Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 2.3
Zeit:
Donnerstag, 07.09.2023:
14:00 - 15:30

Moderation der Sitzung: Robert W. Jahn
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 066

Kapazität: 60 Personen

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Präsentationen

Gründe für verschiedene Formen der vorzeitigen Vertragslösung von Auszubildenden: Eine empirische Analyse von Ausbildungsverläufen

Michaelis, Christian1; Findeisen, Stefanie2

1Georg-August-Universität Göttingen; 2Universität Konstanz

Mehrere Studien sensibilisieren für die Betrachtung einer vorzeitigen Vertragslösung (VV) aus der Lebensverlaufsperspektive (Krötz & Deutscher, 2022; Michaelis & Richter, 2022; Wydra-Somaggio, 2021), um dieses Ereignis im Zusammenhang mit anschließenden Verläufen zu interpretieren. Auch wenn ein nicht unerheblicher Anteil an Jugendlichen nach einer VV das Bildungssystem frühzeitig ungelernt verlässt (Abbruch nach unten), mündet der größte Anteil erneut in institutionalisierte Bildung ein (Michaelis & Richter, 2022) und erlebt somit einen horizontalen Wechsel bzw. einige streben nach einer VV auch eine Höherqualifikation an (Abbruch nach oben) (Krötz & Deutscher, 2022; Schmid & Stalder, 2012). Wenig Kenntnis besteht bisher zum Zusammenhang von Gründen einer VV und anschließenden Verläufen, was im vorliegenden Beitrag unter Rückgriff auf Daten des NEPS (SC 4, n = 596 Auszubildende mit einer VV; NEPS-Netzwerk, 2021) differenzierter analysiert wird. Mittels einer Sequenz- und Clusteranalyse von Auszubildenden mit einer VV wurden folgende sieben Cluster zu Verläufen nach einer VV (Beobachtungszeitraum: 24 Monate) identifiziert: (C1) Horizontale VV in denselben Beruf; (C2) Direkte horizontale VV in einen anderen Beruf; (C3) Verzögerte horizontale VV in einen anderen Beruf; (C4) VV nach oben in weiterführende Bildung oder Hochschule; (C5) VV nach unten in den Übergangssektor; (C6) VV nach unten in unqualifizierte Beschäftigung; (C7) VV nach unten in Arbeitslosigkeit. Folgenden Gründe für eine VV werden in NEPS unterschieden: (a) andere Ausbildungsstelle erhalten, (b) Konflikte, (c) Überforderung, (d) nicht gewünschter Ausbildungsberuf, (e) Qualität, (f) finanzielle Gründe, (g) persönliche Gründe (z. B. Krankheit, Schwangerschaft). In einer multinomialen logistischen Regression zeigt sich, dass im Falle von Konflikten im vorzeitig gelösten Ausbildungsverhältnis eine horizontale VV wahrscheinlicher und eine VV nach oben unwahrscheinlicher werden. Daneben wird eine VV nach oben wahrscheinlicher, wenn das erste Ausbildungsverhältnis nicht dem Wunschberuf entsprach. Persönliche Gründe führen hingegen häufiger zu Verläufen in die Arbeitslosigkeit. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer differenzierteren Analyse von vorzeitigen Vertragslösungsrichtungen sowohl für zukünftige Forschung als auch für die Bildungspolitik, die im Beitrag abschließend diskutiert werden.



Wege in Ausbildung: Eine Analyse zum Einfluss von Lesekompetenzen und Nutzung von Angeboten der beruflichen Orientierung

Michaelis, Christian1; Hangen, Jule2; Gorges, Julia3; Hollricher, Luca3; Wuttke, Eveline2

1Georg-August-Universität Göttingen; 2Goethe-Universität Frankfurt; 3Philipps-Universität Marburg

Geringqualifizierte Schulabgänger:innen weisen die geringste Wahrscheinlichkeit auf, einen Ausbildungsplatz zu erhalten (Holtmann et al., 2017) und erleben häufiger verzögerte Einmündungen in Ausbildung sowie instabile Verläufe in der nachschulischen Bildung (Michaelis et al., 2022). Hintergründe hierfür sind vielfältig (ebd.). Aus Perspektive der Social Cognitive Career Theory (SCCT; Lent et al., 2002) kann eine geringe Lesekompetenz, die bei geringqualifizierten Jugendlichen häufig beobachtet wird (Sälzer, 2021), sowohl das Informieren über geeignete Ausbildungsberufe i.S. einer Erschließung der Gelegenheitsstrukturen als auch das erfolgreiche Durchlaufen eines Bewerbungsverfahren i.S. der Selbstwirksamkeit – entwickelt auf Basis bisheriger (schulischer) Erfolge – beeinträchtigen. Durch die Teilnahme an Maßnahmen der beruflichen Orientierung, einem Kontextfaktor i.S. der SCCT, sollen Jugendliche in der Auswahl realistischer beruflicher Laufbahnen unterstützt werden.

