Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 5.1
Zeit:
Freitag, 08.09.2023:
13:00 - 14:30

Moderation der Sitzung: Andrea Burda-Zoyke
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 063

Kapazität: 60 Personen

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Präsentationen

Mehr als nur Hammer und Meißel - Arbeitsorientierte Förderung der Lese- und Schreibkompetenz von gering literalisierten Auszubildenden in der Bauwirtschaft mit der BauliG-App

Fast, Daniela1; Efing, Christian2; Gamal, Christine1; Küchler, Cecilia2; Lange, Christina1; Rexing, Volker1

1Lehr- und Forschungsgebiet Fachdidaktik Bautechnik RWTH Aachen, Deutschland; 2Lehrstuhl für Deutsche Sprache der Gegenwart RWTH Aachen, Deutschland

Fragestellung

Im Fokus von (Ausbildungs-)Berufen der Bauwirtschaft steht die Entwicklung von berufsfachlicher Kompetenz, wobei auch Anforderungen an literale Grundkompetenzen empirisch belegt sind (z. B. Keimes 2014). Das BMBF-geförderte Verbundprojekt BauliG – (Digitaler) Baukasten für die arbeitsorientierte Förderung literaler Grundkompetenzen in (Ausbildungs-)Berufen der Bauwirtschaft setzt hier an und entwickelt ein arbeitsorientiertes Lernangebot in Form einer Mobile App zur Förderung literaler Grundkompetenzen. Die Mobile App richtet sich an literal schwache Auszubildende in Berufen der Bauwirtschaft im 1. Lehrjahr am Lernort Überbetriebliche Berufsbildungsstätte (ÜBS). In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie die Mobile App und die entsprechende Lernumgebung zu gestalten ist, damit Lese- und Schreibkompetenzen im spezifischen Kontext zielgruppengerecht sowie arbeitsorientiert gefördert werden können.

Theoretische Verortung

Begründet wird das Projektvorhaben BauliG durch die hohe Quote gering literalisierter Erwachsener, insbesondere im Berufsfeld der Bauwirtschaft, deren Lese- und Schreibkompetenzen das Alpha-Level 3 nicht übersteigen (vgl. Grotlüschen et al. 2019; Grotlüschen 2012). Die geringe Literalisierung zeigt sich bereits bei Auszubildenden der Bauwirtschaft und droht, die Chancen für ihre weiterführende berufliche Qualifizierung zu gefährden (vgl. Hörnschemeyer 2021).

Methodischer Zugang

Die leitende Forschungs- und Entwicklungsmethode folgt dem Design Based-Research-Ansatz (DBR) (vgl. Cobb et al. 2003). Charakteristisch ist hier die zyklische Arbeitsweise, die für die Abfolge von Entwicklung, Erprobung, Evaluation und Re-Design der Modul- und Aufgabenkonzeption der App leitend ist.

(Erwartete) Ergebnisse

Die ersten Verprobungen des Lehr-/Lernmaterials sowie Gespräche mit dem Ausbildungspersonal der ÜBS im Rahmen durchgeführter Workshops zeigen Herausforderungen im Hinblick auf eine passgenaue inhaltliche Gestaltung des Lehr-/Lernmaterials, die Verbindung von domänenspezifischen Inhalten mit sprachlicher Förderung sowie der organischen Einbindung der App am Lernort ÜBS. Gleichzeitig deutet sich ein hohes Einsatz- und Nutzungspotenzial von Auszubildenden sowie Ausbildenden an.

Relevante/mögliche Implikationen

Der digitale Baukasten soll einen Beitrag zur Förderung literaler Grundkompetenzen bei Auszubildenden in der Bauwirtschaft am Lernort ÜBS leisten. Perspektivisch denkbar ist eine Adaption für andere Lernorte und Branchen.



Integration von Geflüchteten in Ausbildung – Möglichkeiten und Grenzen der AsA (flex)

Conrads, Ralph; Freiling, Thomas; Walter, Valeska

Hochschule der Bundesagentur für Arbeit, Deutschland

Für geflüchtete Menschen ist die Ergreifung eines Berufs eine schwer zu erreichende Form der Freiheit. Auch wenn Geflüchtete diesbezüglich prinzipiell Handlungsfreiheit genießen, ist der Zugang zum Arbeitsmarkt durch rechtliche und faktische Zugangsbarrieren erschwert (Granato et al., 2022). Im Übergangssystem zeigt sich zudem, dass junge Geflüchtete häufig Unterstützung und Begleitung für eine erfolgreiche Ausbildung benötigen.

Die Assistierte Ausbildung flexibel (AsA flex) bietet als Regelinstrument der Ausbildungsförderung der BA (§§74, 75 SGB III) u.a. Geflüchteten individuelle Unterstützungsmöglichkeiten (Bonin et al., 2021). Die Jugendlichen werden jenseits des fachlichen Förderbedarfs durch eine Kombination von Stütz- und Förderunterricht, sozialpädagogischer und Ausbildungsbegleitung unterstützt (BA, 2022).

