Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
5-15: Potenziale von Clearinghouse-Plattformen für den Wissenschaftstransfer in die Bildungspraxis
Zeit:
Dienstag, 19.03.2024:
13:10 - 14:50

Ort: S14

Seminarraum, 50 TN

Zeige Hilfe zu 'Vergrößern oder verkleinern Sie den Text der Zusammenfassung' an
Präsentationen
Symposium

Potenziale von Clearinghouse-Plattformen für den Wissenschaftstransfer in die Bildungspraxis

Chair(s): Salome Wagner (Univeristät Tübingen), Andreas Lachner (Universität Tübingen)

Diskutant*in(nen): Alexandra Dehmel (Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg)

Gute Bildung braucht gut (aus-)gebildete Lehrkräfte. Neben der Ausbildung von Lehrkräften haben daher auch in der Lehrkräftebildung sowohl formelle als auch informelle Fortbildungsangebote eine besondere Bedeutung, um Lehrkräfte im Berufsleben fortwährend zu befähigen, Unterricht zu realisieren, der auf aktuellen Erkenntnissen der Bildungsforschung beruht und diesen kritisch zu reflektieren (Richter et al., 2011). In den letzten Jahren wurden daher national als auch international sogenannte Clearinghouses aufgebaut. Clearinghouses sind webbasierte Angebote der Wissenskommunikation und bieten durch verschiedene Transferformate informelle Lernsettings und Austauschmöglichkeiten zwischen Wissenschaft und Praxis. Auf den Clearinghouse-Plattformen werden empirische Forschungserkenntnisse gebündelt und adressatengerecht für die Praxis aufbereitet (Edovald & Nevill, 2021; Seidel et al., 2017). Damit soll es Personen aus der Praxis erleichtert werden, sich stetig hinsichtlich aktueller Forschungsevidenz fortzubilden und diese in Ihren Unterricht zu integrieren (Seidel et al., 2017). Bisher gibt es nur wenig empirische Forschung dazu, wie (angehende) Lehrkräfte und Lehrkräftebildende solche Clearinghouses wahrnehmen, wie die Plattformen genutzt werden und welche Gestaltungswünsche sie für die Transferformate und die Aufbereitung von Forschungserkenntnissen haben (z. B. Diery et al., 2020; Kerwer et al., 2021).

Ziel dieses Symposiums ist es, die Begleitforschung zu drei verschiedenen Clearinghouses zusammenzubringen und so umfassende Einblicke zu erhalten, welche Transferformate zur Vermittlung empirischer Evidenz für den Unterricht sich unterschiedliche Akteursgruppen (Lehrkräfte, Lehramtsstudierende, Lehrkräftebildende) wünschen, welche Bedarfe sie an Clearinghouses sehen, wie sie solche Plattformen wahrnehmen und wie sie deren Inhalte verarbeiten.

Im ersten Beitrag wird die Perspektive von Grundschullehrkräften bzgl. dem Transfer- und Partizipationsangebot der Wissenschaft sowie deren Transfer- und Gestaltungswünsche bzgl. der Bereitstellung von Forschungserkenntnissen auf Clearinghouse-Plattformen vorgestellt. Auch im zweiten Beitrag werden Perspektiven aus der Praxis aufgegriffen, indem mithilfe eines Design-Based Research Ansatzes ein konkretes Format (Rapid Reviews) für effektiven Wissenstransfer mit Lehrkräften und Lehrkräftebildenden erforscht wird. Wie Nutzungs- und Verarbeitungsprozesse von Lehramtsstudierenden und Lehrkräftebildenden in einer bereits entwickelten Clearinghouse-Plattform ablaufen, wird im dritten Beitrag anhand eines Mixed-Methods-Designs in den Blick genommen.

Das Symposium ermöglicht durch die drei Beiträge Perspektiven von unterschiedlichen Zielgruppen entlang der Lehrkräftebildungskette auf Clearinghouses. Die Befunde erlauben es, Handlungsempfehlungen für die zukünftige Entwicklung von Clearinghouses und die Gestaltung von Transferformaten zu geben, um (angehende) Lehrkräfte und Lehrkräftebildende bestmöglich bei der forschungsbasierten Unterrichtsgestaltung zu unterstützen.

