Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
P 170/130/100: Ästhetische Perspektiven zur Abhängigkeit
Zeit:
Freitag, 29.09.2023:
14:00 - 15:30

Chair der Sitzung: Sebastian Randerath, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Ort: Raum 9

Raum 1.002

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Präsentationen

Digitale Souveränität und der Schöne Schein des Interaktiven? Eine kritische Befragung von Handlungs-OHN-Macht in interactive factuals und paradoxen In-terventionen zur Erfahrbarmachung von Abhängigkeiten

Anna Wiehl

Universität Bayreuth, Deutschland

Dieser Beitrag befasst sich mit dem Potential interaktiver dokumentarisch-künstlerischer Konfigurationen zur Reflexion des eigenen Handelns im Digitalen. Im Zentrum stehen verschiedene Dimensionen von UN|Abhängigkeit, die insbesondere in Diskursen zu medialer Bildung zentral sind: die vernetzt-vernetzende Komplexität digitaler Wissensökologien, das Spannungsfeld von Subjektivierungs- und Kollektiverfahrungen sowie ambivalente Partizipationsversprechen.

Ausgangsthese ist, dass selbst in dezidiert 'aufklärenden' Konfigurationen oft nur eine unzureichend kritische Befragung des 'schönen Scheins' des Digitalen stattfindet, auch da Medienkompetenzen auf ITCs skills verkürzt werden. Inwiefern können dagegen paradoxe künstlerische Interventionen hier andere Wege öffnen, Abhängigkeiten erfahrbar machen und durch die Inszenierungen von Macht und Ästhetik einen reflektiert-kritischen Blick auf eigene Verstrickung ermöglichen?

Ausgehend von Network Effect (USA 2015) wird diskutiert, wie mithilfe ästhetisch irritierender Mittel Denkanstöße gegeben werden können zu InterAKTIVITÄT und InterPASSIVITÄT, UN|Abhängigkeit und Handlungs|OHN|Macht.

Guattari, F. (2008): Du postmoderne au postmédia. In: Multitudes 34:3, S. 128–33.

Kergel, D. (2018): Kulturen des Digitalen. Postmoderne Medienbildung, subversive Diversität und neoliberale Subjektivierung. Wiesbaden: Springer.

Niesyto, H. (2018): Medienkritik – Entwicklungslinien und aktuelle Herausforderungen. In: Niesyto & Moser (Hg.): Medienkritik im digitalen Zeitalter. München: kopaed, S. 59–76.

Anna Wiehl, seit 2019 wiss. Mitarbeiterin an der Professur für angewandte Medienwissenschaft/Digitale Medien, Universität Bayreuth, war zuvor u.a. research fellow am Digital Cultures Research Centre, Bristol und arbeitete als Journalistin. 2019 habilitierte sie zu The 'New' Documentary Nexus und leitet aktuell das Projekt Das Dokumentarische im Digitalen. Forschungsschwerpunkte sind i-docs, Wissensökologien und environmental humanities.



Making media matter. Zur Interdependenz von Forschungsapparaten und neomaterialistischer Affektforschung

Mirjam Lewandowsky

Kunstakademie Düsseldorf, Deutschland

Im Zentrum des Beitrags steht die Frage nach der Handlungsmacht von Aufzeichnungstechnologien im ethnographischen Forschungsprozess, die Frage danach, wie diese mitbestimmen, was in „Affekträumen“ (nicht) sicht-, hör- oder fühlbar wird, wie wir selbst eine kritische Praxis mit diesen entwickeln (Haraway 1988). Wir untersuchen diese ‚Apparaturen des Forschens‘ und zeigen, wie sie bestimmte ‚Unterschiede von Gewicht‘ (Barad 2012) erzeugen und das Beforschte mithervorbringen. ‚Affekträume‘ konstituieren sich mit und durch die Medialität der Forschungsapparate und der produzierten Transkripte, Beschreibungen, Fotos, Videos, und Tondokumente. Im Beitrag wollen wir spezifisch die Rolle von Bildern und bilderzeugenden Medien in den Blick nehmen und fragen, welche Interdependenzen sich in der ethnographischen Forschung ergeben. Mirjam Lewandowsky (Kunstwissenschaftlerin), Fiona Schrading (Medien- und Kulturwissenschaftlerin) und Birgit Althans (Erziehungswissenschaftlerin) halten den Vortrag gemeinsam im Rahmen des an der Kunstakademie Düsseldorf angesiedelten BMBF-Forschungsprojekt „Wasteland? Ländlicher Raum als Affektraum und kulturelle Bildung als Pädagogik der Verortung“, das mit einem interdisziplinär zusammengesetzten Team (Erziehungs-, Kunst- und Medienwissenschaft sowie Kulturanthropologie) drei ländliche Regionen ausgehend von drei Kulturinstitutionen (Theater, Kunststiftung, Museum) mit Mitteln der „Sensory Ethnography“ (Pink 2015) und mit neomaterialistischen (u.a. Barad 2012) und affekttheoretischen Ansätzen untersucht. Barad, Karen (2012): Agentieller Realismus. Frankfurt/M. Suhrkamp. Haraway, Donna (1988): “Situated Knowledges: The Science Question in Feminism and the Privilege of Partial Perspective”, in: Feminist Studies, vol. 14, no. 3, S. 575-599. Pink, Sarah (2015): Doing Sensory Ethnography. London/Thousand Oaks/New Delhi/Singapur


Subveillance & Smart Fashion. Mode im Netz der Abhängigkeiten

Silke Roesler-Keilholz

Lehrstuhl für Medienwissenschaft, Universität Regensburg, Deutschland

Zwischen Mensch und Umwelt, zwischen Innen und Außen, zwischen Körperinnerem und Lebensumwelt dient nicht nur die Haut, sondern auch die darüber befindliche Kleidung als wichtige Schutz und Mittlerinstanz. Mode wiederum stellt die Erweiterung der eigenen Identität dar und lässt sich vom funktionalen Begriff der Kleidung abgrenzen. Auf der eine Seite ist Mode in ihrer Bedeutung vermittelnden Dimension selbst als Medium zu begreifen; auf der anderen Seite handelt es sich bei Mode um eine textile Hülle, die seit ihrer Kommerzialisierung auch zutiefst mit den vorhandenen Medientechnologien verschränkt war und in diesen inszeniert wird. Der Beitrag nimmt diese Ambivalenz als Ausgangspunkt und möchte im weiteren Verlauf aus drei Perspektiven auf Mode und ihre Abhängigkeiten blicken: Hinterfragt werden soll erstens der über- und unterwachende Charakter von Smart Fashion. Zweitens sollen ausgewählte Kollektionen aus Perspektive von Anti-Surveillance-Bestrebungen analysiert und schließlich das Metaverse als Sehnsuchtsort für modische Entwürfe und somit als Gegenort eines Überwachungssettings betrachtet werden.

Silke Roesler-Keilholz ist wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Medienwissenschaft der Universität Regensburg. In ihrem Habilitationsprojekt mit dem Arbeitstitel „Rhizomatic Subveillance. ÜberwachungsArchitektur(en)“ erweitert sie die raumtheoretische Reflexion ihrer Dissertation Doing City. New York im Spannungsfeld medialer Praktiken (Schüren 2010) um eine topologische Dimension. Aktuelle Arbeitsfelder sind die von ihr als solche bezeichnete Theory of Subveillance, Ästhetiken des Postfeminismus, Raumtheorien sowie Fashion Media Studies.