten Beziehungen und unterrichtsbezogenen Emotionen

S. Markus1, C. Reich2, K. Lohrmann2, F. Hufschmid3, M. Gläser-Zikuda3

1Bergische Universität Wuppertal, Deutschland; 2Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland; 3Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Deutschland

Abstract

Die Beziehungsqualität beeinflusst der Kontroll-Wert-Theorie zufolge Kompetenz- sowie Wert-Einschätzungen (Appraisals) und somit die Lernemotionen von Schüler*innen. Die vorliegende Studie untersucht, (a) ob Appraisals den Zusammenhang schülerperzipierter Beziehungen zu Mitschüler*innen und Lehrkräften mit unterrichtsbezogenen Emotionen mediieren, und (b) welche Unterschiede sich hierbei zwischen Geschlechtern sowie zwischen Grundschulen und weiterführenden Schulen zeigen.

Hierfür nahmen 1920 Primar- und Sekundarstufen-Schüler*innen an einer querschnittlichen Fragebogenerhebung im Mathematik-Unterricht teil. Strukturgleichungsmodelle zeigten, dass unter Kontrolle von Schulart und Geschlecht die Beziehungsqualität zu Mitschüler*innen schwache Zusammenhänge aufweist, während die Beziehung zur Lehrkraft sowohl mit Kompetenz- und intrinsischen Wert-Einschätzungen als auch mit Freude und Langeweile erwartungskonform korrelierten. Die Lehrkraft-Schulkind-Beziehung scheint somit geschlechts- und schulartübergreifend für Emotionen von Schüler*innen auf direktem und indirektem Weg relevant zu sein.

Zusammenfassung

Theoretischer Hintergrund

Wertschätzend wahrgenommene Beziehungen beeinflussen der Kontroll-Wert-Theorie (Pekrun et al., 2023) zufolge domänenspezifische Kompetenz- sowie Wert-Einschätzungen (Appraisals) und somit die Lern- und Leistungsemotionen von Schüler*innen. Sowohl die Verbundenheit zu Mitschüler*innen (Schmidt et al., 2020) als auch die Qualität der Lehrkraft-Schüler*innen-Beziehung (Mainhard et al., 2018) korrelieren mit dem emotionalen Befinden der Schüler*innen. Reziproke Zusammenhänge zeigen sich für positive sowie negative Emotionen und bestehen auch unter Kontrolle von Geschlecht und Alter (Goetz et al., 2021). Unklar ist bislang noch, ob diese Befunde konsistent für Schulen der Primar- und Sekundarstufe gelten und welche Rolle die Appraisals hierbei einnehmen.

Fragestellung

Die vorliegende Studie geht daher den Fragen nach, (a) ob Appraisals den Zusammenhang schülerperzipierter Beziehungen mit unterrichtsbezogenen Emotionen mediieren, und (b) welche Unterschiede sich hierbei zwischen Geschlechtern sowie zwischen Grundschulen und weiterführenden Schulen zeigen.

Methode

Hierfür nahmen 1920 Primar- und Sekundarstufen-Schüler*innen an einer querschnittlichen Fragebogenerhebung teil. Anhand fünfstufiger Likert-Skalen wurden die Beziehungsqualität zu Mitschüler*innen sowie zur Lehrkraft, Kompetenzempfinden, intrinsischer Wert, Freude und Langeweile im Mathematik-Unterricht erfasst. Inferenzstatistische Analysen und Strukturgleichungsmodellierung wurden mit RStudio (lavaan) durchgeführt.

Ergebnisse

In der Grundschule wurden sowohl die Beziehungen zu Lehrkräften und Peers, als auch beide Appraisals und Freude positiver berichtet als in der Sekundarstufe, Langeweile dagegen niedriger. Jungs schätzten den intrinsischen Wert, ihre Kompetenz und Freude in Mathe höher ein, Mädchen hingegen gaben eine positivere Beziehungsqualität zur Lehrkraft an.