 

Beiträge des Symposiums

 

Was können wir aus der Grundschullehrkraft-Perspektive auf Transferaktivitäten lernen? Die Vorstellung eines kokonstruktiven Clearinghouse-Ansatzes

Anna Maria Leitz, Hannah Kleen, Ulrike Hartmann, Mareike Kunter
DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

Theoretischer Hintergrund

In der Diskussion darum, wie es besser gelingen kann, Lehrkräfte beim Evidenzorientierten Denken und Handeln (EDHL, Bauer & Kollar, 2023) zu unterstützen, liefern Clearinghouses Ansätze dafür, Forschung praxisorientierter bereitzustellen. Aktuelle Modelle des Wissenschaft-Praxis-Transfers bieten Anhaltspunkte, dass eine bidirektionale Betrachtung von Transferaktivitäten hilfreich ist, um die Nutzung von Evidenz bei Lehrkräften zu verstehen und zu fördern (Brühwiler & Leutwyler, 2020; Farley-Ripple et al., 2018). Das dimensionale Research-Practice Framework von Farley-Ripple et al. (2018) legt dabei einen Schwerpunkt auf kokonstruktive Ansätze, in denen Forschende gemeinsam mit Lehrkräften arbeiten, um die vielfach beklagten Research-Practice-Gaps zu reduzieren.

Der potenzielle Mehrwert solcher Ansätze lässt sich theoretisch-konzeptionell begründen: Studien weisen darauf hin, dass Forschungsbefunde noch selten für spezifische Zielgruppen (z.B. schulformspezifisch) aufbereitet sind, und dass sie die Praxiserfahrungen, die Lehrkräfte täglich machen, selten mitberücksichtigen (Cain, 2015; Shavelson, 2020). Kokonstruktive Ansätze können dabei unterstützen, praxisrelevante Informationen schon bei der Auswahl und Aufbereitung von Evidenz miteinzubeziehen und bei Erfahrungen und Bedarfen der Zielgruppen anzusetzen. In Deutschland liegen bisher nur vereinzelte Arbeiten zu kokonstruktiven Ansätzen vor (z. B. Fischer-Schöneborn & Ehmke, 2023), die zudem nicht speziell auf die Aufbereitung von Forschungswissen in Form von Forschungssynthesen abzielen.

Ziele

Wir stellen im Beitrag ein sich im Aufbau befindende Clearinghouse-Portal vor, das thematisch Grundschulkinder im unteren Leistungsbereich fokussiert. Zunächst wird anhand von Befragungsergebnissen aufgezeigt, wie Grundschullehrkräfte dem Transfer- und Partizipationsangebot der Wissenschaft gegenüberstehen und welche Wünsche sie an ein Clearinghouse-Portal haben.

Auf Basis dieser Daten sowie des konzeptionellen Rahmens aus dem Modell von Farley-Ripple et al. (2018) entwickelten wir einen kokonstruktiven Ansatz, der Lehrer*innen als Partner*innen, und damit gezielt deren Transfer- und Gestaltungswünsche, in den Erstellungsprozess von Clearinghouse-Beiträgen einbindet.

Methode

Es wurde eine Online-Befragung von 146 Grundschullehrkräften (101 weiblich, Alter M = 33.52, SD = 8.74) durchgeführt, die zum einen Wünsche an digitale Informationsportale in einem offenen Antwortformat erfasste. Zum anderen beurteilten die Lehrkräfte Aktivitäten des wissenschaftlichen Partizipations- und Transferangebots auf einer Skala von Lysenko et al. (2014). Sie bewerteten etwa, wie sinnvoll sie Diskussionen mit Wissenschaftler*innen, explizite Handlungsanweisungen aus der Wissenschaft oder Forschungsprojekt-Beteiligungen fänden (α = .83, 8 Items, 6-stufige Likert-Skala).

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen eine hohe wahrgenommene Sinnhaftigkeit von ‚klaren Handlungsanweisungen‘ aus der Wissenschaft. Beispielsweise sind das Fortbildungen dazu, wie Forschungsergebnisse umgesetzt werden können (M = 4.53; SD = 1.16). Zudem finden Lehrkräfte die ‚Präsentation von Forschungserkenntnissen, die auf die Interessen und Bedürfnissen der Lehrkräfte abgestimmt sind‘, sinnvoll (M = 4.33; SD = 1.07). Die Daten zeigen zudem eine Aufgeschlossenheit der Grundschullehrkräfte zu Diskussionen mit Gruppen aus Wissenschaft und Schulpraxis (M = 4.05; SD = 1.22).

