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Sitzungsübersicht
Sitzung
P10: Gesellschaftliches Engagement in kommunikationswissenschaftlichen Lehrprojekten – Potenziale und Herausforderungen von Service Learning
Zeit:
Donnerstag, 14.03.2024:
14:00 - 15:30

Chair der Sitzung: Kristina Wied
Chair der Sitzung: Beatrice Dernbach
Chair der Sitzung: Julia Sonnberger
Chair der Sitzung: Gabriele Wille
Chair der Sitzung: Britta Gossel
Ort: C03-LG 1 | 215 (0115)

Personen: 32

Zusammenfassung der Sitzung

Service Learning (SL) gilt als innovative, projektorientierte, erfahrungsbasierte, transdisziplinäre Lehr-Lern-Form. Akademisches Lernen (Learning) ist gekoppelt an eine Bearbeitung von konkreten gesellschaftlichen Aufgaben u. Problemen (Service) in Zusammenarbeit mit Partnern aus dem 3. Sektor, also Non-Profit-Organisationen oder zivilgesellschaftlichen Initiativen, bzw. aus öffentlichen Institutionen (vgl. Backhaus-Maul/Jahr 2021). Im Bereich der Hochschulen gilt SL als Prototyp für die Third Mission, weil Transfer darin als integraler Bestandteil von Lehre und Forschung verstanden wird. Das Hochschulnetzwerk Bildung durch Verantwortung verzeichnet gegenwärtig 40 Mitgliedshochschulen, die sich für SL als festen Bestandteil der Hochschullehre einsetzen.

Lernen durch und von Transfer ist dabei nur ein relevanter Aspekt. Hinzu kommt, dass bei SL-Projekten Medienprodukte für die Non-Profit-Organisationen entstehen, Veranstaltungen mit Blick auf gesellschaftlichen Mehrwert organisiert oder entsprechende Dienstleistungen in den Vordergrund gerückt werden. Verantwortungsvolles, zivilgesellschaftliches Handeln wird so gefordert und gefördert. Die Studierenden erweitern ihren Horizont außerhalb der Hochschule und gewinnen Kontakte, die ohne das Projekt nicht zustande gekommen wären. Im besten Fall werden sie mobilisiert, sich zu engagieren. Womöglich wird ihnen eine Perspektive eröffnet, künftig im transformativen oder konstruktiven Journalismus zu arbeiten oder als Berufskommunikatorinnen und Berufskommunikatoren im 3. Sektor bzw. im Bereich von Corporate Social Responsibility von Wirtschaftsunternehmen tätig zu werden.

Das Panel ist zweigeteilt:

Im ersten Teil werden inhaltliche Impulse gegeben zum Didaktik-Konzept Service Learning und Optionen der Anwendung in der Kommunikationswissenschaft, zu Kompetenzen von Berufskommunikatoren und zu Potenzialen und Herausforderungen aus Sicht von Community Partnern. Schließlich wird ein Beispiel eines kommunikationswissenschaftlichen SL-Projekt vorgestellt und reflektiert.


Im zweiten Teil sollen die Teilnehmenden in einem Workshop ihre eigenen Ideen zu möglichen SL-Projekten miteinander diskutieren. Welche Themen eignen sich? Wo gibt es gesellschaftlichen Bedarf? Welche Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner sind denkbar? Welche organisatorischen und didaktischen Besonderheiten sind zu berücksichtigen? Was kann SL beitragen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) oder zur Lösung von Lehr- und Prüfungsproblemen (Stichwort KI)?


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Präsentationen

Gesellschaftliches Engagement in kommunikationswissenschaftlichen Lehrprojekten – Potenziale und Herausforderungen von Service Learning

Chair(s): Britta Gossel (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde)

Damit gesellschaftlicher Zusammenhalt in Bereichen wie Gesundheit, Kunst und Kultur, Menschenrechte, Religion usw. funktioniert, kommt es nicht nur auf eine ökonomische Betrachtung von Produkten u. Dienstleistungen an. Service Learning (SL) als Lernen durch gesellschaftliches Engagement kann hier einen wesentlichen Beitrag leisten. Die Kommunikationswissenschaft als empirische Sozialwissenschaft ist gefragt, Ideen, Modelle und Ansätze zu liefern.

