Veranstaltungsprogramm der Jahrestagung der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2023

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 066
Kapazität: 60 Personen
Datum: Mittwoch, 06.09.2023
12:15 - 14:15Session YR 1.3
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 066
Moderation der Sitzung: Kristina Kögler
 

Berufsorientierung als Sozialisationsaufgabe im Spiegel subjektiver Gestaltungsprozesse und gesellschaftlicher Transformationsanforderungen

Krause, Christoph

Hochschule der Bundesagentur für Arbeit, Deutschland

Die Berufs- und Arbeitswelt ist in vielerlei Hinsicht aktuell mit zentralen Herausforderungen (Fachkräftemangel), Transformationsprozessen und damit einhergehenden Brüchen und Verwerfungen (Passungsprobleme) konfrontiert (Driesel-Lange et al. 2020). Jugendliche im Berufswahlprozess sind mit zunehmend komplexeren Fragen und Zusammenhängen zwischen persönlichen Dispositionen, der eigenen Planung und Gestaltung einer (Berufs-) Biografie und den exogenen Anforderungen konfrontiert.

Berufsorientierungsangeboten mit dem Ziel, Jugendliche bei fundierten und nachhaltigen Berufswahlentscheidungen zu unterstützen kommt dabei mit Blick auf aktuelle Herausforderungen des Systems beruflicher Bildung eine besondere Verantwortung zu (Ohlemann 2021). Das Promotionsvorhaben verfolgt die These, dass bisherige Berufsorientierungsangebote diese steigende Komplexität nicht ausreichend fassen können, daraus ergibt sich die zentrale Forschungsfrage: Welche Gestaltungs- und Gelingensbedingungen ergeben sich für neuartige Berufsorientierungsangebote, um Jugendlichen im Spannungsfeld subjektiver Lern- und Entwicklungsprozesse sowie den Anforderungen beruflicher Sozialisationsprozesse eine fundierte und nachhaltige Berufswahlentscheidung zu ermöglichen?

Ziel des im Rahmen des BMBF geförderten InnoVET Projekts „Allianz für berufliche Bildung in Ostbayern“ (ABBO) entstehende kumulative Promotionsvorhabens ist die Konzeption des integrativ-komplementäres Modells der Frühausbildung, einem BO-Angebot, dass im Rahmen des Projekts pilotiert und evaluiert wird. Das Modell fokussiert die Förderung von Berufswahlkompetenzen (Handlungsorientierung und Selbststeuerungskompetenz) (Driesel-Lange et al. 2010). Methodisch werden auf Basis qualitativer Interviewdaten (n=61) zentrale Anforderungsspezifikationen mit Blick auf die Entwicklung des Modells analysiert, sowie das im Projektkontext entstehende Berufsorientierungsangebot hinsichtlich der Entwicklung von Berufswahlkompetenzen wirkungsevaluiert.

Literatur:

Driesel-Lange, K., Kracke, B., Holstein, J. & Hany, E. (2010). Berufs- und Studienorientierung: Erfolgreich zur Berufswahl ; ein Orientierungs- und Handlungsmodell für Thüringer Schulen. Nr. 165. Thillm.

Driesel-Lange, K., Weyland, U. & Ziegler, B. (Hrsg.). (2020). Berufsorientierung in Bewegung: Themen, Erkenntnisse und Perspektiven. Franz Steiner Verlag.

Ohlemann, S. (2021). Berufliche Orientierung zwischen Heterogenität und Individualisierung. Springer Fachmedien Wiesbaden.



Bildungsakteur*innen im ‚Zwischenraum‘? – Verständnis und Bedeutung von Selbstinszenierung am Übergang Schule-Beruf

Otto, Franziska

Universität Paderborn, Deutschland

Das im Zentrum des Beitrags stehende Dissertationsvorhaben ist im Forschungs- und Entwicklungsprojekt SeiP (Selbstinszenierungspraktiken als Zugang zu einer selbstbestimmten, multimodalen Kompetenzfeststellung für (aus-)bildungsbenachteiligte Jugendliche) verortet. SeiP fokussiert auf Jugendliche im (inklusiven) Übergang Schule-Beruf, die vielfältige Problemlagen, Benachteiligungen und/oder sonderpädagogische Unterstützungsbedarfe aufweisen. Der Zugang über Selbstinszenierungspraktiken folgt dabei einem stärkenorientierten Ansatz, mit dem Ziel des Aufdeckens und Nutzbarmachens persönlicher Stärken zur Unterstützung der Zielgruppe im Übergang Schule-Beruf.

