Veranstaltungsprogramm
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Sektion Politische Soziologie: Reallabore als experimentelle Orte demokratischer Transformation? Möglichkeiten, Herausforderungen, Probleme
Zeit: 27.09.2022: 14:15-17:00 · Ort: UHG H8
Reallabore in Theorie und Praxis
1Uni Hamburg; 2Weizenbaum Institut; 3planetary collective; 4Hochschule Furtwangen
In wechselnden Konstellationen zwischen theoretischen Reflexionen und praktischen Erfahrungen gehen wir in vier kontroversen wie konstruktiven Phasen folgenden vier Leitfragen nach: (1) Was ist das Besondere oder Neue an Reallaboren? (2) Sind Reallabore demokratiefördernd? (3) Welche Herausforderungen ergeben sich für die Wissenschaft aus der kooperativen bzw. nicht-hierarchischen Wissensproduktion? (4) Wann scheitern Reallabore – theoretisch und praktisch?
Transformationssoziologie? – Soziologische Ansätze zwischen Verstehen von, experimentieren für und partizipieren in gesellschaftliche(n) Veränderungsprozesse(n)
Zeit: 28.09.2022: 9:00-11:45 · Ort: UHG T2-141
Natur und Gesellschaft depolarisieren: Soziologischer Experimentalismus als Feldwissenschaft
Universität Hamburg, Deutschland
Transformationsforschung im Anthropozän wird zunehmend kollaborativ. Dies zeigt sich in besonderem Maße in der interdisziplinären Bearbeitung von Mensch-Umweltbeziehungen. Vor diesem Hintergrund diskutiert mein Beitrag die komplexe Herausforderung der Zusammenarbeit zwischen Soziologie und den Naturwissenschaften. Die Öffnung der Natur- gegenüber den Sozialwissenschaften ist ein Ergebnis des anthropogenen Drucks auf das planetare Ökosystem. Innerhalb naturwissenschaftlich getriebener Forschungsinstitutionen, Steuerungsgremien und Konsortien ist soziologische Expertise zu einer forschungsstrategisch bedeutenden Ressource geworden. Historisch durch die epistemische Polarisierung zwischen „Natur“ auf der einen, und „Gesellschaft“ auf der anderen geprägt, geht es heute darum, Zusammenarbeit jenseits der Polarisierung zu organisieren. Doch der Weg zu einer echten Zusammenarbeit auf Augenhöhe scheint angesichts der materiellen und wissenschaftspolitischen Dominanz der Naturwissenschaften noch weit. Dies hängt auch damit zusammen, dass sich naturwissenschaftliche Problemdefinitionen und Forschungsdesigns auf partizipatorische Ansätze beschränken. So ist seit geraumer Zeit in soziologischen Debatten, sowie in den internationalen science studies der Ruf nach „kollaborativen“, oder auch „ko-laborativen“ Formaten der Zusammenarbeit laut geworden. Er zielt auf eine konstruktive Entwicklung gemeinsamer Problemlösungsansätze ab, die in entsprechenden Settings transformative Ansätze für heterogene Kooperationen herausarbeiten. Was aber sind die forschungspraktischen und epistemologischen Voraussetzungen dafür, dass solche Kooperationen gelingen können? Mein Beitrag reflektiert diese Frage am Beispiel der Meeresforschung, wie sie sich aktuell vor dem Hintergrund der von den Vereinten Nationen ausgerufenen Ozeandekade (2021-2030) manifestiert. Mit einem interdisziplinären Konzept der Feldforschung stelle ich einen experimentalistischen Forschungsansatz zur methodologischen Überwindung tradierter epistemisch-ontologischer Polarisierungen zur Diskussion. Dabei dient der Feldbegriff als Disziplinen-verbindende Heuristik jenseits einer bloß partizipativen Logik der Kooperation.
Sektion Wissenschafts- und Technikforschung: Wissenschaftsforschung in polarisierten Welten: Plurale Expertisen im Lichte existenzieller Herausforderungen
Zeit: 29.09.2022: 14:15-17:00 · Ort: X-E0-234
Nach der ‚dritten Welle‘, mitten im Anthropozän: Wissenschaftsforschung zwischen Expertise, Ko-Laboration und Gesellschaftstheorie
Universität Hamburg, Deutschland
2002 hatten Harry Collins und Robert Evans mit ihrem Aufsatz „The third wave of science studies“ einen Paradigmenwechsel für die Wissenschaftsforschung ausgerufen. Mein Beitrag nimmt eine Re-Lektüre dieses STS-Klassikers vor, um im Lichte der gegenwärtigen existenziellen Krisen durch das Anthropozän die im Call aufgeworfene Frage nach dem gesellschaftlichen Stellenwert wissenschaftlicher Expertise im Allgemeinen, und der soziologischen Wissenschafts- und Technikforschung im Besonderen zu diskutieren. Anhand des sich aktuell neu etablierenden Schnittstellen-Gebietes der „Marine Social Sciences“ wird die „dritte Welle“ entlang von drei Hypothesen rekonfiguriert: Erstens manifestieren sich Kooperations-Konflikte zwischen Natur- und Sozialwissenschaften gegenwärtig wie ein spätes Echo der von Collins und Evans beschriebenen Polarisierungen des „age of authority“. Zweitens ist naturwissenschaftliche Autorität angesichts des planetaren anthropogenen Drucks auf Natur und Gesellschaft zu interdisziplinärer Anschlussfähigkeit gezwungen. Somit sind vielfältige und aussichtsreiche forschungspraktische Opportunitätsstrukturen entstanden, die sozialwissenschaftliche Expertise mindestens formal integrieren; für Letztere jedoch oft nur unzureichend, da die Definition der Probleme und ihrer Lösungen vereinseitigt weiterhin maßgeblich den Naturwissenschaften zugeschlagen werden. Dies bedeutet drittens, dass die Beziehung zwischen Wissenschaftsforschung und Gesellschaftstheorie zuerst eine methodologische ist, indem Wissenschaft und Gesellschaft in ein ko-laboratives Verhältnis zueinander gesetzt werden. Die Aktualisierung des „demokratischen Experimentalismus“ nach Dewey für die soziologische Gesellschaftstheorie greift diesen Anspruch ausgehend von der Annahme auf, dass die methodologische Erhebung und Integration heterogener Formen von Erfahrung und Expertise eine zentrale Zukunftsaufgabe im Anthropozän darstellt.
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