Vor diesem Hintergrund soll untersucht werden, inwiefern die Lesekompetenz, die Teilnahme an Maßnahmen der beruflichen Orientierung sowie sozio-demografische Merkmale zu einem Übergang in stabile versus instabile Ausbildungsverläufe beitragen. Dazu werden Daten der Kohorte SC 4 des Nationalen Bildungspanels (NEPS-Netzwerk, 2021) genutzt und auf Schulabgänger:innen mit maximal Hauptschulabschluss begrenzt (n = 1.678). In einem ersten Schritt wurden mittels Sequence- und Clusteranalysen fünf Verlaufstypen nachschulischer Bildungsverläufe identifiziert: (1.) Direkte und (2.) verzögerte Einmündungen in Ausbildung, (3.) Übergänge mit Abbrüchen, (4.) Rückkehr in allgemeinbildende Angebote sowie (5.) instabile Verläufe. In einem zweiten Schritt erfolgen Regressionsanalysen, um den Einfluss von Lesekompetenzen, der Nutzung von Angeboten der beruflichen Orientierung sowie Interaktionseffekte zwischen diesen zu analysieren.

Die Ergebnisse können die SSCT bedingt bestätigen. Erwartungsgemäß steigert die Nutzung von Maßnahmen der beruflichen Orientierung die Wahrscheinlichkeit direkt in Ausbildung einzumünden, die Effekte der Lesekompetenzen sind allerdings erwartungswidrig. Höhere Kompetenzwerte stehen stärker im Zusammenhang mit der Rückkehr in allgemeinbildende Angebote nach diversen Aktivitäten sowie verzögerten Einmündungen in Ausbildung. Die Relevanz von Lesekompetenzen geringqualifizierter Jugendlicher für nachschulische Bildungsverläufe wird im Beitrag abschließend kritisch diskutiert.



Längsschnittstudie zum Einfluss von Teamidentifikation und sozialer Unterstützung auf die Absicht den Vorbereitungsdienst abzubrechen

Hangen, Jule1; Warwas, Julia2

1Goethe Universität Frankfurt; 2Universität Hohenheim

Die Ausbildung beruflicher Lehrkräfte wird u.a. in der zweiten Phase der Lehrkräftebildung, dem sogenannten Vorbereitungsdienst (VD) gewährleitet. Diese erste Phase beruflicher Praxis gilt zum einen als belastend und stressbehaftet aber gleichzeitig als essentiell für die Entwicklung einer beruflichen Identität (Hong, 2010).

Während die Beziehungen zwischen Lehrkräften im VD (LiV) und Ausbildern am Studienseminar (z.B. Kärner et al., 2022) sowie Mentor*innen (z.B. Warwas et al., 2016) häufig betrachtet wurden, soll in diesem Beitrag die Wichtigkeit der Gemeinschaft und Zusammenarbeit von LiV im Vordergrund stehen (siehe auch Kärner et al. 2021 zur Unterstützung durch Kolleg*innen und andere LiV in Problemsituationen). Dem Social Identity Approach folgend, ist die Zugehörigkeit zu Gruppen gut für die Gesundheit und das Wohlbefinden, da Menschen einen Teil ihres Selbstkonzepts aus der Zugehörigkeit zu Gruppen ableiten (Haslam, 2004). Diese kollektive Sichtweise, die durch die Identifikation mit dem Team entsteht, kann ihnen helfen, mit belastenden Situationen besser umzugehen (Haslam et al., 2009). Neben der Identifikation mit einem Team wird auch die wahrgenommene soziale Unterstützung im Rahmen des sogenannten „social cure“ Phänomen in den Blick genommen: Erste Studien deuten darauf hin, dass der Einfluss von Identifikation mit einem Team auf physiologische und psychologische Gesundheit mediiert wird durch soziale Unterstützung und kollektive Selbstwirksamkeitserwartungen (Frenzel et al., 2022).

Vor dem Hintergrund eines verstärkten Lehrkräftemangels, soll überprüft werden, ob ein solcher Einfluss auch während des VD zu finden ist. Als abhängige Variable wird die Absicht, den VD abzubrechen gewählt und es soll überprüft werden, welchen Einfluss die Identifikation mit den Teams an Schule und Studienseminar hat und, ob dieser Einfluss mediiert wird durch die wahrgenommene Unterstützung.

Zur Beantwortung wurde eine längsschnittliche Online-Fragebogenerhebung durchgeführt. LiV für berufliche Schulen in Hessen (N=34) wurden zu 5 Zeitpunkten sowohl nach ihrer Identifikation mit verschiedenen Teams als auch der sozialen Unterstützung an Schule & Studienseminar und ihrer Absicht, den VD abzubrechen befragt. Erste Mediationsanalysen zeigen, dass der Einfluss von Identifikation mit dem Team auf Abbruchgedanken zu Beginn des 1. Hauptsemesters vollständig mediiert wird durch die Unterstützung am Studienseminar.



 
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