Veranstaltungsprogramm
Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht |
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Alles außer Standard – Rekonstruktive Highlights – Varia
Vorsitz: Kevin Bienger (Dresden), Ines Ederer (Frankfurt a. Main), Denis Ehrl (Nürnberg)
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Bauchwandtransplantation: eine systematische Übersichtsarbeit und Datenanalyse 1Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland; 2Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg Hintergrund: Die Bauchwandtransplantation (Abdominal Wall Transplantation: AWT) ist ein innovatives rekonstruktives Verfahren, mit dem erhebliche Defekte in der Bauchwand behandelt werden können. In dieser Übersichtsarbeit wollten wir einen Einblick in die klinische Anwendbarkeit, Wirksamkeit und Grenzen der AWT geben. Methoden: Diese Übersichtsarbeit hielt sich an die Checkliste der PRISMA (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-analysis), die für Übersichtsarbeiten entwickelt wurde. Es wurde eine umfassende Recherchestrategie unter Verwendung mehrerer Datenbanken durchgeführt. Ergebnisse: Die Analyse umfasste 35 Patienten, die sich zwischen 2003 und 2022 einer AWT unterzogen. Die Stichprobengröße variierte zwischen 1 und 18 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 30,9 ± 5,4 Jahren (Bereich: 1-73). Das Follow-up der Patienten reichte von 1 bis 7 Jahren. Die Induktion der Immunsuppression erfolgte bei 32 Patienten (91,4 %) überwiegend durch Alemtuzumab. Zu den Hauptgründen für eine AWT gehörten große abdominale Defekte bei 17 Patienten (48,6 %), Malignome bei 11 Patienten (31,4 %), Motilitätsstörungen bei drei Patienten (8,6 %) sowie Gefäßstörungen und angeborene Defekte (jeweils 5,7 %). Alle Patienten unterzogen sich einer Darmtransplantation, wobei 23 (65,7 %) eine isolierte Darmtransplantation und 12 (34,3 %) eine multiviszerale Transplantation erhielten. Dreizehn Patienten (37,2 %) wiesen aufgrund der Ergebnisse der Hautbiopsie Anzeichen einer Abstoßung auf. Nach der Bewertung möglicher Risikofaktoren für eine Abstoßung standen Alter, Immunsuppressionsschema, Operationstechnik und Perfusionsart nicht in Zusammenhang mit einer Abstoßung. Schlussfolgerung: Die AWT erweist sich als eine sichere und wirksame Option für Patienten mit ausgedehnten und komplizierten Bauchwanddefekten. Der Weg in die Zukunft erscheint optimistisch für die Entwicklung einer funktionellen AWT, dennoch müssen sich Chirurgen mit den Hindernissen einer verzerrten Anatomie in dieser Patientengruppe auseinandersetzen. Das Outcome von AV Loops und freien Lappenplastiken im Hinblick auf die antithrombotische Therapie - eine Analyse von 123 Fällen 1Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Deutschland; 2Gefäßchirurgische Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen, Deutschland Hintergrund: Die Rekonstruktion von arteriovenösen Loops mit anschließender freier Lappenplastik ist nach wie vor ein herausfordernder Eingriff, der daher einer ausgewählten Patientengruppe vorbehalten ist. Es ist unklar, inwieweit Faktoren wie die Defektlokalisation, die Wahl der freien Lappenplastik, die Positionierung desarteriovenösen Loops und insbesondere das antithrombotische Regime einen Einfluss auf Komplikationen wie thromboembolische Ereignisse oder Lappenversagen haben. Methoden: Die Krankenakten von 123 Patienten aus den Jahren 2003 bis 2023 wurden ausgewertet. Die postoperativen Ergebnisse wurden zwischen ein- und zweizeitiger Rekonstruktion, Defektlokalisationen, freien Lappenplastiken, Komplexität der arteriovenösen Loop Positionierung und dem antithrombotischem Regime verglichen. Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die Lappenversagensrate bei komplexen AV-Loop Lagen (17 %) signifikant höher war als bei einfacher AV-Loop Positionierung (3 %; p = 0,028). Darüber hinaus gab es zwischen den Defektstellen signifikant unterschiedliche Raten von Loopthrombosen (p = 0,025) und Loopverlust (p = 0,003) sowie Lappenverlust (p = 0,05). Niedrig dosiertes Heparin wurde signifikant häufiger in Fällen mit einfacher AV Loop Positionierung eingesetzt, während hoch dosiertes Heparin signifikant häufiger bei komplexen AV Loopseingesetzt wurde (p = 0,002). Die kombinierte Anwendung von niedrig dosiertem Heparin mit Acetylsalicylsäure bei komplexen AV Loops ist mit einer signifikant höheren Thromboserate verbunden als bei AV Loops mit einfacherer Positionierung (p = 0,046) Schlussfolgerung: Die Defektlokalisation und die Komplexität der arteriovenösen AV-Loop Position haben einen Einfluss auf das Auftreten von Gefäßthrombosen und Lappenverlust. Aus diesem Grund ist bei der Wahl des antithrombotischen Regimes die Berücksichtigung der Defektlokalisation und der AV-Loop Positionentscheidend. Dyna-CT vs. Duplex-Sonographie vs. TOF-MRT – wer findet den besten ALT-Perforator? 1Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Deutschland; 2Radiologisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Deutschland Die Kenntnis über Lage und Verlauf der Perforatoren kann die Hebung einer ALT-Lappenplastik erheblich erleichtern. Hierfür kommen unterschiedliche bildgebende Modalitäten zur Auswahl. Die häufig angewandte kostengünstige Duplex-Sonographie ist stark untersucherabhängig, während die Dyna-CT, welche in Kombination mit einer meist ohnehin notwendigen Arteriographie (bei Operation an einer Extremität) eine genaue Lokalisation der Perforatoren ermöglicht, mit einer erhöhten Strahlenbelastung einhergeht. Die TOF-MR-Angiographie ermöglicht ohne Kontrastmittel die Darstellung von Blutgefäßen und deren Lagebeziehung zum umliegenden Weichteilgewebe, ist allerdings zeit- und kostenintensiver. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden die drei unterschiedlichen Modalitäten miteinander verglichen. Hierfür wurde bei 5 Patienten mit geplanter Defektdeckung mittels ALT-Lappenplastik an einer Extremität zunächst eine Identifizierung der Perforatoren mittels farbkodierter hochauflösender Duplex-Sonographie vorgenommen. Hierbei wurden die Faszienaustrittspunkte auf der Haut markiert. Das Dyna-CT wurde im Rahmen einer Arteriographie der betroffenen Extremität zur Evaluation der Anschlussgefäße durchgeführt. Mittels der Rotationsangiographie wurden geeignete Perforatoren ausgewählt und der Fasziendurchtrittspunkt an der Haut mittels Navigation markiert. Für die TOF-MRA wurden 2 Referenzmarkierungen für die Anbringung von Fischöl-Kapseln am Oberschenkel gesetzt. Nach Auswahl geeigneter Perforatoren wurden deren Fasziendurchtrittspunkte in Relation zu den Fischöl-Kapsel ausgemessen und anhand der Koordinaten auf der Haut des Oberschenkels übertragen. Intraoperativ wurden die tatsächlichen Perforatoren mit deren Durchtritt durch die Faszie markiert. Es wurden die verwendeten Perforatoren, deren Nähe zu den präoperativen Markierungen sowie deren Verlauf ausgewertet. Es zeigte sich in allen Fällen eine Übereinstimmung der präoperativ markierten Perforatoren mit den tatsächlichen