Veranstaltungsprogramm
Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht |
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Operation Zukunft – Bionic, KI & Robotik – Round 1
Vorsitz: Adrian Dragu (Dresden), Maximilian Kückelhaus (Münster), Christoph Wallner (Bochum)
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Next Generation Surgery: Wie KI die plastische Chirurgie neu schreibt Bochum Keynote Keramische Wundauflagen – Eine neue nicht-pharmakologische Therapieoption zur Behandlung chronischer Wunden? 1Medizinische Universität Graz, Universitätsklinikum für Chirurgie, Klinische Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Graz, Österreich; 2Joanneum Reasearch Forschungsgesellschaft mbH, COREMED Zentrum für Regenerative Medizin und Präzisionsmedizin, Graz, Österreich; 3BG Klinik Bergmannstrost Halle, Klinik für Plastische und Handchirurgie, Brandverletztenzentrum, Halle (Saale), Deutschland Hintergrund: Ein neue Keramikwundauflage, die frei von aktiven antimikrobiellen oder pharmakologischen Wirkstoffen ist, nutzt physikalische Bindungsmechanismen für seine Absorptionsfähigkeit und bakterienbindenden Eigenschaften. Ziel dieser Studie war es, die Wundheilung, bakterienbezogene Bindungseigenschaften und diagnostische Potenziale keramischer Wundauflagen bei Patienten mit stagnierenden chronischen Wunden zu untersuchen. Methoden: In dieser monozentrischen, intraindividuell kontrollierten, prospektiven Studie wurden Patienten mit konservativ behandelten therapierefraktären chronischen Wunden eingeschlossen. Eine Woche vor Beginn der Anwendung der keramischen Wundauflagen wurde in einer Screening-Phase sichergestellt, dass die chronischen Wunden weniger als 10 % Größenreduktion aufwiesen. Während der 4-wöchigen Behandlung mit keramischen Wundauflagen wurden Messungen der Wundgröße, Wundqualität, die Menge des Wundexsudats, Wundabstriche sowie eine Sonikation der keramischen Wundauflagen durchgeführt. Die Sonikationsflüssigkeit der entfernten Wundauflagen wurde zur Analyse der Bakterienbindung verwendet und mit den Ergebnissen von Wundabstrichen verglichen. Ergebnisse: Insgesamt wurden 20 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 64,6 Jahren (±26,2) und 21 chronischen Wunden in die Studie aufgenommen. Nach einer 4-wöchigen Behandlung wurde eine signifikante Reduktion der mittleren Wundgröße von 1178 mm² (Range 104–6300mm²) auf 751,5 mm² (Range 16–4819mm²) sowie eine verbesserte Wundqualität festgestellt (p < 0,001). Die Sensitivität des Bakteriennachweises betrug 90,7 % in der Sonikationsflüssigkeit der keramischen Wundauflagen, im Vergleich zu 76,9 % bei herkömmlichen Wundabstrichen. Schlussfolgerung: Die neue keramische Wundauflage scheint einen positiven Einfluss auf die Heilung chronischer Wunden zu haben. Die bakterienbindenden Eigenschaften der untersuchten keramischen Wundauflage, in Kombination mit ihren debridierenden und absorbierenden Fähigkeiten, könnten zu ihrer heilenden Wirkung beitragen. Basierend auf diesen Ergebnissen stellt die untersuchte keramische Wundauflage eine vielversprechende neue Behandlungsoption für chronische Wunden dar, ohne den Einsatz aktiver antimikrobieller oder pharmakologischer Wirkstoffe. Darüber hinaus können keramische Wundauflagen auch für mikrobiologische Diagnostikzwecke in Betracht gezogen werden. Optimierte Integration dermaler Hautersatzmatrices durch gesteigerte in ovo-Vaskularisation: Perspektive zur Behandlung Schwerbrandverletzter? Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Carl-Neuberg-Str.1, 30625 Hannover Einleitung: Die Behandlung von Schwerbrandverletzten stellt eine besondere Herausforderung in der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie dar. Um die Integrität der Haut wiederherzustellen, ist der Einsatz von dermalen Hautersatzmaterialien essenziell. MatriDerm®, eine dreidimensionale Kollagen-Elastin-Matrix bovinen Ursprungs, gehört zu einer der am häufigsten verwendeten Ersatzmatrices. Der Zeitraum zwischen der initialen Vaskularisation und der endgültigen Integration der Matrix spielt eine entscheidende Rolle für das Behandlungsergebnis von Schwerbrandverletzten. Material und Methoden: Diese Studie untersuchte die potenzielle Beschleunigung der Neoangiogenese und Vaskularisation von MatriDerm® mithilfe des Chorioallantois-Membran (CAM)-Assays des befruchteten Hühnereis. Das Material wurde am 10. embryonalen Entwicklungstag mit proangiogenen Wachstumsfaktoren (EPO, FGF, PDGF, VEGF) auf die CAM aufgebracht und über einen Zeitraum von sieben Tagen inkubiert. Die Auswertung erfolgte mittels makroskopischer Analysen, Determinierung des Gefäßwachstums sowie histologischer und immunhistochemischer Färbungen. Zudem wurde die Konzentration der Wachstumsfaktoren untersucht, ebenso wie die optimale Inkubationsdauer der Matrix. Ergebnisse: Makroskopisch ließ sich eine verstärkte Vaskularisation der Matrices in ovo durch die Zugabe von Wachstumsfaktoren nachweisen. MatriDerm® selbst wies bereits nach 3 Tagen in ovo ohne die Zugabe von Wachstumsfaktoren eine signifikante Vaskularisation nach. Die Ergebnisse wurden durch HE-Färbungen sowie gefäßspezifische immunhistochemische Markierungen mit alpha smooth muscle actin, Factor VIII und PROX1 bestätigt. Besonders die Kombination bestimmter Wachstumsfaktoren führte zu vielversprechenden Ergebnissen. Schlussfolgerung: Die Anwendung proangiogener Wachstumsfaktoren führte im CAM-Assay zu einer verbesserten Vaskularisation der Hautersatzmatrix MatriDerm®. Dies legt eine mögliche klinische Anwendung in der Zukunft nahe. Hier wäre beispielswiese eine Kombination der Matrix mit Platelet Rich Plasma (PRP) denkbar, welches ebenfalls die genannten Wachstumsfaktoren enthält. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die optimale Applikationsstrategie zu entwickeln. Erklärung möglicher Interessenkonflikte: Die Studie wurde finanziell im Rahmen der Hochschulinternen Leistungsförderung (HiLF I) der Medizinischen Hochschule Hannover gefördert. Die verwendeten Matrices wurden von der Firma asclepios Medizintechnik GmbH zur Verfügung gestellt. Bioglas/Ceria-Nanopartikel-Hybride zur prophylaktischen Behandlung von Seromen: Eine vergleichende Kurzzeitstudie an Ratten 1Department of Plastic and Hand Surgery, Inselspital, University Hospital Bern, Bern, Switzerland; 2Department for BioMedical Research, University of Bern, Bern, Switzerland; 3Department of Materials Meet Life, Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology (Empa), St. Gallen, Switzerland; 4Department of Mechanical and Process Engineering, ETH Zurich, Zurich, Switzerland; 5Ingenuity Lab, University Hospital Balgrist and University of Zurich, Zurich, Switzerland; 6COMPATH, Institute of Animal Pathology, University of Bern, Bern, Switzerland; 7Department of Plastic and Reconstructive Surgery, BG Trauma Center Ludwigshafen, University of Heidelberg, Germany Einleitung: Die Bildung von Seromen bleibt eine häufige postoperative Komplikation. Während die beste Behandlung noch nicht eindeutig festgelegt wurde, liegt der jüngste Fokus auf der Behandlung von Seromen mit Bioglas/Ceria-Nanopartikeln (NPs). In einer früheren Langzeit-Studie konnten wir eine frühe und vollständige Reduktion von Seromen in einem Rattenmodell nach NP-Behandlung nachweisen. Allerdings ist wenig über die prophylaktische Wirkung von NPs bekannt. Daher war das Ziel dieser Studie, die kurzzeitige prophylaktische Wirksamkeit der NP-Anwendung zu bewerten. Material und Methoden: 20 männliche Lewis-Ratten unterzogen sich einer beidseitigen axillären Operation nach einer von unserer Gruppe zuvor etablierten Technik zur Induktion von Seromen. Nach der Operation wurden die induzierten Serome entweder mit NPs, NP-Trägerpuffer, Fibrinkleber oder blieben unbehandelt. Die Tiere wurden über zwei Wochen beobachtet, wobei Blut-, Seromaflüssigkeits- und Gewebeproben zu regelmäßigen Zeitpunkten für biochemische, histopathologische und immunhistochemische Analysen entnommen wurden. Ergebnisse: Bis zum postoperativen Tag 14 war die Flüssigkeitsreduktion in den NP-behandelten Seromen vollständig. Im Gegensatz dazu hatten 50 % der