Geäußerte Wünsche an ein Webportal, das Forschungsergebnisse aufbereitet, zielten vermehrt auf konkrete Umsetzungsbeispiele. Sie offenbarten zudem Haltungen gegenüber Gestaltungselementen wie etwa (zu) vielen Bildern.

Diskussion

Die deskriptiven Einblicke aus der Pilotstudie bilden den Ausgangspunkt für die Gestaltung des kokonstruktiven Arbeitsprozesses für unser Clearinghouse-Portal.

Sie weisen deutlich in die Richtung, dass Lehrkräfte sich sowohl bedarfsorientierte Forschungsergebnisse als auch konkrete Umsetzungsmöglichkeiten für wissenschaftliche Erkenntnisse wünschen. Anwendungsbezogene (Handlungs)fragen und Bedarfe von Lehrkräften bereits im Aufbereitungsprozess für ein Clearinghouse-Angebot einzubeziehen, ist der Ansatz des in diesem Beitrag vorgestellten Arbeitsprozesses.

Ausgehend von einem bidirektionalen Transferverständnis, das die ‚Lücken‘ zwischen Wissenschaft und Praxis als Ursache für ein Auseinanderklaffen in Nutzung und Produktion von Evidenz sieht, könnte eine solche Zusammenarbeit sowohl zu passgenauen Produkten als auch zu einer höheren Bereitschaft zur Nutzung von Forschungssynthesen als Transferprodukt führen.

Im Vortrag stellen wir unser auf Partizipation ausgerichtetes Vorgehen vor, in dem zum Konferenzzeitpunkt bereits erste Einblicke aus der Durchführung reflektiert und eingeordnet werden.

 

Rapid Reviews: Ein zukunftsfähiges Format für den effektiven Wissenstransfer?

Annika Diery, Claudia Müller-Kreiner, Meg Farrell, Tina Seidel
Technische Universität München

Theoretischer Hintergrund

Evidenzbasierte Praxis erfordert die Analyse und Aggregation von Forschungsbefunden, um gute Praxis zu identifizieren (Bromme et al., 2014). Doch der Weg von der Forschung in die Praxis ist kein Selbstläufer. Wie kann der Transfer gelingen? Wie sollte Forschung aufbereitet werden, damit sie als verständlich und nützlich für die Praxis wahrgenommen wird (Stichwort: Wissenschaftskommunikation)? Ein zentrales Ziel von Wissenschaftskommunikation ist es, den Wissenstransfer zu fördern. Dies ist insbesondere im Bereich der Lehrkräftebildung von großer Bedeutung, da (angehende) Lehrkräfte und Lehrkräftebildende befähigt und unterstützt werden sollten, wissenschaftliche Erkenntnisse in ihre Praxis zu integrieren.

Die vorliegende Arbeit beleuchtet die Rolle von „Rapid Review“ als neuartiges Format in der Wissenschaftskommunikation. Rapid Reviews stellen ein strukturiertes und effizientes Verfahren zur systematischen Zusammenfassung von Forschungsbefunden zu einem bestimmten Thema dar (Cirkony et al., 2022; Khangura et al., 2012). Dabei wird von Expert:innen die relevante Forschungsliteratur zu einer aktuellen Fragestellung systematisch gesichtet und zusammengefasst. So ermöglicht es diese Art von Forschungssynthese wissenschaftliche Erkenntnisse in einer verständlichen und ansprechenden Weise zu vermitteln.

Mit Blick auf die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung in Richtung Evidenzbasierung, können Rapid Reviews viele Vorteile bieten: Sie sind eine zeit- und ressourceneffiziente Methode, um aktuelle Forschungserkenntnisse verständlich und ansprechend für Zielgruppen wie Lehrkräfte und Lehrkräftebildende zugänglich zu machen. Gerade im Bereich der digitalen Bildung, ein sich rasch entwickelndes Feld mit stetig neuen Erkenntnissen, stellen Rapid Reviews ein geeignetes Format dar. Sie können bspw. Lehrkräfte und Lehrkräftebildende dabei unterstützen, sich über die neuesten Entwicklungen rund um digitale Bildung zu informieren und diese in ihren Unterricht zu integrieren. Zugleich wirft die Eilbedürftigkeit von Rapid Reviews Fragen zur Qualitätssicherung und zur umfassenden Beurteilung von Studien auf.