Perforatoren. In einem Fall gab es eine größere Abweichung zwischen den im dyna-CT bestimmten Perforatoren zu den tatsächlichen, was am ehesten auf eine Bewegung des Patienten während der Untersuchung zurückzuführen ist. In 2 Fällen war eine TOF-MRA aufgrund von einliegendem Metall nicht durchführbar. Der Verlauf der Perforatoren wurde am zuverlässigsten mittels Duplex-Sonographie dargestellt, allerdings kam in einem Fall ein intraoperativ verwendeter Perforator präoperativ nicht zur Darstellung. Alle drei Modalitäten sind zuverlässig in Bezug auf die Perforatoridentifikation. Während es für TOF-MRA und dyna-CT eingeschränkte Indikationen gibt (kontraindiziert bei einliegendem Metall, Niereninsuffizienz) und eine Patientencompliance zur Vermeidung von Bewegungsartefakten notwendig ist, bietet die Duplex-Sonographie eine einfach verfügbare, nicht-invasive Untersuchungsmöglichkeit. Aus Lang mach Rund – Steigerung der Versatilität der ALT-Lappenplastik durch Implikation der „Split-Technik“ BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Deutschland Einleitung: Die klassische, perforatorbasierte freie anterolaterale Oberschenkel-Lappenplastik (ALT) ist aufgrund der anatomischen Verhältnisse der Hebestelle vordergründlich längsorientierten Defekten mit einer maximalen Breite von 8-10cm vorbehalten. Bei Versorgung mit zwei suffizienten Perforatoren kann der ALT ohne Limitation durch den Haut-Pinch durch Spaltung und Bildung von zwei autonomen Inseln der Lappenplastik (split-ALT) mit gemeinsamem Konfluens für breite bis ovale Defekte verwendet werden. Durch parallele Anordung kann so das L/B-Verhältnis zugunsten der Breite verändert werden und die Vorzüge der ALT Lappenplastik genutzt werden. Zudem kann durch diese Technik die Rekonstruktion zweier Defektareale unter Erhalt einer originären Hautbrücke in räumlicher Nähe erfolgen. Material und Methoden: Retrospektiv wurden 14 Patienten, die zwischen April 2021 und November 2024 mit der Split-ALT-Technik behandelt wurden, unter prozedurenspezifischen und speziell gewebegeometrischen Aspekten analysiert, um die Technik zu validieren. Alle Patienten erhielten ein präoperatives Duplex Mapping zur Perforatoridentifikation und intraoperativ zur Trimmung und Splitting eine NIR-ICG Angiographie Ergebnisse: Bei 14 Patienten umfassten die Defekte traumatische Genesen (43 %), chirurgische Komplikationen (21 %), Infektionen (21%), Verbrennungen (7 %) und onkologische Resektionen (7%). Bei sieben Patienten (50%) wurden mit dem Split Konzept zwei Defekte dual behandelt, während bei sechs Patienten (43%) die sogenannte Kissing-Technik zur Erhöhung des Durchmessers angewandt wurde. Bei einem Patienten (7%) wurde eine Monitorinsel für einen buried flap durch „split“ generiert. Die durchschnittliche Operationsdauer lag bei 364 Minuten (SD 90,51), die mittlere Ischämiezeit 80,25 Minuten (SD 13). Drei Patienten (21,4 %) benötigten Revisionsoperationen, einer davon an der Anastomose aufgrund einer Stieltorsion. Die durchschnittliche stationäre Aufenthaltsdauer nach der Rekonstruktion betrug 16,14 Tage (SD 5,28). Schlussfolgerung: Die „Split“- Technik zur Erhöhung der Versatilität der ALT Lappenplastik mit präoperativer Duplex-Planung ist sicher und vielfältig einsetzbar. Das Design-Modell ist noch relativ wenig verbreitet. Es ermöglicht eine optimale Hebestellenmorbidität für rundovale größere und mulitlokoläre Defekte zur fasziokutanen Deckung – keine Angst vor der Durchtrennung! Impact of Negative Pressure Wound