Ratten nach Fibrinkleber-Behandlung noch Serome, während in der Puffer-behandelten Gruppe 60 % der Ratten weiterhin Serome aufwiesen. Darüber hinaus führte die prophylaktische NP-Behandlung zu einer Verringerung entzündlicher Marker, während Fibrinkleber eine proinflammatorische Reaktion verstärkte. Histologisch zeigte sich nach NP-Behandlung eine reduzierte Gefäßneubildung und eine verminderte Infiltration einzelner Makrophagen in der oberflächlichen Kapsel des Seroms. Gleichzeitig waren Komplementproteine signifikant erhöht und mit Makrophagengruppen assoziiert, die mit NPs kolokalisierten. Am Endpunkt konnten keine systemische Verteilung oder Nebenwirkungen der NPs festgestellt werden. Schlussfolgerung: Die prophylaktische Anwendung von NPs reduzierte frühe Serommanifestationen hauptsächlich durch ihre entzündungshemmenden Effekte. Zudem wurden Mitglieder der Komplementkaskade in Makrophagen identifiziert, die mit NPs kolokalisierten und diese internalisierten. Darüber hinaus waren keine nachweisbaren systemischen Nebenwirkungen festzustellen. Diese Ergebnisse unterstreichen das klinische Potenzial von NPs zur Prävention von Seromen und ihre mögliche Anwendung in der Therapie. Von künstlicher Intelligenz abgeleiteter Emotionality State Score korreliert mit Laienbeurteilung der Ergebnisse nach Gesichtsreanimation Klinik für Plastische und Handchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland Einleitung: Kürzlich zeigte die Künstliche Intelligenz (KI)-gesteuerte Videoanalyse eine starke Korrelation zwischen positiven Emotionen und der Laienbeurteilung der Ergebnisse nach Gesichtsreanimation. Allerdings weisen Patienten mit Fazialisparese auch negative Emotionen auf, deren Korrelation mit den Ergebnissen der Gesichtsreanimation bisher nicht im Detail untersucht wurde. Wir hypothetisieren, dass ein zusammengesetzter Score aus positiven und negativen Emotionen als Äquivalent zur Laienbeurteilung der Ergebnisse nach Gesichtsreanimation dienen könnte. Methoden: Die kommerzielle KI-Software FaceReader (Noldus Information Technology, Wageningen, NL) wurde verwendet, um prä- und postoperative Videos von 63 Patienten zu analysieren, die sich einer Gesichtsreanimation unterzogen. Eine Reihe positiver (Freude) und negativer (Traurigkeit, Angst, Wut, Ekel, Verachtung) Emotionen wurde in Intensitätsscore (IS) zwischen 0 bis 1 gemessen. Der Emotionality State Score (ESS) wurde definiert als der IS der Freude minus der IS der negativen Emotion mit der höchsten Intensität. Zusätzlich bewerteten fünf unabhängige Laien alle Videos mithilfe eines Terzis-Scores. Ergebnisse: Es gab eine signifikante (p<0,05) postoperative Verbesserung im Median-IS der Emotion Freude und des ESS sowie eine signifikante Verringerung aller negativen Emotionen. Der Terzis-Score korrelierte mäßig mit dem IS der Emotionen Traurigkeit (rs=-0,45) und Ekel (rs=-0,5). Die Korrelation mit Wut (rs=-0,33), Angst (rs=-0,23) und Verachtung (rs=0,19) war gering, aber dennoch signifikant. Es gab eine starke signifikante Korrelation des zusammengesetzten ESS (rs=0,74) mit dem Terzis-Score. Schlussfolgerung: Die KI-gesteuerte Software ermöglicht eine einfache und schnelle Erfassung von wahrgenommenen Emotionen bei Patienten, die sich einer Gesichtsreanimation unterziehen. Die starke Korrelation des zusammengesetzten ESS mit der Laienbeurteilung könnte dazu führen, dass Menschen bei solchen Ergebnisbeurteilungen ersetzt werden. Funktionalität und Lebensqualität nach bionischer und statischer Prothesenversorgung der oberen Extremität 1Plastische- und Handchirugie (OUPC Uniklinikum Dresden); 2TU-Dresden Hintergrund/Zielsetzung Die Versorgung mit bionischen und statischen Prothesen nach Traumata und notwendiger Amputation von Teilen der oberen Extremität stellt eine essenzielle Möglichkeit dar, die Funktionalität, die gesellschaftliche Teilhabe und die Lebensqualität wiederherzustellen. Ziel der vorliegenden prospektiven Studie ist der Vergleich der Funktionalität und Lebensqualität von Patienten nach Versorgung mit myoelektrischen und statischen