Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session YR 2.5
Zeit:
Mittwoch, 06.09.2023:
14:45 - 16:45

Moderation der Sitzung: Tobias Jenert
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 165

Kapazität: 40 Personen

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Präsentationen

Kommunikation und Interaktion in hybrid-organisierten Lehr-/ Lernformen

Trittin, Regina

Universität Rostock, Deutschland

Die Pandemie eröffnete neue Perspektiven auf Digitalisierung und alternative Lehr-/Lernformen, die u.a. einen digital fundierten Umgang mit Diversität und Inklusion fordern. Eine dies berücksichtigende Möglichkeit liegt in hybriden Lehr-/ Lernformaten, mit denen sich Forscher:innen der Universität Rostock verstärkt beschäftigen. Hierbei können Studierende synchron sowohl in physischer Präsenz als auch über ein Videokonferenzsystem teilnehmen. Die Rückmeldungen hierzu sind jedoch ambivalent. Studierende und Lehrende sehen zwar die o.a. Chancen aber auch die Probleme wie z.B. die Beeinträchtigung der Kommunikation (verbal/nonverbal) und der Interaktion, die didaktischen und technischen Erfordernisse. Bisher wurde jedoch kaum eruiert, wie diese Lehr-/ Lernform zu gestaltet ist, damit sie lernförderlich wirkt.

Forschungsleitende Fragen dieser Studie sind daher, welche Kommunikations- und Interaktionsmuster hybrid-organisierten Lehr-/ Lernformen zugrunde liegen und welche Kriterien die Lernmotivation und Akzeptanz fördern.

Forschungssetting: In der explorativen Studie wird zweischrittig vorgegangen:

  1. Im WS 2022/23 wurde eine Vorlesungsreihe eruiert und
  2. im SS 2023 werden die Daten in Seminaren erhoben

In den synchron, hybrid-organisierten Veranstaltungen nehmen jeweils eine Gruppe in Präsenz und in wechselnden Konstellationen eine Gruppe oder einzelne Student:innen über ein Videokonferenzsystem sowie ein/eine Student:in über einen Telepräsenzroboter teil.

Die Datenerhebung erfolgt jeweils mittels eines qualitativen Methoden-Mixes:

In beiden Stufen werden die passiv teilnehmende Beobachtung, die Videographie sowie leitfadengestützte Gruppen bzw. Einzelinterviews der Student:innen und Dozent:innen genutzt. Für die Auswertung ist die qualitative Inhaltsanalyse vorgesehen.

Erste Erkenntnisse:

  • Die Nutzung synchroner, hybrider Lehr-/Lernformen bedarf der Einführung und Unterstützung
  • Die Kommunikation und Interaktion wird in synchronen, hybriden Lehr-/ Lernsettings durch die Medien beeinflusst wird, so dass dies im didaktischen Design berücksichtigt und reflektiert werden muss.
  • Die wahrgenommene Präsenz, soziale Teilhabe und Autonomie haben Einfluss auf die Lernmotivation und diese kann durch den Einsatz eines Telepräsenzroboters gesteigert werden.


Kognitionen & (Mikro)Entscheidung während der Planung berufsbildender Lernumgebungen

