Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 4.6
Zeit:
Freitag, 08.09.2023:
8:30 - 10:00

Moderation der Sitzung: Reiner Schlausch
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 166

Kapazität: 40 Personen

Zeige Hilfe zu 'Vergrößern oder verkleinern Sie den Text der Zusammenfassung' an
Präsentationen

Gewerblich-technische Lehrkräftebildung in Deutschland – Analyse der Einflüsse auf das akademische Selbstkonzept von Lehramtsstudierenden technischer (beruflicher) Fachrichtungen

Vernholz, Mats; Temmen, Katrin

Universität Paderborn, Deutschland

Fragestellung:

Welchen Einfluss haben soziodemographische Merkmale (wie beispielsweise praktische Berufserfahrung) und Studienleistungen auf das akademische Selbstkonzept von Lehramtsstudierenden technischer (beruflicher) Fachrichtungen in den sieben Dimensionen des TPACK-Modells nach Mishra & Köhler (2006; 2008) und welche Interdependenzen finden sich zwischen den einzelnen Dimensionen?

Theoretische Verortung:

Im Rahmen des Vortrages werden Teilergebnisse einer laufenden Promotionsarbeit vorgestellt, die sich erstmalig mit den akademischen Selbstkonzepten (Marsh, 1986) von Lehramtsstudierenden technischer (beruflicher) Fachrichtungen auf Basis des TPACK-Modells nach Mishra & Köhler (2006; 2008) beschäftigt. Diese mentalen Repräsentationen der eigenen Fähigkeiten zeigen sich als wichtige Prädiktoren verschiedener Aspekte des späteren Berufslebens angehender Lehrkräfte (vgl. Abele, 2011; Aspy & Buhler, 1975; Guskey, 1988; Marsh, 1990; Marsh et al., 2016). Von besonderem Interesse sind dabei unter anderem der Einfluss soziodemographischer Merkmale auf die verschiedenen Dimensionen der akademischen Selbstkonzepte sowie der Einfluss der Studienleistungen gemäß des Generalized Internal/External Frame of Reference Modells (Möller et al., 2016).

Methodischer Zugang:

Das gesamte Forschungsvorhaben verfolgt einen sequentiellen Mixed-Methods-Ansatz, bestehend aus einer quantitativen Fragebogenerhebung zur Erfassung der akademischen Selbstkonzepte und einer darauf aufbauenden qualitativen Interviewstudie zu den zugrundeliegenden sozialen und dimensionalen Vergleichsprozessen. Im Rahmen der Präsentation werden Ergebnisse aus der deutschlandweit durchgeführten quantitativen Erhebung vorgestellt.

Ergebnisse:

Die präsentierten Ergebnisse befassen sich zum einen mit dem Einfluss soziodemographischer Merkmale, wie beispielsweise des Geschlechts oder pädagogischen und Ingenieurs-Vorerfahrungen auf die Selbstkonzepte der Studierenden. Außerdem werden die Korrelationen der akademischen Selbstkonzepte in den sieben Dimensionen des TPACK-Modells mit Berücksichtigung der Studienleistungen diskutiert.

Relevante Implikationen:

Die Studie ermöglicht einen detaillierten Blick auf die Fähigkeitszuschreibungen der Lehramtsstudierenden technischer (beruflicher) Fachrichtungen und erlaubt so mögliche Diskrepanzen in deren Selbstkonzepten bezüglich des Spannungsfeldes, in dem sich Lehrkräfte technischer (beruflicher) Fachrichtungen bewegen, aufzulösen.



Zwischen strukturellen Zwängen und didaktischen Freiheitsräumen – Einblick in eine ethnografische Vergleichsstudie zu englischen und deutschen Berufsschullehrkräften für Kfz-Mechatronik.

Gericke, Erika

Universität Siegen, Deutschland

Fragestellung

In der ethnografischen Vergleichsstudie „Berufsbildungskulturen im Europäischen Vergleich: soziale Praktiken in Berufsschulklassen für Kfz-MechatronikerInnen und Kaufleute für Büromanagement in England und Deutschland“ wird rekonstruiert, wie Werte und Bildungstraditionen (Georg 1997, McLean 1990, Osborn 2003) die Lernumgebung und sozialen Praktiken (Reckwitz 2003) des Lehrens und Lernens beeinflussen.

Im Rahmen dieses Beitrags wird explizit gezeigt, welche strukturellen Zwänge, aber auch didaktischen Freiheitsräume in den zwei untersuchten Berufsbildungskulturen aus Sicht der englischen und deutschen Lehrkräfte wahrgenommen und thematisiert werden.