Prothesen. Methodik Es erfolgte die Auswertung von vier standardisierten Fragebögen (TAPES-R, MHQ, SF-36 und EQ-5D-5L), anhand derer die psychosoziale Anpassung, Handfunktion, Prothesenzufriedenheit und Lebensqualität erfasst wurde bei 17 Patienten mit myoelektrischen Prothesen sowie 9 Patienten nach Versorgung mit statischen Prothesen. Ergebnisse Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass die Patienten mit bionischen Prothesen im Bereich der Funktionalität und Prothesenzufriedenheit besser abschnitten. Die Handfunktion profitierte besonders von der bionischen Steuerung. Statische Prothesen zeigten einen besseren Tragekomfort auf Basis des Prothesengewichts. Dabei traten Stumpf- und Prothesenschmerzen häufiger bei Verwendern statischer Prothesen auf. Schlussfolgerung Die bisherigen Daten unterstreichen das Potenzial der bionischen Prothesenverwendung zur Verbesserung von Funktionalität und Lebensqualität. Can AI Enhance Patient Education in Plastic Surgery? A Look at ChatGPT 4 & Gemini 1.5’s responses to FAQ in the field of liposuction UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische und Handchirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden. Background: Liposuction refers to the most frequently performed aesthetic procedure worldwide. It plays a significant role in both cosmetic and reconstructive plastic surgery, particularly in the treatment of conditions such as lipomas, lipoedema, lymphedema, and gynecomastia, [1]. Despite its popularity, liposuction carries potential risks including contour deformities (2.35%), haematoma formation (0.27%), and/or venous thromboembolisms (0.017%), [2]. Farley et al. highlight the positive impact of patient education by linking it to a reduction in postoperative opiate consumption. Consequently, effective patient education may have the potential to reduce complications and improve surgical outcomes [3]. Artificial intelligence, particularly large language models (LLMs) such as ChatGPT and Gemini, have shown promise in disseminating medical knowledge. However, their application in plastic surgery patient education remains underexplored. This study aims to assess the quality and reliability of ChatGPT 4 and Gemini 1.5 as an educational tool for patient information on liposuction. Methods: To assess the accuracy and readability of LLM-generated responses to common liposuction-related questions, we identified 15 frequently asked questions for evaluation. Questions were identified by analysing the first page of Google search data in both English and German. Questions were fed into ChatGPT 4 and Gemini 1.5 using both complex and simple medical language variations to account for differing levels of medical knowledge. Each LLM was tested independently with the same set of questions. The generated responses were evaluated for accuracy by several independent plastic surgery consultants using a Likert Scala (1= fully inaccurate, 5= fully accurate). The readability of each LLM’s response was analysed using the Flesch Reading Ease score. The combined data were analysed to assess the potential of LLMs as reliable education tools for prospective liposuction patients. Results: The preliminary analysis of responses generated by ChatGPT 4.0 and Gemini 1.5 revealed varying levels of accuracy and readability in addressing common liposuction-related questions. Both models demonstrated the capacity to provide educational content, though variations in precision and clarity were noted. Further data collection is ongoing to refine these models’ performance and to enhance their utility as patient education tools. Conclusion: This study suggests that large language models like ChatGPT and Gemini could serve as effective tools for patient education in liposuction. Given the rising reliance on the internet for health information, the integration of AI-driven platforms into patient education could enhance the quality and reliability of health-related content, particularly in plastic surgery. Further research is needed to refine these models for broader