Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session YR 1.6
Zeit:
Mittwoch, 06.09.2023:
12:15 - 14:15

Moderation der Sitzung: Tamara Riehle
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 166

Kapazität: 40 Personen

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Präsentationen

You are not alone -Interprofessionelle Berufsbildung für Gesundheitsfachberufe

Vogel, Jann Niklas; Bagner, Annemarie; Müller, Matthias

Hochschule Neubrandenburg, Deutschland

Fragestellung

Wie sollte interprofessionelles Lehren und Lernen (IPLL) in der Berufsbildung von Gesundheitsfachberufen gestaltet sein?

Theoretische Verortung

Das Gesundheitswesen steht angesichts aktueller Entwicklungen vor vielfältigen Herausforderungen. Um diesen proaktiv zu begegnen, werden in der internationalen Literatur interprofessionelle gesundheitsberufliche Teams als Schlüsselelement für eine personenbezogene, bedarfsgerechte und kosteneffiziente Gesundheitsversorgung beschrieben (Reeves et al., 2017). Dabei wird Interprofessionalität als Lehre und Tätigkeit definiert, die entsteht, wenn mindestens zwei Berufsgruppen gemeinsam arbeiten und voneinander lernen (WHO, 2010). Hierfür bedarf es Kompetenzen, die durch IPLL vermittelt werden können. Allerdings liegen in Deutschland kaum fundierte Erkenntnisse über das IPLL-Format vor.

Methodischer Zugang

Im Rahmen der SEKTIONSTAGUNG BWP 2023 möchten wir praxisnahe Möglichkeiten und Best-Practice-Beispiele präsentieren, mit denen Interprofessionalität gelehrt und gelernt werden kann. Grundlage bilden verschiedene Studien (u.a. Literaturübersicht, Interviewerhebungen) zur Gestaltung und Evaluation von IPLL und die im Verbundprojekt „Campus BWP MV“ entwickelten und in der berufsschulischen Praxis bereits erprobten IPLLs.

Ergebnisse

Die Studienergebnisse zeigen, dass IPLL flexibel auf die personellen und organisatorischen Rahmenbedingungen übertragbar sein sollten. Um ein solches Format zu realisieren, wurden IPLL modular gestaltet, sodass einzelne Bestandteile flexibel genutzt werden können. Ein wichtiges Gestaltungselement bilden dabei offene Bildungsmaterialien, die bedarfsgerecht eingesetzt werden können.

Implikationen

Das Verbundprojekt entwickelt innovative Lehr- Lernformate und Umsetzungsstrategien für die interprofessionelle Bildung von Gesundheitsfachberufen. Die Ergebnisse sollen auch als Beispiel für interprofessionelle Bildung in anderen Anwendungsfeldern dienen.

Literatur

Reeves, S., Pelone, F., Harrison, R., Goldman, J., & Zwarenstein, M. (2017). Interprofessional collaboration to improve professional practice and healthcare outcomes. The Cochrane database of systematic reviews, 6, CD000072. https://doi.org/10.1002/14651858.CD000072.pub3.

WHO. (2010). Framework for Action on Interprofessional Education & Collaborative Practice. World Health Organization (WHO). Retrieved 02.03.2023 from https://www.who.int/publications/i/item/framework-for-action-on-interprofessional-education-collaborative-practice



Individuelle Förderung im Kontext multiprofessioneller Kooperation an berufsbildenden Schulen als Gegenstand der Schulentwicklung – Partizipativ-Evaluative Identifikation und Entwicklung von Handlungsoptionen

Vollmer, Simon

Europa-Universität Flensburg, Deutschland

Individualisierung wird unter anderem aus einer bildungspolitischen und gesellschaftlichen Perspektive als Megatrend der Moderne betrachtet (vgl. Heimann/Hummel 2020, S. 50ff). Zugleich ist aus sozialtheoretischer und soziologischer Perspektive die Individualität eine tragende Säule der Identitätskonstruktion des modernen Menschen, sodass sie als „selbstbestimmte Einzigartigkeit“ (Schimank 2000, S. 107) eine omnipräsente und in alle Bereiche des Lebens hineinwirkende Größe darstellt.