Selbstinszenierungspraktiken haben u. a. eine besondere Bedeutung für den Übergang in die Berufs- und Arbeitswelt und bieten Potenziale für die Gestaltung von Lehr-/Lernumgebungen in den entsprechenden Bildungsgängen. Bildungsakteur*innen sind hier mit der Herausforderung konfrontiert, Jugendliche auf entsprechende Situationen vorzubereiten, und dazu beizutragen, die vorliegenden Selbstinszenierungspraktiken zugänglich zu machen. In diesem Zusammenspiel fungieren die Bildungsakteur*innen als Mittler zur beruflichen Welt im Rahmen einer adressatengerechten Aufbereitung der multimodalen Selbstinszenierungen der Jugendlichen. Hier setzt das Dissertationsvorhabens an und stellt die Frage nach dem konzeptionellen Verständnis von Selbstinszenierungspraktiken sowie deren Bedeutung und Umgang aus Sicht der Bildungsakteur*innen. Das Vorhaben zielt dabei darauf, die Entwicklung eines vertieften Verständnisses und eine Erkundung von Selbstinszenierungspraktiken am Übergang Schule-Beruf vorzunehmen sowie Einblicke zur didaktischen Gestaltung und zum Umgang mit diesen zu eröffnen. Ziel des Beitrags ist es, das Forschungskonzept sowie erste Erkenntnisse vorzustellen und zu diskutieren. Hier sollen insb. die Potenziale und Grenzen einer Einbindung in den gestaltungsorientierten Ansatz des Projekts zur Diskussion gestellt werden. Hierauf bezogen sollen erste Ergebnisse einer Literature Review zu Selbstinszenierung dargelegt und eingeordnet sowie basierend auf einer Interviewstudie mit Bildungsakteur*innen von beteiligten Berufskollegs Zugänge zum Verständnis von Selbstinszenierung aufgezeigt werden. Darauf aufbauend werden Fallstudien zum Umgang mit Selbstinszenierungspraktiken vorgestellt. Dies bietet die Basis, um das methodische Design und die intentionale sowie methodische Ausrichtung der Studie weiter zu präzisieren.



Wie gut kennen Schüler/-innen die Anforderungen der Arbeitswelt? Differenzen zwischen den Einschätzungen von Schüler/-innen und Arbeitgeber/-innen.

Hochmuth, Melanie1; Frey, Andreas1; Silvia, Annen2

1Hochschule der Bundesagentur für Arbeit Mannheim; 2Universität Bamberg

Theoretische Verortung

Auf dem Ausbildungsmarkt werden Jugendliche mit unvollständigen Informationen konfrontiert, wobei deren Fähigkeiten und Kompetenzen ein Signal für Arbeitgeber/-innen darstellen (Protsch & Solga, 2015). Eine umfassende Berufsorientierung ermöglicht basierend auf den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, individuellen Interessen und Kompetenzen im Kontext der Such- und Matchingtheorie eine fundierte und nachhaltige Berufswahl (Fitzenberger et al., 2015). In diesem Kontext beschreibt die Berufswahlkompetenz das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, in dem relevantes Wissen zu eigenen Stärken und Schwächen sowie Merkmalen der Arbeitswelt erlangt wird (Driesel-Lange et al., 2020).

Fragestellung

Inwieweit kennen Jugendliche in der Berufsorientierungsphase die Anforderungen der Arbeitswelt und inwiefern gibt es Differenzen zwischen der Einschätzung relevanter Merkmale aus der Perspektive von Arbeitgeber/-innen und Jugendlichen?

Methodischer Zugang

Der Beitrag stützt sich auf die Daten des Projekts „Berufsorientierungs- und Entscheidungsverhalten der Generation Y und Z“ (HdBA Mannheim/Universität Landau, 2020). Mittels einer Ratingskala wurde die Relevanz von Anforderungen der Arbeitswelt anhand von 22 Items operationalisiert und die Befragten schätzten ein, inwieweit Jugendliche diesen Anforderungen gerecht werden können. In Bezug zur Berufswahlkompetenz werden die Einschätzungen von 246 Schüler/innen und 162 Arbeitgeber/-innen gegenübergestellt (u.a. t-Test).

Ergebnisse

Schüler/innen schätzen insbesondere die Relevanz überfachlicher Kompetenzen in den folgenden Bereichen signifikant geringer ein als Arbeitgeber/-innen:

  • Flexibilität
  • Selbstständiges Arbeiten
  • Schnelles Einarbeiten
  • Umgang mit Veränderungen
  • Selbstständiges Entscheiden
  • Verzicht auf Freizeit

In allen genannten Bereichen (Ausnahme: Verzicht auf Freizeit) fällt die Selbsteinschätzung der Schüler/-innen positiver aus als die Einschätzung der Arbeitgeber/-innen.

15,8% der Schüler/innen fällt es dabei schwer, zu beurteilen, ob sie die Anforderungen gut bewältigen können.

Implikationen

Insgesamt lässt sich ein Informationsdefizit im Rahmen der Berufswahlkompetenz beobachten, sowohl durch die geringere Wahrnehmung der Relevanz überfachlicher Kompetenzen als auch hinsichtlich der Selbsteinschätzung. Gezielte Berufsorientierungs- und Beratungsangebote für Jugendliche und Ausbildungsbetriebe können dieser Herausforderung entgegenwirken und das Matching am Ausbildungsmarkt verbessern.

 
14:45 - 16:45Session YR 2.3
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 066
Moderation der Sitzung: Matthias Vonken
 

Kreatives Handeln in der beruflichen Bildung – Was braucht es an Intention, Freiheit oder Zufall?