Ritter, Martin; Stephan, Abele

TU Dresden, Deutschland

Lernwirksame berufsbildende Lernumgebungen sind ein relevanter Faktor für die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz, die es angehenden Berufsangehörigen ermöglicht anfallende berufliche Aufgaben zu bewältigen. Wie Lehrkräfte ihren Unterricht planen, ist weitestgehend unbekannt. Die wenigen vorliegenden Studien zum Prozess der Unterrichtsplanung – v.a. aus dem Bereich Wirtschaftspädagogik – legen nahe, dass dieser ein höchst individueller und primär erfahrungsgestützter Prozess ist, bei dem selten explizit auf wissenschaftliche Erkenntnisse rekurriert wird. Ob so geplanter Unterricht aus Sicht der Lehr-Lern-Forschung lernwirksam ist, ist fraglich. Die geplante Forschung im Kontext einer kumulativen Promotion hat das Ziel den Planungsprozess besser zu verstehen, zu modellieren und daraus Ansatzpunkte für Angebote in der dritten Phase der Lehrer:innenbildung und für die Reflexion der ersten und zweite Phase abzuleiten. Zentral stehen die Fragen: Welche Denkprozesse nehmen Lehrkräfte bei der Planung von berufsbildendem Unterricht vor & welche (Mikro)Entscheidungen treffen sie? Fokus des Beitrages auf der Tagung soll die Diskussion des geplanten Studiendesigns sein. Zur Datengewinnung sollen berufserfahrene Lehrkräfte bei der Planung von Unterricht in einer Computerumgebung videographiert werden, Lehrziel und berufliche Problemstellung werden vorgegeben. Ihre Aktivitäten werden per Screencast, ihre Ergebnisse in schriftlichen Unterrichtsentwürfen festgehalten. Während der Planung werden die Lehrpersonen dazu angeregt ihre Kognitionen zu verbalisieren (concurrent reporting). Anschließend wird ein cued retrospective reporting initiiert – die Lehrkräfte werden mit konkreten Ereignissen während der Planung konfrontiert und gefragt, ob und welche Entscheidungen sie getroffen haben und welche Kognitionen warum für die Entscheidungen handlungsleitend waren. Diese Kombination verspricht eine hohe Informationsdichte hinsichtlich der Handlung an sich, dem Warum und Wie sowie metakognitiver Prozesse. Zur Auswertung der Daten scheint eine qualitative Inhaltsanalyse vor dem Hintergrund deduktiv abgeleiteter Kategorien (z.B. Reihenfolge der Planungsschritte; Rückgriff auf didaktische Theorien; Einfluss von Kontextfaktoren) geeignet. Wahrscheinlich werden diese um induktiv gebildete Kategorien ergänzt. Denkbar ist bei Datensättigung eine Überführung der Erkenntnisse in eine quantitative Forschung.



Policy-Transfer im Bereich der Berufsausbildung in Kirgisistan

Stytsenko, Anna

TU Dresden, Deutschland, Fakultät Erziehungswissenschaften, Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken, Professur für Erwachsenenbildung, Schwerpunkte berufliche Weiterbildung und komparative Bildungsforschung

Das Berufsbildungssystem in Kirgisistan wurde nach sowjetischer Tradition aufgebaut und hat in den letzten dreißig Jahren viele Veränderungen erlebt. Seit dem 31.August 1991 ist dieses zentralasiatische Land eine unabhängige demokratische Republik mit einer Bevölkerungsanzahl von etwa 6,7 Einwohner*innen im Jahr 2021 und einem Bruttoinlandsprodukt von 8,5 Milliarden US-Dollar im selben Jahr (World Bank, 2023).

In den Jahren der Unabhängigkeit wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um das Berufsbildungssystem zu optimieren und zu modernisieren. „Die Reform der Berufsbildung ist seit vielen Jahren ein zentrales Anliegen der zentralasiatischen Länder“ (Bohlinger & Zhunussova, 2019, S. 40). Basierend auf dem Gesetz der Kirgisischen Republik zur Bildung Nr.142, Kap. 2, Art. 11 umfasst derzeit das Berufsbildungssystem fünf Bereiche: grundlegende[1] und mittlere[2] Berufsausbildung, Hochschul[3]/-, Postgraduierten[4]/- und Weiterbildung[5]. In diesem Beitrag gehören zum Forschungsgegenstand zwei entsprechende Bereiche der Berufsausbildung.

Aktuell ist die Heterogenität von Berufsbildungselementen in Kirgisistan in der Berufsausbildung zu beobachten, die parallel zueinander funktionieren: bedarfsorientierte Ausbildungsangebote in Form von kurzfristigen Kursen, Anwendung eines competence-based Ansatzes (European Training Foundation , 2017), duale Ausbildungsansätze (GIZ, 2023).

Die Untersuchungsschwerpunkt dieser Arbeit umfasst folgende Fragen, wie Kirgisistan an Berufsbildungsinnovationen eingreift und wie das System der Berufsausbildung von der Implementierung der dualen Ausbildungsansätzen beeinflusst wird.

Als theoretischer Zugang dient der Ansatz von Phillips & Ochs (2003) zum „Policy Borrowing in education“. Als methodisches Vorgehen findet eine explorative Untersuchung mit dem qualitativen Forschungsansatz staat. Die unmittelbare Daternerhebung wird in Rahmen der Feldforschung im Februar-März (2024) in Kirgisistan durchgeführt. Die Datenerhebungsmethoden sind dabei die Dokumentenanalyse und Leitfadeninterviews mit den Expert*innen. Die erhobene Daten werden anhand der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckarzt (2018) ausgewertet.

[1] nachalnoye professionalnoye obrazovaniye

[2] sredneye professionalnoye obrazovaniye

[3] vyssheye professionalnoye obrazovaniye

[4] poslevuzovskoye professionalnoye obrazovaniye

[5] dopolnitelnoye professionalnoye obrazovaniye



 
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