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Sitzungsübersicht
Sitzung
AGS 149: Was wozu gebraucht wird. Abhängigkeiten der Interface Studies
Zeit:
Freitag, 29.09.2023:
14:00 - 15:30

Ort: Raum 5

Raum 0.001

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Präsentationen

Was wozu gebraucht wird. Abhängigkeiten der Interface Studies

Chair(s): Sabine Wirth (Bauhaus Universität Weimar), Timo Kaerlein (Ruhr-Universität Bochum), Jan Distelmeyer (Universität Potsdam), Daniel Stoecker (Sensing Media / ZeM)

Symposion der AG Interfaces

Nicht erst die aktuelle Popularität generativer KI-Modelle zur Erzeugung von Texten und (Bewegt-)Bildern macht deutlich, wie sehr die fortlaufende Entwicklung digitaler Medien von der Entwicklung von Interfaces abhängig ist – und dies gleich in mehrfacher Hinsicht eigendenk dessen, dass der Interface-Komplex neben zugänglichen Gebrauchsschnittstellen (GUI, AUI, etc.) auch APIs, Glasfaserkabel, Funktechnik und weitere Komponenten digitaler Infrastrukturen umfasst, einschließlich der prekären Clickworker*innen, die die unsichtbare Arbeit des Filterns und Trainierens verrichten. Erst mit Hilfe von Interfaces wird die sogenannte Digitalisierung zur soziotechnischen Realität.

Das Symposion der AG Interfaces widmet sich auf der GfM-Jahrestagung 2023 darum Abhängigkeiten in zweifacher Hinsicht: Erstens wird die Frage gestellt, von welchen Infrastrukturen, Ideologien, Plattformpolitiken, ökonomischen Verhältnissen, verborgenen Praktiken und technikhistorischen Pfaden jene Interfaces abhängen, deren Zusammenspiel die planetare Technosphäre bestimmt. Dafür sind, zweitens, Konzepte, Begriffe und Metaphern erforderlich, von denen unser Denken, Sprechen und Forschen über Interfaces wiederum abhängt. Mit Hilfe welchen begrifflichen Instrumentariums lassen sich die hochdynamischen Interface-Prozesse und -Relationen fassen, zur Anschauung bringen und zur Debatte stellen, die sich so notorisch dem beobachtenden Zugriff entziehen?

Das Symposion bündelt eine Reihe von kurzen Impulsen zu einschlägigen Konzepten der Interfaceforschung – wie etwa Adaptivität, Affordanzen, Operativität und Interoperabilität. Mit dem Schwerpunkt auf Diskussion, zu der ausdrücklich Mitglieder anderer AGs und alle Interessierten eingeladen sind, will das Symposium die Leistungsfähigkeit und Grenzen von Konzepten der Auseinandersetzung mit aktuellen Phänomenen digitaler Medienkulturen befragen.

(Voraussichtliche Impulsvorträge von Sabine Wirth, Timo Kaerlein und Jan Diestelmeyer.)

 

Beiträge des Symposiums

 

Impuls zu »Adaptivität«

Sabine Wirth
Bauhaus Universität Weimar

Sabine Wirth bringt den Begriff der Adaptivität ins Spiel, der in der Forschung zu KI-Systemen insbesondere im Zusammenhang mit der sensorbasierten Erfassung von Umwelt(en) diskutiert wird, aber auch als zentraler Begriff für ein neues Nachdenken über Interfaces und ihre Konstitutionsleistungen fungieren kann. Obwohl sich die Idee „adaptiver Interfaces“ innerhalb der Disziplin der Human-Computer Interaction (HCI) bis in die späten 1980er Jahre zurückverfolgen lässt, gewinnt das Konzept insbesondere in der gegenwärtigen Verschränkung von Interfacegestaltung und KI-basierten Technologien erneute Relevanz.

Sabine Wirth ist Juniorprofessorin für Digitale Kulturen am Fachbereich Medienwissenschaft der Bauhaus-Universität Weimar. Sie forscht zu Interfaces und Handhabungsdispositiven des Personal und Mobile Computing, zu digitalen Bildkulturen und der Veralltäglichung von KI-Technologien. Aktuelles DFG-Forschungsprojekt: ›Curating the Feed: Interdisciplinary Perspectives on Digital Image Feeds and Their Curatorial Assemblages‹.

 

Impuls zu »Affordanzen«

Timo Kaerlein
Ruhr-Universität Bochum

Timo Kaerlein nimmt die suggestive Schlichtheit der Prompt-Eingabemasken generativer KI (u.a. DALL-E, ChatGPT) zum Anlass das interfacetheoretisch ebenfalls einschlägige Konzept der Affordanzen zu überdenken. Der Beitrag fokussiert das „Experimentieren mit prompts“ und fragt nach Interface-Relationen zwischen strukturiertem Möglichkeitsraum und kooperativer Verfertigung. Dabei lenkt er die Aufmerksamkeit auf die lokale, situierte Praxis als Quelle von emergenten Gebrauchsmustern.

Timo Kaerlein ist Akademischer Rat am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Von 2018 bis 2021 war er wissenschaftlicher Koordinator des SFB „Medien der Kooperation“ an der Universität Siegen, im WiSe 21/22 Vertretungsprofessor für Digital Humanities an der HafenCity Universität Hamburg. Aktuelle Veröffentlichungen: Interrogating Datafication: Towards a Praxeology of Data, transcript, 2022 (hrsg. mit Marcus Burkhardt, Daniela van Geenen, Carolin Gerlitz, Sam Hind, Danny Lämmerhirt und Axel Volmar); „Modalitäten von Kritik in Praktiken des Urban Sensing“. In: Andreas Beinsteiner, Nina Grünberger,Theo Hug und Suzanne Kapelari (Hg.): Ökologische Krisen und Ökologien der Kritik, innsbruck university press, 2022, S. 98-108 (mit Daniela van Geenen)

 

Impuls zu »Operativität«

Jan Distelmeyer
Universität Potsdam

Jan Distelmeyer widmet sich dem Begriff der Operativität, der in der Beschäftigung mit operativen Bildern (seltener: operativen Tönen) auf Harun Farockis Arbeiten zurückgeht und in den letzten Jahren zunehmende Aufmerksamkeit genießt. Sein Beitrag hebt die politische Dimension des Operativen hervor, die (in der Genese des Begriffs bereits seit den 1960er Jahren) harte Gegenüberstellungen von z.B. menschlich und maschinell überwindet. Vielmehr provoziert „operativ“ Fragen, welche und wessen Operationen wie am Werke sind, was für die gegenwärtige Auseinandersetzung mit Verfahren (und dem Hype) „Künstlicher Intelligenz“ besonders hilfreich sein kann.

Jan Distelmeyer ist Professor für Mediengeschichte und -theorie im Kooperationsstudiengang Europäische Medienwissenschaft der Fachhochschule Potsdam und Universität Potsdam, Gründungsmitglied des Brandenburgischen Zentrums für Medienwissenschaften (ZeM) und Teil des Forschungskollegs „Sensing: Zum Wissen sensibler Medien“ am ZeM. Zu aktuellen Veröffentlichung gehören: Critique of Digitality, Palgrave Macmillan, 2022 (Übers. von Kritik der Digitalität, Springer VS, 2021); „Leiten“, in: Heiko Christians et al. (Hg.): Historisches Wörterbuch des Mediengebrauchs, Böhlau, 2022; Algorithmen & Zeichen. Beiträge von Frieder Nake zur Gegenwart des Computers (hrsg. mit Sophie Ehrmanntraut und Boris Müller), Kadmos, 2021.