Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz in der Plastischen Chirurgie
Wallner, Christoph
Bochum
Wirtschaftliche Aspekte und Erlösaufteilung interdisziplinärer, mikrochirurgischer Operationen
Braig, David; Eisenhardt, Steffen
Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland
Einleitung: Interdisziplinäre, mikrochirurgische Eingriffe sind häufig mit langen Operationszeiten, stationären Verweildauern und hohen Kosten verbunden. Um dies zu rechtfertigen müssen mikrochirurgische Rekonstruktionen im Vergleich zu einfacheren Verfahren ein besseres Langzeitergebnis aufweisen. Zudem muss von Seiten der Kostenträger eine adäquate, kostendeckende Vergütung erfolgen, an der alle beteiligten Kliniken fair partizipieren.
Material und Methoden: Der funktionelle, ästhetische und finanzielle Mehrwert interdisziplinärer mikrochirurgischer Operationen wurde anhand einer Literaturrecherche sowie DRG Entgeltberechnungen (Webgrouper - DRG-Research Group) erarbeitet. Dies erfolgte an Beispielen für Brustrekonstruktion, Extremitätenrekonstruktion sowie Tumorchirurgie. Existierende Modelle der interdisziplinären Erlösaufteilung an deutschen Kliniken wurden erfragt und evaluiert.
Ergebnisse: Für die häufigsten interdisziplinären mikrochirurgischen Eingriffe liegen mittlerweile Daten vor, welche einen Vergleich dieser komplexen Eingriffe mit alternativen Rekonstruktionsverfahren ermöglichen. Hier besteht bei allen o.g. Eingriffen sowohl ein funktioneller als auch ästhetischer Vorteil gegenüber alternativen Verfahren. Häufig stellt der mikrochirurgische Eingriff bereits den „Goldstandard“ dar. Auch der finanzielle Mehrwert eines interdisziplinären Eingriffs lässt sich durch die Erhöhung des Erlöses mit mikrochirurgischem Operationsanteil errechnen Für eine faire und transparente interdisziplinäre Leistungsverrechnung existieren mehrere Modelle, mit denen alle beteiligten Kliniken einen Mehrwert erwirtschaften können.
Schlussfolgerung: Trotz der medizinischen und finanziellen Vorteile interdisziplinärer mikrochirurgischer Operationen bestehen an vielen Krankenhäusern unzureichende interdisziplinäre Vergütungsmodelle, welche eine qualitativ hochwertige, kostendeckende Patientenversorgung mit mikrochirurgischen Eingriffen erschweren. Dennoch muss, ungeachtet des zunehmenden Kostendrucks und nicht medizinischer wirtschaftlicher Aspekte, unser Handeln als Arzt immer die bestmögliche Patientenversorgung sicherstellen.
Analyse der Effizienz- und Kostenstruktur von LVAs an einem Universitätsklinikum
Reinkemeier, Felix; Wallner, Christoph; Puscz, Flemming; Lehnhardt, Marcus; Schmidt, Sonja
BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Deutschland
Einleitung
Die in den letzten Jahren zunehmende Zahl lymphchirurgischer Eingriffe geht mit einer gesteigerten ökonomischen Bedeutung für die Plastisch-Chirurgischen Abteilungen einher. Die mit mikrochirurgischen LVA-Operationen einhergehende hohe zeitliche Varianz erschwert die OP-Planung und damit die optimale Kapazitätsauslastung. Zudem liegen bislang keine Daten hinsichtlich einer adäquaten Abbildung der OP-Kosten in den InEK-Matrizen der abzurechnenden DRGs vor.
Methoden
Durch Analyse von insgesamt 69 Patientenfällen mit LVA-Operationen wurde der Einfluss patientenspezifischer und -unabhängiger Parameter sowie die Wahl des Anästhesieverfahrens auf die Schnitt-Naht-Zeit untersucht. Nach Aufschlüsselung der OP-Kosten mittels Kostenträgerrechnung erfolgte die Berechnung der Erlöserzielung in Abhängigkeit von der DRG. Anschließend wurden eine Wirtschaftlichkeitsanalyse von LVA-Operationen sowie ein Benchmarking mit anderen Kliniken durchgeführt.
Ergebnisse
Patientenunabhängige Parameter wie das Erfahrungsniveau des/der Operateurs/In sowie die Anastomosenzahl besitzen eine signifikanten Einfluss auf die OP-Dauer, wohingegen patientenspezifische Faktoren wie Nebenerkrankungen von untergeordneter Bedeutung sind. Hinsichtlich der anfallenden OP-Kosten im Verhältnis zu den vom InEK kalkulierten Beträgen zeigte sich eine hohe Diskrepanz der Deckungsbeträge je nach abgerechneter DRG, wobei teils eine defizitäre Abbildung der Kosten deutlich wurde. Die Ausbildungskosten i.R. der Weiterbildung bei LVA-Operationen lagen bei über 200€.