SL gilt als innovative, projektorientierte, erfahrungsbasierte, transdisziplinäre Lehr-Lern-Form, bei der akademisches Lernen (Learning) gekoppelt ist an eine Bearbeitung von konkreten gesellschaftlichen Aufgaben u. Problemen (Service) in Zusammenarbeit mit Partnern aus dem 3. Sektor, also Non-Profit-Organisationen oder zivilgesellschaftlichen Initiativen, bzw. aus öffentlichen Institutionen (vgl. Backhaus-Maul/Jahr 2021). Im Bereich der Hochschulen gilt SL als Prototyp für die Third Mission, weil Transfer darin als integraler Bestandteil von Lehre und Forschung verstanden wird. Das Hochschulnetzwerk Bildung durch Verantwortung verzeichnet gegenwärtig 40 Mitgliedshochschulen, die sich für SL als festen Bestandteil der Hochschullehre einsetzen (vgl. Bartsch/Grottker 2021).

Das didaktische Konzept des Service Learning wird in der deutschsprachigen KoWi vielerorts augenscheinlich zwar angewendet, aber eine explizite Bezugnahme oder eine theoretische Auseinandersetzung damit erfolgt nur ausnahmsweise. Dies ist besonders vor dem Hintergrund erstaunlich, dass seit jeher – vor allem in der Journalistik – eine Verzahnung von Wissenschaft und Praxis in anwendungsbezogener Forschung und medienpraktischer Lehre im Sinne einer Transdisziplinarität wissenschaftlich diskutiert wird (vgl. Schützeneder et al 2022).

Lernen durch und von Transfer ist dabei nur ein relevanter Aspekt (vgl. Schützeneder 2020), hinzu kommt beim SL der wichtige Punkt, dass bei solchen Projekten Medien-Produkte für die Non-Profit-Organisationen entstehen, Veranstaltungen mit Blick auf gesellschaftlichen Mehrwert organisiert oder entsprechende Dienstleistungen in den Vordergrund gerückt werden. Verantwortungsvolles, zivilgesellschaftliches Handeln wird so gefordert und gefördert. Die Studierenden erweitern ihren Horizont außerhalb der Hochschule, erhalten Kontakte, die ohne das Projekt nicht zustande gekommen wären. Im besten Fall werden sie mobilisiert, sich zu engagieren; womöglich wird ihnen eine Perspektive eröffnet, künftig als Berufskommunikator:innen im 3. Sektor oder im Nonprofit-Marketing bzw. Corporate Social Responsibility von Wirtschaftsunternehmen tätig zu werden.

In dem Panel soll ein Einblick in das Konzept des per se transdisziplinären SL gegeben und veranschaulicht werden. Potenziale und Herausforderungen von SL-Projekten in unserem Fach werden für die unterschiedlichen Akteursgruppen Dozierende, Studierende und Partnerorganisationen systematisch reflektiert. Außerdem sollen empirische Erkenntnisse aus der Evaluation von SL-Projekten vorgestellt werden. Zum Abschluss ist ein Workshop geplant, in dem die TN sich zu ihren Ideen für eigene SL-Projekte austauschen können.

Literatur

Backhaus-Maul, H./Jahr, D. (2021): Service Learning. Bildung für nachhaltige Entwicklung. In: Schmohl, T./Philipp, T. (Hrsg.) Handbuch Transdisziplinäre Didaktik. Bielefeld, S. 289-299.

Bartsch, G./Grottker, L. (Hrsg.) (2021): Service Learning mit Studierenden. Ein kurzer Handlungsleitfaden. Weinheim.

