Die westliche Moderne basiert auf einem Fortschrittsimperativ: der Voraussetzung gesellschaftlicher Verbesserung von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft. Sein blinder Fleck sind die Verlusterfahrungen. Tatsächlich basiert die Moderne seit ihren Anfängen insgeheim auf einer Verlustparadoxie: das Unsichtbarmachen von Verlusterfahrungen, deren Potenzierung und die Entwicklung von Verlustverarbeitungsformen vom Risiko bis zur Psychotherapie gehen hier Hand in Hand. In der Spätmoderne freilich wird die Verletztlichkeit des Sozialen immer deutlicher und die Verluste treten ins Zentrum der Sichtbarkeit – von den Modernisierungsverlierer:innen bis zu den Folgen des Klimawandels. Der Vortrag bemüht sich in diesem Sinne um einige Grundbegriffe einer Soziologie der Verluste.