König-Wendel, Jeanette

Universität Erfurt, Fachgebiet Berufspädagogik und Weiterbildung Deutschland

Kreativität begegnet uns in der alltäglichen Wortverwendung z.B. für Zuschreibungen für Subjekte, Organisationen oder Praktiken im Arbeitsalltag in Bedeutung von etwas Neuem, Einzigartigem (Beyes; Metelmann 2018, 9). Nach Joas (2016, 638) beinhaltet eine Erfassung des Verständnisses von Kreativität weitaus mehr. Seiner Grundidee nach, erwächst Kreativität aus „problematischen“ (beruflichen) Handlungssituationen. Hinsichtlich entscheidender Situationsbestandteile und eigener möglicher Handlungsimpulse stellt Rezeptivität dafür eine bedeutende Bedingung dar. Er spricht von einem dynamischen Modell kreativen Handelns im Interaktionismus. Vergleichbar argumentiert auch Luhmann, dass im Entstehen der Systemtheorie Kreativität bereits Berücksichtigung findet und aus etwas „Neuem“ besteht, was sich nicht auf „wiederholbare Ursachenketten“ zurückführen lässt (Luhmann 1995, 115). Doch welches Verständnis von kreativem Handeln liegt in der beruflichen Bildung vor? Welche Bedeutung wird dem beigemessen? In Anlehnung an die Fotobefragung nach Wuggenig (1990, 109) dienen Fotos von Akteuren aus ihrem beruflichen Alltag als Impuls, ihr kreatives Handeln in narrativen Interviews zu erläutern (Schütze, 1983). Die Auswertung erfolgt mit der Narrationsanalyse nach Schütze.
Bisherige Ergebnisse sind theoriebasierte Aussagen zum Verständnis kreativen Handelns in der beruflichen Bildung, sowie weitere Sichtweisen auf bspw. die Bedeutung von Freiheit oder die Rolle des Zufalls, bis zum Imperativ, kreativ zu sein.
Gewünschter Kreativität steht eine curriculare sowie didaktische Bescheidenheit diverser Ausbildungsordnungen für Berufe gegenüber, welcher durch mögliche Grundzüge einer Didaktik des kreativen Handelns in der beruflichen Bildung begegnet werden könnte.
Literaturverzeichnis
Beyes, T.; Metelmann, J. (Hg.) (2018): Der Kreativitätskomplex. Bielefeld: transcript Verlag.
Joas, H. (2016): Situierte Kreativität. Ein Ausweg aus der Sackgasse der Heidegger-Cassirer-Debatte. In: DZPhil (64(4)), S. 635–643.
Luhmann, N. (1995): Das Risiko der Gesellschaft. In: Zeitschrift für Wissenschaftsforschung 9 (10), S. 107–119.
Schütze, F. (1983): Biographieforschung und narratives Interview. Mannheim
Wuggenig, U. (1990): Die Photobefragung als produktives Verfahren. In: Angewandte Sozialforschung (16), S. 109 –111



Zur Genese der Teilzeitberufsausbildung

Hawel, Jacob

Europa-Universität Flensburg, Deutschland

Mit der Verankerung in das Berufsbildungsgesetz im Jahr 2005 bekam die Teilzeitberufsausbildung zum ersten Mal eine rechtliche Grundlage. Ein starres Zeitregime bestimmte bis in die 2000er Jahre hinein die bundesdeutsche Berufsausbildung, in dem die tägliche und wöchentliche Arbeitszeit auf eine Ausbildung in Vollzeit ausgelegt war. Maßnahmen zur Flexibilisierung konnten zwar getroffen werden, dabei handelte es sich aber lediglich um individuelle Vereinbarungen zwischen Ausbildungsbetrieben und Auszubildenden. Im Zuge der Arbeitsmarktreformen zu Beginn des Jahrtausends rückte das Konzept der Teilzeitarbeit mehr und mehr in den Fokus der Wirtschaft und der Politik und gewann gleichzeitig an gesellschaftlichem Ansehen. Untersuchungen zur hohen Jugendarbeitslosigkeit in den 1990er Jahren durch das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft sowie das Bundesinstitut für Berufsbildung zeigten auf, dass unter den 20- bis 25-jährigen Erwachsenen ohne abgeschlossene Berufsausbildung ein nicht unerheblicher Anteil junge Frauen mit Kindern darstellten. Frühe Mutterschaft galt noch als Tabu, weshalb den Frauen mit Vorurteilen und Skepsis begegnet wurde, wodurch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich verringert wurden.

Mit dem Forschungsvorhaben soll die Genese der Teilzeitberufsausbildung nachgezeichnet werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse politischer Diskurse zu der Ausbildung in Teilzeit. Die Grundlage der Daten bilden Dokumente des Bundestags, Bundesrats und der Landtage. Weitere Dokumente stützen die Untersuchungsergebnisse. Anhand der Datenanalyse sollen die Entwicklungen und Prozesse herausgearbeitet werden, die schließlich zur Novellierung des Berufsbildungsgesetzes im Jahr 2005 mit dem Fokus auf die Aufnahme der Teilzeitberufsausbildung führten. Neben dem historischen Auftrag werden durch die Untersuchung Fragen zum Thema Gleichberechtigung und Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern aufgeworfen und im Kontext des Vorhabens bearbeitet. So wird auch in Frage gestellt, warum ein berechtigtes Interesse[1] zwingend notwendig war und welche (tradierten) gesellschaftlichen Normen zur Geschlechterfrage Einfluss auf die Gestaltung des Ausbildungskonzepts hatten.


[1] Nur wer eigene Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zu versorgen hatte, galt als berechtigt für eine Teilzeitberufsausbildung (Empfehlung 129, HA BIBB).