Schützeneder, J. (2020): Lernen durch Transfer (LdT) – Bedürfnisorientierte Überlegungen zur universitären Ausbildung im Bereich Journalismus und Medien. In: Kolbe, S. W. et al (Hrsg.): „Neue Menschenrechte?“ Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes. Herne, S. 385-401.

Schützeneder, J. et al (2022): Transferprozesse in der Journalismusforschung. Chancen und Herausforderungen im inter- und transdisziplinären Kontext der Journalismusforschung. In: M&K, Jg. 70, H 1-2, S. 118-139.

 

Beiträge des Symposiums

 

Service Learning-Projekte als transdisziplinäre Lehrform in der Kommunikationswissenschaft – das Beispiel „Frauen und Technik“ gemessen an zehn Qualitätskriterien

Beatrice Dernbach1, Kristina Wied2
1Technische Hochschule Nürnberg, 2Otto-Friedrich-Universität Bamberg

In dem ersten Vortrag soll erläutert werden, was unter der projektorientierten, transdisziplinären Lehrform Service Learning (SL) verstanden wird. Am Beispiel eines konkreten, fachspezifischen SL-Projekts werden die zehn Kriterien des Hochschulnetzwerks Bildung durch Verantwortung als Referenzrahmen für gelingendes SL vorgestellt (vgl. Sonnberger et al 2021). Zu den Qualitätskriterien gehören u.a. gesellschaftlicher Bedarf, definierte Ziele, Kompetenzerwerb der Studierenden, Lernen in fremden Lebenswelten, Kooperation der Beteiligten, Reflexion und Begleitung der Studierenden. Der Titel des beispielhaften hochschulübergreifenden Kooperations-Projekts lautete „Frauen und Technik in der Metropolregion Nürnberg – eine Ausstellung“. Zusammengearbeitet haben dabei zwei Studiengänge zweier Hochschulen sowie der Verein „Frauen in der Einen Welt“. Die Studierenden unterstützten bei Konzeption und Erstellung einer Ausstellung zu Frauen und Technik.

Literatur:

Sonnberger, J. et al (2021): Qualität entdecken und beschreiben. Ein Referenzrahmen für die Qualität von Service Learning. In: Bartsch, G./Grottker, L. (Hrsg.): Service Learning mit Studierenden. Ein kurzer Handlungsleitfaden. Weinheim, S. 94-99.

 

Potenziale und Herausforderungen von Service Learning in der Kommunikationswissenschaft für unterschiedliche Akteursgruppen

Beatrice Dernbach1, Kristina Wied2, Gabriele Wille3
1Technische Hochschule Nürnberg, 2Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 3Verein Frauen in der Einen Welt

Welche Potenziale entfalten kommunikationswissenschaftliche SL-Projekte für die Beteiligten (den Projektpartner, die Studierenden, die Dozierenden)? Welchen Herausforderungen müssen sie sich im Projektverlauf stellen?

In diesem Vortrag sollen in Anlehnung an erste Systematisierungsversuche zu Transferprozessen in der Journalismusforschung (vgl. Schützeneder et al. 2022) Potenziale und Herausforderungen, Probleme und Grenzen von SL in der KoWi für unterschiedliche Beteiligte und in unterschiedlichen Projektphasen (Prae-, Dum-, Post-Phase) auf Grundlage von mehreren SL-Projekten systematisch identifiziert und reflektiert werden. Im Fokus steht hier einerseits die Kommunikation zur internen Abstimmung zwischen allen Beteiligten im Projektverlauf, andererseits die Planung und Durchführung von Kommunikationsmaßnahmen für das Projekt an sich (z.B. Recherche und das Verfassen von Porträts) und die öffentliche Sichtbarmachung (z.B. Flyer, Plakate, Pressemitteilungen).

Diese Systematisierung und Reflexion geschieht auf Grundlage mehrerer SL-Projekte der Vortragenden aus den Bereichen Gesundheit und Menschen-/Frauenrechte.

