Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 2.6
Zeit:
Donnerstag, 07.09.2023:
14:00 - 15:30

Moderation der Sitzung: Volker Bank
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 166

Kapazität: 40 Personen

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Präsentationen

Blind mit nur einer Theorie - Verantwortliches Forschen braucht verschiedene Blickwinkel

Kaiser, Franz

Universität Rostock, Deutschland

Die Berufsbildung ist unabhängig von ihrer historischen und regionalen Verortung ein so komplexes gesellschaftliches Gestaltungsfeld der sozialen und institutionellen Interaktion mit hoher Bedeutung für die individuelle Entwicklung, dass ihr nur unzulänglich mit einer Theorie begegnet werden kann. Erfolgt demnach ein eindimensionaler Zugang, ggf. auch noch auf der Grundlage unzulänglicher oder gar nicht geklärter Prämissen, dann setzt Teilblindheit gegenüber nicht erkannten Phänomenen ein oder neudeutsch ausgedrückt – Limitationen geraten aus dem Blick. Der Beitrag widmet sich zunächst dem Phänomen der Teilwahrnehmung, systematisiert die unterschiedlichen Ebenen der zu untersuchenden Phänomene der beruflichen Bildung im Rückgriff auf Bronfenbrenner und darauf bezogene Forschungsansätze und zeigt schließlich anhand eigener Forschungserfahrungen die Möglichkeiten des Einsatzes mehrerer Theorien auf, die unterschiedliche Reichweite und Berechtigung bzw. Erklärung je nach Kontext anbieten. Dabei kommen Theorien zur Analyse von Systemstrukturen, Tätigkeiten, biografischen Verläufen und zur didaktischen Struktiurierung ebenso zur Sprache wie Theorien zur kritischen Reflexion, wie sie uns in der kritischen Bildungstheorie begegnen

Dass wir unsere hegemoniale westliche und männliche Kultur unsere Theorien ebenso prägt wie der gesamte gesellschaftliche Kontext sei zusätzlich bemerkt. Ein Plädoyer für die Berücksichtigung der Gesamtsitation schließt den Beitrag ab.

Lit:

Bronfenbrenner, U. (1981): Die Ökologie der menschlichen Entwicklung. (2. Aufl.). Stuttgart.

Euler, P. (2020): Dennoch: Pädagogik. Gesellschafts- und Sebstkritik als Bedingung einer in Bildung begründeten Pädagogik. In: Leseräume. Zeitschrift für Literalität n Schule und Forschung. 7 Jhg. H.6, S. 27-43.

Harney, K. (2020): Theorieansätze der Berufsbildung. In: Arnold, R./Lipsmeier, A./Rohs, M. (Hrsg.) Handbuch Berufsbildung. Wiesbaden. S. 639–650

Kaiser, F. (2020): Reflections on typologies of comparison studies and the necessity of cultural-historical views illustrated by the analysis of the Swedish vocational education system from abroad. In: Pilz, M/Li, J (eds.), Comparative Vocational Education Research, Internationale Berufsbildungsforschung. Wiesbaden, p. 259-274.

Nickolaus, R. (2017): Kompetenzmodellierungen in der beruflichen Bildung – eine Zwischenbilanz. In: Schlicht, J./Moschner, U. (eds) Berufliche Bildung an der Grenze zwischen Wirtschaft und Pädagogik. Wiesbaden. S. 255-281



John Deweys Ideenbezug und dessen theoretische Kontextualisierung als Ausgangspunkte einer nichtdualistischen pädagogischen Besinnung berufspädagogisch-didaktischer Theorie – Überlegungen unter Bezug auf das Verhältnis von Freiheit, Berufsbildung und Verantwortung

Tecklenburg-Rapske, Ruben

Universität Bonn, Deutschland

Tecklenburg-Rapske, Ruben; Universität Bonn

Titel:

John Deweys Ideenbezug und dessen theoretische Kontextualisierung als Ausgangspunkte einer nichtdualistischen pädagogischen Besinnung berufspädagogisch-didaktischer Theorie – Überlegungen unter Bezug auf das Verhältnis von Freiheit, Berufsbildung und Verantwortung

Fragestellung:

Welche auch begrifflichen Formbezüge sind John Deweys Ansprache von Ideen (überhaupt) anzufügen um eine nichtdualistische pädagogische Besinnung im Rahmen berufspädagogisch-didaktischer Theorie zu unterstützten?

Theoretische Verortung:

Es erfolgt ein Bezug auf den Rahmen des Pragmatismus` als Form praxisorientierter Philosophie aus einer Perspektive berufspädagogischer Didaktik. Der Anschluss an Dewey selbst ist kritisch-konstruktiv in dem Sinne, dass zentrale Fassungen Deweys wie auch Optionen des Anschlusses an diese erörtert werden.