 
Datum: Donnerstag, 07.09.2023
10:45 - 12:15Session 1.3
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 066
Moderation der Sitzung: Franz Kaiser
 

„Allpaka“ - Ein digitales Unterrichtsplanungstool als Lernunterstützung für Novizen-Lehrkräfte

Frank, Carolin; Leske, Peer; Scheller-Hornik, Annegret; Ranft, Sebastian; Theede, Maike

Bergische Universität Wuppertal, Deutschland

Infolge des Lehrermangels gibt es in Schulen einen steigenden Anteil an Quereinsteigern ohne grundständige Lehramtsausbildung, insbesondere in den gewerblich-technischen Fachrichtungen Maschinenbau- und Elektrotechnik. Es gibt, trotz des geringen Forschungsstandes zu Quereinsteigern, Hinweise darauf, dass Quereinsteiger Schwierigkeiten bei der effizienten und effektiven Unterrichtsgestaltung haben [1]. Dies kann sich negativ auf den Lernerfolg der Schüler auswirken [1]. Aus der Forschung zu Fortbildungen kann als ein Ansatz abgeleitet werden, e dass Lehrkräfte mittels digitaler Applikationen effizient bei derder Planung von Unterricht ngeleitet und darüber nachqualifiziert werden können [2]. Die Vorteile der digitalen Begleitung liegt vor allem in einer ubiquitären Verfügbarkeit des Angebots sowie in einer langfristigen Einsetzbarkeit und handlungsspezifischen Unterstützung. Eine derartige Applikation wird im Forschungsprojekt KoLBi BK als Webanwendung unter der Bezeichnung „Allpaka“ entwickelt. Ziel ist eine praxisorientierte Unterstützung des Prozesses der Unterrichtsplanung für den gewerblich-technischen Unterricht auf Basis aktueller Forschungsergebnisse. Im Rahmen der Entwicklung des Tools wird der Planungsprozess in vier Teilmodule unterteilt (übergeordnete Planung, Einstiegsphase, Erarbeitungsphase, Sicherungsphase) und anhand konkreter Denk- und Handlungsaufforderungen operationalisiert, um den Transfer in einen effizienten Planungsprozess zu erleichtern. Novizen können während der Unterrichtsplanung gezielt unterstützt und didaktische Entscheidungen angeleitet getroffen werden. Dies schließt insbesondere Entscheidungen mit Bezug zu Anforderungen der gewerblich-technischen Fachdidaktiken ein. Das Tool wird mittels der Methode Lautes Denken evaluiert. Ergänzend werden die Nutzer mittels Short-UEQ zur User-Experience befragt. Der Vortrag stellt den digitalen Unterrichtsplanungsprozess vor und gibt eine Ergebnisdarstellung der empirischen Usability Studien. Es wird erläutert, wie die App in die Lehre zur hochschuldidaktischen Begleitung von Praxisphasen im Lehramtsstudium integriert werden kann.

[1] Porsch, R. (2021). Quer- und Seiteneinsteiger*innen im Lehrer*innenberuf. In C. Reintjes et al. (Hrsg.), Schulpraktische Studien und Professionalisierung. S. 207–222.

[2| Göb, N. (2017). Professionalisierung durch Lehrerfortbildung. Die deutsche Schule, 109(1), 9–27.



Gewichtete Kompetenzprofile von Lehrkräften der beruflichen Bildung

Besser, Lea1; Traum, Anne2

1Universität Halle, Deutschland; 2Universität Rostock, Deutschland

Fragestellung Wie gewichten berufliche Lehrkräfte unterschiedlicher Fachrichtungen ihr Kompetenzprofil?

Abstract

Berufliche Lehrkräfte benötigen ein breites Spektrum an Kompetenzen, welche je nach Arbeitsinhalt, Fachrichtung, Schule, Land und Klassengröße variieren können (Rauner, 2015; KMK, 2004). Zur Überprüfung dieser Kompetenzen wurden tätigkeitsspezifische Kompetenzprofile auf Basis von objektiv-bedingungsbezogenen Tätigkeitsanalysen abgeleitet (Rau et al., 2021). Die vorliegende Studie untersucht mittels strukturierter Rangreihenlegetechnik, wie Berufsschullehrkräfte aus 7 unterschiedlichen Fachrichtungen ihre Kompetenzen gewichten. Dazu wurden 58 Kartenlegungen an verschiedenen Schulen durchgeführt und 28 finale Legungen multimethodisch ausgewertet. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Gewichtung der Kompetenzen zwischen den Fachrichtungen und Schulen variiert. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit einer gezielten Qualifizierung von Berufsschullehrkräften in Abhängigkeit von Arbeitsinhalt und Arbeitskontext und deuten Gestaltungsbedarf der Tätigkeit von Berufsschullehrkräften an.

Literatur

Kultusministerkonferenz, K. M. K. (2004). Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften. http://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-Standards-Lehrerbildung.pdf

Rau, R., Schweden, F., Hoppe, J. & Hacker, W. (2021). Verfahren zur Tätigkeitsanalyse und -gestaltung bei mentalen Arbeitsanforderungen (TAG-MA). Kröning: Asanger.

Rauner, F. (2015). 5.1 Messen beruflicher Kompetenz von Berufsschullehrern. Kompetenzdiagnostik in der beruflichen Bildung: Methoden zum Erfassen und Entwickeln beruflicher Kompetenz. COMET auf dem Prüfstand, 30, 413.



