Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session YR 1.3
Zeit:
Mittwoch, 06.09.2023:
12:15 - 14:15

Moderation der Sitzung: Kristina Kögler
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 066

Kapazität: 60 Personen

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Präsentationen

Berufsorientierung als Sozialisationsaufgabe im Spiegel subjektiver Gestaltungsprozesse und gesellschaftlicher Transformationsanforderungen

Krause, Christoph

Hochschule der Bundesagentur für Arbeit, Deutschland

Die Berufs- und Arbeitswelt ist in vielerlei Hinsicht aktuell mit zentralen Herausforderungen (Fachkräftemangel), Transformationsprozessen und damit einhergehenden Brüchen und Verwerfungen (Passungsprobleme) konfrontiert (Driesel-Lange et al. 2020). Jugendliche im Berufswahlprozess sind mit zunehmend komplexeren Fragen und Zusammenhängen zwischen persönlichen Dispositionen, der eigenen Planung und Gestaltung einer (Berufs-) Biografie und den exogenen Anforderungen konfrontiert.

Berufsorientierungsangeboten mit dem Ziel, Jugendliche bei fundierten und nachhaltigen Berufswahlentscheidungen zu unterstützen kommt dabei mit Blick auf aktuelle Herausforderungen des Systems beruflicher Bildung eine besondere Verantwortung zu (Ohlemann 2021). Das Promotionsvorhaben verfolgt die These, dass bisherige Berufsorientierungsangebote diese steigende Komplexität nicht ausreichend fassen können, daraus ergibt sich die zentrale Forschungsfrage: Welche Gestaltungs- und Gelingensbedingungen ergeben sich für neuartige Berufsorientierungsangebote, um Jugendlichen im Spannungsfeld subjektiver Lern- und Entwicklungsprozesse sowie den Anforderungen beruflicher Sozialisationsprozesse eine fundierte und nachhaltige Berufswahlentscheidung zu ermöglichen?

Ziel des im Rahmen des BMBF geförderten InnoVET Projekts „Allianz für berufliche Bildung in Ostbayern“ (ABBO) entstehende kumulative Promotionsvorhabens ist die Konzeption des integrativ-komplementäres Modells der Frühausbildung, einem BO-Angebot, dass im Rahmen des Projekts pilotiert und evaluiert wird. Das Modell fokussiert die Förderung von Berufswahlkompetenzen (Handlungsorientierung und Selbststeuerungskompetenz) (Driesel-Lange et al. 2010). Methodisch werden auf Basis qualitativer Interviewdaten (n=61) zentrale Anforderungsspezifikationen mit Blick auf die Entwicklung des Modells analysiert, sowie das im Projektkontext entstehende Berufsorientierungsangebot hinsichtlich der Entwicklung von Berufswahlkompetenzen wirkungsevaluiert.

Literatur:

Driesel-Lange, K., Kracke, B., Holstein, J. & Hany, E. (2010). Berufs- und Studienorientierung: Erfolgreich zur Berufswahl ; ein Orientierungs- und Handlungsmodell für Thüringer Schulen. Nr. 165. Thillm.

Driesel-Lange, K., Weyland, U. & Ziegler, B. (Hrsg.). (2020). Berufsorientierung in Bewegung: Themen, Erkenntnisse und Perspektiven. Franz Steiner Verlag.

Ohlemann, S. (2021). Berufliche Orientierung zwischen Heterogenität und Individualisierung. Springer Fachmedien Wiesbaden.



Bildungsakteur*innen im ‚Zwischenraum‘? – Verständnis und Bedeutung von Selbstinszenierung am Übergang Schule-Beruf

Otto, Franziska

Universität Paderborn, Deutschland

Das im Zentrum des Beitrags stehende Dissertationsvorhaben ist im Forschungs- und Entwicklungsprojekt SeiP (Selbstinszenierungspraktiken als Zugang zu einer selbstbestimmten, multimodalen Kompetenzfeststellung für (aus-)bildungsbenachteiligte Jugendliche) verortet. SeiP fokussiert auf Jugendliche im (inklusiven) Übergang Schule-Beruf, die vielfältige Problemlagen, Benachteiligungen und/oder sonderpädagogische Unterstützungsbedarfe aufweisen. Der Zugang über Selbstinszenierungspraktiken folgt dabei einem stärkenorientierten Ansatz, mit dem Ziel des Aufdeckens und Nutzbarmachens persönlicher Stärken zur Unterstützung der Zielgruppe im Übergang Schule-Beruf.

