Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session YR 2.4
Zeit:
Mittwoch, 06.09.2023:
14:45 - 16:45

Moderation der Sitzung: Anja Walter
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 161

Kapazität: 40 Personen

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Präsentationen

Veränderungen der Beziehungsgestaltungs-Kompetenz und Reflexions-Kompetenz durch ein Lehr-/Lern-Konzept achtsamer Reflexion

Larisch, Cathleen

Universität Rostock, Deutschland

Reflexion wird als Kernelement pädagogischer Professionalität verstanden und kann auch als wesentliches Element einer gelungenen Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden betrachtet werden. Allerdings gelten gezielte Interventionen zur Förderung der Reflexionskompetenz als ambitioniert, aufgrund der noch bestehenden Unklarheit, ob sich die Reflexivität angehender Lehrkräfte tatsächlich fördern lässt (vgl. Häcker 2019). Achtsamkeit als Konstrukt erfährt auch in der Lehrkräftebildung eine wissenschaftliche Weiterentwicklung Die signifikante Wirkung von Achtsamkeitstrainings für Studierende ist bislang noch nicht nachgewiesen und bildet derzeit ein Forschungsdesiderat in der Lehrkräftebildung (vgl. Vogel 2019).

Im Rahmen einer Dissertation sollen folgende Forschungsfragen beantwortet werden:

  1. Kann die Ausbildung der Beziehungsgestaltung-Kompetenz in der Dimension der motivationalen, volitionalen und sozialen Anwendungsbereitschaft bei Lehramtsstudierenden der Berufspädagogik durch ein Lehr-/Lern-Konzept achtsamer Reflexion unterstützt werden?
  2. Verändert sich die individuelle Reflexions-Kompetenz durch das Lehr-/Lern-Konzept achtsamer Reflexion?

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird mittels des Forschungsansatzes Design Based Research ein Lehr-/Lern-Konzept achtsamer Reflexion in Bezug auf die Kompetenz der Beziehungsgestaltung für Lehramts-Studierende der Berufspädagogik an der Uni Rostock entwickelt. Innerhalb dieses Konzeptes werden den Studierenden im Laufe ihres Studiums verschiede Instrumente und Aufgaben zur Wahrnehmung individueller Kompetenzüberzeugungen als auch externer Kompetenzzuschreibungen zur Reflexion der Beziehungsgestaltungs-Kompetenz sowie Übungen zur Förderung der Achtsamkeit zur Verfügung gestellt.

Der sich aus dem Lehr-/Lern-Konzept achtsamer Reflexion ergebene Lernprozess der Studierenden wird durch qualitative Forschung mittels problemzentrierter Interviews begleitet. Das Forschungsdesign sieht drei Gruppen vor: a) Achtsame Reflexion-Gruppe, b) Reflexions-Gruppe und c) Kontroll-Gruppe, welche entweder vollumfänglich, anteilig oder nicht das Lehr-/Lern-Konzept durchlaufen. Die Teilnehmenden aller drei Gruppen werden an drei Messzeitpunkten interviewt. Die Interviews werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

Der Beitrag stellt den geplanten Forschungsansatz der Dissertation vor.



Produktives Lernen als berufsvorbereitendes Bildungsangebot für benachteiligte Schüler*innen

Schulze Niehoff, Adele

OVGU, Deutschland

Das alternative Bildungskonzept Produktives Lernen (PL) stellt für benachteiligte, abbruchgefährdete Jugendliche eine Chance dar, bereits in allgemeinbildenden Schulen berufliche Orientierungen zu erhalten und einen ersten Schulabschluss zu erlangen. Durch individualisiertes Lernen und eine enge Betreuung soll den besonderen Lernvoraussetzungen begegnet werden. Eine Besonderheit ist die Dualität der Lernorte. So erfolgt das Lernen an drei Tagen wöchentlich in Betrieben und an zwei Tagen in der Schule. Dies ermöglicht den Lernenden, interessengebunden und anhand konkreter Tätigkeiten zu Lernen und sich beruflich zu orientieren (Böhm/ Schneider 2009).

Das PL ist in Sekundarstufe I in der 8. und 9. Klasse verortet und schafft eine Schnittstelle zwischen beruflicher Bildung und Allgemeinbildung. Durch die Kombination der Lernorte Schule und Betrieb kommt dem PL auch eine besondere Rolle in der beruflichen Orientierung der Lernenden zu. Unter den Aspekten der Benachteiligtenförderung und der Berufsorientierung soll das geplante Forschungsvorhaben das PL sowohl auf Prozess- als auch auf Outputebene an den Standorten in Sachsen-Anhalt vertiefend untersuchen. Insbesondere zur Gestaltung des Lernprozesses am Praxislernort sowie zur Entwicklung der Lernenden sind bisher kaum empirische Daten vorhanden.