Schlussfolgerung/Diskussion
Die Wahl der abzurechnenden DRG besitzt einen entscheidenden Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit von LVA-Operationen im deutschen Gesundheitssystem. Zudem kann durch Berücksichtigung bzw. Modulation von patientenunabhängigen Parametern eine Optimierung der OP-Planung und damit eine effizientere Ausnutzung der OP-Kapazität sowie eine verbesserte Wirtschaftlichkeit erzielt werden. Die Ausbildungskosten i.R. der Weiterbildung werden bei LVA-Operationen nur inadäquat abgebildet.
Schwangerschaft in der Plastischen Chirurgie - Auswirkungen auch auf die berufliche Entwicklung?
Cai, Aijia; Hameyer, Laura; Girard, Anna; Horch, Raymund E.
Plastisch- und Handchirurgische Klinik, UKE, Deutschland
Eine chirurgische Karriere geht in vielen US-amerikanischen Studien mit einer erhöhten Schwangerschaftskomplikationsrate und Infertilität bei weiblichen Chirurginnen im Vergleich zur Normalbevölkerung einher. In Deutschland gibt das Mutterschutzgesetz, welches 2018 novelliert wurde, strenge Richtlinien zum Schutz der werdenden Mutter und des Ungeborenen im Falle einer Schwangerschaft vor, sodass bei Bekanntgabe dieser häufig ein OP-/Berufsverbot verhängt wird. Daher wird Schwangerschaft in der (Plastischen) Chirurgie weiterhin als Karrierehindernis angesehen. Das Ziel dieser Studie war die Erfassung der Einstellung von Frauen in der Plastischen Chirurgie deutschlandweit und im deutschsprachigen Ausland (Österreich und Schweiz) gegenüber Schwangerschaft und möglichen Hürden.
Ein Online-Fragenbogen wurde an weibliche Plastische Chirurginnen bzw. Assistentinnen in der Weiterbildung verschickt: 710 in Deutschland (D) über die DGPRÄC, 99 in Österreich (A) über die ÖGPÄRC und 56 in der Schweiz (CH) über die SGPRAC mit einem Rücklauf von 177 (25% D), 10 (18% A) bzw. 15 (27% CH). Davon waren 64% (D), 80% (A) bzw. 60% (CH) Mütter. Das durchschnittliche Alter während der ersten Schwangerschaft war 32 Jahre. Die Mehrheit aller Mütter hatte ihre erste Schwangerschaft während der Weiterbildungszeit (44% D, 43% A, 56% CH). Die Mehrheit aller Befragten gab an, dass eine Reduktion der Arbeitszeit von Vollzeit auf Halbzeit notwendig wäre, um dem Kinderwunsch gerecht zu werden. Kinderlose Frauen hatten eine größere Angst vor Abschätzung durch Kollegen im Falle einer Schwangerschaft als Mütter. Hauptgrund für einen Aufschub der Schwangerschaft, war die Facharztausbildung. 76% (D) bzw. 56% (A/CH) aller Schwangerschaften waren mit Komplikationen assoziiert, wovon der Großteil milde Komplikationen wie Hyperemesis gravidarum, Beinödemen und Schmerzen beinhalteten. Schwere Komplikationen wie Präeklampsoe, Zervixinsuffizienz und Plazentalösung kamen bei 10% aller Schwangerschaften vor. Die schwere Komplikationsrate war somit bei den deutschsprachigen Plastischen Chirurginnen der Studie deutlich geringer als die in Vergleichsstudien aus den USA. 19% aller Studienteilnehmerinnen berichteten von Fertilitätsproblemen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Komplikationen in der Schwangerschaft in der deutschsprachigen Population im Vergleich zur US-amerikanischen Chirurginnen-Gruppe geringer sind, was auf das Mutterschutzgesetz in den jeweiligen Ländern zurückführbar sein könnte. In Hinblick auf die Karriere bleibt Schwangerschaft in der Plastischen Chirurgie weiterhin ein Hindernis. Ein Vergleich mit anderen chirurgischen Fachdisziplinen in Deutschland steht noch aus, um möglicherweise fachspezifische Einflussfaktoren zu erfassen.
Kann KI wie ein plastischer Chirurg denken? Das klinische Urteilsvermögen von GPT-4 bei rekonstruktiven Eingriffen an der oberen Extremität.
Leypold, Tim; Schäfer, Benedikt; Boos, Anja M.; Beier, Justus P.
Uniklinik RWTH Aachen, Deutschland
Einleitung:
In dieser Studie wurde die mögliche Anwendung von OpenAIs Generative Pre-trained Transformer 4 (GPT-4) im Bereich der Plastischen Chirurgie, speziell bei Eingriffen an der oberen Extremität, untersucht.
