Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 4.3
Zeit:
Freitag, 08.09.2023:
8:30 - 10:00

Moderation der Sitzung: Tobias Jenert
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 161

Kapazität: 40 Personen

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Präsentationen

Die siA Hamburg: Ein erstes Stimmungsbild der Praxisseite

Bialeck, Thordis; Herzog, Marius; Kleb, Dietmar; Krüger, Birte; Rohloff, Sebastian

tQm-Projekt Hamburg, Deutschland

Als eine Antwort auf den bundesweiten Fachkräftemangel erprobt und etabliert Hamburg seit 2021 das Model der studienintegrierenden Ausbildung (siA) mit einer neu gegründeten Beruflichen Hochschule, der BHH. Ziel ist es, jungen Auszubildenden ein koordiniertes Ausbildungsangebot zu machen, welches es ihnen ermöglicht, in vier Jahren integriert in die Berufsausbildung einen Hochschulabschluss zu erwerben. Dabei haben die Lernenden die Freiheit, sich nach 18 Monaten begleitet durch ein Coaching für nur einen der beiden Bildungswege zu entscheiden.
Damit dieser innovative hybride Weg für die Lernenden gelingt, bedarf es einer qualitätsgesicherten Lernortkooperation, die, organisatorisch gut abgestimmt, inhaltliche Redundanzen ausräumt und insbesondere auch den Lernort Unternehmen mit einbezieht.

Zur Qualitätssicherung und gemeinsamen Weiterentwicklung der siA sollen Kooperationsunternehmen u.a. regelmäßig befragt werden. 2022 wurde daher eine Unternehmensbefragung durchgeführt, um ein erstes Stimmungsbild aus der Praxis einfangen zu können. Hierfür wurden 33 Unternehmen in Online-Interviews mit offenen Fragen zu ihrer ersten Einschätzung hinsichtlich der siA, sowohl in Bezug auf das Konzept als solches, als auch im Hinblick auf die Zufriedenheit mit den siA-Auszubildenden und die grundsätzliche Kooperation mit Hoch- und Berufsschule(n) befragt. Die Auswertung erfolgte dabei mittels MAXQDA, sowohl deduktiv als auch induktiv (Schneijderberg et al, 2022; Kuckartz, 2018).

Dieser Beitrag wertet die Befragung aus und gibt Empfehlungen zur Weiterverwendung der erhobenen Antworten. Insgesamt zeichnet sich auf Unternehmensseite ein durchaus positives Bild zum Konzept der siA ab und es werden interessante Vorschläge zur weiteren Optimierung der Verzahnung von Theorie und Praxis eingebracht.

Quellenverzeichnis

Kuckartz, U. (2018). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Verlagsgruppe Beltz, Weinheim, Basel.

Schneijderberg, C., Wieczorek, O. & Steinhardt, I. (2022). Qualitative und quantitative Inhaltsanalyse: Digital und automatisiert. Eine anwendungsorientierte Einführung mit empirischen Beispielen und Softwareanwendungen. Verlagsgruppe Beltz, Weinheim, Basel.



Regionalentwicklung durch die strukturelle Verbindung von allgemeiner und beruflicher Bildung – ein Einblick in das Modellprojekt AbiturPLUS