Therapy on Perfusion Dynamics in Free Latissimus Dorsi Muscle Flaps 1Klinikum Nürnberg, Deutschland; 2Klinikum der Universität München Background: Free muscle flaps can develop significant postoperative edema and wound exudation, thereby increasing interstitial pressure and potentially compromising microcirculation. While concerns exist regarding negative pressure wound therapy (NPWT) to compress free flaps and hinder monitoring, recent studies have indicated a reduction in edema and an increase in blood flow. Objective: To compare microcirculation in free latissimus dorsi muscle (LDM) flaps dressed with and without NPWT. Methods: This retrospective cohort study analyzed prospectively collected data of patients who received free LDM flap reconstruction. Patients were separated into two groups according to management with or without NPWT. Microcirculation was evaluated continuously for up to 72 h utilizing laser doppler flowmetry and tissue spectrometry. Results: In total, n = 61 patients (26 females, 35 males) with an average age of 56.90 (17.4) years were included. NPWT was applied in 12 patients, while a regular cotton dressing was used in 49 patients. Overall, no significant differences in the number of minor and major complications were observed between groups. Both groups showed an increase in microvascular flow over the investigated time period. The flow showed higher absolute values in the NPWT group, reaching statistical significance at 12 h post-anastomosis, p = 0.038. There was a tendency for lower rHb values in the NPWT group, without reaching statistical significance. Conclusions: The presented study confirms the increase in microvascular flow after NPWT application. Whilst ensuring continuous free flap monitoring utilizing laser doppler flowmetry and spectrometry, the data further support the safety of NPWT application without risking vascular compromise due to external compression. Kaltplasmatherapie als neuer Ansatz in der Behandlung komplexer Wunden mit multiresistenter Erregerbesiedlung Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Carl-Neuberg-Str.1, 30625 Hannover Einleitung: Die Multiresistenzlage verschiedener Erreger stellt die kurative Medizin zunehmend vor Herausforderungen. Aufgrund der Behandlung Kriegsversehrter aus dem Ausland ist hier zudem ein Anstieg der behandelten Fälle zu beobachten. Insbesondere die Besiedlung komplexer Wunden mit multiresistenten Erregern, wie bspw. Acinetobacter und Pseudomonas spp., erfordert von der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie das gesamte Portfolio der verfügbaren Behandlungsoptionen, um eine Wundheilung zu ermöglichen. Systemisch antiinfektive Therapien sind meist auf Reserveantibiotika beschränkt oder nicht verfügbar, so dass die atmosphärische Kaltplasmatherapie (ACPT) dank technischer Weiterentwicklungen zunehmend an Bedeutung gewinnt. In den letzten Jahren hat sich ACPT als Methode zur topischen antiseptischen Wundbehandlung und zur Verbesserung der Re-Epithelisierung zunehmend etabliert. Die ACPT ist ein sicheres und effizientes therapeutisches Instrument in der klinischen Praxis, wie verschiedene präklinische und klinische Studien zeigen. Fundierte Erfahrungswerte fehlen hier jedoch in der Literatur, insbesondere vor dem Hintergrund von Verbrennungswunden oder komplexer Wunden mit multiresistenter Erregerbesiedlung. Material und Methoden: Die therapeutische Wirkung der ACPT beruht auf der Wechselwirkung von reaktiven Sauerstoff- und Stickstoffspezies (bspw. Ozon), UV-Strahlung sowie elektrischen Feldern mit Zellen und Geweben. Die wesentlichen Wirkkomponenten von kalten Atmosphärendruckplasmen sind nach dem derzeitigen Stand der Forschung reaktive Stickstoff‐ und Sauerstoffspezies (RNS, ROS), UV‐Strahlung und elektrische Felder. Diese Wechselwirkungen umfassen antimikrobielle Wirkung, topische Krebstherapie und Wundheilung. Die Einführung des CPT®cube und des CPT®patch durch COLDPLASMATECH (Greifswald, Deutschland) bietet eine neue Möglichkeit zur Behandlung großflächiger Wunden mit einer großen Menge an Kaltplasma, das automatisch erzeugt wird, um optimale Behandlungsbedingungen innerhalb von Minuten nach der Behandlung zu gewährleisten. Darüber hinaus garantiert das System eine konsistente und reproduzierbare Behandlung, wodurch die Auswirkungen von Benutzervariabilität eliminiert werden. In der vorgestellten Fallserie wurden Patient*innen eingeschlossen, die eine großflächige Wundsituation mit komplexer mikrobieller Besiedlung aufwiesen und bei denen ein multimodaler Behandlungsansatz auf topischer Antisepsis, chirurgischem Debridement, systemischer antiinfektiver Therapie und ACPT zur Keimreduktion und -elimination zum Einsatz kamen. Ergebnisse: Alle eingeschlossenen Patient*innen wiesen multiresistente Erregerspektren ihrer großflächigen Wunden auf, bei denen alleinige topische oder systemische antiinfektive Maßnahmen zur Erregerkontrolle versagten. Durch die großflächige, tägliche Behandlung der Wundareale mit ACPT konnte eine signifikante Keimreduktion bzw. -elimination erreicht werden, so dass schlussendlich bei allen Behandelten eine zufriedenstellende Wundheilung erzielt werden konnte. Durch die Kombination von ACPT mit unseren bestehenden Therapiemaßnahmen konnten wir eine erfolgreiche Integration von Hauttransplantaten sicherstellen und sowohl lokale als auch systemische Infektionen verhindern. Aufgrund der gewonnenen Erfahrungswerte konnte die Abteilung schlussendlich als erstes Deutsches Zentrum für die Kaltplasmabehandlung von Verbrennungswunden zertifiziert werden. Um jedoch den Stellenwert der ACPT in der zukünftigen klinischen Praxis besser beurteilen zu können, sind größere Fallserien und randomisierte kontrollierte Studien in spezialisierten Zentren erforderlich. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist davon auszugehen, dass die Wirkung a.e. auf ROS und RNS beruht, da aufgrund der Entfernung des Patches zum behandelten Gewebe eine direkte Wechselwirkung der UV-Strahlung und elektrischen Felder unwahrscheinlich erscheint. Zusammenfassung: Die automatisierte, großflächige ACPT stellt einen neuartigen und wirksamen Ansatz zur Behandlung komplexer Wunden dar, da sie eine starke antimikrobielle Wirkung mit einer verbesserten Wundheilung kombiniert. Diese doppelte Wirkung macht ACPT zu einer wertvollen Ergänzung des derzeitigen therapeutischen Arsenals in der Plastischen Chirurgie. Der vorliegende Fallserie konnte die Bedeutung der ACPT bei der Behandlung von multiresistent kolonisierten, komplexen Wunden aufzeigen und eine sichere, patientenindividuelle sowie zeiteffiziente Anwendung nachweisen. Weitere Forschung und klinische Studien werden dazu beitragen, ihre Anwendung zu optimieren und standardisierte Behandlungsprotokolle zu etablieren. Die Bündelung von Fachwissen in spezialisierten Zentren scheint vielversprechend für zukünftige Anwendungen zu sein. Erklärung möglicher Interessenkonflikte: Die Autorinnen und Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Tumorlocation