Literatur:

Schützeneder, J. et al (2022): Transferprozesse in der Journalismusforschung. Chancen und Herausforderungen im inter- und transdisziplinären Kontext der Journalismusforschung. In: M&K, Jg. 70, H 1-2, S. 118-139.

 

Mehrwert für alle!? Inwiefern hält Service Learning in der Kommunikationswissenschaft, was man sich davon verspricht? Ausgewählte Evaluationsergebnisse zu den Akteursgruppen Studierende und Kooperationspartner:innen

Kristina Wied
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Die Evaluierung gilt als wesentlich bei der Qualitätssicherung für die Durchführung von SL-Projekten, deren Erkenntnisse im fortlaufenden Weiterentwicklungsprozess in die Konzeption und Durchführung neuer SL-Projekte einfließen. Zugleich ist sie Desiderat der SL-Forschung (vgl. Fromm 2020; Gerholz 2020). In dem Vortrag sollen Bewertungen mehrerer KoWi-SL-Projekte durch Studierende u. zivilgesellschaftliche Akteure vorgestellt werden. Empirische Basis sind

• Prae-Phase: schriftlich abgefragte Erwartungen u. Befürchtungen mit offenen Fragen beider Akteursgruppen.

• Dum-Phase: zwischenzeitlich mündliche Reflexionen der Studierenden mit kurzen Verschriftlichungen; Dokumentation durch Fotoprotokolle.

• Post-Phase: standardisierte Befragungen von Studierenden mit Bezug auf die zehn Qualitätskriterien für gelingendes SL, Reflexionen in Portfolios; ein Fragebogen mit offenen Fragen für Kooperationspartner:innen.

Literatur:

Fromm, S. (2020): Evaluation im Kontext von Service Learning. In: Rosenkranz, D. et al (Hrsg.): Service Learning an Hochschulen. Konzeptionelle Überlegungen und innovative Beispiele. Weinheim, S. 110-115.

Gerholz, K.-H. (2020): Wirkungen von Service Learning – Stand der Forschung. In: Hofer, M./D., Julia Hrsg.): Service Learning an deutschen Hochschulen. Positionen und Perspektiven. Weinheim, S. 70-86.

 

Workshop: Service Learning in der eigenen Lehre – angeleitete Ideenfindung und Diskussion

Julia Sonnberger1, Kristina Wied2
1Universität Augsburg, 2Otto-Friedrich-Universität Bamberg

In dem Workshop soll Raum gegeben werden für eigene Ideen der Teilnehmenden möglicherweise selbst künftig konkrete SL-Projekte anzubieten. Dazu wird in einem ersten Schritt ein Leitfaden vorgestellt, der im Arbeitskreis Service Learning des BayZiel, des Bayerischen Zentrums für Hochschuldidaktik in Ingolstadt, genutzt wird, um praktische SL-Projekte systematisch zu reflektieren. Dieser Leitfaden kann aber genauso dafür verwendet werden, SL-Projekte zu planen und zu organisieren. Abgefragt werden darin neben den zehn Kriterien des Hochschulnetzwerks Bildung durch Verantwortung für gelingendes SL auch die Einbindung in den Studiengang bzw. die konkreten Aufgaben der Studierenden und ihre Leistung für die Modulprüfung sowie mögliche Kosten usw. In einem zweiten Schritt wird den TN Zeit gelassen, sich Gedanken zu möglichen eigenen SL-Projekten zu machen und diese im Leitfaden festzuhalten. Danach soll drittens ein Austausch zwischen allen TN ermöglicht werden – wobei verschiedene wichtige Aspekte von den Moderatorinnen des Workshops an Stellwänden mit Moderationskarten festgehalten werden sollen, etwa: mögliche Kooperationspartner:innen, gesellschaftlicher Bedarf, Ziele, mögliche Kosten. Außerdem sollen offene Fragen und Herausforderungen gesammelt und besprochen werden.

Wied-Gesellschaftliches Engagement in kommunikationswissenschaftlichen Lehrprojekten – Potenziale-139.pdf