Seit 2017 wird die AsA von der Hochschule der BA evaluiert (u.a. Freiling, Conrads, 2022). Forschungsmethodisch wird seit 2022 ein primär qualitativer Forschungsansatz (v.a. regelmäßige berufsbiografische Interviews mit 50 Jugendlichen) verfolgt. Dies wird flankiert durch Gespräche mit weiteren Akteuren und quantitative Befragungen zur Entwicklung überfachlicher Kompetenzen.

Die Assistierte Ausbildung erweist sich bisher als wirkungsvoll, um soziale wie strukturelle Hindernisse zu überwinden und Geflüchteten einen besseren Zugang zur Berufsausbildung und zur Bewältigung dieser zu ermöglichen.

Der Beitrag soll aufzeigen, inwiefern die AsA durch individuell-ganzheitlichen Fördercharakter für Geflüchtete zur erfolgreichen Ausbildung führen kann. Limitationen und Anpassungsbedarf der AsA werden zur Diskussion gestellt.

Literatur

Bundesagentur für Arbeit [BA] (Hrsg.) (2022). Fachliche Weisungen. Assistierte Ausbildung flexibel (AsA flex). Drittes Sozialgesetzbuch - SGB III - §§ 74-75a SGB III. Nürnberg.

Bonin, H. et al. (2021). Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete: Schlussbericht. (Forschungsbericht FB587). Berlin.

Freiling, T. & Conrads, R. (2022). Die Assistierte Ausbildung als Dienstleistungsangebot für Ausbildungsbetriebe zur Verbesserung der Fachkräftesituation. In: Sozialer Fortschritt – Unabhängige Zeitschrift für Sozialpolitik, Heft 11/2022, S. 815-839.

Granato, M. & Christ, A. (2022). Integration junger Geflüchteter in berufliche Ausbildung: Zugang zu und Gestaltung von beruflicher Ausbildung. In: Ertl, H. al. (2022). Integration Geflüchteter in Ausbildung und Arbeit. BIBB Discussion Paper, S. 26 ff.



Förderung professioneller Kompetenzen von Lehrkräften zum Umgang mit Heterogenität und Inklusion mittels Fallarbeit im Praxissemester. Ergebnisse aus der gestaltungsorientierten Forschung zu einer universitären Lehrveranstaltung

Joost, Janine; Burda-Zoyke, Andrea

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Deutschland

Die deutsche UNESCO-Kommission verweist in ihren Leitlinien für die Bildungspolitik darauf, dass allen Menschen die gleichen Möglichkeiten offenstehen sollten, an qualitativ hochwertiger Bildung teilzuhaben und ihre Potentiale entwickeln zu können, unabhängig von besonderen Lernbedürfnissen, Geschlecht, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen (DUK, 2014). Um den genannten Forderungen nachzukommen, sollen Lehrkräfte über professionelle Kompetenzen zum Umgang mit Heterogenität und Inklusion verfügen (KMK, 2011; Bylinski, 2015). Diese betreffen insbesondere die Handlungsfelder Diagnose und individuelle Förderung flankiert von multiprofessioneller Zusammenarbeit (Burda-Zoyke & Joost, 2018).

Vor diesem Hintergrund wurde in Anlehnung an den Forschungsansatz Design-Based Research (McKenney & Reeves, 2019) im Projekt „Lehramt mit Perspektive“ (LeaP@CAU) an der Universität zu Kiel ein Master-Seminar zur Förderung der professionellen Kompetenzen zum Umgang mit Heterogenität und Inklusion in der beruflichen Bildung für Studierende der Wirtschaftspädagogik entwickelt und evaluiert. Zentrale Gestaltungsmerkmale dieses Seminars sind die Methode der Fallarbeit sowie die Integration in das Praxissemester. In dem Vortrag wird die Lehrveranstaltung fundiert und konturiert sowie ein Einblick in die Ergebnisse insbesondere aus Interviews mit teilnehmenden Studierenden (N=13) gegeben. Davon ausgehend werden zentrale Gestaltungsprinzipien für die Entwicklung und Implementation ähnlicher Lehrveranstaltungen in ähnlichen Kontexten vorgestellt.

Literatur

Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) (2014). Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik. Bonn.

Burda-Zoyke, A. & Joost, J. (2018). Umgang mit Heterogenität und Inklusion als Querschnittsthema im Studium des Lehramts für berufliche Schulen. In B. Brouër, A. Burda-Zoyke, J. Kilian & I. Petersen (Hrsg.), Vernetzung in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Ansätze, Methoden und erste Befunde aus dem LeaP-Projekt an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (S. 259-275). Münster: Waxmann.

Bylinski, U. (2015). Eine inklusive Berufsbildung fordert die Professionalität der pädagogischen Fachkräfte. In T. Häcker & M. Walm (Hrsg.), Inklusion als Entwicklung. Konsequenzen für Schule und Lehrerbildung (S. 213-228). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

KMK (2011). Inklusive Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in der Schule.

McKenney, S. & Reeves, T. C. (2019). Conducting educational design research. 2. Aufl. New York: Routledge.



 
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