Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 1.1
Zeit:
Donnerstag, 07.09.2023:
10:45 - 12:15

Moderation der Sitzung: Andreas Rausch
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 063

Kapazität: 60 Personen

Zeige Hilfe zu 'Vergrößern oder verkleinern Sie den Text der Zusammenfassung' an
Präsentationen

Professionalisierung von beruflichen Lehrkräften für digital angereicherten bzw. hybriden Unterricht

Pittich, Daniel1; Ludwig, Tobias1; Tenberg, Ralf2

1TU München, Deutschland; 2TU Darmstadt, Deutschland

Digitale Lehrkompetenzen werden in allen Bildungsbereichen immer wichtiger. Die fundierte Professionalisierung von Lehrkräften ist dabei eine Zukunftsaufgabe, da die Lehrkräfte die erforderlichen didaktischen, methodischen und informatorischen Kompetenzen überwiegend eigenständig im unterrichtlichen Handeln erwerben (Tenberg, 2020). Lehrkräfte müssen daher stärker als bisher befähigt werden, digitale Features kompetent und didaktisch reflektiert für Lehren und Lernen einzusetzen (van Ackeren et al 2019). In Adressierung dessen wurde im BMBF-Projekt „Hybrid-Learn“ der Nationalen Bildungsplattform eine Professionalisierungsansatz zur Entwicklung und Umsetzung hybrider Lehr- und Unterrichtskonzepte im beruflichen Unterricht entwickelt (Konzeptionsphase). Es befindet sich aktuell in Umsetzung (Umsetzungsphase) und folgt dabei der Grundidee Hybrider Lernlandschaften (Pittich, Tenberg, 2020). Der vorliegende Professionalisierungsansatz und dessen theoretisch-konzeptionelle Hintergründe integrieren dabei Digitale Lehrkompetenzen (u.a. Sloane, 2019; Seufert, et. al 2019; Schmid et. al 2016), Professionalisierung von Lehrpersonen (u.a. Gössling et. al 2019; Tenberg, 2020) sowie Hybride Lehre (u.a. Euler, Severing,2019; Kerres 200, Jahnke, 2016). Das Vorhaben lässt sich Design-Based-Research-Ansatz beschreiben, in dem nach erfolgreicher Konzeptionsphase zwei Implementierungs-, Evaluierungs-, Optimierungs-Zyklen erfolgen. Die Anzahl an Kursformaten sowie Teilnehmenden wird dabei erweitert. Der Ansatz wird zudem über eine vierteiligen Begleitstudie empirisch begleitet (Summative Evaluation, reflektierte Logfile-Analyse, Lernwirkungstest, Follow-up Befragung). Aktuelle Ergebnisse beziehen sich auf einen intuitiven Moodle-Kurs als „didaktisch-methodischen Doppeldecker“, in dem die Lehrkräfte in ihrer Professionalisierung genau jene Methoden handhaben, die Sie in schulischen Lernumgebungen einsetzen. Hinzu kommen erste (Teil-)Ergebnisse, wie Rückmeldungen bei der Erarbeitung hybrider Unterrichtskonzepte über Checklisten erfolgt sowie Aussagen des wissenschaftlichen Monitorings. Der Professionalisierungsansatz ermöglicht einen Perspektivwechsel bei den Lehrkräften, da diese selbst einen Einblick in selbstorganisiertes Lernen in hybriden Formaten, sie erfahren was es für Lernende heißt sich intuitiv in Selbstlernumgebungen bewegen zu können und digitale Lehr-Lern-Features zu nutzen. Die Grundidee werden aktuell in unterschiedlichen Schulkooperationen nutzbar gemacht.



Lebenssituation, berufliche Aspirationen und Orientierung von Auszubildenden. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter Berücksichtigung der Wohnortgröße

Eckelt, Marcus

Helmut-Schmidt-Universität, Deutschland

Im Zentrum der Berufsbildungsforschung stehen die (jungen) Menschen, denen durch eine Ausbildung die berufliche und gesellschaftliche Integration ermöglicht werden soll. Eine Berufsausbildung lässt sich in diesem Sinne als eine Voraussetzung zu positiver Freiheit innerhalb der heutigen Gesellschaft verstehen – also der Freiheit des einzelnen Subjekts, das eigene Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Erhebliche raumbezogene Ungleichheiten in der Berufsbildung innerhalb Deutschlands, die für den dualen Ausbildungsmarkt gut dokumentiert sind, werfen jedoch die Frage auf, wie es um die Voraussetzungen dieser positiven Freiheit bestellt ist. Auf einer theoretischen Ebene wird vermutet, dass es neben der regional unterschiedlichen Ausbildungssituation auch regional unterschiedlich ausgeprägte Einstellungen der jungen Menschen vor und in Ausbildung geben könnte. Historisch wurde von einem ausgeprägten Stadt-Land-Unterschied ausgegangen (Büchter 2021; Hjelm-Madsen und Kalisch 2022).