Analyse individueller Vorerfahrungen und Studienmotive in Bezug auf die Kompetenzentwicklung von Studierenden der Berufspädagogik - Evidenz aus Mecklenburg-Vorpommern

Traum, Anne; Kaiser, Franz; Chen, Pujun; Ziegler, Uta

Universität Rostock, Deutschland

Forschungskontext und theoretische Verortung Der Lehrkräftemangel an beruflichen Schulen ist ein lange bekanntes (Ziegler, 2018) und anhaltendes Problem (KMK, 2022). Das betrifft die Gewinnung von Studierenden (Lehramtstyp 5) und die Qualität ihrer Ausbildung. Die Zahl empirischer Studien, die sich mit dem Problem befassen, hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Die Diskussionen in verschiedenen nationalen Kontexten fokussieren die Verbesserung der Qualität der bestehenden Lehrkräfteausbildung an Universitäten (z.B. Guthrie & Jones, 2018). Wenige Studien betrachten Zusammenhänge von Vorerfahrungen, Studienmotiven u. Kompetenzentwicklung während des Studiums.

Frage Die untersuchte Frage lautet: Welche Vorerfahrungen und Studienmotive begünstigen die Kompetenzentwicklung während des Studiums bei Studierenden (Lehramtstyp 5)?

Methode Studierende der Berufs- u. Wirtschaftspädagogik (N=111) wurden per Online-Umfrage befragt. Verwendet wurden Subskalen des FEMOLA (Stellmacher & Ohlemann, 2021), Fragen zu Vorerfahrungen und zur pädagogischen und fachlichen Kompetenzentwicklung.

Ergebnisse und Implikationen Korrelationsanalysen zeigen relevante Zusammenhänge von Eingangsbedingungen und Kompetenzentwicklung. Studierende, die an pädagogischer Arbeit und am spezifischen Beruf interessiert sind, erzielen bessere Lerneffekte im Studium. Das Interesse an einem Beruf hat allein keinen Einfluss auf die pädagogische u. fachliche Kompetenzentwicklung. Frühere Arbeitserfahrungen und eine duale Berufsausbildung tragen viel zur Kompetenzentwicklung während des Studiums bei. Ergänzende qualitative Analysen zeigen Bezüge zu Interessen u. Tätigkeiten in der Kindheit. Die Ergebnisse geben Hinweise für Studienberatung, Gewinnung u. Qualifizierung von Berufsschullehrkräften.

Guthrie, H., & Jones, A. (2018). How can VET teacher education and development be improved. LH Martin Institute, University of Melbourne.

KMK (Hrsg.) (2022). Lehrereinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland 2021-2035 – Zusammengefasste Modellrechnungen der Länder.

Stellmacher, A., & Ohlemann, S. (2021). Erfassung von Berufswahlmotiven im beruflichen Lehramt durch FEMOLA. Zeitschrift für Berufs-und Wirtschaftspädagogik, 117(2), 212-230.

Ziegler, B. (2018). Das Kreuz mit dem Lehrkräftemangel an beruflichen Schulen: Systematische Analysen zur Nachwuchsproblematik aus professions- und berufswahltheoretischer Perspektive. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik 114(4), 578-608.

 
14:00 - 15:30Session 2.3
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 066
Moderation der Sitzung: Robert W. Jahn
 

Gründe für verschiedene Formen der vorzeitigen Vertragslösung von Auszubildenden: Eine empirische Analyse von Ausbildungsverläufen

Michaelis, Christian1; Findeisen, Stefanie2

1Georg-August-Universität Göttingen; 2Universität Konstanz

Mehrere Studien sensibilisieren für die Betrachtung einer vorzeitigen Vertragslösung (VV) aus der Lebensverlaufsperspektive (Krötz & Deutscher, 2022; Michaelis & Richter, 2022; Wydra-Somaggio, 2021), um dieses Ereignis im Zusammenhang mit anschließenden Verläufen zu interpretieren. Auch wenn ein nicht unerheblicher Anteil an Jugendlichen nach einer VV das Bildungssystem frühzeitig ungelernt verlässt (Abbruch nach unten), mündet der größte Anteil erneut in institutionalisierte Bildung ein (Michaelis & Richter, 2022) und erlebt somit einen horizontalen Wechsel bzw. einige streben nach einer VV auch eine Höherqualifikation an (Abbruch nach oben) (Krötz & Deutscher, 2022; Schmid & Stalder, 2012). Wenig Kenntnis besteht bisher zum Zusammenhang von Gründen einer VV und anschließenden Verläufen, was im vorliegenden Beitrag unter Rückgriff auf Daten des NEPS (SC 4, n = 596 Auszubildende mit einer VV; NEPS-Netzwerk, 2021) differenzierter analysiert wird. Mittels einer Sequenz- und Clusteranalyse von Auszubildenden mit einer VV wurden folgende sieben Cluster zu Verläufen nach einer VV (Beobachtungszeitraum: 24 Monate) identifiziert: (C1) Horizontale VV in denselben Beruf; (C2) Direkte horizontale VV in einen anderen Beruf; (C3) Verzögerte horizontale VV in einen anderen Beruf; (C4) VV nach oben in weiterführende Bildung oder Hochschule; (C5) VV nach unten in den Übergangssektor; (C6) VV nach unten in unqualifizierte Beschäftigung; (C7) VV nach unten in Arbeitslosigkeit. Folgenden Gründe für eine VV werden in NEPS unterschieden: (a) andere Ausbildungsstelle erhalten, (b) Konflikte, (c) Überforderung, (d) nicht gewünschter Ausbildungsberuf, (e) Qualität, (f) finanzielle Gründe, (g) persönliche Gründe (z. B. Krankheit, Schwangerschaft). In einer multinomialen logistischen Regression zeigt sich, dass im Falle von Konflikten im vorzeitig gelösten Ausbildungsverhältnis eine horizontale VV wahrscheinlicher und eine VV nach oben unwahrscheinlicher werden. Daneben wird eine VV nach oben wahrscheinlicher, wenn das erste Ausbildungsverhältnis nicht dem Wunschberuf entsprach. Persönliche Gründe führen hingegen häufiger zu Verläufen in die Arbeitslosigkeit. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer differenzierteren Analyse von vorzeitigen Vertragslösungsrichtungen sowohl für zukünftige Forschung als auch für die Bildungspolitik, die im Beitrag abschließend diskutiert werden.