Unter Kontrolle von Schulart und Geschlecht wies die Beziehungsqualität zu Mitschüler*innen nur schwache Zusammenhänge mit den Appraisals und keine signifikanten Gesamteffekte auf Emotionen auf. Die Beziehung zur Lehrkraft hingegen korrelierte sowohl mit Kompetenz- und intrinsischen Wert-Einschätzungen (β=.28/.39) als auch mit Freude (βgesamt=.51) und Langeweile (βgesamt=-.54) in den erwarteten Richtungen, wobei sich sowohl direkte als auch mediierte Pfade als signifikant erwiesen.

Diskussion und Implikationen

Die Beziehung zur Lehrkraft scheint somit – im Gegensatz zu Peers – bei Schüler*innen geschlechts- und schulartübergreifend für ihre unterrichtsbezogene Freude und Langeweile relevant zu sein. Obwohl sie in der Grundschule durchschnittlich positiver eingeschätzt wird, ist die Lehrkraft-Schulkind-Beziehung auch in der Sekundarstufe ein bedeutsamer Faktor für Appraisals und Emotionen von Schüler*innen. Diese Ergebnisse bestätigen somit die Kontroll-Wert-Theorie und erweitern Befunde früherer Studien.

Lehrkräfte sollten sich daher der Bedeutung ihres Beziehungsverhaltens bewusst sein und dafür Sorge tragen, dass dieses von den Schüler*innen als unterstützend und wertschätzend wahrgenommen wird. Die Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass Schulstufe und Geschlecht die Ausprägung und Zusammenhänge von affektiven und Beziehungsvariablen beeinflussen, weshalb diese in zukünftigen Studien differenziert betrachtet werden sollten.



Geschlecht als Moderator des Zusammenhanges zwischen den psychologischen Grundbedürfnissen und selbstbestimmten Formen von Motivation in der Grundschule

M. Valcarcel Jimenez, M. Kreutzmann, K. Koeppen

Freie Universität Berlin, Deutschland

Abstract

Die Selbstbestimmungstheorie (SDT, Deci & Ryan, 2000) postuliert, dass in dem Maße, wie Lernende ihre psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit befriedigen können, sie stärker selbstbestimmte Formen von Motivation erleben. Wir haben untersucht, ob die Zusammenhänge zwischen den psychologischen Grundbedürfnissen und Motivation vom Geschlecht des Lernenden moderiert werden. In einer Befragung von 153 Grundschulkindern zeigte sich, dass die Befriedigung/Frustration der psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie und sozialer Eingebundenheit unterschiedlich stark die selbstbestimmten Formen von Motivation vorhersagten. Das Geschlecht spielte hingegen in diesem Zusammenhang keine moderierende Rolle. Explorative Analysen deuteten auf einen indirekten Effekt des Geschlechts auf selbstbestimmte Formen von Motivation vermittelt über die Befriedigung/Frustration der psychologischen Grundbedürfnisse hin.

Theoretische und praktische Implikationen für die Motivationsförderung werden diskutiert.