Fragestellung

In diesem Beitrag soll untersucht werden, ob Rapid Reviews ein verständliches und ansprechendes Format für den effektiven Wissenstransfer im Bereich der digitalisierungsbezogenen Lehrkräftefortbildung sind. Konkret soll ein Rapid Review Format für den Themenkomplex digitale Transformation von Schule und Lehrkräftebildung werden. Darüber hinaus soll die Frage beantwortet werden, ob Rapid Reviews von Lehrkräften und Lehrkräftebildenden als hilfreich und relevant empfunden werden.

Vorgehen

Im empirischen Teil der Arbeit wird im Sinne eines Design-Based Research (DBR) Ansatzes ein Prototyp zum Format Rapid Reviews entwickelt zur Themenstellung: Wirksamer Einsatz von KI im Unterricht. In 3-5 begleitenden Fokusgruppen-Interviews mit jeweils 6-10 Lehrkräften beziehungsweise Lehrkräftebildenden, die im Winter 2023 akquiriert werden, sollen mithilfe von Leitfadeninterviews die Bedarfe, Relevanz und Verständlichkeit zum Format Rapid Reviews und auch Evidenz im Allgemeinen erhoben werden. Im iterativen Prozess des DBR werden die Ergebnisse der Fokusgruppen genutzt, um den Prototyp weiterzuentwickeln.

Ergebnisse, Diskussion und Ausblick

Rapid Reviews sind ein vielversprechendes Format für die Wissenschaftskommunikation im Bereich der Lehrkräftebildung, insbesondere für den Themenkomplex der digitalen Transformation in Schule und Bildung.

Die Ergebnisse der Studie können dazu beitragen, die Wirksamkeit von Rapid Reviews für den Wissenstransfer im Bereich der digitalisierungsbezogenen Lehrkräftefortbildung zu evaluieren. Die Ergebnisse können auch dazu beitragen, Rapid Reviews als Format für die Wissensvermittlung in der Lehrkräftebildung zu etablieren.

 

Kommt es auf die Expertise an? Unterschiede zwischen Lehrkräftebildenden und Lehramtsstudierenden in der Verarbeitung und Akzeptanz von online für die Bildungspraxis aufbereiteten Forschungsergebnissen

Marcel Capparozza1, Salome Wagner1, Iris Backfisch1, Jürgen Schneider2, Jana Kemmler1, Andreas Lachner1
1Universität Tübingen, 2DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

Theoretischer Hintergrund

Von Lehramtsstudierenden und Lehrkräftebildenden wird erwartet, Befunde der Bildungsforschung zu kennen, kritisch zu reflektieren und in der Praxis zu berücksichtigen (KMK, 2019). Um Personen aus der Bildungspraxis bei dieser herausfordernden und zeitaufwändigen Aufgabe zu unterstützen, haben sich in den letzten Jahren verschiedene Clearinghouse-Plattformen etabliert, deren Ziel es ist, die Fülle an Forschungserkenntnissen zu bündeln und adressatengerecht aufzubereiten. Trotz dieser Transferaktivitäten und ersten empirischen Studien zu Clearinghouses (z. B. Diery et al., 2020, Kerwer et al., 2021) gibt es bisher noch wenig empirische Forschung, in der die Akzeptanz von Clearinghouses und das potenzielle Nutzungsverhalten von unterschiedlichen Zielgruppen aus der Lehrkräftebildung systematisch untersucht wurde.

Fragestellung

In der vorliegenden Studie wurde 1) in den Blick genommen, wie ein spezifisches Angebot auf einer Clearinghouse-Plattform von verschiedenen Zielgruppen (Lehramtsstudierende versus Lehrkräftebildende) wahrgenommen und akzeptiert wurde. Ein besonderer Fokus lag 2) auf dem tatsächlichen Nutzungsverhalten und den zugrundeliegenden Prozessen während der Nutzung dieser Webseite. Aktuell findet die Auswertung der qualitativen und quantitativen Daten statt.

