Theoretische Verortung und Fragestellung
Vor dem Hintergrund des prognostizierten Einstellungsbedarfes von Lehrkräften an beruflichen Schulen und entsprechenden Rekrutierungsbemühungen von Studierenden seitens der Hochschulen werden vermehrt Berufs- und Studienwahlmotive der Zielgruppe insb. im quantitativen Design untersucht. Um nachhaltige und effektive Rekrutierungsstrategien zu entwickeln, werden tiefgründige qualitative Einblicke in ihre berufs- und bildungsbiographischen Verläufe, die zu einem Verständnis für berufliche Entscheidungswege beitragen, benötigt. Daraus resultiert die Frage „Welche charakteristischen Elemente lassen sich in den Berufs- und Bildungsbiographien von Studierenden des beruflichen Lehramts identifizieren?“
Methodik
Es wurden autobiographisch-narrative Interviews von Masterstudierenden (N=4) mittels der inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz & Rädiker (2022) in Kombination mit biographischen Analysemodellen aus der Biographieforschung ausgewertet. Ziel war es, mithilfe einer graphischen Fallrekonstruktion in Form von Lebensverläufen individuelle sowie gemeinsame Zusammenhänge sichtbar zu machen und diese zu begründen.
Ergebnisse
Berufs- und Bildungsbiographien sind individuell und gestalten sich heterogen. Es konnten dennoch allgemeingültige Charakteristika, identifiziert werden:
- Orientierungslosigkeit während/nach dem Abitur und sozialer Einfluss in den ersten Studien- und Berufswahlentscheidungen
- Kindliche Tätigkeiten, Interessen und Affinitäten als Orientierungsanker für die Fächerwahl des Studiums
- Entscheidung für Berufspädagogik als Resultat einer beruflichen Umorientierung
- Rahmenbedingungen der Universität als bedeutendster Entscheidungsfaktor für die Wahl des Studienganges und -ortes
- Familienabhängige Zukunftsentscheidungen
Mögliche Implikationen
Aus den dargelegten Ergebnissen geht hervor, dass die Ausrichtung der Berufsberatung und -orientierung von Jugendlichen einer inhaltlichen und zielgruppenspezifischen Modifikation bedürfen.
Im berufsschulischen Kontext haben insbesondere Lehrkräfte als Vermittler:innen von potentiellen Studierenden einen großen Effekt auf die Entscheidung ihrer Schüler:innen für ein anschließendes Berufspädagogik-Studium. Netzwerkarbeit und Kooperationen zwischen Lehrkräften und Universitäten könnten demnach für die Entwicklung effektiver Rekrutierungsstrategien hilfreich sein.
Zudem wirken flexible und barrierefreie Rahmenbedingungen der Universitäten attraktiv auf Interessent:innen.