Zusammenfassung

Zahlreiche Studien zur Selbstbestimmungstheorie (SDT; Deci & Ryan, 2000) konnten belegen, dass die Befriedigung der psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit wesentlich ist, damit Schüler:innen intrinsisch motiviert sind und autonom handeln (vgl. Garn et al., 2019). Zudem sind Schüler:innen weniger selbstbestimmt motiviert, wenn sie Frustration in ihren Grundbedürfnissen erleben (vgl. Baten et al., 2020). Wir haben angenommen, dass aufgrund von Geschlechterstereotypen die Zusammenhänge zwischen den psychologischen Grundbedürfnissen und den selbstbestimmten Formen von Motivation für Mädchen und Jungen unterschiedlich stark sind. Maskuline und feminine Identitäten unterscheiden sich dahingehend, dass Instrumentalität, Handlungsfähigkeit, Unabhängigkeit und Macht als stärker charakteristisch für die männliche und Ausdrucksfähigkeit, Gemeinschaftlichkeit, Nähe und Beziehung zu anderen als charakteristisch für die weibliche Geschlechtsrolle gelten (Überblick z. B. Hannover & Wolter, 2022). Entsprechend fühlen sich Jungen möglicherweise stärker selbstbestimmt motiviert, wenn sie sich als autonom und eigenen Interessen folgend wahrnehmen (acting male, z. B. Kessels & Steinmayr, 2013), während umgekehrt Mädchen sich in besonderem Maße selbstbestimmt motiviert fühlen, wenn das Erleben sozialer Eingebundenheit zur Gruppe der Peers und zur Lehrkraft stark ausgeprägt ist. Entsprechend haben wir angenommen, dass selbstbestimmte Formen von Motivation stärker durch die Befriedigung/Frustration von Autonomie für Jungen vorhergesagt werden als für Mädchen (Hypothese 1), während sie umgekehrt für Mädchen durch die Befriedigung/Frustration sozialer Eingebundenheit zur Gruppe der Peers (Hypothese 2a) und zur Lehrkraft (Hypothese 2b) stärker vorhergesagt werden als für Jungen. Insgesamt wurden 153 Schüler:innen der vierten, fünften und sechsten Jahrgangstufe aus acht Klassen einer Berliner Grundschule mithilfe eines neu entwickelten Instrumentes für Grundschulkinder zur erlebten Befriedigung/Frustration der psychologischen Grundbedürfnisse sowie ihrer Motivation im Unterricht bei der Klassenlehrkraft befragt. Multivariate multiple lineare Regressionen zeigen, dass die Befriedigung der Grundbedürfnisse positiv und die Frustration dieser negativ die selbstbestimmten Formen der Motivation vorhersagten. Das Geschlecht moderierte allerdings den Zusammenhang zwischen den Grundbedürfnissen und der Motivation nicht. Explorativ konnten ein indirekter Effekt des Geschlechts auf die selbstbestimmten Formen von Motivation vermittelt über die Befriedigung der sozialen Eingebundenheit zur Lehrkraft sowie Gruppenunterschiede zugunsten der Mädchen in der Befriedigung der sozialen Eingebundenheit zu den Peers und zur Lehrkraft gefunden werden. Wir diskutieren die Befunde in Bezug auf die Frage, wie Lehrkräfte durch ihr Verhalten gegenüber Jungen und Mädchen dazu beitragen können, Geschlechtsunterschiede in den psychologischen Grundbedürfnissen zu verringern und somit die Entwicklung selbstbestimmter Formen von Motivation der Schüler:innen zu unterstützen.



Windkraft, Spendenlauf und Bienen: Welche Rolle spielt das Geschlecht Jugendlicher für das Kontextinteresse an lebensweltlichen Mathematikaufgaben?

A. Knabbe1, D. Leiss1, L. Zander2

1Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland; 2Leibniz Universität Hannover

Abstract

Interesse ist ein wichtiger Prädiktor für schulische Leistung und die Berufswahl. In der Mathematik finden sich Unterschiede im Interesse zugunsten von Jungen. Allerdings wurde bisher primär der Zusammenhang von fachlichem Interesse und Leistung untersucht. Welche Rolle der lebensweltliche Kontext, in dem eine mathematische Aufgabe eingebettet ist, auf das Interesse und die Lösungsrate von Schüler:innen hat, ist bislang unbekannt. Entsprechend untersucht die vorliegende Studie a) geschlechtsspezifische Unterschiede im Interesse an lebensweltlichen Mathematikaufgabenkontexten und b) den Zusammenhang von kontextuellem Interesse und Lösungsraten. Die Studie wurde mit einer Stichprobe von 535 Schüler:innen der 9. und 10. Klasse durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede im kontextuellen Interesse. Zudem ist das kontextuelle Interesse prädiktiv für die Lösungsrate.