ist ein unabhängiger Risikofaktor für lymphatische Ausbreitung bei Merkelzellkarzinom –Eine Single-Center Studie aus 37-Jahren Onkochirurgie mit 400 Patienten 1Universitätsklinikum Münster/Fachklinik Hornheide, Deutschland; 2Abteilung für Dermatologie, Fachklinik Hornheide,Deutschland; 3Abteilung für Mund-Kiefer Gesichtschirurgie, Fachklinik Hornheide,Deutschland; 4Abteilung für Onkologie, Fachklinik Hornheide,Deutschland Hintergrund: Das Merkelzellkarzinom (MCC) ist ein seltener, hochaggressiver Hautkrebs mit zunehmender Inzidenz aufgrund seines komplexen Wachtumspatterns und verbesserter Diagnostik. MCC ist bekannt für schnelles Wachstum, frühe lymphatische Ausbreitung und hohe Mortalität und ist tödlicher als das maligne Melanom. Die Behandlung umfasst chirurgische Exzision, Sentinel-Lymphknotenbiopsie (SLNB) zur Staging, Strahlentherapie und Immuntherapie. Die SLNB erkennt Mikrometastasen, aber die Notwendigkeit einer Lymphknotendissektion (LND) nach einer positiven SLNB bleibt aufgrund der damit verbundenen Morbidität umstritten. Diese Cohortenstudie über mehr als drei Jahrzehnten bewertet die Rolle der SLNB und LND im MCC-Management, wobei der Fokus auf der Tumorlokalisation, der Lymphknotenbeteiligung und der prognostischen Bedeutung des Kapselbruchs liegt. Methoden: Es wurde eine retrospektive Analyse von 400 MCC-Patienten (1986–2023) durchgeführt, die eine SLNB und/oder LND durchliefen. Statistische Analysen verwendeten den Kruskal-Wallis-Test und logistische Regressionen, um Zusammenhänge zwischen der Dissektion und positiven Ergebnissen zu untersuchen. Eine Subgruppenanalyse prüfte die Ergebnisse der Lymphknotendissektion, den Kapselbruch und positive SLNB-Befunde, wobei die Firth-Regression Kolinearität und Verzerrungen durch kleine Stichprobengrößen berücksichtigte. Ergebnisse: Diese retrospektive Kohortenstudie umfasste 400 Patienten, von denen 244 eine SLNB durchliefen, wobei 30 % positive Ergebnisse erzielten. Die logistische Regression zeigte, dass inguinale SLNB 3,31-mal höhere Chancen auf ein positives Ergebnis hatte im Vergleich zur axillären SLNB (95 % KI, 1,49–7,35; p = 0,003). Zwischen zervikaler und axillärer SLNB wurde kein signifikanter Unterschied gefunden (OR, 1,58; p = 0,19), jedoch hatte die inguinale SLNB höhere Chancen im Vergleich zur zervikalen SLNB (OR, 2,1; p = 0,04). Von den Patienten mit positiven SLNBs unterzogen sich 31 % einer LND, wobei bei 43 % zusätzliche positive Lymphknoten gefunden wurden. Schlussfolgerung: Diese Studie hebt die Bedeutung der SLNB und LND im MCC-Management hervor und zeigt regionale Unterschiede bei der SLNB-Positivität sowie die hohe Prävalenz subklinischer nodaler Metastasen. Die SLNB ist entscheidend für die Erkennung mikroskopischer Metastasen, während LND unerlässlich ist, um zusätzliche Lymphknoten zu identifizieren. Abschließend zeigt die Studie eine signifikante Variabilität der Positivitätsraten bei der SLNB in verschiedenen anatomischen Regionen bei Merkelzellkarzinomen, wobei die inguinalen SLNB die höchste Wahrscheinlichkeit für eine Knotenbeteiligung aufwiesen. Diese Ergebnisse deuten auf unterschiedliche biologische und lymphatische Ausbreitungsmuster je nach Tumorstandort hin und heben die Bedeutung des anatomischen Kontexts bei der Interpretation von SLNB und der Lymphknotenbehandlung hervor. Die Entdeckung zusätzlicher Metastasen in 40,51 % der Lymphknotenentfernungen (LND) nach einer positiven SLNB unterstreicht die entscheidende Rolle der umfassenden LND für eine präzise Stadieneinteilung und bessere Ergebnisse. Rekonstruktion großer Hautweichteildefekte bei nekrotisierender Fasziitis mittels einer biodegradierbaren dermalen Matrix Klinikum St.Georg, Leipzig, Deutschland Einleitung: Die nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene Weichteilinfektion, die durch eine foudroyante Ausbreitung entlang der Faszien gekennzeichnet ist und unbehandelt infaust verläuft. Auch bei adäquater Therapie liegt die Letalität bei 25-35%. Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist das unverzügliche und radikale chirurgische Debridement. Die resultierenden ausgedehnten Wundflächen erfordern anschließend häufig eine komplexe plastisch-chirurgische Rekonstruktion. In dieser Studie werden die Ergebnisse nach einer Rekonstruktion mit der alloplastischen Matrix Novosorbâ BTM (biodegradable temporizing matrix) in Kombination mit einer zweizeitigen Spalthauttransplantation zusammengefasst. Material und Methoden: Im Zeitraum von Januar 2022 bis Dezember 2024 wurden insgesamt 33 Patient:innen aufgrund einer nekrotisierenden Fasziitis behandelt, bei 11 davon (6 Frauen, 5 Männer; mittleres Alter 57,8 ±13,5 Jahre) erfolgte eine Rekonstruktion mittels BTM. In 10 Fällen war die untere Extremität betroffen, in 2 Fällen die obere Extremität, wobei einmal die obere und untere Extremität in Kombination betroffen war. Bei 56% der Fälle handelte es sich um Primärvorstellungen, in 44% der Fälle um vorbehandelte Sekundärzuweisungen aus externen Kliniken. Erhoben wurden die Gesamtanzahl an Operationen (Debridements und rekonstruktive Eingriffe), die Anzahl von Debridements bis zur BTM-Auflage, sowie die Anzahl der Restdefektdeckungen, die Einheilungsdauer und -rate des BTM, der Extremitätenerhalt und die Gehfähigkeit bei Entlassung sowie die Mortalität und die Hospitalisationszeit. Resultate: Das erste Debridement erfolgte am Aufnahmetag im Durschnitt 129 Minuten (±115,9) nach Ankunft in der Zentralen Notaufnahme bzw. bei sekundärer Zuweisung in Abhängigkeit der Wundverhältnisse zeitnah nach Übernahme. Es erfolgten pro Patient:in durchschnittlich 6,4 (±1,9) Operationen (3,4 (±2) Debridements / 2,2 (±0,9) rekonstruktive Eingriffe). Die BTM-Auflage erfolgte nach durchschnittlich 2,6 (±1,29) Debridements. Bei zwei Patienten konnte eine Oberschenkelamputation nicht vermieden werden. 3 Patienten benötigten einen vaskularisierten Gewebetransfer (gestielte Sartorius- und Gracilislappenplastik; freie Latissimus-Dorsi/Para-scapularlappenplastik [je n=1]). Das BTM heilte mit einer Ausnahme (hier Entfernung bei Superinfektion und fehlender Einheilung) problemlos innerhalb von durchschnittlich 27,8 (±4,5)Tagen ein. Während dieser Einheilungsphase konnten die Patient:innen mobilisiert und in 2 Fällen temporär entlassen werden. Anschließend heilte die transplantierte Spalthaut sehr gut ein, sodass nur in 2 Fällen eine Restdefektdeckung notwendig wurde. Die Mortalität betrug 18,2%, ein Extremitätenerhalt gelang bei 9/11 Patienten, 7 Patienten waren postoperativ gehfähig. Die Hospitalisationsdauer betrug durchschnittlich 53 (±19) Tage. Diskussion: Die Verwendung von Novosorb BTM zur Behandlung der nekrotisierenden Fasziitis hat den Nachteil einer langen Einheilungsdauer und hoher Kosten, ermöglicht aber eine technisch einfache, zuverlässige und endgültige Defektrekonstruktion, mit der Möglichkeit der zwischenzeitlichen Mobilisation. Multiple Revisionseingriffe können vermieden werden. Fracture-related Infektionen (FRI) erfolgreich