Wege in Ausbildung: Eine Analyse zum Einfluss von Lesekompetenzen und Nutzung von Angeboten der beruflichen Orientierung

Michaelis, Christian1; Hangen, Jule2; Gorges, Julia3; Hollricher, Luca3; Wuttke, Eveline2

1Georg-August-Universität Göttingen; 2Goethe-Universität Frankfurt; 3Philipps-Universität Marburg

Geringqualifizierte Schulabgänger:innen weisen die geringste Wahrscheinlichkeit auf, einen Ausbildungsplatz zu erhalten (Holtmann et al., 2017) und erleben häufiger verzögerte Einmündungen in Ausbildung sowie instabile Verläufe in der nachschulischen Bildung (Michaelis et al., 2022). Hintergründe hierfür sind vielfältig (ebd.). Aus Perspektive der Social Cognitive Career Theory (SCCT; Lent et al., 2002) kann eine geringe Lesekompetenz, die bei geringqualifizierten Jugendlichen häufig beobachtet wird (Sälzer, 2021), sowohl das Informieren über geeignete Ausbildungsberufe i.S. einer Erschließung der Gelegenheitsstrukturen als auch das erfolgreiche Durchlaufen eines Bewerbungsverfahren i.S. der Selbstwirksamkeit – entwickelt auf Basis bisheriger (schulischer) Erfolge – beeinträchtigen. Durch die Teilnahme an Maßnahmen der beruflichen Orientierung, einem Kontextfaktor i.S. der SCCT, sollen Jugendliche in der Auswahl realistischer beruflicher Laufbahnen unterstützt werden.

Vor diesem Hintergrund soll untersucht werden, inwiefern die Lesekompetenz, die Teilnahme an Maßnahmen der beruflichen Orientierung sowie sozio-demografische Merkmale zu einem Übergang in stabile versus instabile Ausbildungsverläufe beitragen. Dazu werden Daten der Kohorte SC 4 des Nationalen Bildungspanels (NEPS-Netzwerk, 2021) genutzt und auf Schulabgänger:innen mit maximal Hauptschulabschluss begrenzt (n = 1.678). In einem ersten Schritt wurden mittels Sequence- und Clusteranalysen fünf Verlaufstypen nachschulischer Bildungsverläufe identifiziert: (1.) Direkte und (2.) verzögerte Einmündungen in Ausbildung, (3.) Übergänge mit Abbrüchen, (4.) Rückkehr in allgemeinbildende Angebote sowie (5.) instabile Verläufe. In einem zweiten Schritt erfolgen Regressionsanalysen, um den Einfluss von Lesekompetenzen, der Nutzung von Angeboten der beruflichen Orientierung sowie Interaktionseffekte zwischen diesen zu analysieren.

Die Ergebnisse können die SSCT bedingt bestätigen. Erwartungsgemäß steigert die Nutzung von Maßnahmen der beruflichen Orientierung die Wahrscheinlichkeit direkt in Ausbildung einzumünden, die Effekte der Lesekompetenzen sind allerdings erwartungswidrig. Höhere Kompetenzwerte stehen stärker im Zusammenhang mit der Rückkehr in allgemeinbildende Angebote nach diversen Aktivitäten sowie verzögerten Einmündungen in Ausbildung. Die Relevanz von Lesekompetenzen geringqualifizierter Jugendlicher für nachschulische Bildungsverläufe wird im Beitrag abschließend kritisch diskutiert.



Längsschnittstudie zum Einfluss von Teamidentifikation und sozialer Unterstützung auf die Absicht den Vorbereitungsdienst abzubrechen

Hangen, Jule1; Warwas, Julia2

1Goethe Universität Frankfurt; 2Universität Hohenheim

Die Ausbildung beruflicher Lehrkräfte wird u.a. in der zweiten Phase der Lehrkräftebildung, dem sogenannten Vorbereitungsdienst (VD) gewährleitet. Diese erste Phase beruflicher Praxis gilt zum einen als belastend und stressbehaftet aber gleichzeitig als essentiell für die Entwicklung einer beruflichen Identität (Hong, 2010).

Während die Beziehungen zwischen Lehrkräften im VD (LiV) und Ausbildern am Studienseminar (z.B. Kärner et al., 2022) sowie Mentor*innen (z.B. Warwas et al., 2016) häufig betrachtet wurden, soll in diesem Beitrag die Wichtigkeit der Gemeinschaft und Zusammenarbeit von LiV im Vordergrund stehen (siehe auch Kärner et al. 2021 zur Unterstützung durch Kolleg*innen und andere LiV in Problemsituationen). Dem Social Identity Approach folgend, ist die Zugehörigkeit zu Gruppen gut für die Gesundheit und das Wohlbefinden, da Menschen einen Teil ihres Selbstkonzepts aus der Zugehörigkeit zu Gruppen ableiten (Haslam, 2004). Diese kollektive Sichtweise, die durch die Identifikation mit dem Team entsteht, kann ihnen helfen, mit belastenden Situationen besser umzugehen (Haslam et al., 2009). Neben der Identifikation mit einem Team wird auch die wahrgenommene soziale Unterstützung im Rahmen des sogenannten „social cure“ Phänomen in den Blick genommen: Erste Studien deuten darauf hin, dass der Einfluss von Identifikation mit einem Team auf physiologische und psychologische Gesundheit mediiert wird durch soziale Unterstützung und kollektive Selbstwirksamkeitserwartungen (Frenzel et al., 2022).

