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Sitzungsübersicht
Sitzung
2-01: Sinkende Bereitschaft schulischer Akteurinnen und Akteure zur Teilnahme an Datenerhebungen - Ursachen und Handlungsansätze
Zeit:
Montag, 18.03.2024:
13:10 - 14:50

Ort: H05

Hörsaal, 500 TN

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Präsentationen
GEBF-Panel

Sinkende Bereitschaft schulischer Akteurinnen und Akteure zur Teilnahme an Datenerhebungen - Ursachen und Handlungsansätze

Steffen Schindler1, Jasmin Decristan2, Christof Wecker3, Jutta von Maurice4, Karina Karst5

1Universität Bamberg; 2Bergische Universität Wuppertal; 3Universität Hildesheim; 4Leibniz-Institut für Bildungsverläufe Bamberg; 5Universität Mannheim

Daten aus Erhebungen an Schulen sind eine wesentliche Grundlage der Empirischen Bildungsforschung. In den letzten Jahren scheint die Teilnahmebereitschaft von schulischen Akteurinnen und Akteuren stetig zu sinken. Vor diesem Hintergrund wurde auf Initiative des GEBF-Vorstands im Frühjahr 2023 eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dieses Thema eingehender zu beleuchten und herauszuarbeiten, welche Handlungsoptionen für die Empirische Bildungsforschung bestehen und auf welchem Selbstverständnis das eigene Handeln beruht. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe fließen in ein Positionspapier der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung ein, das Forschenden als Grundlage für das eigene Handeln dienen sowie den Austausch verschiedener Fachverbände zu diesem Themenkreis initiieren kann.

Die Ursachen für eine gesunkene Teilnahmebereitschaft schulischer Akteurinnen und Akteure scheinen vielfältiger Natur zu sein. Grundsätzlich lässt sich anführen, dass empirische Forschung und schulische Praxis unterschiedlichen Eigenlogiken folgen und unterschiedliche Anreizsysteme bieten, die nicht zwingend miteinander kompatibel sind. Das Kerngeschäft der Schulen ist die Bildung und Erziehung von Schülerinnen und Schülern, und die aktuellen Anforderungen im Zuge einer zunehmenden Heterogenität der Lernenden im Kontext des gegenwärtigen Fachkräftemangels an Schulen stellen die Schulen vor massive Herausforderungen, deren Bewältigung verständlicherweise priorisiert wird. Bereitschaft und Ressourcen schulischer Akteurinnen und Akteure für eine Teilnahme an Forschungsprojekten sind entsprechend deutlich reduziert. Gleichermaßen sind diese an zeitnahen Rückmeldungen mit möglichst für sie passenden und konkreten Handlungsempfehlungen mit einer auch ohne vertiefte Statistikkenntnisse verständlichen Ergebnisaufbereitung interessiert. Andererseits ist eine forschungsmethodisch angemessene Aufbereitung, Analyse und Interpretation der erhobenen Daten in der Regel zeitaufwändig, und mögliche Implikationen sind mit Vorsicht und unter Berücksichtigung der Komplexität schulischer Bildungsprozesse zu formulieren. Es lässt sich vermuten, dass Sinnhaftigkeit, Mehrwert und Nützlichkeit von Erhebungen für schulische Akteurinnen und Akteure oft zu wenig ersichtlich sind.

Im Rahmen der Bewertung der Teilnahmebereitschaft schulischer Akteurinnen und Akteure ist anzuerkennen, dass in den letzten 25 Jahren im Zuge der empirischen Wende zahlreiche Schulen an verschiedensten umfangreichen Erhebungen und Vergleichsstudien teilgenommen haben, von internationalen Vergleichsstudien mit umfangreichen Stichproben über Studien des nationalen Bildungsmonitorings auf Basis der KMK-Bildungsstandards sowie Lernstandserhebungen und Vergleichsarbeiten zur Qualitätssicherung auf Schulebene bis hin zu unzähligen kleineren wie größeren Forschungsprojekten und Qualifikationsarbeiten empirischer Bildungsforscherinnen und -forscher.

In der Zusammenarbeit mit schulischen Akteurinnen und Akteuren erschwert die Fluktuation von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den längerfristigen kontinuierlichen Aufbau von Kooperationsbeziehungen. Zugleich wird die Vorbereitung und Begleitung der Genehmigungsverfahren der für Erhebungen in Schulen zuständigen Behörden in den Bundesländern oftmals als Hindernis wahrgenommen. Die Verfahren erscheinen hierbei oftmals vergleichsweise aufwändig und erfordern eine umfangreiche Expertise, nicht zuletzt im Umgang mit datenschutzrechtlichen Bestimmungen und landesspezifischen schulrechtlichen Auflagen sowie im Datenmanagement.

Auf der Jahreskonferenz 2024 der GEBF soll ein offenes Beitragsformat als Anlass genutzt werden, einleitend die bisherigen Ergebnisse der Arbeitsgruppe in ihren Grundzügen zu skizzieren und anschließend im Rahmen einer Podiumsdiskussion und einem weiteren gemeinsamen Austausch zur Diskussion zu stellen. Die Zusammensetzung des Podiums umfasst Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Stakeholdergruppen (Schulpraxis, Ministerium) sowie verschiedener Forschungszugänge der Empirischen Bildungsforschung.

Die moderierte Podiumsdiskussion startet mit kurzen Statements der Podiumsteilnehmenden, in denen dazu Stellung genommen wird, welche Faktoren aus der jeweiligen Perspektive maßgeblich mit der Teilnahmebereitschaft für Erhebungen an Schulen verbunden sind und welche Maßnahmen zukünftig wichtig wären. Anschließend soll anhand verschiedener Leitfragen die Diskussion auf dem Podium eröffnet werden. Darüber hinaus werden alle Teilnehmenden der Tagung eingeladen, sich aktiv in die Diskussion einzubringen, um die verschiedenen Perspektiven und Handlungsfelder in ihrer Breite angemessen abzudecken und diese in der Folge in dem Positionspapier angemessen berücksichtigen zu können.

Teilnehmende der Podiumsdiskussion:

Svenja Bundt (IEA, International Association for the Evaluation of Educational Achievement)

Prof. Dr. Uta Hauck-Thum (LMU München)

Prof. Dr. Tina Seidel (TU München)

Prof. Dr. Petra Stanat (SWK; IQB; Humboldt-Universität Berlin)

Ulf Weltzin (Schulleiter, Schule am Kirschgarten, Bernau)

Jens Fischer-Kottenstede ( Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen, Wiesbaden)

Dr. Jonas Ringler (DIPF, Abteilung „Struktur und Steuerung des Bildungswesens“, Frankfurt a.M.)

Moderation Prof. Dr. Steffen Schindler (Vize-Präsident der GEBF, Universität Bamberg)



 
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