Veranstaltungsprogramm
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Session 3c: Symposium
Zeit: 22.09.2022: 10:45-12:45 · Ort: Hörsaal_A_PHSt
Politische Bildung in Zeiten multipler Krisen – Perspektiven für Aus-, Fort- und Weiterbildung
Demokratie und Gesellschaft sind grundsätzlich konflikthaft und dennoch hat sich die Wahrnehmung der Demokratie als krisenhaft aufgrund multipler gesellschaftlicher Herausforderungen verschärft (Merkel & Kneip, 2020). Politische Bildung hat die Aufgabe, diese Entwicklung in geeigneten Lernarrangements aufzugreifen und Schüler*innen zu kritischer Urteilsbildung und politischem Handeln zu befähigen. Jedoch wurde die Frage, inwieweit Politische Bildung die an sie gerichteten Anforderungen in der Praxis erfüllt, für Österreich bislang nicht ausreichend beantwortet. Vereinzelt vorliegende Studien wie auch das Positionspapier „SDGs 4.0“ der Österreichischen UNESCO-Kommission (2015, S. 5) sehen Handlungsbedarf.
Die drei hier präsentierten Studien eint die Ausgangsposition, dass aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen eine professionelle Politische Bildung erfordern. Heike Krösche widmet sich der Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden, die als Voraussetzung für politische Lernprozesse in der Primarstufe gelten. Im Zentrum einer unter der Leitung von Martina Rabl durchgeführten Studie stehen Fragen zur Umsetzung Politischer Bildung nach dem Lehrplan 2016 der SEK I. Thomas Stornig analysiert Lernerfahrungen, die Politiklehrpersonen durch die Teilnahme an einem Weiterbildungslehrgang gewonnen haben.
Alle drei Studien liefern wichtige neue Erkenntnisse zu einem bislang spärlich erforschten Feld und verweisen auf neue Aufgaben für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrpersonen.
Beiträge des Symposiums
Selbstwirksamkeitserfahrungen von Lehramtsstudierenden als Voraussetzung für nachhaltige politische Lernprozesse in der Primarstufe
In der Primarstufe ist Politische Bildung Teil des vielperspektivischen Sachunterrichts und soll Schüler*innen dazu befähigen, aktiv am Zusammenleben in demokratischen Gesellschaften teilzuhaben. Diese Zielsetzung besitzt angesichts wachsender demokratischer Herausforderungen eine besondere Relevanz und braucht engagierte Lehrkräfte zu ihrer Umsetzung. Dementsprechend ist die Förderung der professionellen Kompetenz in der Aus-, Fort- und Weiterbildung eine zentrale Voraussetzung, um nachhaltige politische Lernprozesse im Rahmen des Sachunterrichts altersadäquat umsetzen. Im Gegensatz dazu fühlen sich Volksschullehrer*innen teilweise nicht ausreichend für Politische Bildung ausgebildet (Larcher & Zandonella, 2014, S. 23).
Die österreichweiten Aktionstage Politische Bildung bieten die Chance, durch eine handlungsorientierte Einbindung in die Ausbildung Vorbehalte abzubauen und Selbstwirksamkeitserfahrungen bei Lehramtsstudierenden zu ermöglichen. Der Beitrag bezieht sich auf die Konzeption und Durchführung einer Kinderuni durch Studierende der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz im Zuge der Aktionstage Poltische Bildung 2019. Ihre Erfahrungen sollten die Studierenden in kurzen Reflexionen schriftlich festhalten, was im Anschluss mithilfe einer zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet wurde. Trotz der kleinen Stichprobe zeigen die Ergebnisse die Relevanz der gemachten Erfahrungen für das Professionsverständnis der Lehramtsstudierenden.
Politische Bildung und die Herausforderungen in der SEK I
Dieser Beitrag beschreibt ein Forschungsprojekt (2018-2023) der KPH Wien/Krems mit Schwerpunkt auf Erfahrungen der Beteiligten zur Umsetzung der Neuerungen im Lehrplan 2016 zu politischer Bildung auf der SEK I. Seitdem sind politische Bildungsinhalte in modularer Form im Lehrplan ab der 6. Schulstufe verankert. Multiperspektivisch wurden einerseits Schüler*innen der 8.Schulstufe (2268) und andererseits deren Lehrer*innen (44 an 24 Schulen) in zwei aufeinanderfolgenden Forschungsjahren in NÖ (17 MS, 7 AHS) befragt. Die gewählten Methoden waren quantitativ-schülerseitig ein Fragebogen (Papierform) und qualitativ auf Seiten der Lehrkräfte leitfadengestützte Interviews. Schüler*innen wurden zu Fachwissen, Einstellungen und Interessenslagen befragt, die Auswertung erfolgte mittels SPSS. Die Interviews wurden via qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Die Analyse der Interviews erfolgte deduktiv in Haupt- und Unterkategorien (Kenntnisse des neuen Lehrplans, Probleme bei der Umsetzung, etc.). Die Ergebnisse der Interviews stellen den Schwerpunkt für dieses Symposium dar. Obwohl beispielsweise Kenntnis des neuen Lehrplans bei der Mehrzahl vorhanden war, zeigte sich die Akzeptanz und dessen Umsetzung nur sekundär. Im zweiten Forschungsjahr war eine Bewusstseinsänderung in Bezug auf den Lehrplan zu beobachten. Die Ergebnisse führten dazu, dass vermehrt Fortbildungen und Unterrichtsmaterialien im Bereich Politischer Bildung umgesetzt wurden (Netzwerk GSPB).
Lehrer*innenprofessionalität in der Politischen Bildung durch Weiterbildung – Erkenntnisse aus einer Befragung österreichischer Politiklehrer*innen
Lehrer*innen sollen, um aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden, regelmäßig an Fort- und Weiterbildung teilnehmen. Das gilt speziell für Politiklehrer*innen, von denen erwartet wird, dass sie immer neue bedeutsame Ereignisse und Entwicklungen im Unterricht bearbeiten und somit Schüler*innen zur Orientierung in einer hochgradig komplexen Gesellschaft verhelfen. Diese hohen Anforderungen werden in Österreich von relativ schwachen Strukturen der Politischen Bildung konterkariert. Da bis dato im Lehramtsstudium keine eigenständige Fachausbildung für die Politische Bildung existiert und kaum Vorbereitung auf die Erfüllung des Unterrichtsprinzips stattfindet, erhöht sich der Bedarf an fachbezogener Fort- und Weiterbildung. Ein über vier Jahre an der PH Tirol durchgeführter Hochschullehrgang versuchte diesem Bedarf gerecht zu werden und durch die Verbindung von Theorie- und Praxisphasen, kollegiale Kooperation und Feedbackkultur Kriterien nachhaltiger Weiterbildung (vgl. Timperley et al. 2007) zu berücksichtigen. Eine Mixed-Methods-Befragung von Teilnehmer*innen liefert Erkenntnisse zur Frage, wie wirksame Fort- und Weiterbildung in der Politischen Bildung gestaltet sein muss. Dabei werden sowohl organisatorische als auch domänenspezifische Bedarfe sichtbar. Des Weiteren wird ein Einblick in individuelle Problemlagen, didaktische Konzepte und Fortbildungsverhalten von Lehrer*innen verschiedener Schultypen möglich.
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