Ob dem heute noch so ist, wird im geplanten Vortrag dieser Frage auf Basis einer repräsentativen Befragung von Auszubildenden (n = 831, duales und Schulberufssystem) nachgegangen. Da eine exakte Zuordnung zu städtischen bzw. ländlichen Regionen (Schmidt und Uhly 2023) mit den vorliegenden Daten nicht möglich war, wird als Hilfskonstruktion die Wohnortgröße genutzt. Mittels einer explorativ-deskriptiven Auswertungsstrategie wurde überprüft, inwiefern es Unterschiede bezüglich der Ausbildungssuche, der Ausbildungssituation, beruflicher Aspirationen und zentraler Werte zwischen Auszubildenden nach Wohnortgröße (fünfstufig) gibt.

Im Ergebnis zeigen sich heutzutage kaum systematische Unterschiede. Auszubildende berichten mehrheitlich von einer ähnlichen Ausbildungssituation und teilen ausbildungsbezogene Einstellungen und Zukunftswünsche. Dies legt nahe, dass raumbezogene Einflüsse auf die subjektive Orientierung von Auszubildenden nicht einem einfachen Stadt-Land-Schema folgen.

Im Ausblick wird daher für Regionalstudien plädiert, die neben materiellen Raumbedingungen auch subjektive Perspektiven Auszubildender erheben, um den Zusammenhang von regionaler Ausbildungssituation und Einstellungen künftig besser zu verstehen.



Vertrauenskultur als Basis innovativer Lernkulturen

Barabasch, Antje; Widmer, Lona

EHB, Schweiz

Durch eine kooperative Vertrauenskultur im Ausbildungsbetrieb, können Jugendliche dabei unterstützt werden früh Verantwortung zu übernehmen. Die vorliegende Analyse geht von der Annahme aus, dass die Vertrauenskultur eines Unternehmens eine Rahmenbedingung für eine gelingende Berufsbildung darstellt. Mit welchen Massnahmen wird bewusst eine gelebte Vertrauenskultur in der Berufsbildung eines Unternehmens geschaffen und wie wirkt sich diese auf das Gelingen der Berufsbildung?

Vertrauenskultur basiert auf gegenseitigem Vertrauen innerhalb eines Unternehmens, das von allen Mitarbeitenden getragen wird. Es ist auch eine Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen, deren Umgang mit Veränderungen und deren Anpassung an neue Gegebenheiten. Die Berufsbildung ist diesem Innovations- und Veränderungsdruck ebenso ausgesetzt und die Vertrauenskultur eines Unternehmens kann für deren erfolgreiche Bewältigung massgebend sein. Eine geeignete Unternehmenskultur zeichnet sich durch eine ausgeprägte Mitarbeiterorientierung, Partizipation, bedeutsame Arbeit, gute Arbeitsbedingungen, regelmässige Kompetenzentwicklung und eine klare Mitarbeiterbezogenheit aus. Die Vertrauenskultur zwischen den Lernenden und Mitarbeitern ist aber von einer Asymmetrie und Abhängigkeit geprägt. Besonders bedeutsam ist die Beziehungsgestaltung am Arbeitsplatz. Sie drückt sich unter anderem in einer konstruktiven Feedback- und Fehlerkultur, aber auch in den zahlreichen Möglichkeiten der Lernenden zur aktiven Mitgestaltung im Betrieb aus.

Im Rahmen einer explorativen Fallstudie im grössten Telekommunikationsunternehmen der Schweiz wurden 37 semi-strukturierte Interviews mit Lernenden, Ausbildungsbegleitern und Managern sowie Beobachtungen durchgeführt. Die strukturierende Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2016) führte über die Kodierung zur iterativen Interpretation im Team und Vertiefung der Thematik durch weitere Literatur- und Expertenkonsultation.

Konkret wird im Vortrag aufgezeigt, 1. inwiefern die Beziehungsgestaltung des Unternehmens eine hohe Vertrauenswürdigkeit zum Ausdruck bringt, 2., wie entscheidend dabei die Fehler- und die Feedbackkultur sind und 3. welchen Einfluss die Mitgestaltungsmöglichkeiten und die Eigeninitiative der Lernenden haben. Mit Hilfe von aussagekräftigen Interviewauszügen, werden die Annahmen untermauert. Die Datenanalyse stützt die Annahme, dass eine gelingende Berufsbildung eine konstruktive Vertrauenskultur als Rahmenbedingung benötigt.



 
Impressum · Kontaktadresse:
Datenschutzerklärung · Veranstaltung: BWP 2023
Conference Software: ConfTool Pro 2.6.149
© 2001–2024 by Dr. H. Weinreich, Hamburg, Germany