Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
2-09: Universitätsschulen - Impulse für die empirische Bildungsforschung?
Zeit:
Montag, 18.03.2024:
13:10 - 14:50

Ort: S17

Seminarraum, 70 TN

Zeige Hilfe zu 'Vergrößern oder verkleinern Sie den Text der Zusammenfassung' an
Präsentationen
Offenes Beitragsformat

Universitätsschulen - Impulse für die empirische Bildungsforschung?

Nadine Spörer1, Matthias Martens2, Anke Langner3, Annette Textor4, Nicola Großebrahm5

1Universität Potsdam; 2Universität zu Köln; 3Technische Universität Dresden; 4Universität Bielefeld; 5Universität Duisburg-Essen

Zielstellung

Ob die empirische Bildungsforschung nachhaltige Erkenntnisse für die Entwicklung von Lernenden generieren kann, hängt auch davon ab, ob es Schulen als Praxispartnerinnen ermöglicht wird, innovative Lehr-Lern-Konzepte in den Bildungsalltag zu implementieren, zu adaptieren und zu evaluieren (Holtappels, 2019, Palowski et al., 2019). Universitätsschulen unterstützen diesen bidirektionalen Wissenstransfer zwischen Bildungswissenschaft und Schulpraxis durch ihre Verbundenheit mit einer lehrkräftebildenden Hochschule in besonderer Weise. Sie zeichnen sich durch eine ausgeprägte Offenheit gegenüber Innovationen aus und ermöglichen auf vielfältige Art bildungswissenschaftliche Forschung im Schulalltag (Coriand, 2003). Wenngleich Formen von Universitätsschulen auch in Deutschland seit längerem bestehen, so wurden in jüngster Zeit an mehreren Hochschulstandorten in Deutschland neue Universitätsschulen gegründet bzw. sind in Planung. In der Session sollen anhand von fünf ausgewählten Standorten sowohl die Konzepte der Schulen als auch die Formen der Kooperation zwischen Universität und Schule präsentiert werden. Im Vordergrund steht somit eine vergleichende Vorstellung der Schwerpunkte der ausgewählten Universitätsschulen und die Diskussion der Impulse, die sich daraus für eine interdisziplinäre empirische Bildungsforschung ergeben können.

Inhalt

Im ersten Impulsbeitrag wird der Ansatz der Laborschule Bielefeld vorgestellt. Das wissenschaftliche Bielefelder Profil ist im Paradigma der Praxisforschung zu verorten (Zenke et al., 2019). Das Hauptmerkmal dieses partizipativen Forschungsansatzes ist die Generierung von Fragestellungen, die Durchführung von Forschungsvorhaben und die Dissemination der Resultate durch Praktiker:innen mit dem Ziel, sowohl eine Professionalisierung von Lehrer:innen (Altrichter & Posch 2007; James & Augustin, 2018; McLaughlin, 2011) als auch einen Wandel von Schule, in Verbindung mit Kenntnissen über einen solchen, zu erreichen (Klewin et al., 2016). Dabei kann die Laborschule Bielefeld auf langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit von universitären Forscher:innen (als Angehörige der Wissenschaftlichen Einrichtung Laborschule) und forschenden, mit einem gesonderten Stundenpool ausgestatteten Lehrer:innen (als Angehörige der Versuchsschule Laborschule) zurückblicken. Im Impulsbeitrag soll am Beispiel der Forschungs- und Entwicklungsprojekte „LabSchoolsEurope“ sowie der „Absolvent*innenstudie“ ausgelotet werden, wie die Kollaboration von Lehrer:innen, pädagogischen Mitarbeiter:innen sowie universitären Wissenschaftler:innen in der Praxis verläuft und welche Chancen und Herausforderungen sich dabei ergeben.

Im Fokus des zweiten Impulsbeitrags steht die Universitätsschule Dresden, die zum Schuljahr 2019/2020 als Schulversuch des Landes Sachsen gestartet ist. Die Anforderungen an Schule und den damit verbundenen Bildungsprozessen steigen stetig an: Schule soll kompetent für das künftige Leben machen; im Angesicht von Globalisierung, Individualisierung, Digitalisierung und Teamfähigkeit ist dies eine Herausforderung für jeden Einzelnen und für die Gestaltung von Schule. Zur Klärung dieser Fragen wurde ein „Real-Labor“ (Schäpke et al., 2018) durch die Technische Universität Dresden geschaffen, in dem vor allem auch dazu geforscht werden soll, wie Metakompetenzen für den Einsatz von digitalen Werkzeugen im Bildungsprozess etabliert werden können. Insgesamt ist die Universitätsschule darauf ausgerichtet, innovative und vor allem längsschnittliche Forschung im Bereich der Institution Schule zu ermöglichen. Im Rahmen des Beitrages wird das Design zur Forschung an der Universitätsschule vorgestellt und diskutiert, welche Möglichkeiten sich durch ein Real-Labor für die empirische Bildungsforschung ergeben.

