Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 3.1
Zeit:
Donnerstag, 07.09.2023:
16:00 - 17:30

Moderation der Sitzung: Andreas Rausch
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 063

Kapazität: 60 Personen

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Präsentationen

Autonomie im Entscheidungskorridor – Betriebliche Weiterbildungsentscheidungen in Klein- und Kleinstunternehmen

Müller, Christian

TU Dresden, Deutschland

Trotz Milliardeninvestition in betriebliche Weiterbildung (Seyda und Placke 2020, S. 105) und der quantitativen Dominanz der Klein- und Kleinstunternehmen (KKU) unter allen Unternehmen in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2022, o. S.) sind Entscheidungsprozesse für und gegen Weiterbildung dieser Beschäftigtengrößenklasse besonders selten Gegenstand empirischer Untersuchungen (Dobischat und Düsseldorf 2013, S. 253). Vor diesem Hintergrund präsentiert der Beitrag Ergebnisse einer empirischen Studie unter der Fragestellung:
Wie entscheiden Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer von KKU über die (Nicht-) Teilnahme an betrieblicher Weiterbildung und damit verbundene Einzelentscheidungen zwischen autonomer Entscheidungshandlung und den Limitationen des betrieblichen Entscheidungskorridors?
Die empirische Grundlage bilden qualitative Interviews mit Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern aus 16 verschiedenen Wirtschaftszweigen, die unter der forschungsmethodologischen Perspektive der Grounded Theory Methodology ausgewertet und zur einer fünf Typen umfassenden Typologie betrieblicher Weiterbildungsentscheidungen abduktiv zusammengefasst wurden. Unter der organisationstheoretischen Annahme, dass Entscheidungen gerade nicht rationalistischen und linearen Pfadlogiken folgen, sondern von Simultanität, fluiden Präferenzen, Intuition, Werthaltungen der Akteure oder lediglich der Existenz geeigneter Entscheidungsgelegenheiten abhängen (March 1990: Das Garbage Can Model) wird gezeigt, wie Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer die an sie gestellten Anforderungen pädagogischer Entscheidungen im betrieblichen Alltag bewältigen und damit Verantwortung für die Weiterbildung ihrer Beschäftigten übernehmen.
Literatur:
Dobischat, Rolf / Düsseldorff, Karl (2013): Betriebliche Weiterbildung in Klein-
und Mittelbetrieben (KMU). Forschungsstand, Problemlagen und Handlungserfordernisse. Eine Bilanz. In: WSI Mitteilungen 4, S. 247–254.
March, James G. (Hrsg.) (1990): Entscheidung und Organisation. Kritische und
konstruktive Beiträge, Entwicklungen und Perspektiven. Wiesbaden: Gabler.
Seyda, Susanne; Placke, Beate (2020): IW-Weiterbildungserhebung 2020: Weiterbildung im Wachstumskurs. In: Vierteljahreszeitschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung 47 (4), S. 103–123.
Statistisches Bundesamt (2022): Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland. Hg. v. Statistisches Bundesamt.



Weiterbildungsstudiengänge im Blended-Learning Format unter Berücksichtigung der zunehmenden Heterogenität der Studierenden

Bauer, Theresa; Förster, Manuel

Technische Universität München, Deutschland

Die zunehmende Bedeutung digitaler Lernangebote und die wachsende Heterogenität erfordern ein an die Studierenden angepasstes Lehrformat. Demnach sollten insbesondere Weiterbildungsstudiengänge durch E-Learning angereichert werden, um die individuellen Lernbedingungen der nicht-traditionellen, berufstätigen Studierenden zu berücksichtigen (Arnold et al., 2018; Zimmer, Lörz, Marzuk, 2021). Abgeleitet aus dem Angebots-Nutzungs-Modell (Schrader & Helmke, 2008) wurde ein Lernerfolgs-Modell unter Berücksichtigung der demografischen, motivationalen und kognitiven Heterogenitätsmerkmale entwickelt.

Ziel ist es, die Auswirkungen der demografischen, kognitiven und motivationalen Heterogenität auf das Lernverhalten von Studierenden zu analysieren und abzuleiten, wie Studiengänge im Blended-Learning-Format gestaltet sein müssen, um den heterogenen Bedürfnissen von berufstätigen, internationalen Studierenden im Bereich der beruflichen Bildung gerecht zu werden. Aufgrund dieser internationalen Zielgruppe wird der Studiengang in einem Blended-Learning Format angeboten, in dem sich Online- und Präsenzphasen abwechseln. Im Rahmen dieser Studie wird ein Mixed-Methods-Design angewendet, bei dem erste quantitative Daten (N=21) mittels qualitativer Interviews vertieft werden. Zum Start und am Ende des ersten Semesters wurde eine Fragebogenerhebung durchgeführt und ergänzend dazu wurden zu zwei verschiedenen Zeitpunkten während des Semesters leitfadengestützte Interviews mit jeweils 13 Studierenden geführt, welche anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2022) analysiert wurden.