clinical applications. [1] Bellini, E., Grieco, M. P., & Raposio, E. (2017). A journey through liposuction and liposculture: Review. Annals of Medicine and Surgery, 24, 53–60. [2] Comerci, A. J., Arellano, J. A., Alessandri-Bonetti, M., Mocharnuk, J. W., Marangi, G. F., Persichetti, P., Rubin, J. P., & Egro, F. M. (2024). Risks and Complications Rate in Liposuction: A Systematic Review and Meta-Analysis. Aesthetic Surgery Journal, 44(7), NP454–NP463. [3] Farley, K. X., Anastasio, A. T., Kumar, A., Premkumar, A., Gottschalk, M. B., & Xerogeanes, J. (2019). Association Between Quantity of Opioids Prescribed After Surgery or Preoperative Opioid Use Education With Opioid Consumption. JAMA, 321(24), 2465–2467. Entwicklung und vergleichende Analyse computergestützter Evaluationsmodelle für manuelle und roboterassistierte Mikrochirurgie 1Division of Plastic and Reconstructive Surgery, Yale New Haven Hospital, Yale School of Medicine, New Haven, CT, USA; 2Abteilung für Plastische, Ästhetische, Hand und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland; 3Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Institut für Muskuloskelettale Medizin, Universitätsklinikum Münster, Deutschland; 4Yale Vision Laboratory, Department of Computer Science, Yale University, New Haven, CT, USA Hintergrund: Das Konzept der roboterassistierten Mikrochirurgie gewinnt zunehmende klinische Relevanz und birgt großes Potenzial die Standards der Mikrochirurgie zu revolutionieren. Die breite, erfolgreiche Integration dieser neuen Technologien in den chirurgischen Alltag bedarf spezifischer Umschulungsprogramme für Mikrochirurgen sowie effizienter und verlässlicher Evaluationsmethoden – insbesondere um klinische Standards während des Übergangs von manueller zu robotischer Mikrochirurgie zu wahren. Ziel dieser Studie war es, Werkzeuge zur automatisierten Selbstevaluation manueller sowie roboterassistierter mikrochirurgischer Leistungen zu entwickeln. Methoden: Mittels convolutional neural networks entwickelten wir Computeralgorithmen die eine Selbstevaluation manueller sowie roboterassistierter mikrochirurgischer Leistungen ermöglichen. Konkret wurden zwei Computermodelle entwickelt die 1) ein Echtzeit-Tracking von Mikroinstrumenten in Videoaufnahmen ermöglichen und hierdurch die Quantifizierung von operativem Flow, Effizienz und Tremor erlauben, sowie 2) eine automatisierte Analyse der Anastomosenqualität (Detektion von Stichen sowie Rissen, metrische Analyse von Stichausrichtung – horizontale und vertikale Ausrichtung) gewährleisten. Ersteres Modell wurde in mittels einer Kombination aus supervised und semisupervised Learning anhand manueller und roboterassistierter mikrochirurgischer Trainingsvideos entwickelt. Zweiteres Modell wurde mit Hilfe eines Bildsegmentierungsmodells und von Fotos von evertierten Anastomosen trainiert. Training und Validierung beider Algorithmen erfolgte anhand 90 manueller und 90 roboterassistierter Trainingsanastomosen, durchgeführt von Studienteilnehmern mit unterschiedlichem mikrochirurgischen Erfahrungslevel (Anfänger-, Fortgeschrittenen-, und Expertenlevel), welche in einer präklinischen Zwei-Zentren-Studie gesammelt wurden. Die roboterassistierten Anastomosen wurden mit dem Symani Surgical System (MMI, Inc.) und dem RoboticScope (BHS Technologies) durchgeführt. Ergebnisse roboterassistierter und manueller mikrochirurgischer Performances wurden mittels entsprechender statistischer Tests verglichen. Ergebnisse: Es gelang die erfolgreiche Entwicklung und Validierung zweier Computeralgorithmen für eine umfassende, automatisierte Selbstevaluation manueller und roboterassistierter Mikrochirurgie. Die Resultate des Trackingalgorithmus zeigten signifikant längere Operationszeiten und Trajectories mit dem roboterassistierten Verfahren in fortgeschrittenen Mikrochirurgen und Experten, jedoch nicht in mikrochirurgischen Anfängern. Es gelang die erstmals eine tatsächliche Quantifizierung des Handtremors (gemessen als mean deviation intensity), welcher mit dem roboterassistierten Verfahren in allen