Der dritte Impulsbeitrag widmet sich der Heliosschulen – Inklusive Universitätsschule Köln. Die Entstehung der Kölner Universitätsschule(n) ist eng verbunden mit der Initiative von Studierenden an der Universität, die sich im Jahr 2008 in der Lehrkräftebildung nicht ein schlichtes Mehr, sondern eine andere Form pädagogischer Praxis gewünscht und dies mit hoher Durchsetzungskraft politisch überzeugend artikuliert haben (Hensel et al., 2020). Sie forderten eine Verbesserung des Theorie-Praxis-Verhältnisses während des Lehramtsstudiums. Im Vortrag werden das Ausbildungs- und Forschungskonzept der Universitätsschule vorgestellt. Beide Konzepte sind in hohem Maße auf Integration unterschiedlicher Forschungs- und Ausbildungskulturen und -paradigmen an den vier lehrkräftebildenden Fakultäten orientiert (Reich, 2019). Zum anderen soll das Konzept mit Blick auf die pädagogische Architektur und Raumgestaltung präsentiert werden (Kricke et al., 2018). Entlang dieser Schwerpunkte werden Chancen und Herausforderungen für die empirische Bildungsforschung skizziert.

Im vierten Impulsbeitrag wird das Konzept der Universitätsschule Potsdam vorgestellt. Im Fokus einer zeitgemäßen schulischen Bildung im Kontext gegenwärtiger Veränderungsprozesse stehen dabei die drei Schwerpunktthemen a) Weiterentwicklung schulischer Inklusion b) die alters- und entwicklungsangemessene Verschränkung analoger und digitaler Lehr-Lern-Settings sowie c) die Einbindung der Schule in das Quartier. Die Forschungsaktivitäten an der Universitätsschule sollen einerseits Erkenntnisse liefern, die der Absicherung und Weiterentwicklung der Universitätsschule dienen. Entsprechend steht die Schule in ihrer Gesamtheit im Fokus dieser Art von Forschung. Andererseits dient die Forschung an der Schule der Überprüfung spezifischer schulbezogener Forschungsfragen, die über eine direkte Nutzbarkeit durch die Schule hinausweisen und somit einen Mehrwert für andere Kontexte generiert (Spörer & Völkner, 2021). Da die Potsdamer Bildungsforschung sich vorwiegend quantitativ orientiert, soll im Impulsvortrag spezifischer ausgelotet werden, welche Art von Forschungsdesigns im Rahmen der Forschung an der Universitätsschule zur Anwendung kommen sollen. Zudem wird das Konzept der Transferwerkstatt zur Koordination der Forschungsaktivitäten vorgestellt.

Schließlich wird im fünften Impulsbeitrag der aktuelle Entwicklungsstand der Universitätsschule Essen vorgestellt. Für die Neugründung der dreizügigen Grundschule in unmittelbarer Nähe zum Campus Essen haben sich Stadt Essen, Schulaufsicht und Universität Duisburg-Essen (UDE) vernetzt, um gemeinsam den Schulaufbau und perspektivisch die Schulentwicklung zu begleiten und mitzugestalten. Bisher konnten im Rahmen dieser Zusammenarbeit das Raumprogramm für die Ausschreibung des Architekturwettbewerbs entwickelt werden, welches auf den konzeptionellen Ideen für die Universitätsschule aufbaut. Die Verhältnissetzung von Pädagogik, Didaktik und Raum stellt somit eine erste Forschungsperspektive dar. Darauf aufbauend wird derzeit ein Forschungskonzept entwickelt. Es wird sich dem Standort der Schule folgend auf die forschende Begleitung der Schul- und Unterrichtsentwicklung in herausfordernden Kontexten und die Förderung von Bildungsgerechtigkeit zentrieren. Inwiefern vor dem Hintergrund einer sich im Aufbau befindlichen Universitätsschule deren Akteure (Schulleitung, Lehrer:innen, Kinder, Eltern & Wissenschaftler:innen) partizipativ beteiligt werden können, ist eine offene Frage, die im Beitrag diskutiert wird.

Ablauf

Im ersten Teil (ca. 50 Minuten) wird sich zunächst jeder Standort in jeweils 8 bis 10 Minuten kurz präsentieren. Insgesamt soll verdeutlicht werden, dass sich jede Universitätsschule durch eine individuelle Schwerpunktsetzung auszeichnet. Während einige Standorte den Fokus auf die Ausbildung von Studierenden legen, steht an anderen Standorten die Implementation bestimmter Lehr-Lern-Konzepte oder Forschungsansätze im Fokus. Der zweite Teil der Session besteht sodann aus einer moderierten Diskussion mit dem Plenum. Im Fokus der Diskussion steht, auf welchen Ebenen Universitätsschulen Impulse für die empirische Bildungsforschung geben können.



 
Impressum · Kontaktadresse:
Datenschutzerklärung · Veranstaltung: GEBF 2024
Conference Software: ConfTool Pro 2.8.105
© 2001–2025 by Dr. H. Weinreich, Hamburg, Germany