Erste Auswertungen der Interviews zeigen, dass die soziale Interaktion ein essenzielles Bedürfnis von heterogenen Studierenden darstellt, weshalb Präsenzphasen und die Zusammenarbeit in Peer-Groups einen positiven Effekt haben. Ebenso wirken sich Meilensteine, Multimedialität, eine klare Kommunikation sowie eine stringente Struktur der Module positiv auf den Lernerfolg aus. Die heterogenen Studierenden haben zudem das Bedürfnis nach hoher Flexibilität im Studium, was durch eine selbstständige Einteilung der Lernzeit, ortsunabhängiges Lernen und einem dauerhaften Zugang zu den digitalen Lernmaterialien sichergestellt werden kann. So kann ein an die Studierenden angepasstes Blended-Learning Format die Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Familie unterstützen. In einem nächsten Schritt werden Logfile-Daten der Lernmanagementplattform herangezogen, um das Lernverhalten weiter zu analysieren.



Arbeitsschutzkompetenz messbar machen: Ein valider, Rasch-skalierter Test zu rechtlichen und methodischen Grundlagen der Arbeitssicherheit

Maletz, Lucia1; Naumann, Nils Johannes2; Frank, Carolin1

1Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl Didaktik der Technik; 2Bergische Universität Wuppertal, Methoden der Bildungsforschung

Obwohl Inhalte der Arbeitsicherheit bzw. des Arbeitsschutzes in berufsbildenden Schulen, Hochschulen und Unternehmen gelernt werden sollen, gibt es in diesem Bereich wenig Erkenntnisse zur Kompetenzmodellierung und -messung. Häufig wird die Arbeitsschutz-Kompetenz lediglich mittels Selbsteinschätzung erhoben [1, 2].

Die Bewältigung sicherheitsbezogener Problemsituationen erfordert tätigkeitsübergreifende und -spezifische Kompetenzen [3]. Tätigkeitsübergreifende Kompetenzen, zu denen rechtliche und methodische Grundlagen zählen, werden bei der Wissensvermittlung oft unzureichend berücksichtigt [3, 4]. Genau für diese Aspekte wurde ein Test für Studierende mit insgesamt 51 Items, deren Schwierigkeit über anforderungsbestimmende Aufgabenmerkmale [5] variiert wurde, entwickelt. Die Items wurden mittels Lautem Denken [6] getestet (N=3), mit Arbeitssicherheitsexperten optimiert (N=5) und an einer Stichprobe von 98 Studierenden pilotiert.

Die Skalierungsergebnisse zeigen, dass sich die methodischen und rechtlichen Kompetenzen auf einer Skala abbilden lassen (EAP-Rel.=.88, 0.95 < Infit < 1.05 für alle Items) und sich die empirischen Itemschwierigkeiten durch die a priori bestimmten Aufgabenmerkmale erklären lassen: Erwartungsgemäß erwiesen sich Items zu Zusammenhangs- und Konzeptwissen jeweils als signifikant schwerer als Items zu reinem Faktenwissen.

Schwerpunkte des Vortrags bilden die Vorstellung der Methodik der Testerstellung sowie der Skalierungsergebnisse.

[1] M. A. Griffin und A. Neal, „Perceptions of Safety at Work: A Framework for Linking Safety Climate to Safety Performance, Knowledge, and Motivation,“ Journal of Occupational Health Psychology, Vol. 5 No. 3, S. 347–358, 2000.

[2] L. Jianga, G. Yu und F. Li, „Perceived colleagues’ safety knowledge/behavior and safety performance: Safety climate as a moderator in a multilevel study,“ Accident Analysis and Prevention, Nr. 42, S. 1468–1476, 2010.

[3] A. Kahl, C. Frank und R. Erlebach, „Eine kritische Untersuchung arbeitsschutzbezogener Lehrinhalte in Lehrbüchern metalltechnischer Berufe,“ Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie, 2021.

[4] A. Kahl, Arbeitssicherheit: Fachliche Grundlagen. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 2019.

[5] A. Kauertz, Schwierigkeitserzeugende Merkmale physikalischer Leistungstestaufgaben (Studien zum Physik- und Chemielernen 79). Berlin: Logos Verlag, 2008.

[6] K. A. Ericsson und H. A Simon, Protocal Analysis: Verbal Reports as Data. Cambridge, MA: MIT Press, 1993.



 
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