Vor diesem Hintergrund sollen folgende Fragestellungen untersucht werden:

1. Umsetzung des PL-Konzepts am Praxislernort (Prozessebene)

  • Was motiviert Betriebe, sich als Kooperationspartner im PL zu engagieren?
  • Wie werden Lernprozesse im Betrieb gestaltet? Wie gestaltet sich die Betreuung und Integration der Lernenden?

2. Wirkungen des PL-Konzepts (Outputebene)

  • Wie entwickeln sich die Lernenden hinsichtlich schulischer Leistungen und Einstellungen zum Lernen sowie ihrer beruflichen Orientierung?
  • Welche Voraussetzungen bringen die Lernenden mit (familiärer Hintergrund, Schulbiografie, Interesse am PL-Konzept)?

Das methodische Vorgehen sieht jeweils eine Fragebogenuntersuchung vor. Die erste Studie sieht eine Querschnittsbefragung der Kooperationsbetriebe vor, während für die zweite Studie eine Längsschnittuntersuchung der Lernenden über die Dauer von zwei Jahren angestrebt wird. Es sollen möglichst alle in Sachsen-Anhalt beteiligten Standorte inkludiert werden (ca. 400 Schüler*innen). Aufgrund der bisher dünnen Erkenntnislage ist das Vorgehen explorativ.

Literatur

Böhm, I., & Schneider, J. (1996). Produktives Lernen - eine Bildungschance für Jugendliche in Europa. Schibri-Verlag.



Lernseits Forschen - „Arbeitswelt 4.0 und ich“. Förderung der Berufswahlkompetenz durch die Reflexion subjektiver Lernprozesse

Heesch, Nicole

Christian-Albrechts-Universität, Deutschland

Diese Dissertationsstudie befasst sich mit der Fragestellung, welche pädagogischen Interventionen in situativen Lernaufgaben für die Sensibilisierung auf die Arbeitswelt 4.0 als Vorbereitung in der Einführungsphase der Oberstufe für die eigene Wahl der Aufgabenfelder in der Qualifikationsphase ab Jahrgangsstufe 12 von Gymnasien geeignet sind, damit subjektive Lernprozesse der Schüler*innen für die selbstständige Reflexion im Unterricht sichtbar werden können.

Die Bedeutung von Lernerfahrungen in der Berufswahlentscheidung wird in den Prozesstheorien der Berufsorientierung thematisiert. Je höher die Wertschätzung der wahrgenommenen Lernergebnisse ist, desto wahrscheinlicher ist es nach Lent et al., dass die Lernenden erste Schritte in Richtung ihrer Berufswahlziele anstreben. Kernelemente der sich stetig, dynamisch verändernden Arbeitswelt auf Grund der Digitalen Transformationen werden als Teilkomponente der äußeren Kontexteinflüsse für die berufliche Orientierung speziell in den Blick genommen. Lerngegenstand ist die Arbeitswelt 4.0.

Forschungsgegenstand sind die subjektiven Lernprozesse der Schüler*innen. Das ausgewählte qualitative Forschungsdesign orientiert sich an einer lernseits-orientierten Grundlagenforschung mit dem Ansatz der Triangulation als Validierungsstrategie. Der Begriff „lernseits“ bedeutet, dass sich ausschließlich auf die Lernerfahrungen der Schüler*innen im Unterricht konzentriert wird. Drei miteinander triangulierende Erhebungen (Selbsteinschätzungsbogen, Teil­nehmende Beobachtung, Narratives Interview) sind die Basis dafür, die Betrachtung des Forschungsgegenstandes von mindestens zwei Punkten vorzunehmen. Als Auswertungsmethode dient die qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz.

Ziel ist es, Momente der Lernerfahrung - der subjektiven Lernprozesse - genauer einzufangen, um ihre Individualität und Komplexität besser zu verstehen.

Im anknüpfenden Forschungsprozess ist die praktische Anwendbarkeit der Erhebungsinstrumente innerhalb des berufsorientierten Unterrichts an Gymnasien zu prüfen. Auf dieser Grundlage ist die Entwicklung eines Grundgerüsts mit geeigneten Gestaltungsempfehlungen und Indikatoren für ein Lernfortschritt-Konzept zur Sensibilisierung von Jugendlichen auf den Lerngegenstand „Arbeitswelt 4.0“ als Querschnittsaufgabe am Lernort Schule anzustreben.



 
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