Hintergrund:
Der Beginn der Invasion der Ukraine durch Russland jährt sich bald zum zweiten Mal, und sie dauert noch immer an. Offizielle Zahlen zu Verwundeten und Toten sind schwer zu bekommen. Es wird jedoch geschätzt, dass es allein auf ukrainischer Seite mehrere Zehntausende an Major-Amputierten gibt. Ersten Einschätzungen liegt zudem die Rate an sehr proximalen Amputationsniveaus höher als in vielen anderen Konflikten. Daher kommt fortschrittlichen Verfahren zur Verbesserung der prothetischen Versorgung wie Osseointegration (OI) oder Targeted Muscle Reinnervation (TMR) eine bedeutende Rolle zu. Dieser Reiseberich soll Eindrücke der Krankheitsbilder sowie der Versorgungs- und Lebensrealität in der Ukraine vermitteln und potentielle Synergien aufzeigen.
Material & Methoden:
Der Erst- und Letztautor waren im Dezember 2023 für insgesamt 9 Tage in der Ukraine und führten an 7 Tagen 16 Osseointegrations- und 3 Nerveneingriffe (TMR/RPNI) in Kiew und Lwiw durch. Insbesondere wurden auch sehr kurze Stümpfe implantiert (<6cm Humerus und <8 cm Femur). Es erfolgte zudem die intensive Zusammenarbeit mit karitativen Organisationen vor Ort, um hier langfristige Kooperationen aufzubauen. So wurde ein regelmäßiges Online-Board etabliert, ebenso wie Kollaborationen u.a. im Bereich der Phantomschmerztherapie.
Schlussfolgerung:
Die chirurgische Versorgung Kriegsversehrter in der Ukraine erfolgt bereits auf sehr hohem Niveau, sei es chirurgisch oder rehabilitativ. An spezifischer Expertise wie komplexer Nervenchirurgie, rekonstruktiver Mikrochirurgie oder ortho-plastischer Chirurgie besteht jedoch nach wie vor Bedarf.
Spezielle Techniken wie OI und TMR können einen wertvollen Beitrag bei proximalen Amputationen leisten. Die Nachsorge und Rehabilitation für diese Patienten ist vor Ort in vollem Umfang gewährleistet.