Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
AGS 181: Interdependenzen der Fotografie
Zeit:
Donnerstag, 28.09.2023:
11:00 - 12:30

Ort: Raum 8

Raum 1.001

Zeige Hilfe zu 'Vergrößern oder verkleinern Sie den Text der Zusammenfassung' an
Präsentationen

Interdependenzen der Fotografie

Chair(s): Roland Meyer (Ruhr-Universität Bochum, Deutschland)

Wie kaum ein anderes Bildmedium definiert sich die Fotografie, seit ihrer Erfindung bis zum aktuellen Zeitalter der digitalen und KI-generierten Bilder, durch ein enges Netzwerk von Interdependenzen. Und dies nicht nur im engeren intermedialen Sinne, als eine Abgrenzung gegenüber anderen (audio-)visuellen Medien, sondern auch und gerade durch Abhängigkeiten von materiellen, technischen, institutionellen, diskursiven, ästhetischen und epistemologischen Kontexten, sowie von sogenannten natürlichen Ressourcen, Materialien und Energien, die allesamt eng mit den vielfältigen Gebrauchsweisen der Fotografie zusammenhängen. So ist bspw. das Sammeln und Archivieren von Fotografien stark von institutionellen Umgebungen abhängig, wobei umgekehrt Bilder, die keinen festen Institutionslogiken entsprechen oft ortlos sind. Diese Tendenz verstärkt sich exponentiell mit der digitalen Fotografie, wobei sich im virtuellen Raum der Metadaten wiederum erkennen lässt, dass die Fotografie in einem grundlegenden Sinne von Schrift und Text abhängig ist. Spezifische diskursive Interdependenzen geben weiterhin vor, wie Fotografien Bedeutung erzeugen, wobei sie jüngst vor allem in ethnologischen Kontexten eine durch postkoloniale Diskurse angetriebene Um- und Neubewertung erfahren. Schließlich ist die Fotografie ressourcenabhängig, was nicht zuletzt im Zeitalter der Klimakrise kritisch analysiert und problematisiert werden muss.

Das Symposium der AG Fotografieforschung möchte diesen Themen nachgehen, indem es vier Foto-Expert*innen zu einem gemeinsamen Austausch zusammenbringt. Nach 10-minütigen Impulsvorträgen wird der Schwerpunkt auf der Diskussion unter den Vortragenden liegen bzw. auch in der Ausweitung des Gesprächs auf das Plenum. Ziel des Panels ist, das Thema der GfM-Jahrestagung sowohl historisch als auch gegenwarts- und zukunftsbezogen am Beispiel der Fotografie zu reflektieren und oft implizite und wenig theoretisierte Aspekte des Fotografischen sichtbar zu machen.

 

Beiträge des Symposiums

 

Digitale Interdependenzen und Metabilder

Estelle Blaschke
Universität Basel

In der aktuellen Zeit scheinen Fotografien und Bilder ‚frei‘ im digitalen Raum zu zirkulieren. Allerdings sind sie hochgradig abhängig von Metadaten und Text, die sie erst such- und auffindbar machen. Mit Bezug auf Metabilder gibt der Kurzvortrag einen Diskussionsimpuls zum Thema digitale Abhängigkeiten der Fotografie.

Kurzbiografie: Estelle Blaschke ist Fotohistorikerin und hat seit Februar 2020 eine Interims-Professur für Medienwissenschaft an der Universität Basel inne. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Geschichte und Theorie der analogen und digitalen Fotografie. 2016 erschien ihr Buch „Banking on Images“ zur Geschichte der Bildarchive und Bilddatenbanken und 2023 wird ihr Buch „Metabilder“ in der Wagenbach-Reihe Digitale Bildkulturen veröffentlicht.

 

Diskursive Interdependenzen: postkoloniale (Um-)Deutungsmodi

Sophie Junge
Universität Zürich

Postkoloniale Deutungsansätze bestimmten unser europäisches Verständnis von Fotografien aus ehemals kolonisierten Ländern und Regionen genauso wie ihre Archivumgebungen. Wie lassen sich diese diskursiven und räumlichen Interdependenzen reflektieren und mit Blick auf außereuropäische Sammlungen und museale Präsentationen überwinden?

Kurzbiografie: Sophie Junge vertritt ab 2023 die Professur mit Schwerpunkt Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Ihre Lehr- und Forschungsinteressen liegen im Bereich der Kunst und Fotografie des 20. und 21. Jahrhunderts. Zu ihren aktuellen Publikationen zählen die Herausgabe des Themenhefts «Fotografie und Kolonialismus» der (Fotogeschichte, 2021) und der Anthologie Survey Practices: Landscape Photography across the Globe, mit Erin Hyde Nola (2022).

 

Mining Photography“: Materielle Abhängigkeiten der Fotografie

Sven Schumacher
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Seit ihrer Erfindung ist die Fotografie von der Ausbeutung natürlicher Rohstoffe abhängig. War die analoge Bildproduktion vor allem auf das Edelmetall Silber als Schlüsselelement angewiesen, ist die digitale Fotografie heute von seltenen Erden und Metallen wie Koltan, Kobalt und Europium abhängig. Auch Speicherung und Distribution der Bilder erfordern große Mengen Energie. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Geschichte der Fotografie als einer Geschichte der industriellen Fertigung und fragt, wie das Medium selbst materiell und ideologisch in Umweltveränderungen verwickelt ist.

Kurzbiografie: Sven Schumacher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Sammlungsmanager in der Sammlung Fotografie und neue Medien am Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg und hat dort zuletzt an der Ausstellung „Mining Photography. Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion“ mitgearbeitet.

 

Institutionelle Abhängigkeiten und (Un-)Sichtbarmachungen der Fotografie

Kathrin Yacavone
Philipps-Universität Marburg

Fotografische Institutionen und Institutionen mit fotografischen Sammlungen machen Bilder nicht nur (un-)sichtbar, sondern bestimmen auch mit, wie sich die Fotografie definiert (als Kunst, Dokument, Information, usw.). Um diese institutionellen Abhängigkeiten der Fotografie in Museen, Archiven, Sammlungen und anderen kulturellen Einrichtungen soll es in diesem Kurzvortrag gehen, um eine Debatte anzustoßen, die fotografische Interdependenzen aus der Doppelperspektive der Institutionen und der Fotografie betrachtet.

Kurzbiografie: Kathrin Yacavone ist Fotohistorikerin am Institut für Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind in den Bereichen Theorie und Geschichte der Fotografie; Intermedialitätsdiskurse und Medienbeziehungen; Mediengeschichte und -archäologie. Zu ihren Publikationen zählen u.a. Benjamin, Barthes and the Singularity of Photography (2012) und Photography, Portraiture and Intermedial Authorship in Nineteenth-Century France (im Erscheinen).