Zusammenfassung

Theoretischer Hintergrund

Bezüglich des Interesses von Schüler:innen zeigen sich typischerweise deutliche Geschlechtsunterschiede: in sprachlichen Domänen zugunsten von Mädchen und in mathematisch-naturwissenschaftlichen Domänen zugunsten von Jungen (Schneider et al., 2022). Dies ist von Bedeutung, weil das Interesse einen entscheidenden Prädiktor motivationalen Engagements, schulischer Leistung (Schiefele et al., 1992) und perspektivisch auch Studien- und Berufswahlen darstellt. Forschungsarbeiten im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich belegen die Bedeutsamkeit des Zusammenspiels individueller Variablen (z.B. innermathematische und sprachliche Kompetenzen) mit Einflüssen des sozialen Umfeldes und damit die dynamische Veränderbarkeit des Interesses (Eccles & Wigfield, 2020). Die Bedeutung von Interesse an verschiedenen lebensweltlichen Aufgabenkontexten und dessen Zusammenhang mit Leistung sind bisher vergleichsweise weniger untersucht. Auch in der Mathematikdidaktik wurde bisher primär der Zusammenhang von fachlichem Interesse und Leistung untersucht (Nuutila et al., 2020), während situationale Veränderbarkeit hinsichtlich des Aufgabenkontextes seltener betrachtet wurde. Die vorliegende Studie kombiniert diese Perspektiven.

Fragestellung

Demgemäß untersucht unsere Studie, inwiefern (a) Interesse an unterschiedlichen lebensweltlichen Aufgabenkontexten systematisch nach Geschlecht variiert. Zudem prüfen wir, ob (b) das kontextspezifische Interesse prädiktiv für die Lösungsrate ist.

Methode

Die Stichprobe umfasst N=535 Schüler:innen der Jahrgänge 9 und 10 (weiblich: 49,9%, männlich: 50,1%, Durchschnittsalter: 15,2 Jahre) an zwei Gesamtschulen. Diese haben einen 90-minütigen Paper-Pencil-Test mit Multi-Matrix-Design bearbeitet. Hierfür wurden 30 Mathematikaufgaben zu funktionalen Zusammenhängen in verschiedenen lebensweltlichen Kontexten (z.B. Windkraft, Spendenlauf, Bienen etc.) entwickelt. Jede:r Schüler:in beantwortete davon 15 Aufgaben und beurteilte das Interesse am jeweiligen Aufgabenkontext auf einer 4-stufigen Likert-Skala. Zusätzlich wurde die Sprachkompetenz mittels einer C-Test-Variante, innermathematische Fähigkeiten anhand eines fachlichen Leistungstests und verschiedene soziodemographische Merkmale erhoben.

Ergebnisse

T-Tests zeigen, dass 14 von 30 Aufgabenkontexten signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich des Interesses aufweisen. Besonders hohes kontextuelles Interesse gaben Mädchen – im Vergleich zu Jungen – im Bereich Soziales und Gesundheit an. Jungen interessierten sich – im Vergleich zu Mädchen – besonders für Aufgaben im Bereich Technik. Anhand eines generalized linear mixed model konnte gezeigt werden, dass das kontextspezifische Interesse auch unter Kontrolle der soziodemographischen Merkmale und der sprachlichen sowie innermathematischen Kompetenz für die Lösungsrate prädiktiv ist (beta=.13, p<.001).

Diskussion und Implikation für Theorie und Praxis

Die Ergebnisse unterstreichen die kontextuelle Sensibilität des Interesses von Jungen und Mädchen bei der Bearbeitung mathematischer Aufgaben. Für die Bearbeitung von Aufgaben mit lebensweltlichen Kontexten im Mathematikunterricht sowie deren Einsatz bei wissenschaftlichen Studien bedeutet dies, dass der Auswahl von Aufgabenkontexten deutlich mehr Beachtung als bisher geschenkt werden muss.