Teilnehmergruppen signifikant reduziert war. Schlussfolgerung: Die entwickelten Computeralgorithmen erlauben erstmals eine vollständig automatisierte und objektive Selbstevaluation mikrochirurgischer Fähigkeiten, und sind daher vielversprechend Zugänglichkeit, Effizienz, und Objektivität regelmäßiger mikrochirurgischer Evaluierungen im Laufe der mikrochirurgischen Ausbildung deutlich zu erhöhen. Die Anwendbarkeit der Computermodelle auf konventionelle sowie roboterassistierte Mikrochirurgie erlaubt den direkten Vergleich beider Systeme im Gebrauch und kann den klinischen Übergang zur roboterassistierten Mikrochirurgie deutlich effizienter und sicherer gestalten. Vergleich von robotergestützten und konventionellen DIEP-Lappen: eine retrospektive Kohortenstudie. 1Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie Fachklinik Hornheide, Münster, Deutschland.; 2Klinik für Plastische Chirurgie, Universitätsklinik Münster, Münster, Deutschland.; 3Zentrum für Muskuloskelettale Medizin Institut für Muskuloskelettale Medizin, Universität Münster, Münster, Deutschland. Einleitung Der DIEP-Lappen (Deep Inferior Epigastric Perforator) gilt als Goldstandard für die autologe Brustrekonstruktion. Jüngste Fortschritte in der robotergestützten Mikrochirurgie haben Perforator-zu-Perforator-Anastomosen ermöglicht. Ziel dieser Studie war es, die konventionelle Technik mit dem robotergestützten Ansatz sowie der Perforator-zu-Perforator-Methode zu vergleichen. Methoden 68 Patientinnen wurden eingeschlossen, die sich zwischen 2022 und 2024 einer autologen Brustrekonstruktion mittels DIEP-Lappen unterzogen haben. Der primäre Endpunkt wurde nach den drei angewandten Operationstechniken klassifiziert: konventionelle mikrochirurgische Gefäßanastomose, robotergestützte konventionelle Gefäßanastomose mit dem Symani Surgical System sowie robotergestützte Perforator-zu-Perforator-Anastomose mit dem Symani Surgical System. In dieser Studie wurden Ergebnisse wie Raten an chirurgischen Komplikationen, Dauer des Krankenhausaufenthalts und postoperative Schmerzmedikation untersucht. Ergebnisse Zwölf Patientinnen (17,6 %) unterzogen sich einer robotergestützten Perforator-zu-Perforator-Anastomose, 28 (41,2 %) einer robotergestützten konventionellen Anastomose und 28 (41,2 %) einer konventionell mikrochirurgischen Anastomose. Die demographische Daten variierten zwischen den Operationsmethoden nicht. Insgesamt wurden chirurgische Komplikationen bei 25 % der Patientinnen beobachtet, ohne signifikantem Unterschied zwischen den Operationsmethoden (p = 0,41). Auch die Dauer des Krankenhausaufenthalts unterschied sich nicht signifikant zwischen den Methoden (p = 0,58). Patientinnen, die sich einer Perforator-zu-Perforator-Anastomose unterzogen, benötigten jedoch postoperativ signifikant weniger Analgetika (Piritramid; p = 0,001). Fazit Diese Studie zeigte, dass die robotergestützte Perforator-zu-Perforator-Anastomose bei der Brustrekonstruktion mit DIEP-Lappen zu einer signifikanten Reduktion der postoperativen Analgetika führte, während die Komplikationsraten sowie die Krankenhausaufenthaltsdauer im Vergleich zur konventionellen Anastomose sich nicht signifikant unterschieden. Identifikation und Evaluierung von Determinanten für das Scheitern der freien ALT-Lappenplastik zur Extremitätenrekonstruktion – Eine Machine learning basierte Analyse BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Deutschland Einleitung Die freie Anterior lateral thigh (ALT-) Lappenplastik hat sich in den vergangenen Dekaden als eines der Standardverfahren zur Rekonstruktion größerer Hautweichteildefekte der oberen und unteren Extremität etabliert. Dies liegt in der verlässlichen Anatomie, der vergleichsweise einfachen chirurgischen Präparation sowie der geringen Hebemorbidität begründet. Trotz dieser Vorteile kann es gerade bei anspruchsvollem OP-Situs zur Revisionsnotwendigkeit und Verlust der Lappenplastik kommen. Als Ursache hierfür werden eine Vielzahl von sowohl patienteneigenen als auch periprozeduralen oder postoperativen Faktoren diskutiert.