Zugang:

Als Basis dienen neben eigenen Lektüren Deweys (im Rahmen und Nachgang meiner Dissertation)1 v. a. Anschlüsse an den US-amerikanischen Dewey-Diskurs. Maßgeblich Richard Prawats Feststellung einer Wandlung Deweys Ausrichtung der Pädagogik und Didaktik über das Thema der Ideen2 wird aufgegriffen und unter Bezug auf die Themenstellung der Sektionstagung weitergeführt.

Ergebnisse:

Die von Prawat identifizierte philosophische Kontextualisierung der Ideen im Rahmen der Lernthematik lässt sich nicht nur als Ausdruck einer Schärfung des pädagogischen Denkens Deweys in seiner späteren Phase fassen. Sie lässt sich auch als Ausdruck einer stringenteren Bewegung Deweys zwischen verschiedenen Theoriebereichen explizieren. In diesem Rahmen lassen sich Fassungen Deweys herausstellen, die eine Überwindung zentraler Dualisierungen auch im Kontext beruflicher Bildung befördern können: so gerade auch jener von Freiheit und Verantwortung. Diesen Fassungen lassen sich wiederum Möglichkeitserörterungen bezüglich weiterer pädagogischer bzw. berufspädagogischer Begriffe anschließen.

Implikationen:

Die Arbeit an einzelnen Begriffen in einem pädagogischen Sinne (u.a. Lernen, Situation) lässt sich in einem berufspädagogischen Kontext über Dewey und seinen philosophischen Horizont hinausführen. Damit zeichnet sich die Option einer alternativen Begründung berufspädagogischer Theorie ab.



Vom Austausch zur Integration – Ostdeutsche Berufs- und Wirtschaftspädagogik im Umbruch der späten 1980er und frühen 1990er Jahre

Herkner, Volkmar

Europa-Universität Flensburg, Deutschland

Die politischen Geschehnisse in der DDR überrollten 1989/90 sowohl die DDR-Berufsbildung als auch die „sozialistische Berufspädagogik“ und deren Berufsbildungsforschung. Binnen kurzer Zeit mussten in den ostdeutschen Hochschulen und Universitäten Anpassungen an die bundesdeutschen Begebenheiten vorgenommen werden. Dabei zeichneten sich bereits vor dem Ende der DDR erste Annäherungen zwischen Disziplinenvertretern aus Ost und West ab. So erwähnt Franz Bernard (2014), bereits zu DDR-Zeiten Professor in Magdeburg, den informellen Austausch mit Bernard Bonz, damals Berufspädagogik-Professor in Hohenheim. Und in jenem Herbstsemester 1989/90 war mit Peter Storz ein Vertreter der DDR-Berufspädagogik als Gastwissenschaftler am Institut Technik und Bildung der Universität Bremen tätig. Auch die beiden zentralen Institute, das BIBB (West) und das ZIB (Ost), tauschten sich zuvor bereits aus und vereinbarten zum Jahreswechsel 1989/90 eine Intensivierung der gemeinsamen Zusammenarbeit. Das aus der gegenseitigen Beobachtung und dem folgenden informativen Austausch aufgrund der rasant ablaufenden politischen Entwicklungen rasch eine beinahe komplette Übernahme des bundesdeutschen Systems wurde, war zum frühen Stadium der politischen Wende in der DDR nicht absehbar. Die Kommission Berufs- und Wirtschaftspädagogik der DGfE war spätestens gefordert, als ab Mitte 1990 die Angleichung der DDR-Berufsschullehrkräfteausbildung an die Standards der bundesdeutschen Lehramtsausbildung auf der Agenda stand. Hier war der damalige Vorstand um Reinhard Czycholl, Martin Kipp und Bernard Bonz in besonderer Weise gefordert.

In dem Beitrag kommen insbesondere Zeitzeugen zu Wort, um diese Phase des Übergangs, die durch ihre grundsätzliche Offenheit ihre besondere Faszination bezieht, näher zu beleuchten. Dabei geht es nicht so sehr (aber auch) um einen Beitrag zur Geschichte der Sektion als vielmehr darum, Hintergründe zur Disziplinengeschichte eines kleinen, aber sehr bedeutsamen Zeitabschnittes zu beleuchten. En passant kann deutlich werden, wieso sich in jener Zeit die nord- und ostdeutsch geprägte Arbeitsgemeinschaft der Hochschulinstitute gewerblich-technische Wissenschaften (HGTB) – gewissermaßen Vorgänger der heutigen gtw – herausbildete, die offenbar eine Nähe zur Kommission Berufs- und Wirtschaftspädagogik vermied.



 
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