Sotiriadou, Christina; Zinn, Bernd

Universität Stuttgart, Institut für Erziehungswissenschaft, Deutschland

Vom Fachkräftemangel sind insbesondere ländliche Räume sowie gewerblich-technische Berufsgruppen betroffen (Kräußlich/Schwanz 2017). Bildungspolitik, Wirtschaft und Wissenschaft stehen in der Verantwortung, regionale Ressourcen und Potenziale proaktiv zu nutzen und regionale Angebote für eine kontinuierliche Berufs- und Studienorientierung zu gestalten. Außerschulische kooperative Bildungsangebote, welche arbeitsweltbezogene Erfahrungen ermöglichen, haben sich dabei als besonders effektiv erwiesen (z. B. Driesel-Lange et al. 2011). Das Modellprojekt AbiturPLUS stellt ein regionales berufsbildendes Angebot an einem allgemeinen Gymnasium dar, welches den parallelen Erwerb eines beruflichen Abschlusses als Zerspanungsmechaniker*in ermöglicht. In diesem Bezugsfeld geht die Untersuchung der Frage nach, inwiefern derartige regionale Bildungsangebote wirksame Fördermaßnahmen zur beruflichen Orientierung für gymnasiale Schüler*innen darstellen können. Den theoretischen Hintergrund bilden ausgewählte Determinanten der Berufsorientierung (Brüggemann et al. 2017), einschließlich dem Interessenskonstrukt (Krapp 1992), den beruflichen Interessensorientierungen gemäß RIASEC-Modell (Holland 1997) und dem akademisches Selbstkonzept unter Bezugnahme des Erwartung x Wert-Modells (Eccles 2005). Das Untersuchungsdesign umfasst zwei Studien. Für die Fragebogenstudie wurden teilnehmende sowie nicht teilnehmende Schüler*innen zu ihren bereichsspezifischen als auch beruflichen Interessen, ihrem akademischen Selbstkonzept sowie den beruflichen Plänen befragt. Die zweite Studie ist eine leitfadengestützte halbstrukturierte Interviewstudie mit teilnehmenden Schüler*innen sowie Absolvent*innen, in welcher die Bewertung des Projekts sowie projektbedingte Veränderungen, insbesondere im Kontext schulischer Interessen, der Freizeit und beruflicher Aspirationen, thematisiert wurden. Die Untersuchungsergebnisse liefern Hinweise, dass sich das vorgestellte regionale Bildungsprojekt als berufsorientierende Maßnahme mit regionaler Bindungswirkung eignet. Im Vergleich zu nicht-teilnehmenden Schüler*innen erwerben die Projektteilnehmer*innen berufliche Kompetenzen, das akademische Selbstkonzept sowie Interessen im MINT-Bereich werden gestärkt und die Berufswahlentscheidung positiv beeinflusst. Die Befunde bestärken die Notwendigkeit einer demografiesensiblen regionalen Bildungspolitik und legen nahe, dass effektive berufsorientierende Maßnahmen geschlechtersensibel konzipiert werden sollten.



Betriebliche Ausbildungspartnerschaften von KMU: Motive und Modelle

Bahl, Anke

BIBB, Deutschland

Die Ausbildungsbetriebsquote von KKU und KMU ist seit mehreren Jahren rückläufig. Die Ausbildung im Verbund wird bildungspolitisch nun als eine Möglichkeit propagiert, die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe zu stabilisieren. Über die Gegebenheiten und Herausforderungen solcher Zusammenschlüsse in der Praxis selbst ist jedoch wenig bekannt. Auch favorisieren viele Betriebe die Zusammenarbeit mit Bildungsdienstleistern anstelle von anderen Betrieben. Im Rahmen eines BIBB-Forschungsprojekts (vgl. Bahl et al. 2022) konnten zumindest vier unterschiedliche Beispiele für betriebliche Ausbildungspartnerschaften, bei denen sich allein ausbildungsberechtigte KMU mit einem oder mehreren anderen Betrieben zusammenschlossen, ausführlich untersucht werden. Das reichhaltige Interviewmaterial aus den Fallstudien wurde deskriptiv aufbereitet (vgl. Bahl et al. 2023) und wird derzeit für verschiedene Fragestellungen weiter ausgewertet.

Der Beitrag präsentiert die Fälle zunächst anhand ihrer organisatorischen Struktur und spezifischen Rahmenbedingungen für die Entstehung. Wie sich zeigt, kommt unterschiedlichen dritten Organisationen für die Anbahnung und Aufrechterhaltung der Partnerschaften eine bislang zu wenig beachtete Rolle zu. Dennoch mussten zwei der vier Fälle während der Laufzeit des Forschungsprojekts ihre Partnerschaft einstellen. Im Vergleich werden die Treiber der Ausbildungspartnerschaften und die Zielsetzungen für den Betriebswechsel der Auszubildenden näher fokussiert. Mit Rückgriff auf netzwerktheoretische Bezüge werden die zugrundeliegenden Handlungslogiken prinzipiell einzuordnen gesucht und allgemeine Schlüsse für die Nachhaltigkeit solcher Organisationsformen gezogen.

Bahl, Anke; Ebbinghaus, Margit; Dionisius, Regina; Schwerin, Christine; Settelmeyer, Anke; Wetten, Leonie: Betriebliche Ausbildungspartnerschaften – Strukturen, Potentiale und Risiken für KMU. Forschungsprojekt 2.2.308. Laufzeit II-2017 bis II-2022. Abschlussbericht. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung, 2022. – 59 S. – URL: https://res.bibb.de/vet-repository_780492

Bahl, Anke; Settelmeyer, Anke; Dionisius, Regina; Ebbinghaus, Margit; Schwerin, Christine; Wetten, Leonie: Betriebliche Ausbildungspartnerschaften von KMU – Vier Fallanalysen zu Struktur und Praxis. Bonn: BIBB, 2023 (i. Ersch.)



 
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