Vor dem Hintergrund eines verstärkten Lehrkräftemangels, soll überprüft werden, ob ein solcher Einfluss auch während des VD zu finden ist. Als abhängige Variable wird die Absicht, den VD abzubrechen gewählt und es soll überprüft werden, welchen Einfluss die Identifikation mit den Teams an Schule und Studienseminar hat und, ob dieser Einfluss mediiert wird durch die wahrgenommene Unterstützung.

Zur Beantwortung wurde eine längsschnittliche Online-Fragebogenerhebung durchgeführt. LiV für berufliche Schulen in Hessen (N=34) wurden zu 5 Zeitpunkten sowohl nach ihrer Identifikation mit verschiedenen Teams als auch der sozialen Unterstützung an Schule & Studienseminar und ihrer Absicht, den VD abzubrechen befragt. Erste Mediationsanalysen zeigen, dass der Einfluss von Identifikation mit dem Team auf Abbruchgedanken zu Beginn des 1. Hauptsemesters vollständig mediiert wird durch die Unterstützung am Studienseminar.

 
16:00 - 17:30Session 3.3
Ort: Gebäude Helsinki (HEL) Raum 066
Moderation der Sitzung: Volker Bank
 

Die Fähigkeit zum kritischen Umgang mit Online-Informationen bei LehramtsreferendarInnen im Fach Wirtschaft und ihre Förderung durch ein digitales Training

Nagel, Marie-Theres; Zlatkin-Troitschanskaia, Olga; Fischer, Jennifer; Martin de los Santos Kleinz, Lisa; Maur, Andreas

Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland

Das Internet ist aus dem Arbeitsalltag von Lehrkräften nicht mehr wegzudenken, sowohl bei der Nutzung digitaler Medien sowie zur Vermittlung digitaler Kompetenzen im Unterricht [1-5]. Eine stärkere Internetnutzung geht jedoch nicht automatisch mit einer höheren Kompetenz im Umgang mit Online-Medien einher [6]. Eine Förderung des Umgangs mit digitalen Medien ist jedoch bislang oft wenig curricular verankert und nur vereinzelt expliziter Bestandteil des Lehramtsstudiums [7-8]. Zugleich zeigen Lehramtsstudierende substantielle Kompetenzdefizite, z.B. Online-Informationen kritisch zu bewerten [9,10]. Zur Entwicklung und Förderung dieser Kompetenzen in der Lehramtsausbildung liegen bislang kaum Studien vor [11].
Im Vortrag werden Befunde aus dem BMBF-Projekt [Anonym] vorgestellt, wie das Niveau der kritischen Nutzung von Online-Informationen bei LehramtsreferendarInnen im Fach Wirtschaft vor und nach der Durchführung eines digitalen Trainings zur Förderung dieser Kompetenzen ausgeprägt ist. Das Projekt basiert auf einem validierten Assessment Framework zum „Critical Online Reasoning“ (COR) [12]. COR umfasst drei Facetten: die Suche nach, Evaluation/Auswahl und Verarbeitung/Synthese von Online-Informationen. Zur COR-Erfassung wurde vor und nach dem Training ein validiertes performanzbasiertes Online-Assessment eingesetzt, in dem 32 ReferendarInnen basierend auf realen Internet-Recherchen offene Aufgaben lösten, wobei alle Logdaten aufgezeichnet wurden [12]. Die Aufgabenlösungen (Kurztexte) wurden von zwei unabhängigen geschulten Ratern mittels eines validierten Schemas bzgl. insg. 6 Kategorien bewertet (Interrater-Reliabilität>0,8), wobei auch die Qualität der genutzten Online-Quellen und -Inhalte anhand der Logdaten nach einem Kategorienschema analysiert wurde [9]. Im Training wurden das generische und domänenspezifische COR der TeilnehmerInnen mittels digitaler Lehr-Lern-Pakete in Orientierung an einen vollständigen Informationsproblemlösungsprozess [13] gezielt geschult.
Die ReferendarInnen zeigten nach dem Training insgesamt eine etwas (nicht sig.) bessere Leistung (m=3,21 von 4 Pkt.) als zuvor (m=3,15 Pkt.). Dabei variieren jedoch die Befunde je nach betrachteter Bewertungsfacette deutlich; so z.B. in der Facette Verfassen eines argumentativen Antworttexts (Prä m=3,19, Post m=3,42). Aus den vorgestellten Befunden werden Implikationen für die effektive Förderung von COR im Lehramtstudium- und -Referendariat diskutiert.