Selbstinszenierungspraktiken haben u. a. eine besondere Bedeutung für den Übergang in die Berufs- und Arbeitswelt und bieten Potenziale für die Gestaltung von Lehr-/Lernumgebungen in den entsprechenden Bildungsgängen. Bildungsakteur*innen sind hier mit der Herausforderung konfrontiert, Jugendliche auf entsprechende Situationen vorzubereiten, und dazu beizutragen, die vorliegenden Selbstinszenierungspraktiken zugänglich zu machen. In diesem Zusammenspiel fungieren die Bildungsakteur*innen als Mittler zur beruflichen Welt im Rahmen einer adressatengerechten Aufbereitung der multimodalen Selbstinszenierungen der Jugendlichen. Hier setzt das Dissertationsvorhabens an und stellt die Frage nach dem konzeptionellen Verständnis von Selbstinszenierungspraktiken sowie deren Bedeutung und Umgang aus Sicht der Bildungsakteur*innen. Das Vorhaben zielt dabei darauf, die Entwicklung eines vertieften Verständnisses und eine Erkundung von Selbstinszenierungspraktiken am Übergang Schule-Beruf vorzunehmen sowie Einblicke zur didaktischen Gestaltung und zum Umgang mit diesen zu eröffnen. Ziel des Beitrags ist es, das Forschungskonzept sowie erste Erkenntnisse vorzustellen und zu diskutieren. Hier sollen insb. die Potenziale und Grenzen einer Einbindung in den gestaltungsorientierten Ansatz des Projekts zur Diskussion gestellt werden. Hierauf bezogen sollen erste Ergebnisse einer Literature Review zu Selbstinszenierung dargelegt und eingeordnet sowie basierend auf einer Interviewstudie mit Bildungsakteur*innen von beteiligten Berufskollegs Zugänge zum Verständnis von Selbstinszenierung aufgezeigt werden. Darauf aufbauend werden Fallstudien zum Umgang mit Selbstinszenierungspraktiken vorgestellt. Dies bietet die Basis, um das methodische Design und die intentionale sowie methodische Ausrichtung der Studie weiter zu präzisieren.



Wie gut kennen Schüler/-innen die Anforderungen der Arbeitswelt? Differenzen zwischen den Einschätzungen von Schüler/-innen und Arbeitgeber/-innen.

Hochmuth, Melanie1; Frey, Andreas1; Silvia, Annen2

1Hochschule der Bundesagentur für Arbeit Mannheim; 2Universität Bamberg

Theoretische Verortung

Auf dem Ausbildungsmarkt werden Jugendliche mit unvollständigen Informationen konfrontiert, wobei deren Fähigkeiten und Kompetenzen ein Signal für Arbeitgeber/-innen darstellen (Protsch & Solga, 2015). Eine umfassende Berufsorientierung ermöglicht basierend auf den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, individuellen Interessen und Kompetenzen im Kontext der Such- und Matchingtheorie eine fundierte und nachhaltige Berufswahl (Fitzenberger et al., 2015). In diesem Kontext beschreibt die Berufswahlkompetenz das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, in dem relevantes Wissen zu eigenen Stärken und Schwächen sowie Merkmalen der Arbeitswelt erlangt wird (Driesel-Lange et al., 2020).

Fragestellung

Inwieweit kennen Jugendliche in der Berufsorientierungsphase die Anforderungen der Arbeitswelt und inwiefern gibt es Differenzen zwischen der Einschätzung relevanter Merkmale aus der Perspektive von Arbeitgeber/-innen und Jugendlichen?

Methodischer Zugang

Der Beitrag stützt sich auf die Daten des Projekts „Berufsorientierungs- und Entscheidungsverhalten der Generation Y und Z“ (HdBA Mannheim/Universität Landau, 2020). Mittels einer Ratingskala wurde die Relevanz von Anforderungen der Arbeitswelt anhand von 22 Items operationalisiert und die Befragten schätzten ein, inwieweit Jugendliche diesen Anforderungen gerecht werden können. In Bezug zur Berufswahlkompetenz werden die Einschätzungen von 246 Schüler/innen und 162 Arbeitgeber/-innen gegenübergestellt (u.a. t-Test).

Ergebnisse

Schüler/innen schätzen insbesondere die Relevanz überfachlicher Kompetenzen in den folgenden Bereichen signifikant geringer ein als Arbeitgeber/-innen:

  • Flexibilität
  • Selbstständiges Arbeiten
  • Schnelles Einarbeiten
  • Umgang mit Veränderungen
  • Selbstständiges Entscheiden
  • Verzicht auf Freizeit

In allen genannten Bereichen (Ausnahme: Verzicht auf Freizeit) fällt die Selbsteinschätzung der Schüler/-innen positiver aus als die Einschätzung der Arbeitgeber/-innen.

15,8% der Schüler/innen fällt es dabei schwer, zu beurteilen, ob sie die Anforderungen gut bewältigen können.

Implikationen

Insgesamt lässt sich ein Informationsdefizit im Rahmen der Berufswahlkompetenz beobachten, sowohl durch die geringere Wahrnehmung der Relevanz überfachlicher Kompetenzen als auch hinsichtlich der Selbsteinschätzung. Gezielte Berufsorientierungs- und Beratungsangebote für Jugendliche und Ausbildungsbetriebe können dieser Herausforderung entgegenwirken und das Matching am Ausbildungsmarkt verbessern.



 
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