Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 5.2
Zeit:
Freitag, 08.09.2023:
13:00 - 14:30

Moderation der Sitzung: Kristina Kögler
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 065

Kapazität: 60 Personen

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Präsentationen

Subjektbezogene Integration im dualen Studium? Eine theorie- und fallstudienbasierte Analyse

Mordhorst, Lisa; Jenert, Tobias

Universität Paderborn, Deutschland

Subjektbezogene Integration im dualen Studium? Eine theorie- und fallstudienbasierte Analyse

Ausbildungsintegrierende Studienprogramme zielen auf die Integration beruflicher und akademischer Lernerfahrungen (Wissenschaftsrat, 2013; Mordhorst & Jenert, 2022). Jedoch ist bisher weder das subjektive Integrationserleben der Lernenden noch die curriculare Begleitung theoretisch und empirisch umfassend erforscht (Mordhorst & Jenert, 2022; Mordhorst, unveröffentlicht). Wirtschaftspädagogische empirische Beiträge zu diesen Hybriden sind rar (z. B. Brodsky, Seifried & Sailmann, 2021).

Der Beitrag setzt an dieser Forschungslücke an und geht theoriebasiert der Frage nach, wie sich das subjektive Integrationserleben der Lernenden vor dem Hintergrund der offiziellen Ziele, Strukturen und Praxen der Studienprogramme nachvollziehen lässt. Ausgehend von einer Vorstudie (Mordhorst & Jenert, 2022) wurden vier vergleichenden Fallstudien durchgeführt, die hier vorgestellt werden. Dabei wird sowohl die subjektive Integrationserfahrung Studierender als auch die curriculare Begleitung betrachtet. Die Analyse basiert auf einer Datentriangulation, die methodisch auf Dokumentenanalysen, Expert*inneninterviews mit Studienprogrammverantwortlichen sowie Gruppendiskussionen und Interviews mit Studierenden abstellt (Mordhorst, unveröffentlicht).

Die Ergebnisse zeigen, dass das Integrationserleben der Lernenden in den betrachteten Fällen mit der curricularen Verzahnung zusammenhängt. Neben den zeitlichen Sequenzierungsmodellen (Hofmann, König & Brenke, 2023) lassen sich verschiedene Stellhebel ausmachen, die im Zusammenspiel beeinflussen wie die Integrationsbegleitung der Lernenden funktioniert: (1) methodisch-didaktische Verbindungsansätze, (2) fachlich-homogene oder -komplementäre Verzahnung, (3) betriebliche Perspektivbreite etwa über Lernphasen in unterschiedlichen Betrieben, (4) guidance, z. B. in puncto Wahlmodule, sowie (5) zeitliche Entlastungselemente wie reziproke Leistungsanrechnung. In einigen Fällen machen die Lernenden integrationsförderliche oder -hinderliche Abweichungen der Lernbegleiter*innen von den Programmanlagen aus. Das Integrationserleben ist insgesamt moderat ausgeprägt. Dies liegt auch konzeptionell in verkürzten Integrationszielen begründet (Mordhorst, unveröffentlicht). Hier wird die Notwendigkeit der vorgelegten theoretischen Differenzierung des Integrationsbegriffs und der Bedarf an gestaltungsbasierter Forschung zu diesen Hybriden deutlich.



Emotional-motivationale Studienvoraussetzungen und Studienerfolg während der Corona-Pandemie – Befunde einer Latenten Klassenanalyse

Laura, Schmidberger; Kögler, Kristina

Universität Stuttgart, Deutschland

Die Covid-19-Pandemie erforderte im Frühjahr 2020 eine Umstellung des hochschulischen Lehrbetriebs auf rein digitale Lehre. Für die Studierenden ging dies teils mit erheblichen emotional-motivationalen und selbstregulatorischen Herausforderungen einher (Schmidberger, Unger & Wacker 2022), die in gestiegene Förder- und Unterstützungsbedarfe mündeten. Da die Digitalisierung der Hochschulbildung bereits vor der Pandemie intensiv diskutiert wurde (Adedoyin & Soykan 2020), birgt der durch die Pandemie angestoßene Transformationsprozess die Chance der systematischen Überprüfung und Entwicklung der digitalen Lehre (Lehner & Volk 2018). Dabei spielen besonders Erkenntnisse bezüglich spezifischer Herausforderungen (Leimeister und David 2019) für Studierende mit heterogenen Studienvoraussetzungen eine Rolle. Denn es ist davon auszugehen, dass sich in Abhängigkeit der Interessen und Einstellungen divergierende Problemlagen mit Blick auf die Studierfähigkeit ergeben, die differenzierte Förderkonzepte erfordern.