Emotionsinduktion in digitalen kompetenzorientierten Aufgaben - Ergebnisse einer Think-Aloud-Studie mit kaufmännischen Auszubildenden

Meiners, Hanna

Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland

Zur Sicherung der aktuellen und künftigen Anforderungen der Arbeitswelt ist die Berufsausbildung auf die Förderung von beruflicher und berufsübergreifender Handlungs- und Problemlösekompetenz ausgerichtet. Diese gilt es auch in schriftlichen Abschlussprüfungen zu diagnostizieren und zu messen, um der Verantwortung der zugrundeliegenden diagnostischen Entscheidungen, die mit dem Prüfungsergebnis einhergehen (z. B. Berufswegentscheidungen), gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang bieten digitale Medien Chancen und Potentiale zur authentischen Kompetenzdiagnostik.

Digitale kaufmännische Prüfungsaufgaben können einerseits korrespondierende Software integrieren und dadurch, sowie durch die Einbindung realitätsgetreuer Audio- und Videosequenzen, berufliche Problemsituationen authentisch abbilden. Dadurch kann die kognitive Informationsverarbeitung im Bearbeitungsprozess unterstützt werden. Andererseits können ausgewählte Gestaltungselemente (z. B. Farben) eingesetzt werden, um gezielt Emotionen zu induzieren. Sowohl positive als auch negative Emotionen können eine leistungssteigernde Wirkung im Problemlöseprozess erreichen. Fraglich ist bisher jedoch, welche Emotionen in ansprechend gestalteten digitalen kaufmännischen Prüfungsaufgaben ausgelöst werden.

Basierend auf grundlegenden Gestaltungselementen sind potentielle digitale und emotional ansprechende kaufmännische Prüfungsaufgaben entwickelt worden. Diese werden in einer Think-Aloud-Studie bezüglich der Induktion emotionsbezogener Reaktionen eingesetzt. Die ersten Ergebnisse dieses Aufgabeneinsatzes mit kaufmännischen Auszubildenden zeigen, dass sich verschiedenartige Emotionen durch die Aufgabengestaltung erzeugen lassen (z. B. Überraschung durch digitale Elemente, Freude durch Realitätsbezug, Verwirrung durch abgebildete berufsbezogene Problemsituation). Neben verschiedenen Ausprägungen von Lern- und Leistungsemotionen scheinen in diesem Kontext auch technologiebezogene und ästhetische Emotionen als spezifischer Objektfokus relevant zu sein (vgl. Loderer, Pekrun & Frenzel, 2020, S. 419 f.).

Literatur:

Loderer, K., Pekrun, R., & Frenzel, S. C. (2020). Emotionen beim technologiebasierten Lernen. In Niegemann, H. & Weinberger, A. (Hrsg.), Handbuch Bildungstechnologie – Konzeption und Einsatz digitaler Lernumgebungen. Springer.



Lernfirmen als Simulation der kaufmännischen Praxis angesichts der Geschäftsprozessorientierung und Digitalisierung

Yilmaz, Cennet; Retzmann, Thomas

Universität Duisburg-Essen, Deutschland

Hintergrund: Als Bürosimulation muss sich die Lernfirma stetig an den sich wandelnden Anforderungen der kaufmännischen Praxis messen. Die Geschäftsprozessorientierung, die sich in einem breiten Einsatz von ERP-Systemen zeigt (Frötschl 2015, 39, grundlegend: Pongratz et al. 2009, 5), aber auch die Digitalisierung führen zu veränderten Tätigkeitsanforderungen (Sonnenschein 2022, 51, Riebenbauer et al. 2018, 9), die in der Lernfirma realitätsgerecht modelliert werden müssen.

Desiderat: Im Kontrast zur außerschulischen Übungsfirma soll beim schulischen Einsatz – in der Lernfirma – die Verknüpfung von praktisch-situationsbezogenem und theoretisch-systematischen Lernen erfolgen (Tramm 1996, 93 ff.). Theoretische Überlegungen und empirische Befunde dazu sind älteren Datums, besitzen aber auch heute Relevanz. Lernfirmen sind in zwei Bundesländern mittlerweile curricular verankert. Insbesondere ihr Anspruch als realitätsgerechte Simulation wurde kaum erforscht. Beide Curricula der Lernfirma (StMUK 2014, KM 2018) sind explizit prozessorientiert, dies wurde jedoch – ebenso die Digitalisierung – noch nicht erforscht.

Forschungsfrage & Methodik: Den immer noch aktuellen Überlegungen von Reetz (1986) folgend, werden in Lernfirmen in zwei Transformationsschritten die betriebliche Realität modelliert und können unterschiedliche didaktische Funktionen aufweisen. Unter anderem mithilfe dieser theoretischen Grundlage wurde ein Fragebogen entwickelt, dem die Forschungsfrage: „Wie bewerten Lernende den Einsatz von Lernfirmen für die Realisierung von Geschäftsprozessorientierung und Digitalisierung?“ zugrunde liegt.

Ergebnisse: Im Vortrag werden theoriegeleitet Konzeptionsmerkmale für Lernfirmen identifiziert, die die Geschäftsprozessorientierung und Digitalisierung betonen. Sodann werden die Itementwicklung und die methodische Fragebogenkonstruktion diskutiert. Der Vortragsschwerpunkt liegt auf den Ergebnissen des kognitiven Pre-Tests mit der Methode des lauten Denkens, die auch in der fachdidaktischen Lehr-Lernforschung eingesetzt wird (Sandmann 2014, 182) und hier die Item-Optimierung verfolgt.

Implikationen: Durch die Fragebogenstudie kann die didaktische Funktion curricularer Lernfirmen empirisch bestimmt und die Realisierung der Geschäftsprozessorientierung und Digitalisierung summativ evaluiert werden.

 

 
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