Lehr- und Fachkräfte an berufsbildenden Schulen sollen entsprechend der KMK-Empfehlung (2020) miteinander kooperieren, um jeweilige strukturell bedingte Kompetenzdefizite hinsichtlich ihres Auftrags der individuellen Förderung auszugleichen. Ein empirischer Blick mittels einer umfassenden Interviewstudie zeigt, dass diese Kooperation nur bedingt umgesetzt bzw. genutzt wird. Auf Grundlage der aggregierten Daten wurde deshalb mit einem Gruppendelphi-Verfahren ein evaluatives Partizipationsformat entwickelt, mit dessen Hilfe Lehr- und Fachkräfte Handlungsbedarfe identifizieren und sich auf einen Konsens oder einen konsensuellen Dissens einigen, ob und wenn ja wie individuelle Förderung an berufsbildenden Schulen umgesetzt werden sollte.

Der Beitrag stellt erste Ergebnisse aus dem Forschungsvorhaben vor und eröffnet auf Basis exemplarischer Ergebnisse aus den Interviews eine inhaltliche Diskussion zu folgenden Punkten:

- Wie weit muss bzw. darf direktive oder anbietende individuelle Förderung gehen?
- Wann wird die Freiheit des Individuums durch Förderungen eingeschränkt?
- Welche Grenzen müssen sich Lehr- und Fachkräfte dabei setzen?
- Wie weit reicht die Verantwortung der Lehr- und Fachkräfte sowie diejenige der jungen Menschen?



Altersvorsorge als Lerngegenstand: Design, Erprobung und Evaluation einer spielbasierten Lernumgebung

Suna, Merve; Baginski, Ronja; Aprea, Carmela

Universität Mannheim, Deutschland

Der demografische Wandel bringt viele Herausforderungen mit sich. Eine davon sind die Finanzierungsschwierigkeiten, mit denen die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland in Zukunft konfrontiert sein wird (OECD, 2021). Daher steigt die Eigenverantwortung der Bevölkerung in Bezug auf ihre Altersvorsorge, weshalb sie besser über die Funktionsweise des Rentensystems informiert sein sollten (Fornero & Lo Prete, 2023).

Ziel dieser Studie ist es, ein neutrales und evidenzbasiertes Lernangebot für junge Erwachsene bzw. Berufseinsteigende zu konzipieren, welches deren Interesse am Thema wecken und ihr Verständnis für das deutsche Rentensystem fördern soll. Zentral ist damit die Forschungsfrage, wie Lerneinheiten zum Thema Altersvorsorge gestaltet sein sollten, um die Zielgruppe beim Wissenserwerb zu unterstützten.

Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage wurden unter Rekurs auf Ansätze des spielbasierten Lernens (z.B. Schutz & Schwartz, 2022) mehrere am Design-Based Research Ansatz (z.B. Armstrong et al. 2019) orientierte Forschungszyklen durchlaufen, in denen die Lernumgebung entwickelt, erprobt, evaluiert und auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse sukzessive optimiert wurde. An den Erprobungen waren Fachexperten, Studierende und Berufseinsteigende aus verschiedenen Berufsgruppen beteiligt. Die Datenerhebungen erfolgten mittels halbstrukturierter Interviews und Fragebögen.

Als Ergebnis dieser Studie wurde die sogenannte Rentenrallye entwickelt, die am Prinzip des Stationenlernens orientiert ist. An bisher sieben Stationen können sich junge Erwachsene selbstorganisiert Wissen über das deutsche Rentensystem aneignen. Mit Blick auf die Forschungsfrage wurde anhand der Forschungszyklen deutlich, dass Lernende mit Hilfe von Karikaturen an die verschiedenen Themen der Altersvorsorge herangeführt werden können. Informationstexte sollten auf das Wesentliche beschränkt und sprachlich auf die Zielgruppe abgestimmt sein. Lernvideos hingegen sollten keine computergenerierten Stimmen enthalten. Zudem bieten sich Quizelemente an, um Lernende zu motivieren.

Die Studie leistet einen Beitrag zur Erkenntnisgewinnung im Kontext eines praxisrelevanten, jedoch bislang in der wirtschaftspädagogischen Lehr-Lern-Forschung noch nicht hinreichend berücksichtigten Lerngegenstands. Sie bildet die Grundlage für zukünftige Untersuchungen, die sich u. a. mit der Frage befassen, wie sich das entwickelte Lernangebot in schulische Curricula oder auch außerschulische Lernkontexte einbetten lässt.



 
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