Dieser Beitrag stellt die Frage, inwiefern sich Studierende ausgehend von ihren emotional-motivationalen Studienvoraussetzungen und Einstellungen systematisch unterscheiden und gruppieren lassen. Es wurde mit Daten von N = 2627 Studierenden aus einer studienbegleitenden Online-Befragung während des ersten Lockdowns eine latente Klassenanalyse durchgeführt. Ausgangspunkt für die Analyse sind die eingesetzten Standardskalen Studieninteresse, Selbststeuerungsfähigkeit sowie Einstellungen zur Arbeit mit IT und digitalen Medien. Nach dem Vergleich verschiedener Klassenlösungen erwies sich eine 3-Klassenlösung als am passendsten. Die Klassen unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich ihres Studieninteresses und ihrer Selbstregulationsfähigkeit, weniger hinsichtlich ihrer Einstellung zur Arbeit mit digitalen Medien.

In weiterführenden regressionsanalytischen Auswertungen werden sozio-demographische Eigenschaften der Studierenden miteinbezogen, um zu eruieren, ob etwa das Geschlecht oder das Studiensemester Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit der Zuteilung zur jeweiligen Klasse haben. Zudem wird untersucht, inwiefern die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit dem Studienerfolg während des Lockdowns in Zusammenhang steht. Es wird erwartet, dass Studierende mit den günstigsten Studienvoraussetzungen den höchsten Studienerfolg erzielen. Die Ergebnisse geben Hinweise für die Entwicklung differenzierter Förder- und Unterstützungskonzepte.



Durchlässigkeit gestalten: Übergänge von Studienwechsler*innen in die FS-Technik

Zopff, Andreas

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland

Die Zahlen der Studienabbrecher*innen sind insbesondere in den ingenieurswissenschaftli- chen Fächern hoch. Im Wintersemester 2020/21 haben in Deutschland 45% der Studierenden im Bauingenieurswesen ihr Studium abgebrochen (vgl. destatis 2021). Der Verbleib dieser Per- sonen wird nur selten systematisch erhoben. Können diese Studienabbrecher*innen dafür mo- tiviert werden in technischen Berufen zu bleiben aber den Wechsel von der akademischen in die Berufliche Bildung zu vollziehen?

In einem Modellprojekt zur Durchlässigkeit zwischen der akademischen und beruflichen Bil- dung wird zur Zeit in Sachsen-Anhalt erprobt, wie Studienabbrecher*innen aus ingenieurswis- senschaftlichen Studiengängen für eine Ausbildung an den Fachschulen für Technik motiviert werden können und wie der Übergang für die Studierenden erfolgreich gestaltet werden kann. Ziele hierbei sind:

  • Studienabbrecher*innen mit Berufsausbildung und entsprechenden Studienleistungen aus den ingenieurswissenschaftlichen Studiengängen einen verkürzten Weg durch den Bil- dungsgang zu ermöglichen.

  • Konzeptentwicklung für eine kombinierte fachschulische und berufliche Ausbildung für Stu- dienabbrecher*innen ohne Berufsausbildung und entsprechenden Studienleistungen aus den ingenieurswissenschaftlichen Studiengängen einen verkürzten Weg durch beide Bil- dungsgänge zu ermöglichen.

    Zur Analyse der in der Praxis entwickelten Maßnahmen zur Aufnahme der Studienwechsler*in- nen in die Fachschule für Technik werden die vier Dimensionen der Durchlässigkeit nach Ban- scherus et al. (vgl. 2016) genutzt. Auf dieser Grundlage werden Leitfäden für narrative Inter- views entwickelt, die seit November 2022 mit bislang vier Studienwechsler*innen geführt wer- den. Sie schildern individuelle Beweggründe für einen Wechsel aus dem akademischen in das berufliche Bildungssystem.

    Auf der Sektionstagung werden die Ergebnisse aus der Analyse der Maßnahmen und aus der inhaltsanalytischen Bearbeitung der Interviews vorgestellt und erste Desiderate für weitere Forschungen mit Blick auf die Durchlässigkeit zwischen der beruflichen und akademischen Bildung formuliert.

    Banscherus, U.; Bernhard, N.; Graf, L. (2016): Durchlässigkeit als mehrdimensionale Aufgabe. Bedingungen für flexible Bildungsübergänge. Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung.

    Destatis, Statistisches Bundesamt (2021): Studierende an Hochschulen - Fachserie 11 Reihe 4.1 - Wintersemester 2020/2021 nebst Anhang



 
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