Methodik:
GPT-4, ein fortschrittliches KI-Modell mit einer ausgefeilten Chat-Schnittstelle, wurde mit neun unterschiedlichen rekonstruktiven Szenarien konfrontiert. Diese Szenarien wiesen eine variable Komplexität auf und deckten ein breites Spektrum möglicher realer Situationen ab. Zur Optimierung der Leistung von GPT-4 kamen spezielle Prompting-Techniken zum Einsatz. Drei erfahrene Fachärztinnen und Fachärzte für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie mit Zusatzbezeichnung Handchirurgie beurteilten die Antworten des Modells mittels einer Likert-Skala anhand von fünf verschiedenen Kriterien. Jedes Kriterium wurde auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet, wobei 5 die höchste mögliche Punktzahl repräsentiert.
Ergebnisse:
GPT-4 erzielte eine hohe Leistungsfähigkeit mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 4,34 über alle Szenarien hinweg. Diese Punktzahl blieb konsistent über verschiedene Komplexitätsgrade (P = 0.0674). Für das Kriterium 1 ("Das LLM hat das Problem korrekt verstanden und erfasst"), erzielte GPT-4 die beste Leistung mit einer Durchschnittspunktzahl von 4,81. Bei Kriterium 3 ("Das LLM hat angemessene Behandlungsalternativen identifiziert") und 4 ("Das LLM bietet umfassende Informationen über die Behandlungsoptionen hinaus"), zeigten sich statistisch signifikant schlechtere Werte. Somit lieferte das Sprachmodell den Bewertenden nicht genügend Behandlungsalternativen und zusätzliche Informationen. Kendall- und Spearman-Korrelationsanalysen ergaben eine hohe Konsistenz in den Bewertungen zwischen zwei der drei untersuchenden Ärzte.
Diskussion:
Obwohl die KI noch keine einwandfreien Antworten geliefert hat, zeigt diese Studie das Potenzial von GPT-4, komplexe klinische Situationen genau zu analysieren und praktikable Behandlungsoptionen aufzuzeigen. Sie zeigt, wie die Antworten des Sprachmodells durch die Verwendung von Prompting-Techniken erheblich beeinflusst werden können. Dies deutet darauf hin, dass in zukünftigen Studien noch Verbesserungspotenzial durch angepasstes Prompting besteht. Die wahre Stärke großer Sprachmodelle liegt in ihrer interaktiven Natur, welche es ermöglicht, durch den Dialog präzisere Antworten zu erhalten. Diese Eigenschaft eröffnet spannende Perspektiven für die Weiterentwicklung und effektive Nutzung solcher Modelle in der Praxis. So wird in einer aktuellen Studie von uns der potenzielle Einsatz von GPT-4 als „Sprechstundenhilfe“ in einer Handchirurgischen Hochschulambulanz erprobt.
Die gegenwärtigen Grenzen der KI, gepaart mit potenziellen ethischen Implikationen, unterstreichen die Relevanz menschlicher Plastischer Chirurginnen und Chirurgen. Der Einsatz von KI in der Plastischen Chirurgie könnte in Zukunft eine hilfreiche Unterstützung für Fachkräfte verschiedener Berufsgruppen darstellen und hierdurch u. U. eine Arbeitserleichterung im klinischen Alltag ermöglichen.
Flugsimulator der Mikrochirurgie: Smartphone Basiertes Training Angehender Mikrochirurgen
Hoffmann, Sebastian; Daigeler, Adrien; Kotz, Melinda; Thiel, Johannes Tobias
BG Klinik Tübingen, Deutschland
Mikrochirurgische Eingriffe sind in verschiedenen Fachbereichen unverzichtbar und erfordern ein hohes Maß an Geschick und kontinuierlichem Training. Es ist essenziell, die operativen Techniken der Mikrochirurgie frühzeitig zu erlernen, idealerweise durch Teilnahme an einem Mikrochirurgie-Kurs. Obwohl es mittlerweile zahlreiche Übungsmodelle gibt, ist in den meisten Fällen ein hochauflösendes Mikroskop erforderlich. Eine innovative Lösung wurde 2015 vorgestellt, indem eine kommerzielle Smartphonekamera als kostengünstige Alternative für Vergrößerungszwecke genutzt wurde. Diese ermöglicht es angehenden Mikrochirurgen, ihre Fähigkeiten flexibel zu Hause zu trainieren.
Um die Effektivität eines solchen "smartphone-basierten Trainings-Setups" zu bewerten, führen wir eine Studie mit 50-80 Medizinstudenten der Universität Tübingen durch. Der Schwerpunkt liegt dabei darauf zu untersuchen, ob die Fortschritte bei der Anlage einfacher mikrochirurgischer Anastomosen mithilfe des Smartphone-Setups vergleichbar sind mit denen unter Verwendung eines Mikroskops. Zusätzlich wird die Akzeptanz dieses Systems unter den Studierenden untersucht.
Zusammenfassung Sekretär und Diskussion
DGPRÄC, DGPRÄC
DGPRÄC
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