Veranstaltungsprogramm

Das Zeichnen, Sammeln, Ausstellen und Erforschen von Comics sowie die damit verbundenen Institutionen sind von politischen, kulturellen, medialen und ökonomischen Hierarchien und Setzungen abhängig und schaffen selbst wiederum Abhängigkeiten. Im Symposium der AG Comicforschung möchten wir mit Vertreter*innen in einer Podiumsdiskussion über Comics-Abhängigkeiten diskutieren und dabei Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede herausstellen. Im Fokus stehen drei miteinander verbundene Bereiche: 1) Comics fördern im Rahmen von Festivals, Comicinstitutionen und Stiftungen mit oftmals multifunktionalen Strukturen, 2) Comics sammeln und die Rahmenbedingungen unter denen Comics an Bibliotheken und Museen archiviert, ausgestellt und erforscht werden sowie 3) Comics erforschen und lehren im Kontext von Universitäten und Hochschulen.

Die Abhängigkeit von (fehlenden) finanziellen Mitteln zieht sich durch verschiedene Bereiche des Arbeiten an und mit Comics. Dies zeigt sich zum einen in der fehlenden Sichtbarkeit und institutionellen Verankerung des Mediums, zum anderen resultiert hieraus auch ein starkes Bedürfnis an interdisziplinärer Vernetzung. Comicschaffende leiden oftmals unter prekären Arbeitsbedingungen und mangelnder Verfügbarkeit von Atelier- und Ausstellungsräumen. Museen und Förderinstitutionen sind wiederum in ihrer Gestaltung von Privatpersonen, staatlichen oder kommunalen Einrichtungen oder Stiftungen abhängig. Comics sind von ihrer Materialität her von Rahmenbedingungen abhängig, damit fragliche Papierträger und Farben erhalten werden können. Abhängigkeiten führen an Universitäten dazu, dass Comicforschung oft vereinzelt und außerhalb größerer Forschungsverbünde sowie ohne etablierte Stellenprofile stattfindet. Gemeinsam mit Iris Haist, Véronique Sina und Peter Auge Lorenz wollen wir diese miteinander verzahnten Abhängigkeiten bestimmen, reflektieren und lösungsorientiert hinterfragen.

Dr. Iris Haist ist Kunsthistorikerin (Promotion in Bern / Rom), Comicforscherin und Kuratorin. Nach einem wissenschaftlichen Volontariat an der Staatsgalerie Stuttgart hatte sie Projektstellen an verschiedenen Museen in Deutschland inne sowie ein Forschungsstipendium am Museu Caluste Gulbencian in Lissabon. An die Sammlungsleitung bei LETTER Stiftung, Köln anschließend, ist sie seit 2021 Leiterin des Erich-Ohser-Hauses und Vorstand der Erich Ohser – e.o.plauen Stiftung in Plauen.

Dr. Véronique Sina vertritt im Sommersemester 2023 die Professur für Filmwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Kultur- und Medientheorie, Medienästhetik, Jewish Visual Culture Studies, Gender- und Queer Theory, Holocaust Studies, Comic-, Film- und Intersektionalitätsforschung. Mail-Adresse: Sina@tfm.uni-frankfurt.de

Peter Auge Lorenz ist Berliner seit 1963, Comicautor und -zeichner seit 1987, Veröffentlicht seit 1992 in Zeitschriften und seit 1994 in eigenen Büchern, seit 1995 Leiter der Comicbibliothek “Renate” Zeichenkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene seit 1995, Thematische Projektwochen an Schulen seit 1997, Vorträge und Weiterbildungen seit 1998, Auslandsseminare an Kunstschulen seit 2004, Comic-Lektorate und -übersetzungen seit 2011. Comicband "Das Land das es nicht gibt" 2013, Risodruck "Risoorkan" seit 2018, Comicband "Das Land, das es nicht gibt 2“ 2021.