Lost without emulation? Zur Abhängigkeit dynamischer digitaler Objekte von aktuellen Langzeitarchivierungsstrategien am Beispiel digitaler Spiele
Chair(s): Malte Hagener (Philipps-Universität Marburg, Deutschland)
Wo beginnt die Geschichte digitaler Spiele kritisch zu werden? Wie lässt sich anhand von Archivierungsbedingungen und medientechnischen Abhängigkeiten Computerspielgeschichte schreiben? Die fehlende Dokumentation mancher Spiele, die in den Anfängen oft nur auf Großrechnern liefen (Spacewar, 1962) mag nur ein Beispiel unter vielen sein. Auch heute gestaltet sich die langfristige Sicherung digitaler Spiele immer noch schwierig. Strategien wie Bitstream Preservation oder Formatmigration sind nicht geeignet, um digitale Spiele wie andere dynamische digitale Objekte langfristig und nachhaltig zugänglich zu machen. Emulierende Umgebungen hingegen sind aufwändig und kostenintensiv. So drohen in Zukunft weite Teile dieses Kulturerbes verloren zu gehen und die Forschungsarbeit mit dynamischen digitalen Objekten beeinträchtigt zu werden.
Das Panel, gemeinsam von NFDI4Culture und media/rep/ veranstaltet, möchte diesen Komplex fokussieren: nicht nur mit Blick auf die Abhängigkeit der Forschung von dynamischen digitalen Objekten, sondern ebenso auf die Abhängigkeitsverhältnisse, denen diese Objekte unterworfen sind und sich in Infrastrukturen, Hardware oder Formaten sowie unterschiedlich gelagerten Interessen finden. Wir möchten über Archivierung, Dokumentation und Zugang von dynamischen digitalen Objekten diskutieren und dabei Reflexionen aus medientheoretischer, -historischer, -technischer und -praktischer Perspektive vornehmen. Hierzu werden Blickwinkel von Forschenden, von Infrastrukturen und von Kultur- und Gedächtnisinstitutionen zusammengeführt. Im Zentrum stehen Fragen nach Langzeitarchivierung und damit nach der finanziellen und rechtlichen Abhängigkeit von Formaten sowie konservatorische Überlegungen und deren Spannungsverhältnis zu wissenschaftlichen Interessen. Das Diskussionspanel versammelt Vortragende aus diesen Bereichen, um konservatorische oder medienarchäologische Fragen aufzuwerfen und den Blick auf vernachlässigte Themenfelder wie Musik und Sound zu lenken.
Beiträge des Symposiums
Forschungsprojekt »Archivierung, Erschließung und Erforschung von Born-digitals« des Forschungsverbunds Marbach Weimar Wolfenbüttel (MWW)
Dîlan Canan Çakir
FU Berlin
Beiträge aus Sicht des Projekts
Sound, Games und Speicherung
Jun.-Prof. Dr. Melanie Fritsch
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Beiträge aus Sicht des Schwerpunkts
DFG-Forschungsprojekt zur Technik- und Kulturgeschichte der BASIC-Programmierung
Dr. Dr. Stefan Höltgen
Rheinische Friedrichs-Wilhelms-Universität Bonn
Beiträge aus Sicht des Forschungsprojekts
Langzeitarchivierung von Born-digitals
Alexander Holz
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Im MWW Projekt „Archivierung, Erschließung und Erforschung von Born-digitals“ untersucht er den digitalen Nachlass Friedrich Kittlers und entwickelt Konzepte für die Archivierung und Bereitstellung von Computerspielen.