Erweiterung des Kanon - Neue Vorbilder etablieren

A. Leopold, D. Renger, M. Köller

Christian-Albrechts-Universität, Deutschland

Abstract

In der (akademischen) Philosophie besteht weiterhin ein großer Gender-Gap. Als eine mögliche Ursache wird die Stereotypisierung des "Philosophen" als männlich diskutiert. Ein Argument für dieses Stereotyp könnte der männlich geprägte Kanon sein. Der Vortrag soll die Ergebnisse einer Feldstudie an der CAU darstellen. Es wurde untersucht, ob die Erweiterung des philosophischen Kanons um Texte von Philosophinnen die Stereotypisierung des Faches verändert. Außerdem wurden Veränderungen bezüglich des Zugehörigkeitsgefühls, der Identifikation mit dem Fach und der langfristige Perspektive von Philosophiestudentinnen untersucht. Ziel ist es, eine mögliche Intervention zu entwickeln, damit Frauen der Philosophie bleiben und der Gendergap geschlossen werden kann. Außerdem könnten diese Ergebnisse auf andere Bereiche (bspw. MINT) übertragen werden.

Zusammenfassung

Seit einigen Jahren steht die Gleichstellung von Frauen in unterschiedlichen akademischen Bereichen im Fokus. Ziel ist es dabei, die Dominanz von Männern zu brechen und eine faire Repräsentation von Frauen in allen Positionen zu erreichen. In der akademischen Philosophie ist dies allerdings bisher nicht gelungen und der Frauenanteil unter den Professuren weiterhin gering (Klonschinski 2018; Klonschinski, 2022). Bisherige Arbeiten zu geschlechtsspezifischen Stereotypen in der Philosophie haben den Zusammenhang vom männlich geprägten Stereotyp und der geringen Anzahl von Frauen in der Philosophie angenommen (Valian, 2005; Haslanger, 2008; Bratu 2020). Allerdings gibt es bisher keine empirische Forschung zur Stereotypisierung des Philosophen beziehungsweise der Philosophin. Deswegen wurde zunächst der Status Quo vorhandener gesellschaftlicher Stereotype im Rahmen einer querschnittlichen Studie (N = 500) erforscht, um die stärkere Assoziation von Philosophie mit männlichen Attributen zu belegen. Aufbauend darauf wird in dem Sommersemester 2023 eine Anwendungsstudie durchgeführt, die untersucht, inwieweit das Etablieren von neuen weiblichen Vorbildern (hier Philosophinnen) das Zugehörigkeitsgefühl, die Identifikation und das langfristige Engagement von Studierenden und im Besonderen Studentinnen in der Philosophie erhöht.

Dazu werden an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Studierende in vierzehn Seminaren (N = ca. 250) erhoben. Diese berichten in einer ersten Erhebung ihr derzeitiges Stereotyp von Philosophen (Personen, die sich hauptberuflich mit Philosophie beschäftigen). Außerdem werden das wahrgenommene Geschlechtsverhältnis, die geschlechtliche Zuschreibung von Philosophie, die Zugehörigkeit und Identifikation zum Fach, die langfristige Perspektive und die Studienerfahrungen der Studierenden erfragt. Während des Sommersemesters wird eine Intervention des Kanons durchgeführt. In vier der erhobenen Seminaren (N= ca. 100 Studierenden) wird explizit eine Philosophin behandelt und so der männlich geprägte Kanon gebrochen. Zum Ende des Semesters werden die Studierenden erneut befragt. Es werden Veränderungen sowohl im Stereotyp als auch im Zugehörigkeitsgefühl, der Identifikation und dem langfristigen Engagement der Studierenden untersucht. Durch die entsprechenden Kontrollgruppen (zehn Seminare) können die Daten intraindividuell sowie interindividuell längsschnittlich ausgewertet werden. Die Auswirkungen und Chancen der Etablierung neuer Vorbilder in der Philosophie und die Übertragung auf andere Fachbereiche (bspw. MINT-Fächer) werden diskutiert.



 
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