behandeln: Stellenwert der Mikrochirurgie in einem orthoplastischen Zentrum in Deutschland 1BG Klinik Ludwigshafen, Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Deutschland; 2BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Sektion für septische Chirurgie, Deutschland; 3Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Deutschland Fragestellung: Trotz medizinischer Fortschritte stellen fracture-related Infektionen (FRI) weiterhin eine gefürchtete Komplikation dar, insbesondere nach offenen Unterschenkelfrakturen. Durch die Entwicklung orthoplastischer Zentren kann ein Extremitätenerhalt immer häufiger realisiert werden. Das klinische Outcome nach FRI ist bislang jedoch unzureichend untersucht. Ziel dieser Studie war folglich das Outcome bei FRI erstmals für ein orthoplastisches Zentrum in Deutschland zu untersuchen. Methodik: In einer retrospektiven Monozenterstudie an einer Klinik der Maximalversorgung mit orthoplastischem Zentrum wurden alle Patient:innen eingeschlossen, die zwischen 2018-2023 aufgrund einer FRI nach Unterschenkelfraktur behandelt wurden. Die standardisierte interdisziplinäre Therapie durch Orthopädie/Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie umfasste knöcherne und weichteilige Débridements sowie, je nach Befund, knöcherne und weichteilige Defektrekonstruktionen. Das Outcome wurde anhand der Raten für Remission, Persistenz/Rezidiv sowie Amputation analysiert. Zusätzlich wurde das Outcome in Abhängigkeit vom Therapieverfahren untersucht. Die Auswertung erfolgte deskriptiv beim Signifikanzniveau p<0,05. Ergebnisse: Über einen Zeitraum von 5 Jahren wurden 198 Patient:innen (n=45 weiblich, n=153 männlich) im Alter von 55,1±11,3 Jahren eingeschlossen. N=88 (44,4%) wurden ausschließlich knöchern debridiert und rekonstruiert, n=102 (51,5%) erhielten zusätzlich eine Lappenplastik, und n=8 (4,0%) mussten primär amputiert werden. Eine Remission konnte bei n=148 (74,7%; n=76 ohne Lappen, n=72 mit Lappen) erzielt werden, eine Persistenz/ein Rezidiv trat bei n=24 (12,1%; n=9 ohne Lappen, n=15 mit Lappen) auf und eine sekundäre Amputation musste bei n=18 (9,1%; n=3 ohne Lappen, n=15 mit Lappen) erfolgen. In den 102 Patient:innen mit Lappenplastiken wurden insgesamt 120 Lappenplastiken durchgeführt, davon 114 freie. N=12 erhielten zusätzlich einen AV-Loop und jeweils n=1 eine Einstrombahnverlängerung und einen Bypass. In n=8 wurden kombinierte Lappenplastiken durchgeführt und in n=8 2 unabhängige Lappenplastiken, wobei n=2 insgesamt jeweils 3 Lappen erhielten. Am häufigsten wurden freie ALT-Lappen (n=45; 37,5%), freie Latissimus-dorsi-Lappen (LD, n=25; 20,8%), freie Parascapularlappen (PSC, n=17; 14,2%), Split-LD (n=8; 6,7%) und freie Gracilislappen (n=6; 5,0%) verwendet. Der häufigste kombinierte Lappen war ein LD-PSC (n=3). Ein Extremitätenerhalt konnte bei insgesamt n=172 (86,9%) erzielt werden, von denen n=87 (50,6%) zusätzlich zu den knöchernen Rekonstruktionen eine Lappenplastik erhielten. Schlussfolgerung: Diese Studie analysiert erstmals das Outcome von FRI am Unterschenkel in einem orthoplastischen Zentrum in Deutschland. Im interdisziplinären Setting konnte eine Remission in 74,7% der Fälle erreicht werden und ein Extremitätenerhalt gelang in 86,9%. Mehr als die Hälfte dieser Patient:innen (50,6%) benötigten dafür eine mikrochirurgische Defektrekonstruktion. Diese Studie unterstreicht den Bedarf einer interdisziplinären Zusammenarbeit und den Bedarf an orthoplastischen Zentren für die Behandlung von FRI. | ||