Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 5.5
Zeit:
Freitag, 08.09.2023:
13:00 - 14:30

Moderation der Sitzung: H.-Hugo Kremer
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 165

Kapazität: 40 Personen

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Präsentationen

Der Stand der Nachhaltigkeit in Betrieben und betriebliche Kompetenzanforderungen im Rechnungswesen und Controlling. Ergebnisse eines systematischen Reviews.

Pargmann, Julia

Universität Hamburg, Deutschland

Nachhaltigkeit im Rechnungswesen und Controlling wurde bisher vor allem im Sinne der langfristigen Sicherung der Unternehmensexistenz verstanden. Unter anderem durch die Einführung der integrierten nicht-finanziellen Berichterstattung wird Nachhaltigkeit im Sinne des Drei-Säulen-Modells aber zunehmend auch als Bestandteil des Rechnungswesens und Controllings diskutiert (Meeh-Bunse & Luer, 2016; Osburg, 2013). Dies geschieht jedoch primär in separaten Nachhaltigkeitsmanagement- und Controllingabteilungen, statt integrativ verankert zu werden (Ghosh et al., 2019; Schaltegger, 2016). Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsbemühungen erfordert zudem entsprechend qualifizierte Mitarbeitende, sogenannte Change Agents, die den Wandel vorantreiben (bspw. Berding et al., 2020; Bliesner-Steckmann, 2018; Gallagher et al., 2020).

Der Diskurs über Nachhaltigkeit in Betrieben im Allgemeinen und im Rechnungswesen und Controlling im Speziellen ist unübersichtlich. Unklar ist auch, inwiefern Mitarbeitende als Change Agents für mehr Nachhaltigkeit im Rechnungswesen und Controlling gelten können und welche Kompetenzen sie dafür aus Sicht der Betriebe benötigen. Daher beschäftigt sich dieses Review mit der Frage: Wie ist der Stand der Nachhaltigkeit in Betrieben und welche Anforderungen stellen diese an die Kompetenzen der Mitarbeitenden im Rechnungswesen und Controlling? Zur Beantwortung wird ein systematisches Review mit ca. n=120 Publikationen durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Im Ergebnis wird es Hinweise darauf geben, a) wie Unternehmen Nachhaltigkeit einordnen, b) ob und wie sie sie in ihre Wertschöpfungsprozesse integrieren und c) wie relevant das Rechnungswesen und Controlling für diese Entwicklungen sind. Um die Rolle der Mitarbeitenden einordnen zu können, werden die betrieblichen Kompetenzanforderungen analysiert, die benötigt werden, um Mitarbeitende im Rechnungswesen und Controlling handlungsfähig in nachhaltigkeitsorientierten Tätigkeiten und damit zu Change Agents zu machen.

Konkret können Implikationen für Veränderungen in Curricula mit Rechnungswesen- und Controllingbezug abgeleitet werden, sowie Information darüber, inwiefern Mitarbeitende im Rechnungswesen und Controlling die Rolle der Change Agents einnehmen (müssen) und welchen Kompetenzansprüchen Mitarbeitende zukünftig gerecht werden müssen.



Professionelles mathematische Fachwissen von angehenden Wirtschaftspädagog*innen im Bereich der Prozentrechnung

Bradtke, Niclas; Borromeo Ferri, Rita

Universität Kassel, Deutschland

Angehende Wirtschaftspädagog*innen erhalten während ihres Studiums keine berufsspezifische Ausbildung in der Mathematik. Demnach ist es fraglich, ob Wirtschaftspädagog*innen im Unterricht auf die bekannten Defizite ihrer Berufsschüler*innen (Seeber 2013, Stork 2021) eingehen können. In Anlehnung an COACTIV wird erwartet, dass es zum professionellen mathematischen Fachwissen angehender Wirtschaftspädagog*innen gehört, die Aufgaben der Berufsschule selbst lösen zu können (Baumert & Kunter 2011). Bislang mangelt es an empirischer Evidenz zum mathematischen Fachwissen von Studierenden der Wirtschaftspädagogik. Als Forschungsfrage ergibt sich: Welches professionelle mathematische Fachwissen zeigen Wirtschaftspädagog*innen bei der Bearbeitung von Textaufgaben im Bereich der Prozentrechnung. In einem quantitativen Studiendesign wurde ein online Leistungstest entwickelt und in Unipark eingestellt. Vom Wintersemester 2022/2023 bis Sommersemester 2023 fanden an verschiedenen deutschen Universitäten Erhebungen statt. An der Studie nahmen 81 angehende Wirtschaftspädagog*innen bis zum Stand April 2023 teil. Sie bearbeiteten in Vorlesungen und teilweise von zuhause aus 11 Textaufgaben zur Prozentrechnung. Erste Ergebnisse zeigen, dass im Schnitt 65% der angehenden Wirtschaftspädagog*innen eine Prozentrechenaufgabe zum Zinseszinseffekt lösen konnten. Diese Ergebnisse deuten auf Defizite in grundlegenden mathematischen Kenntnissen hin. Sie bestärken die Forderung, das kaufmännische Rechnen in der Lehrer*innenbildung von Wirtschaftspädagog*innen mehr zu fördern.