Methoden In diese retrospektive monozentrische Untersuchung wurden alle Patient:innen eingeschlossen, die eine freie ALT-Lappenplastik zur Extremitätenrekonstruktion im Zeitraum von Januar 2005 bis Juli 2020 in unserem Zentrum erhalten haben. Neben der statistischen Auswertung von demografischen und perioperativen Parametern erfolgte eine Analyse von möglichen Determinanten für die Revision und/oder den vollständigen Verlust der freien Lappenplastik sowie für den Erfolg einer notwendigen operativen Revision. Hierfür wurden mittels Random Forest als Machine Learning-Algorithmus die Feature Importances der erfassten Variablen und deren Einfluss auf einen binären Ausgang identifiziert. Zur Analyse möglicher Beziehungen zwischen diesen Variablen wurden Partial Dependence Plots verwendet. Zur Leistungsbewertung des Vorhersagemodells wurden drei Methoden angewendet: Cross Validation, Permutation Importance und Jackknife Resampling. Alle Analysen wurden mit der Python-Bibliothek scikit-learn (Version 0.24) durchgeführt.
Ergebnisse Im genannten Zeitraum wurden insgesamt 225 freie ALT-Lappenplastiken zur Extremitätenrekonstruktion durchgeführt. Innerhalb der ersten fünf postoperativen Tage wurden 60 operative Revisionen durchgeführt. Bei insgesamt 39 Lappenplastiken kam es im klinischen Verlauf zum vollständigen Verlust. Größte Einflussfaktoren für das Risiko einer Revision waren hierbei vorrangig patienteneigene Faktoren wie der BMI (>25 kg/m²), der ASA-Score oder ein bestehender Nikotinkonsum sowie die Dauer der initialen OP über 300 Minuten. Darüber hinaus stieg die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Revision, je eher diese durchgeführt wurde. Faktoren wie der prä- und postoperative Hämoglobin-Wert, der BMI, die initiale Defektgröße oder auch das Alter der Patient:innen konnten als Prädiktoren für das Überleben der Lappenplastik bei früher Revision (innerhalb von 5 Tagen) identifiziert werden. Den meisten Einfluss auf das Risiko für einen vollständigen Verlust der Lappenplastik hatten überwiegend periprozedurale Faktoren wie die OP-Dauer, der intraoperative Blutverlust oder die Notwendigkeit zur postoperativen Transfusion. In allen Vorhersagemodellen konnte für deren Leistungsbewertung durch die internen Validierungsmethoden eine gute Generalisierungsfähigkeit mit adäquater Robustheit und Präzision nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung Die Ursachen für den Erfolg oder das Scheitern einer freien ALT-Lappenplastik sind vielfältig und betreffen sowohl patientenbezogene als auch perioperative Faktoren. Aufgrund des oftmals semielektiven Charakters dieser Operation im Rahmen von Extremitätenrekonstruktionen mit Notwendigkeit zur zeitnahen Durchführung müssen die bestehenden patientenbezogenen Risikofaktoren meist toleriert werden. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es sich als umso wichtiger erweist eine Optimierung des perioperativen Settings mit entsprechender effizienter Versorgung und Vorbereitung der Patient:innen vorzunehmen. | ||