Methode

Zur Beantwortung der Fragestellungen wurde zum einen eine Laut-Denken-Studie durchgeführt. Dabei wurden 38 Studienteilnehmende (25 Lehramtsstudierende, 13 Lehrkräftebildende) gebeten, eine für die Bildungspraxis aufbereitete Metaanalyse zum Thema Gamification auf der Clearinghouse-Webseite aufmerksam zu lesen und dabei ihre Denkprozesse zu verbalisieren (Lautes Denken). Zum anderen beantworteten die Studienteilnehmenden einen Online-Fragebogen (alle Likert-Skalen mit α ≥ 0.73) vor der Betrachtung der Webseite zum soziodemographischen und beruflichen Hintergrund sowie zu Selbsteinschätzungen und danach zur mentalen Anstrengung, zur subjektiven Schwierigkeit während der Textverarbeitung (DeLeeuw & Mayer, 2008; Paas, 1992) sowie zur wahrgenommenen Nützlichkeit und Glaubwürdigkeit des Angebots (Hendriks et al., 2015; van Braak et al., 2004). Die Lernleistungen wurden mittels einer offenen Recall-Frage und drei Transfervignetten erfasst, welche aktuell ausgewertet werden.

Um die Verarbeitungsprozesse nachzuzeichnen (Fragestellung 1), werden aktuell die Äußerungen mithilfe einer thematischen Analyse (Braun & Clarke, 2006) anhand eines Kodierschemas ausgewertet, welches sowohl Prozesse zum Textverstehen (Paraphrasieren, Überbrückungsinferenzen, Metakognition, Elaboration, Monitoring) als auch zur Interaktion mit der Webseite (Orientierung und Navigation, Überfliegen und Überspringen, Rückmeldungen zur Usability) beinhaltet (Kategorien u. a. aus Beach et al., 2020; Li et al., 2022). Auf Basis dessen ist vorgesehen, eine epistemische Netzwerkanalyse (ENA; Shaffer et al., 2016) durchzuführen, um die geäußerten Denkprozesse in Form von Sequenzanalysen auszuwerten.

Vorläufige Ergebnisse

Lehrkräftebildende schätzten ihr Vorwissen zu Gamification signifikant höher ein als Lehramtsstudierende (g = 0.72, p = .042); hinsichtlich der Selbsteinschätzungen der Reflexionskompetenzen, der technisch-pädagogischen Kompetenzeinschätzung und den zugrundeliegenden epistemologischen Überzeugungen waren die Gruppen jedoch vergleichbar.

Analysen zur Akzeptanz (Fragestellung 1) zeigen, dass die teilnehmenden Lehramtsstudierenden unkritischer mit den Inhalten umgingen: Sie schätzten die Integrität (g = 0.75, p = .038) und das Wohlwollen (g = 0.78, p = .031) der Webseitenerstellenden signifikant höher ein als Lehrkräftebildende. In Bezug auf die mentale Anstrengung, die subjektive Schwierigkeit, der Nützlichkeit sowie der wahrgenommenen Expertise der Webseitenerstellenden fanden sich keine signifikanten Unterschiede.

Eine vorläufige ENA (Fragestellung 2) mit 21 % der Studienteilnehmenden deutet darauf hin, dass sich die beiden Zielgruppen bezüglich des Nutzungsverhaltens unterscheiden: In beiden Gruppen finden sich ausgeprägte Verbindungen zwischen Paraphrasieren und der Interaktion mit der Webseite. Auffällig bei Lehrkräftebildenden ist, dass sich auch häufiger Verbindungen zwischen Paraphrasieren und Elaboration bzw. Usability zeigen.

Diskussion

Die vorläufigen Ergebnisse lassen vermuten, dass Lehramtsstudierende und Lehrkräftebildende Inhalte auf Clearinghouse-Plattformen unterschiedlich verarbeiten und akzeptieren. Einen möglichen Erklärungsansatz hierfür stellt das vergleichsweise das geringere Vorwissen und das geringere Ausmaß an Praxiserfahrungen und Wissenschaftsbezug von Lehramtsstudierenden dar (Ericsson, 2012). Empirisch zu überprüfen ist, ob und auf welche Weise diesem Unterschied in der Nutzung von Clearinghouse-Plattformen durch Begleitmaßnahmen (z. B. Einbettung in Hochschulseminare) oder durch eine adaptive Webseitengestaltung begegnet werden kann.



 
Impressum · Kontaktadresse:
Datenschutzerklärung · Veranstaltung: GEBF 2024
Conference Software: ConfTool Pro 2.8.105
© 2001–2025 by Dr. H. Weinreich, Hamburg, Germany