Literaturverzeichnis

Baumert, J. & Kunter, M. (2011). Das mathematikspezifische Wissen von Lehrkräften, kognitive Aktivierung im Unterricht und Lernfortschritte von Schülerinnen und Schülern. In M. Kunter, J. Baumert & W. Blum (Hrsg.), Ergebnisse des Forschungsprogramms COACTIV (S. 163–192). Waxmann.

Seeber, S. (2013). Berufsspezifische Fachleistungen in ausgewählten Berufen des Be-reichs Wirtschaft und Verwaltung am Ende der Berufsausbildung. In R. Lehmann & S. Seeber (Hrsg.), ULME III (S.151–227). Waxmann.

Stork, J. H. (2021). Die Förderung von mathematischen und kaufmännischen Kompetenzen im beruflichen Unterricht am Beispiel des Ausbildungsberufs Kaufmann/- frau im Einzelhandel und Verkäufer/in. Universität Paderborn



Adaption und Validierung eines Messinstruments zur Erfassung von finanziellem Grundwissen von Schüler/innen und Jugendlichen

Kraitzek, Andreas; Förster, Manuel

Technische Universität München, Deutschland

Wissen über wesentliche Inhaltsbereiche der persönlichen Finanzthematik (z.B. Einkommen, Versicherungen, Sparen, Investitionen, Kreditnutzung) ist die notwendige Voraussetzung zum Erwerb von Finanzkompetenz. Viele existierende Instrumente zur Messung von Finanzwissen richten sich dabei an die Zielgruppe von Erwachsenen oder an Lernende höherer Niveaustufen. Instrumente für jüngere Schüler/innen oder Lernende mit mittlerem Bildungsniveau sind rar und bedürfen gezielter Entwicklung. Unser Beitrag geht daher der Frage nach, wie ein zielgruppenspezifisches Messinstrument für finanzielles Grundwissen zu konzipieren ist. Als Orientierung dient dabei der amerikanische Test of Financial Knowledge (Walstad & Rebeck, 2018), der nach Prinzipien der Testübersetzung (TRAPD) (Harkness, 2003) und den Test Adaptation Guidelines (TAGs) (Hambleton, 2001) ins Deutsche adaptiert und inhaltlich an kulturelle Rahmenbedingungen angepasst wurde. In einem mehrschrittigen Entwicklungsprozess mussten einzelne Fragen eliminiert und andere angepasst oder neuentwickelt werden, so dass die finale deutsche Version des TFK 34 Items umfasst. Zur Überprüfung der Eignung des geänderten Fragebogens wurde dieser TFK-G in Schulstudien mit insgesamt N=160 Schüler/innen in verschiedenen Schulformen an berufsbildenden Schulen in Bayern validiert und ausgewertet. Analysen mittels klassischer Testtheorie (Schwierigkeitsindizes, Trennschärfe-Analysen, Dimensionalität) und Item-Response-Theorie (Rasch-Modellierung) zeigen gute psychometrische Eigenschaften des Instruments auf. Untersuchungsergebnisse, welche die erreichte Punktzahl ins Verhältnis zu soziodemografischen Variablen setzen, sind erwartungskonform. Dies lässt vermuten, dass es sich beim TFK-G um ein valides Instrument zur Erfassung von finanziellem Grundwissen bei Jugendlichen mit mittlerem Bildungsniveau handelt. Der Test scheint gut geeignet zu sein, um Wissenslücken und Fehlkonzepte bzgl. spezifischen Finanzinhalten bei den Schüler/innen zu identifizieren, die in Zukunft mit gezielten Bildungsinterventionen adressiert werden sollten. In der Präsentation werden der Adaptionsprozess und die Ergebnisse der empirischen Validierung berichtet. Limitationen und daraus resultierende notwendige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Erfassung und Förderung der persönlichen Finanzkompetenz von Jugendlichen werden aufgezeigt.



 
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