Theoretische Verortung

Der Begriff Berufsbildungskultur soll die Multimodalität und Multidimensionalität beruflichen Lehrens und Lernens widerspiegeln (Wulf 2007) und setzt sich aus drei interdependent verbundenen Elementen zusammen: Kultur (Hörning/Reuter 2004), Lernumgebung (Schmidt 2012) und soziale Praktiken (Reckwitz 2003). (vgl. Gericke 2020)

Methodischer Zugang

Es wurden ethnografische Unterrichtsbeobachtungen (n=36h) sowie Leitfadeninterviews (n=5) mit englischen und deutschen Berufsschullehrkräfte für Kfz-Mechatronik durchgeführt und mittels der Grounded Theory (Strauss/Corbin 1995) ausgewertet.

Ergebnisse

In beiden Fällen spiegeln sich die Bildungstraditionen (engl. Individualisierung, dt. Ganzheitlichkeit) in den Berufsbildungskulturen und den sozialen Praktiken der Akteure wider. Zudem wird deutlich, dass die Bildungstraditionen unter marktwirtschaftlichem Druck stehen, in England deutlich stärker als in Deutschland – mit entsprechenden Konsequenzen für den jeweiligen didaktischen Gestaltungsspielraum.

relevante Implikationen

Strukturelle Zwängen und didaktische Spielräume sind durch Bildungstraditionen – die quer über alle Schichten der Berufsbildungskultur liegen – geprägt. Erkenntnisse hierzu erweitern das Verständnis des kulturellen Spielraums eines Berufsbildungssystem, was bspw. im Kontext der europäischen Berufsbildungspolitik gewinnbringend sein kann.



Zwischen Curriculum und Praxis – eine Untersuchung des Stellenwerts von Arbeitsschutz in der metall- und elektrotechnischen Berufsausbildung

Waldorf, Julia; Kahl, Anke; Frank, Carolin

Bergische Universität Wuppertal, Deutschland

Auszubildende und junge Beschäftigte sind einem erhöhten Risiko für Arbeitsunfälle ausgesetzt (DGUV, 2022). Um den Herausforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden, ist ein fundiertes Arbeitsschutzwissen zur Reduzierung von Unfällen elementar (Kahl, 2019). Dass arbeitsschutzbezogenes Wissen in der Berufsausbildung zu vermitteln ist, geben die Rahmenlehrpläne vor, die praktische Umsetzung stellt sich jedoch als heterogen dar (Koch & Nienhaus, 2022). Zudem konnten deutliche Defizite in Lehrbüchern zur Vermittlung von Arbeitsschutz festgestellt werden (Kahl et al., 2021).

Wie die tatsächliche Umsetzung arbeitsschutzbezogener Themen in der Ausbildung ausfällt, wird in diesem Beitrag untersucht. Zur Beantwortung der Fragestellung wurde eine Online-Befragung von Berufsschullehrer*innen und Ausbilder*innen in der metall- und elektrotechnischen Berufsausbildung NRW 2020 (N=215) durchgeführt. Unter anderem wurde der Anteil des Themas Arbeitssicherheit pro Lernfeld, die thematische Verortung sowie Hinderungsgründe bei der Vermittlung erhoben.

Die Ergebnisse zeigen unterschiedliche Schwerpunkte auf. Einen wesentlichen Anteil nimmt die Auswahl von Schutzmaßnahmen ein, Rechtsgrundlagen werden nur in Einzelaspekten vermittelt. Die Befragten fühlten sich fachlich sicher, wobei die vorhandenen Lernmaterialien teilweise als wenig strukturiert bewertet werden. Ein Großteil der Lehrenden greift auf Wissen aus ihrer beruflichen Praxis zurück. Als Hinderungsgrund wird insbesondere der zeitliche Umfang gesehen.

Aus den Ergebnissen und der Literatur kann abgeleitet werden, dass eine zielgruppenspezifische Verknüpfung der Inhalte mit der Praxis und das Bereitstellen strukturierter Materialien notwendig ist. Im Vortrag werden die Ergebnisse präsentiert und mit Erkenntnissen aus einer Befragung von Auszubildenden über ihr subjektiv wahrgenommenes Arbeitsschutz-Vorwissen in Verbindung gesetzt.

Literatur:

DGUV (Hrsg.). (2022). Arbeitsunfallgeschehen 2021. https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/4590

Kahl, A. (Hrsg.). (2019). Arbeitssicherheit: Fachliche Grundlagen. Erich Schmidt Verlag.

Kahl, A., Frank, C. & Erlebach, R. (2021). Eine kritische Untersuchung arbeitsschutzbezogener Lehrinhalte in Lehrbüchern metalltechnischer Ausbildungsberufe. Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie, 71(2), 86–96.

Koch, P. & Nienhaus, A. (2022). Arbeitsschutzwissen und Gesundheitskompetenz. Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie, 72(4), 165–174.



 
Impressum · Kontaktadresse:
Datenschutzerklärung · Veranstaltung: BWP 2023
Conference Software: ConfTool Pro 2.6.149
© 2001–2024 by Dr. H. Weinreich, Hamburg, Germany